Sonntag, 22. März 2009

Gaoxiong

Weiter gehts...

Ich bin immerhin schon am 26. November angekommen und es geht weiter.
Den 26. November will ich an dieser Stelle nur vermerkt wissen, weil wir an diesem Tag unsere Bons mit den Gewinnerzahlen im Internet abgeglichen haben... und?! Tadaa... wir haben mit 2 Bons gewonnen und haben sage und schreibe 8 Euro einkassiert!

Mit soviel Geld konnten wir dann auch gleich einen Tag später unsere Reise nach Kending antreten. Davor stand allerdings noch Gaoxiong... schon merkwürdig das mal richtig zu schreiben. Die Taiwaner lieben es immernoch alle Laut- und Umschriften der Welt zu benutzen um die chinesische Sprache in unsere Laute zu wandeln... und wenn man einen Reiseführer oder ein Straßenschild liest wird man meistens auf etwas wie "Kaohsiung" treffen... :) Naja... das nur am Rande.
Mit dem neuen Schnellzug (Gaotie - 高鐵) ging es für uns am Taibei-Hauptbahnhof los und nur zwei Stunden später findet man sich schon fast am anderen Ende der Insel in Gaoxiong wieder. In Gaoxiong wurde gerade wegen der dort bald stattfindenden World Games 2009 eine neue U-Bahn eröffnet. Ganz nach japanischen Vorbild reicht jetzt kein dezentes Blinken mehr wenn die Bahn einfährt... nein es muss eine etwa 15 Sekunden lange Midi-Melodie ertönen, die einem schon nach dem ersten Mal gehörig auf den Geist geht. Dasselbe Spiel erfolgt nochmal bei Abfahrt... Auf dem Foto sieht man mich übrigens auf einem steinernen Umriss der Stadt Gaoxiong stehen. Die dort eingelassenen roten Punkte stehen für die neuen U-Bahn-Stationen, die sich auf zwei Linien kreuzförmig durch die Stadt ziehen. Dass die U-Bahn ganz neu ist konnte einem auch an anderen Details schmerzhaft bewusst werden, denn natürlich mussten mit der Neuerrichtung einer solchen Institution auch neue Sicherheitsstandards einhergehen und so kommt es, dass man sich in den Bahnhöfen keinen Schritt fortbewegen kann ohne dass einem auf mindestens drei verschiedenen Sprachen tolle "Sicherheitsvorschläge" gemacht werden. Seinen Höhepunkt findet das ganze dann auf den Rolltreppen: Dort wird man dann mit freundlich seuselnder Stimme, in einem nicht enden wollenden mehrsprachigen Kanon darauf hingewiesen, dass man gefälligst in der gelben Box auf der rechten Seite der Rolltreppe zu stehen hat... soviel Überbevormundung war mir dann doch ein wenig zuviel und ich freute mich als wir den Wirren des neuen Metrosystems endlich unser Hotel erreichten.

Das selbiges eine wirklich sehr direkte Verkehrsanbindung, davon konnten wir uns noch vor Ankunft überzeugen (es ist das weiße Gebäude auf der linken Seite des Fotos)... Man musste nur einer recht langen Brücke über etwa 20 Bahngleise folgen und dann war man schon fast da. Nach einem herzlichem Check-In konnten wir uns allerdings auch schon beruhigen. Die Fenster unseres Zimmers waren nicht Richtung Bahngleise gerichtet und so kamen wir nicht in den Genuss von Nacht- und Güterzügen.

Den angebrochenen Tag nutzten wir anschließend dann noch um den Hafen von Gaoxiong zu erkunden. Wir wünschten ein paar Anglern noch viel Erfolg im Hafenbecken und schlenderten von dort weiter durch die etwas älteren Viertel Gaoxiongs.

In unserem Reiseführer wurde uns noch der alte Leuchtturm und das Leuchtturmwärterhäuschen als Sehenswürdigkeit ans Herz gelegt. Deshalb wurde nicht gefackelt und wir machten uns auf selbiges zu besichtigen, jedoch, nachdem wir den Aufstieg dorthin hinter uns gebracht hatten wurden wir arg enttäuscht. Nicht etwa wie ein 7/11 sondern wie eine deutsche Behörde werden hier die Öffnungszeiten gesetzt und so waren die Tore schon verriegelt und wir konnten nur noch die Ruhe und die Einsamkeit auf dem Berg vor Gaoxiong genießen.

Die Aussicht war schließlich auch nicht von schlechten Eltern und so gingen wir weiter den "Hügelkamm" entlang und kam vorbei an alten Bunkeranlagen und beeindruckend großen Bäumen schließlich zu einer alten militärischen Befestigung. Die ausschließlich chinesischsprachigen und sowieso spärlich gesäten Schilder passten nicht in meine Vorstellung von Entspannung und nun bin ich leider nicht in der Lage zu erklären was das für eine Anlage war oder wofür sie genutzt wurde... auf jeden Fall war sie gut in den Berg eingegraben und wir konnten die herausschauenden Betonecken hervorragend für eine Pause nutzen und den Ausblick auf die im Dunst liegende vorgelagerte Halbinseln vor Gaoxiong genießen.

Wie gesagt war das Fort hier oben auf dem Berg prima touristisch erschlossen und auch um die Sicherheit wurde sich gesorgt. So entdeckte ich auf dem Rückweg über die extrem dicken Beton- und Backsteinwände ein nettes Hinweisschild. Von den Standpunkt des Schildes konnte man bequem in den Innenhof des Komplexes hüpfen und sich bei Bedarf beide Beine brechen... aber immerhin... sie haben einen ja vorgewarnt. Achja... Das Schild hatte dabei einen großzügigen Durchmesser von ca. 8 cm.

Den Abend verbrachten wir dann nach einem sehr günstigen aber auch sehr geschmacklosen Essen in Umgebung des Bahnhofes und erkundeten ein paar bunt beleuchtete Straßen.

Der nächste Tag begann ausnahmsweise recht früh. Unser Bus nach Kending sollte erst gegen frühen Abend abgehen und so nahmen wir uns vor noch ein bisschen die Umgegend Gaoxiong zu erkunden. Heute war Wandertag angesagt und nachdem wir uns unter Zuhilfenahme der öffentlichen Verkehrsmittel der Peripherie Gaoxiongs genähert hatten ging es auch schon los.
Wir hatten gehört das die Straße an der Küste besonders schön sein sollte und am besten sollte man dafür von der Uni für Meeresforschung starten. Eine nette Frau um die 40 war offenbar eh gerade auf dem Weg dahin und nahm uns gleich unter ihre Fittiche und so mussten wir nicht lange suchen um den richtigen Weg zu finden. Die Straße schlengelte sich ab dort auch gleich steil den Berg hinauf. Unter anderem zu den Wohnheimen der Studenten... mit dem Blick würde ich in Hamburg auch sofort in ein Wohnheim ziehen... subtropische Wälder, Palmen und Wasser...
Was wir noch sahen ging hoffentlich auf ein Erdbeben zurück und nicht auf die Experimente der anliegenden Uni...

Weiter ging es den Berg hinauf und die Luft wurde frischer und der Himmel deutlich blauer... Das einzige was uns ein wenig störte war, dass der Blick aufs schöne blaue Meer und die Küste gründlich von Bäumen, Büschen und Palmen verstellt war. Und so entschlossen wir uns nach etwa 1 1/2 Stunden Fußmarsch mal einen der vielen kleinen Abzweigungen ins Unterholz zu folgen.

Der Ehrlichkeit halber muss ich erwähnen, dass dieser Weg (Foto) ein wenig anders angefangen hatte... so mutig sind wir nun auch nicht. Angefangen hatte er mit einer grob geteerten Strecke die von der Straße runter sehr steil mitten in den Wald führte. Aber nachdem wir in dem Bewusstsein, dass wir diese tödliche Steigung auf dem Rückweg nach oben gehen müssen, schon hinter uns gebracht hatten, war immernoch kein Meer zu sehen und so entschlossen wir uns diesem kleinen Pfad in die Ungewissheit zu folgen. Aber wir sollten belohnt werden:

Zwar standen wir noch nicht am Strand, aber die Aussicht und der frische Wind der uns auf diesem winzigen Stück Standfläche entgegenbließ war Belohnung genug. Außerdem waren wir uns sicher, dass wir in Kending noch an den Strand kommen würden. Mit dem guten Gefühl eines Entdeckers wollten wir gerade wieder den steilen Hang hinaufasten als uns der wirklich majestätisch große Baum auffiel, den wir auf dem Hinweg noch garnicht ausgiebig bewundert hatten...

Zum Vergleich habe ich mal ein kleines Mädchen, das ich gerade dabei hatte, daneben gestellt... :)

Wieder auf der Straße angekommen gingen wir weiter mit dem Rücken zu Gaoxiong an den Bergen entlang...
Nachdem ich mich etwa 10 Minuten darüber gewundert hatte, warum die Stromleitungen neben uns so beständig wackelten wurden wir auch schon vom Auslöser dieser Anomalie überholt.

Da er Autos schon gewohnt war, schien er sich für uns garnicht zu interessieren. Wenig später konnten wir auch noch seine gesamte Familie besichtigen, die sich am Straßenrand um und an einem Strommast versammelt hatte und uns wahrscheinlich dank ihrer kleinen Affenkinder doch noch ein wenig kritischer beäugte.
Noch eine ganze Ecke weiter stießen wir dann endlich wieder auf menschliche Ansiedlungen und beschlossen kurzerhand den zwar selten fahrenden aber immerhin vorhandenen Bus zurück zu nehmen. Aber natürlich nicht ohne vorher das kleine Dorf zu besichtigen, welches uns diese rettende Bushaltestelle beschert hatte. Natürlich nicht zuletzt weil sich die bunten Banner am Dorfeingang gegenseitig mit günstigen Essens- und Getränkeangeboten überboten. Nach sehr kurzer Suche wurde wir mitten in diesem quirligen kleinen Dorf auch schon fündig.
Das Dörfchen war am Hang gelegen und entsprechend steil führten kleine Straßen durch das Dorf. Ein Café mit Waffeln im Angebot machte dann bei uns das Rennen! Neben den wirklich köstlichen Waffeln mit Sahne kann ich an dieser Stelle natürlich auch nicht den großartigen Ausblick unerwähnt lassen, der unsere Augen sich auf einer kleinen Bucht mit Fischerdorfatmosphäre ausruhen ließ.

So genossen wir Eiskaffee schlürfend und Waffel essend die gute Stunde die uns blieb bis der nächste Bus kam und wanderten danach wieder glücklich hoch zur Straße und stiegen in den Bus zurück nach Gaoxiong. Nachdem wir uns Gepäck aus unserem Hotel abgeholt hatten ging es dann auch gleich weiter zum Busterminal, was, wie zu erwarten, auch nicht sehr weit von unserem Hotel war... :)
Nach einer guten Stunden Busfahrt waren wir dann auch endlich in Kending... aber darüber werde ich jetzt nicht mehr schreiben. Vielmehr werde ich nur noch ein Bild posten von dem was uns dort erwartete.

Nein... auch wenn wir ein wenig geschockt waren, dass nur wenige Kilometer von unserem Strand entfernt ein Atomkraftwerk stand um uns das Badewasser anzuwärmen ist es nicht DAS mit dem ich den werten Leser hier hängen lassen will...

Schon besser... oder? Das nur als kleine Impression von unserem ersten Abend dort... Jetzt da ich einen etwas entspannteren Kurs in der Uni wählen konnte, hoffe ich bald noch mehr schreiben zu können... noch habe ich den Traum vom Aufholen nicht aufgegeben!

Bis dahin...

Freitag, 20. März 2009

es weihnachtet sehr...

Achja... ansich könnte man ja die eine oder andere Träne darüber verdrücken, dass mein Blog mal wieder über einen Monat tot vor sich hingegammelt hat... aber was soll ich sagen... es hat ja auch irgendwie was morbides im März von Weihnachten zu schreiben... apropos... gibt es in Deutschland schon die ersten Schokoosterhasen mit Glöckchen zu kaufen?! :)

Gut... nur soviel dazu.

Am 20. November haben Yasmine und ich uns schon unseren Weihnachtsbaum gekauft in der Hoffnung schon früh, bei tropischen Temperaturen, eine Art von Weihnachtsstimmung zu kreieren. Dem voraus ging allerdings erstmal eine längere Suche nach einem passenden Baum. Voll mit Glitter, mit Schneespray geweißt oder auch nur komplett in Gold... das alles wollte uns nicht so recht in den Kram passen und so hatten vor dem erfolgreichen Kauf unserer etwa 25 cm großen Plastiktanne schon eine ganze Menge hässliche Sachen ertragen müssen.
Als wir an dem selben Tag, irgendwann abends dann auch zuhause ankamen, war auf der Straßenecke vor unserem Haus ein kleiner Stand mit Erdnüssen eröffnet worden. Es waren nicht ganz die heimischen Hasel- und Walnüsse, aber zumindest an dieser kleinen Straßenecke mit zwei Jutesäcken voll mit Erdnüssen, beleuchtet mit Hilfe einer kleinen Lampe und Autobatterie, flammte doch plötzlich ein kleines Gefühl von Weihnachten auf...
Es ist schon merkwürdig... In Deutschland möchte man von Weihnachten vor dem dritten Advent nach Möglichkeit noch nichts wissen, aber wenn man es dann mal nicht 24 Stunden am Tag, drei Monate im Voraus um die Ohren gehauen bekommt, vermisst man Weihnachten plötzlich dann doch wieder!?

Nun... noch eine Binsenweißheit... Lerne aus deinen Fehlern! ...
Machen wir nicht!
In dem vollen Bewußtsein, dass es am Samstag in Danshui unbarmherzig voll von Menschen sein wird, setzten wir uns in eine propevolle U-Bahn und näherten uns unserem Schicksal...
So sollte es dann auch sein... An schwitzenden Körpern entlang drängelten wir uns bis zum Ausgang durch und entschieden uns angesichts nicht enden wollender Menschenströme dazu nicht Richtung Promenade und Nachtmarkt zu gehen, sondern in die entgegengesetzte Richtung richtung Wanderweg zu gehen.
Auch dort tummelten sich gefährlich viele Fahrradfahrer, die aber nicht etwa Fahrrad fuhren... nein für Taiwaner scheint es beim "Fahrradfahren" existenziell wichtig zu sein sich gegenseitig in schicken Radlerhosen und Markenrad fotografieren zu lassen, danach schieben sie ihr Fahrrad wieder zurück in die staubsichere Garage. Jedenfalls konnte man diesen Eindruck gewinnen, wenn man die Fahrradfahrer auf der Promenade beim Fotoshooting gegen die Fahrradfahrer auf dem Fahhradweg aufwog...
Immerhin hatten Yasmine und ich nach einer kurzen Strecke an der Straße einen netten Spaziergang durch das anliegende Naturschutzgebiet. Nur 10 Minuten von Danshui hat die schöne Stadt Taibei einen netten Wanderweg bis zur nächsten U-Bahn-Station angelegt. Auf hölzernen Stelzen kann man dort durch einen flachen aber hübschen Mangrovenwald direkt am Fluß wandern. Nach vielen kleinen hölzernen Umwegen und vielen schönen Aussichten fanden wir uns im Sonnenuntergang und bei der Hongshulin-U-Bahn-Station wieder. Der Name der Station heißt übersetzt etwa "Rot-Baum-Wäldchen". Ich kann mich nicht erinnern irgendetwas rotes, baumartiges in der näheren Umebung der Station gesehen zu haben... aber ist ja auch egal... Nach der Heimfahrt auf türkisen Plastiksitzen war der Tag dann auch bald vorbei.

Für den Sonntag stand dann der vorweihnachtliche Großputz auf dem Plan. Ganz nach "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen" machte ich mich, nachdem die Wohnung wieder glänzte und staubfrei war, an meine Hausaufgaben. Auch das war bald erledigt und wir machten uns mit der Mission "Weihnachtsstimmung" auf den Weg zum Riesen-Department-Store SOGO. Gerüchten zufolge sollte der SOGO immer zu Weihnachten geschmückt werden... und wir wurden nicht enttäuscht! Zwar blinkte und glitzerte alles ein wenig schriller als daheim, aber mannsgroße Zimtstangen mit Gesicht konnten mich dann doch wieder mit der in Regenbogenfarben funkelnden Deko versöhnen. ;)

Zu guter letzt gingen wir beide dann aber doch auf Nummer Sicher und schlenderten entspannt zum nächsten Starbucks. Ich glaube wenn man, egal wo auf der Welt man sich gerade befindet, eine kleine "Blase mit echtem Weihnachten" finden will, dann ist Starbucks der richtige Anlaufpunkt. Und das Beste... Während ich mich in Deutschland weigern würde horrendes Geld für die legendäre Starbucks-Röstung auszugeben (Sie werben damit welche Maschine sie zum Rösten benutzen und nicht etwa welche Bohnen???!) lockt der Sterntaler hier mit authentischer Weihnachtsmusik und -deko... und wenn man sich dann noch ein Stück Pecanusskuchen mit Zimt dazu bestellt... dann hat Starbucks zumindest hier jede Daseinsberechtigung!
..achja... Yasmine hält übrigens den Starbucks-Weihnachtssoundtrack in ihren Händen... mit ihrem heißen Nuss-Cappuchino haben die mir auch noch den aus dem Kreuz geleihert... aber mit alten amerikanischen Klassikern und neuen Interpretationen durch Goldfrapp oder ähnliche Künstler ist das ganze für 8 Euro auch ein fairer Deal gewesen! (Zumindest versuche ich mir das einzureden...)

So...genug der Weihnachtsstimmung! Mit diesem Eintrag will ich erstmal in mein Wochenende starten und hoffe einfach mal an den beiden folgenden S-Tagen noch einen nachlegen zu können. Bis dahin!

Sonntag, 15. Februar 2009

Der November... eine Fortsetzung.

Achja... wie konnte nur schon wieder so viel Zeit ins Land ziehen... Eigentlich haben wir hier auch schon wie alle anderen auf der Welt Februar und nicht wie alle anderen auf der Welt schon fast wieder 30°C. Mein aus Deutschland mitgebrachter Deo-Stick neigt sich bald zum Ende, aber ich habe fleißige Helferlein schon mit einer Neulieferung beauftragt... Bei einem Völkchen, das in quasi keiner Situation zu transpirieren beginnt traue ich den Deo hier nicht! Entweder brauchen sie keine oder sie sind so dermaßen "gut" , dass ich sie lieber nicht ausprobieren möchte... aber egal...

Der November geht weiter.

Die Erinnerungen an das letzte Wochenende wurden leider schnell von einem argen Sonnenbrand auf meinen Oberschenkeln ausradiert. Von selbigen sollte ich noch weit über eine Woche gut haben und den umumkehrbaren Schluss ziehen, beim Rafting in einem Land wie Taiwan lieber eine lange Hose anzuziehen! ... auch wenn es noch so heiß ist. Aber leider war ich noch nicht in dem Besitz dieser Weisheit als ich hier ein paar Stunden meine Beine um den Rand eines Gummibootes gewickelt und meine weißen Stampferchen bereitwillig in die pralle Mittagssonne gestreckt hatte.
Von der erniedrigenden Suche nach ein After-Sun-Creme in einem Land das von möglichst weißer Haut besessen ist, möchte ich an dieser Stelle garnicht erst anfangen. Das einzige was Yasmine nach zwei Tagen gefunden hatte war ein kühlendes Aloe-Gel. Vorher hatten aber gewisse Angestellte eines Toilettenartikelladens sichergestellt uns ein stark alkoholhaltiges Wässerchen mit Make-Up-Partikeln anzudrehen... wäre ja auch wirklich ein Gesichtsverlust wenn jemand meine roten Beine sehen würde!? Ganz im Gegenteil... versuch mal in Norddeutschland in November so einen ordentlichen Sonnenbrand mit gründlichem Peeling-Effekt zu bekommen! ... das nur nebenbei: Ich bin dazu übergegangen abgesehen von Strandbesuchen nur noch lange Hosen zu tragen.

Auf der Suche nach Sonnenmilch unter Lichtschutzfaktor 75 verging die Woche dann auch wie im Fluge und am nächsten Samstag war für Yasmine ein wichtiger Termin angesagt. Sie hatte sich vielleicht etwas voreilig für einen nationalen Redewettbewerb in der Sun Yat-sen Memorial Hall angemeldet und so hieß es am (fast heiligen) Samstag für uns um 6:30 aufzustehen um rechtzeitig zu Anmeldung am anderen Ende der Stadt zu sein. Die Startnummer baumelte schnell um Yasmines Hals und so fingen wir an die ersten Redner zu bewundern.

Shengjie hatte von Yasmines Vorhaben Wind bekommen und hatte sich auch bei uns im Publikum eingefunden. Nach gefühlten 2 Stunden (etwa einer) mehr oder minder spannender Reden und dem ein oder anderen unfreiwillig komischen Auftritt, war Yasmine dann schließlich auch dran. Zu ihrem Unglück wurde direkt vor ihrem Auftritt leider noch eine Pause für die Jury eingeschoben und so ging ihre Rede meiner Meinung nach zu sehr im allgemeinen Wiederreinkommen und Gepacke der Zuschauer unter und auch die Jury war noch dabei sich zu sortieren als die Startglocke für sie klingelte. Ich kannte die Qualitäten ihrer Rede natürlich schon aus so mancher Rezitation, aber da sich die Organisatoren obendrein dazu entschieden hatten das Mikro etwa 2 Meter vom Redner entfernt aufzustellen, kam bei mir in der 5ten oder 6ten Reihe nicht mehr viel an.
Nach Yasmines Rede konnten wir uns anhand der restlichen Teilnehmer ziemlich präzise ausrechnen, dass mit einer Bekanntgabe der Gewinner nicht vor dem Abend zu rechnen sei. Also machten wir uns zusammen mit Shengjie auf und bummelten noch ein wenig durch die anliegenden Shopping-Center. Die längste Zeit hielten wir uns beim Eslite-Bookstore auf ... falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte... der "Buchladen" ist 4 Stockwerke hoch und jede Etage hat mindestens die Größe eines Fußballfeldes. Zwar ist die Anzahl englischsprachiger Bücher im Vergleich gering (und ich bin noch nicht bereit Chinesisch zu Entspannung zu lesen), aber es reicht trotzdem, zusammen mit ihrer CD-Abteilung, mich jedes Mal für eine ziemlich lange Zeit zu fesseln.
Gegen frühen Abend fanden wir uns wieder bei der Gedächtnishalle ein und lauschten noch der ein oder anderen Rede zu verschiedenen vorgegebenen Themen. Manche waren wirklich gut und hatten viele gute Einfälle, aber zu unserem Erstaunen wurde keiner unserer präferierten Kandidaten inkl. Yasmine für einen Preis ausgesucht. Nachdem sich einige Preisrichter (namhafte Professoren aus Taipei) zu den Kriterien ihrer Auswahl äußerten wurde alles noch ein wenig wunderlicher.
Aber um es kurz zu machen. Es haben ausschließlich die langweiligen Schlipsträger alles vom 1sten bis zum 5ten Preis abgeräumt. Ihre Inhalte widersprachen dabei manchmal sogar wörtlich den Auswahlkriterien der Jury für eine gute Rede. Beispiel: Wenn man das Thema "Warum lerne ich Chinesisch" wählt, sollte man nach Angaben der Jurymitglieder selbige nicht mit Alltäglichkeiten behelligen. Den zweiten Preis gewann aber trotzdem ein blasser Brite, der sich in akzentreichen Chinesisch über die Schönheit chinesischer Kalligrafien auslies und es sich auch nicht nehmen ließ ein paar seiner eigenen mitzubringen. Nur nebenbei: Ein weiteres Kriterium der Jury war es keine Hilfsmittel außer den eigenen Händen mitzubringen!?
Auch zu den Händen ließ es sich ein anderes Jurymitglied nicht nehmen etwa 5 Minuten seine Auswahlkriterien zu erklären... "keine wilde Gestik"... "nicht vor der Jury umherlaufen".










An dieser Stelle kann ich es nicht lassen diese beiden Bilder von einem holländischen Japanologie-Studenten (wer hätte es gedacht) zu posten. Er ist während seines Vortrages wirklich die ganze Zeit umher gelaufen von einer Seite der Bühne zur anderen und hat dabei fast unkontrolliert seine Arme vor sich her geworfen... und nun Achtung! Er hat den Sonderpreis für einen kreativen Auftritt gewonnen!

Naja... abgesehen von den Ärgernissen bei der Auswahl der Gewinner... Dabeisein ist alles!

Nach dem Redewettbewerb trafen wir uns draußen noch mit Shengjies Schwester "Eve" (ich muss sie dringend mal nach ihrem chinesischen Namen fragen). Nach einem kleinen Plausch packte sie dann auch Shengjie ein und wir machten uns auf den Nachhauseweg.
Den Abend verbrachten wir ganz gemütlich vor dem Fernseher.

Neben Lernen, Essen und Einkaufen geschah dann am Sonntag auch nichts mehr besonderes und das einzige was mir noch erwähnenswert erscheint, ist, dass ich mich am Sonntagabend aufgrund eines erstaunlich klaren Himmels dazu entschied meiner Passion nachzugehen von unseren Dach aus Fotos zu schießen.

Die nächste Woche stand dann ganz im Zeichen meines ersten Semesterabschlusstests. Heißt: Lernen!

Am Donnerstag dem 13. war es dann soweit. Um 14 Uhr versammelten meine Mitstudenten und ich uns vor dem Sprachlabor und durften noch ein paar Minuten mit zittrigen Fingern in unseren Lehrbüchern wühlen. Dann ging es rein... wir wurden gründlich auf die kleinen Boxen verteilt in denen uns die blauen, versiegelten Prüfungsbögen gegenüberlagen. Aber die Aufregung war schnell verflogen. Unser Lehrer hatte uns glänzend vorbereitet und so fühlte ich mich bei fast allen Aufgaben relativ gut . Ich bin mir zwar fast sicher, dass meine Stimme bei meinen mündlichen Prüfungen nicht so fest geklungen hat wie ich es gerne gehabt hätte, aber was will man machen... :)

Am Freitag verkündete mein Lehrer dann schon, dass er meine Punktzahl bereits auf 96% runtergeprügelt hatte. Die mündlichen Prüfungen sollten dann allerdings erst später ausgewertet werden, aber nach seiner Ansicht sollte ich mit einer Prozentzahl über 90 rechnen können. Damit konnte ich natürlich mehr als gut leben und somit entspannt ins Wochenende starten.
Yasmine und ich hatten gerüchteweise erfahren, dass es unter dem Japanischen Department-Store "Sogo" einen Supermarkt mit vielen europäischen Sachen geben sollte und so packten wir unsere Portemonaies ein und machten uns auf den Weg. Nur wenige Stunden später saßen wir mit einem zufriedenen Lächeln wieder bei uns auf der Couch... vor uns ein Paket Gjetost aus Norwegen (mein Lieblingskäse) und ein Stück Gouda vom Stück! Man glaubt garnicht wie gut ein ordinärer Frico-Gouda schmecken kann!

Am Sonntag sollten Yasmine und ich Zeit finden mal eine gemütliche Radtour am Fluß hinter unserer Wohnung zu machen.

Die extra für den neuen Trend "Fahrradfahren" angelegte Asphaltstraße war wirklich sehr praktisch und so waren wir nach mehr als 3 Stunden um viele schöne Ausblicke und um die Erkenntnis lange nicht mehr Rad gefahren zu sein reicher!

Und wie man sieht... nicht nur die Beleuchtung an der Brücke gab sich Mühe zu glänzen... nein, auch die Sonne legte sich richtig ins Zeug uns einen netten Abend zu machen!

So... für heute höre ich dann auch mal wieder auf. Wie man sieht... ich war diesmal wieder ein wenig textlastiger, aber das kann ich jetzt auch nicht mehr ändern. Ich hoffe wirklich, dass ich es demnächst mal wieder öfter schaffe mich hier auszulassen, aber um ein wenig die Spannung rauszunehmen... Am Montag hat mir mein Lehrer dann meine 93% bestätigt und ich muss sagen, ich bin darauf nicht ganz unstolz!

In dem Sinne... bis bald!

Montag, 26. Januar 2009

Der November...

So... da bin ich mal wieder. Ich habe mal wieder länger auf mich warten lassen als gut für meinen sowieso schon leicht perforierten Zeitplan wäre, aber ich war die letzten Wochen zu meinem Bedauern sehr mit den Visa-Bestimmungen von Taiwan beschäftigt und musste feststellen wie eng sie ihre Gesetze wirklich sehen können. Beziehungsweise wurde das Visa-Recht kürzlich einigen Änderungen uterzogen, aber selbst das zuständige Amt konnte wir weder auf Chinesisch geschweige denn auf Englisch ihre neuen Bedingungen artikulieren. Ich will mich hier garnicht auskotzen aber nachdem ich jetzt ca 3 Wochen mit verschiedenen Ämtern und Krankenhäusern zu tun hatte, habe ich immernoch nur eine Aufenthaltsgenehmigung bis zum 4.6. ... das ist insofern schlecht, weil mein Flug erst Ende Juli nach Frankfurt abhebt! Ich hoffe dass sich diese ganze Misere mit Hilfe der Uni hier doch noch zum Guten wenden lässt, aber jetzt sind erstmal satte 9 Tage Ferien angesagt. Also... viel Zeit um an meinem Blog zu arbeiten. Da nämlich sage und schreibe alle Taiwaner bis auf die Mitarbeiter von 7/11 frei haben, haben Yasmine und ich davon abgesehen größere Ausflüge zu planen... Vielleicht wollen wir noch in den Zoo von Taipei, aber auch dort sind vor wenigen Wochen die zwei Pandas aus dem lieben Festland-China eingetroffen und sollen in den nächsten Tagen den schon nach Pandas lechzenden Taiwanern präsentiert werden.
Insofern besinne ich mich jetzt lieber wieder auf den November zurück, der, wie schon angekündigt, mit einem größeren Ausflug startet!

Zwischen 8 und 9 Uhr morgens mussten wir uns im Taipeier Bahnhof auf Gleis 4 sammeln und dann ging es nach kleinen organisatorischen Problemen (die verantwortlichen Lehrer hatten die Fahrkarten vergessen) auch schon los. Unsere Reise sollte nach Hualian in den taiwanischen Osten gehen. Während die eigentliche Reisegruppe unserer Uni einen Museumtrip geplant hatte, hatte unsere neue Bekannte Jenny aus Deutschland (mit taiwanischen Eltern) mit ein paar Kommilitonen zusammen einen Rafting-Trip in der Nähe von Hualian geplant.
Auf der Bahnfahrt mussten wir beim Anblick der ersten Flüsse an der Ostküste arg dran zweifeln, dass genügend Wasser da sein wird, aber unser Raftingtrip war ja auch erst für den Sonntag angesetzt.

Für den Samstag hatten wir uns noch nichts spezielles vorgenommen, aber die drei Taxifahrer, die unsere kleine Gruppe zu unserem Hotel fuhren, hatten schnell eine profitable Idee parat. Für etwa 10 Euro pro Person wollten sie uns mit 3 Autos, 8 Stunden lang zu allen Attraktionen in der Umgegend von Hualian fahren. Nach kurzer Bedenkzeit war klar, dass wir dieses Angebot nicht ausschlagen konnten und so wurden wir nach einer kurzen Ruhephase auch schon wieder vor dem Hotel abge holt... warum das Foto? Ich hatte für diesen Zeitraum kein anderes und das war die erste Toilette, die wir nach etwa 2 Stunden angefahren haben und ich fand es lustig, dass ma n für diese miefige Freilufttoilette umgerechnet ca. 25 Eurocent hinblättern musste.
Neben weit aufregenderen Ausflugzielen wurden wir auch unter anderem zu diesem schicken alten Tor gefahren. Autos durften durchfahren... Laster wurden von den anwesenden Polzisten herum dirigiert... Das Tor muss schon was wert sein wenn man dafür 24 Stunden lang zwei Polizisten abstellt. Unsere Taxifahrer konnten uns das leider auch nicht näher erklären. Ansonsten war zumindest unser Taxifahrer ein sehr netter uns lustiger Reiseführer. Als wir eine "sehr berühmte " rote Stahlbrücke über eine Schlucht überquerten und fragten warum da so viele Reisebusse stehen meinte unser Taxifahrer nur: "Keine Ahnung was das soll... ist doch auch nur eine Brücke."

An den Ausläufern der berühmten Taroko-Schlucht hatten wir schon ein paar nette Aussichten aus unserem Taxi zu genießen. Da soll mal einer sagen, dass nur die Norweger wilde Konstruktionen in den Stein hauen... :)

Während unsere großartigen Chauffeure unten warteten machten wir uns durch Tunnel und an Abhängen entlang auf den Weg zu kleinen Tempeln und Quellen auf und in den Bergen.

Oder auch manchmal alles in einem. Über dem kleinen Gebäude gab es noch einen kleinen Pfad der noch mehrere 100 Meter in die Höhe gehen sollte und zu einem weiteren kleinen Tempel mit einem sicher noch besseren Ausblick führen sollte... aber leider war ich nach einer schnellen Umfrage der einzige der diesen kleinen nassen Pfad noch nach oben wollte. Zwar wurde mir noch angeboten, dass alle anderen auf mich warten... aber wer mich kennt, weiß wie meine Antwort darauf war...

Schließlich kamen wir dann natürlich auch noch bei der Taroko-Schlucht (Tailuge Xiagu - 太魯閣峽谷) an und wie uns unser Taxifahrer erzählte, hatte die taiwanische Regierung vor ein paar Jahren die großartige Idee, die Straße an der Schlucht für Autos zu schließen und für Touristen zu öffnen. Die Autos wurden in einen langen Tunnel verbannt und können somit nicht mehr diese großartigen Aussichten genießen.

Während unsere Taxis in den besagten Tunnel verschwandten machten wir uns auf den Weg die Taroko-Schlucht zu erkunden. Als wir mit der Schlucht fertig waren sollte es noch weiter gehen zu einem schönen Strand und anschließend noch zum Nachtmarkt. Leider war es schon stockfinster als wir beim Strand ankamen und so blieb uns neben dem Rauschen der Wellen nur der Blick in den überraschend reichhaltigen Sternenhimmel.

Wieder in der Stadt angekommen setzte uns unser Taxifahrer wie versprochen noch beim Nachtmarkt ab und wir konnten ihn dankenswerterweise noch überreden ein Foto mit ihm und seiner sage und schreibe 25jährigen Ferrari-Brille (selbst in Italien gekauft) zu schießen. Nachdem wir dann noch seine Telefonnummer für den nächsten Besuch in Hualian bekommen hatten verschwandten wir mit dem Rest der Gruppe in einem Meeresfrüchte-Restaurant.
Die erstaunlich schlanken Amerikaner unter uns bewiesen uns eindrucksvoll dass sie aus einem reichen Elternhaus stammen und bestellten mehr als die Hälfte der Speisekarte. Nachdem sie dann auch noch weit mehr als gefühlte 4 Stunden getafelt hatten, spielte ich mit dem Gedanken ihnen einen Gänsekiel zu reichen, aber ich zog es dann doch lieber vor mit ein paar anderen zusammen schonmal vor zu gehen und mir den Nachtmarkt anzusehen. Eine Stunde später holten wir sie dann auch ab und machten uns auf den Weg zum Hotel.

Am nächsten Morgen mussten wir dann auch schon wieder um 6 Uhr morgen aus den Federn. Da ich als erster im Bad war, hatte ich danach noch die Gelegenheit die Sonne zu beobachten wie sie langsam die Bergspitzen anzustrahlen anfing. Danach ging es gemeinsam runter zu einem guten Hotelfrühstück und zu Überraschung der Tages. Das Rafting-Unternehmen hatte uns versprochen uns vom Hotel abzuholen aber vergessen uns mitzuteilen, dass wir dann natürlich noch mehr zahlen müssten. Das holten sie dann zuvorkommenderweise noch an diesem Morgen nach und da wir den ganzen Rafting-Trip nicht absagen wollten, hatten wir keine andere Wahl als diesen netten Herren noch mehr Geld in den Rachen werfen.

Aus einer richtigen Vorahnung heraus hatte ich meine Kamera nicht mit an Bord und so muss dieses eine Foto repräsentativ für die ganzen schönen Ausblicke, Schluchten, Wasserstrudel, Stromschnellen und Wasserschlachten stehen. Insgesamt wirklich ein sehr lustiger Tag... abgesehen von den Amerikanern, die leider dem Vorurteil entsprechend meinten die Weisheit für sich gepachtet zu haben und mich anmeckerten als ich wiederholt versuchte ihre falschen, gebrüllten Ruderkommandos freundlich zu korrigieren.

Nach mehreren Stunden in der prallen Sonne brannten meine nackten Beine gehörig von einem wirklich intensiven Sonnenbrand und meine gesamte Kleidung triefte von Flusswasser. Nach einer schnellen Dusche in dem Rafting-Center wurden wir gesondert zum Bahnhof gebracht, da der von der Uni gebuchte Zug schon etwas früher losfuhr. Nach ca. 1:20 h Busfahrt wechselten wir am Bahnhof schnell in den Zug.

Auf der Zugfahrt konnten wir einen Teil der Zeit die schöne Ostküste Taiwan durch getönte Scheiben genießen und trafen dann auch am frühen Abend wieder in Taipei ein. Von Bahnhof ging es für uns müde Ruderer nur noch nach Hause und ins Bett...

Sonntag, 4. Januar 2009

und was ich noch sagen wollte... der Oktober muss zerstört werden!

So... wie versprochen... und diesmal halte ich selbiges werde ich den Oktober heute zu Strecke bringen!

Und es geht auch sofort los!

Sonntag den 19. Oktober haben wir ziemlich ruhig mit Einkaufen und Ausatmen verbracht. Und den Abend haben wir uns dann noch entschlossen mal wieder eine kleine Runde über unseren benachbarten Nachtmarkt zu drehen. Die Bananenmilch an einem Stand dort erinnert doch stark an die gute Bananenmilch von Oma daheim!

Die Woche danach verging wie im Fluge und schon am nächsten Wochenende hatten wir neue Pläne. Wir wollten uns mit Jamies Freund Max treffen. Ein weiterer sehr netter und deutschlandbegeisterter Taiwaner, der uns am Samstag durch seine Uni führen wollte. Aber bevor wir den vereinbarten Treffpunkt erreichen konnten, wurden wir noch Zeuge einer wirklich beeindruckend großen Demonstration. Die Demo richtete sich gegen die momentane Regierung und ihre Annäherung an das ungeliebte Festland-China. Und wirklich... insoweit man in einer Stadt wie Taipei von einem Horizont sprechen kann... Der Demonstrationszug zog sich von einer Seite des Blickfelds (Häuserschlucht) bis zur anderen. Wir sind noch eine Station mit der Metro der Demo entgegen gefahren und da bot sich dasselbe Bild. Ich habe leide keine Zahlen... aber wenn an der Demo gegen Studiengebühren nur 1/10 derer teilgenommen hätten... *träum*

Naja... eine ganze Ecke Busfahrt später waren wir dann mit Max zusammen auch bald in seiner Uni (Zhengda 政大) angekommen. Und ich muss sagen... ich konnte meinen Neid nicht verhehlen. Die Uni war doch einen Tacken schöner als unsere Shida 師大. Angefangen im Talkessel von Taipei zieht sie sich der Campus an einem Berghang am Rande Taipeis hoch und...

... bietet wirklich ansehnliche Aussichten auf die Stadt. Dieses Foto entstand etwa auf der Höhe der Studenten-Wohnheime. Da kann auch kein Studentenheim in Hamburg mit Blick auf den Stadtpark mithalten. Achja... der Strich da am Horizont ist der Taipei 101!

Am Abend hatte Max leider schon andere Pläne und so musste Shengjie für das Bierchen am Abend herhalten. Er wird über die Veröffentlichung dieses Bildes sicher nicht begeistert sein, da seine Haare sich nach der Rasur durch die taiwanischen Streitkräfte noch nicht ganz erholt hatten. Und meinen merkwürdigen Blick kann ich mir nur so erklären, dass ich mich, auch wenn das taiwanische Bier nicht übel ist, mal wieder nach einem echten Holsten gesehnt habe?!

Und nur zum Beweis, dass doch nicht alle Toiletten in Taiwan sauber sind... Das hier ist der Frischluftlieferant der Kneipe in der wir uns einen netten Abend gemacht haben. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, aber der nette Hinweis "Free Hair Cut" ist garnicht so weit ab von der Realität, da man, wenn man Pinkelbecken stand, mit dem Kopf sich wirklich nur wenige Zentimeter von eben dieser Frisiermaschine befand... und NEIN... das Foto ist nicht verwackelt... es gab wirklich keinerlei Abdeckung!

Am Sonntag (26.10.) nach dem Samstag (25.10.) trieb es Yasmine und ich mich schon wieder aus dem Haus. Diesmal wurde nach kurzer Kartenkonsultierung ein noch unbekannter Nachtmarkt ausgewählt. Die Wahl fiel auf den Tonghua-Nachtmarkt (通化夜市) im Südosten der Stadt. Neben einigen Geschäften mit Klimmbimm ist der Tonghua-Nachtmarkt auf Essen spezialisiert und dementsprechend fanden Yasmine und ich uns dort auf zum Essen ein. Der Name des Gerichtes ist mir jetzt leider entfallen, aber es waren elend heiße Gusseisenpfannen mit Fleisch und Gemüse und dazu gab es Reis! Sehr lecker!

Achja... in der letzten Woche des Oktobers wurde ich dann auch nochmal aktiv und wollte am Fotowettbewerb unserer Uni teilnehmen. Das Thema: Man sollte besondere und schöne Ecken unseres Campus festhalten. Ich dachte mir, da der Wettbewerb jedes Jahr stattfindet, müsste man schon mit was besonderem daher kommen und nicht nur das Hauptgebäude bei Sonnenschein fotografieren... aber weit gefehlt. Die Entscheidung fiel zwar erst im Dezember, aber ich nehme sie jetzt einfach schonmal vorweg. Genau solche langweiligen Bilder, teilweise noch mit einer pixeligen und wenig lichtstarken Handycam aufgenommen sind in die Endauswahl gekommen und haben gewonnen. Das Bild da oben habe ich zwar nicht eingereicht, sondern meiner Meinung nach noch bessere... aber was solls... die Gebäude sehen nun einmal so aus, aber vielleicht habe ich auch einfach nicht den taiwanischen Geschmack getroffen!?

Am 29. Oktober habe ich dann noch bei einem Tonstudio vorgesprochen, die für einen Kunden aus Deutschland einen deutschen Sprecher brauchten. (Warum auch immer die das nicht gleich in Deutschland machen? Wahrscheinlich zu teuer!)
Und am 30. Oktober war es dann soweit... die Whirlpools bei uns auf dem Dach wurden zum ersten Mal mit Wasser gefüllt (zu sehen links in der Ecke). Leider sollten sie erst am Wochenende beheizt werden und somit konnten wir erstmal nur die Füße reinstecken, da sie direkt nach dem Befüllen doch noch ein wenig kalt waren...

So... Ein Glück, dass der Oktober nur 31 Tage hat. Der 1. und 2. November hält nämlich gleich wieder ein Wochenende und diesmal ein richtig dicken Brocken von Wochenende bereit. Diesmal ging die Reise nach Hualian (花蓮) an der Ostküste von Taiwan!

... aber das dauert noch ein wenig... :)

Freitag, 2. Januar 2009

Mäuseschrittchen...

So... da bin ich wieder!

Und ich will auch garnicht lange fackeln und gleich anfangen... allerdings nicht ohne vorher zu erwähnen, dass wir heute in einer heißen Quelle gebadet haben und somit bin ich jetzt sehr entspannt und bereit hier ein paar Zeilen zu lassen... :)

Nach unserem sehr netten Wochenende in der Mitte der Insel waren wir ja ein wenig verspätet wieder zuhause angekommen und am Montag wollten wir dann auch mal wieder ein paar Sachen für unseren Kühlschrank einkaufen und so stand ich am Montag völlig aus dem Zusammenhang vor dem Regal mit den Zahnbürsten und konnte meinen Augen kaum trauen. Da wo es in Deutschland, einem relativ logischen System folgend, Hart, Mittel und Weich gibt, gibt es in Taiwan nur "softe" Zahnbürsten, sorgfältig unterteilt in "Soft", "Super-Soft" und zu guter letzt auch noch "Mega-Soft". Hätte ich davon mal ein Foto gemacht hätte ich es auch schon lange auf meinem Kuriositäten-Blog verewigt, aber so bleibt mir nichts anderes als es hier loszuwerden!

An diesem Montag, dem 13.Oktober, hatte ich dann auch zum ersten Mal hier in Taiwan Tandem. Für die, die nicht wissen was das ist. Ich habe jetzt eine Sprachaustausch-Partnerin, sie bringt mir Chinesisch und ich ihr Deutsch bei! kurz: Tandem!
Meine Tandem-Partnerin heißt Liyin und ist wirklich sehr nett. Ihr Deutsch ist auch, von ein paar grammatischen Schwierigkeiten abgesehen, schon ziemlich fortgeschritten... aber ich muss zugeben, dass sie mich mit ihren Fragen auch schon des öfteren ins Schwimmen gebracht hat! Es gibt einfach Ecken und Feinheiten in der deutschen Grammatik, die ich und sicher viele andere Muttersprachler noch nie hinterfragt haben... ;)

Nur zum Beweis, dass ich noch regelmäßig laufe... am Mittwoch, dem 15. Oktober habe ich 4.4km auf dem Laufband zurückgelegt!

Und da mir beim Laufen immer die Haare ins Gesicht kamen bin ich dann auch einen Tag später zum Friseur gegangen. Meine Frisur hat sich nicht wirklich viel verändert und ich verstehe auch viel zu wenig vom Friseurhandwerk, aber meine Haare haben auf jeden Fall irgendwie einen leichten asiatischen Schnitt bekommen... was nur eingeschränkt auf meine deutschen Wellenhaare passt, aber ich war zufrieden!

Am Freitag (ja, wir haben an jedem Tag was spannendes vor!) sind wir zusammen mit unserem Freund Shengjie ins Kino gegangen.
In Taiwan ist im August ein einzig und allein in Taiwan gedrehter und produzierter Film erschienen, mit dem Namen "Cape no.7" (海角七號). Der Film soll wohl unter schwersten Bedingungen entstanden sein, da wohl niemand viel von rein taiwanischen Filmen erwartet, hatte wohl auch niemand sein Geld dafür hergeben wollen. Aber nun kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass der Film wirklich sehr lustig ist und der Film hat auch in Taiwan eine wahrliche Manie ausgelöst. Alle wollten ihn gucken und so saßen wir schon über 2 Monate nach dem Anlaufen des Films noch in einem vollen Kino und auch Shengjie meinte, er würde ihn schon zum dritten Mal gucken. Der Film ist vollgestopft mit taiwanischen oder asiatischen Besonderheiten und Ungewöhnlichkeiten und ist somit erst wirklich witzig wenn man sich mit der Kultur auseinandergesetzt hat. Das Problem mit den drei verschiedenen Sprachen (Taiwanisch, Chinesisch und ein bisschen Japanisch) konnten wir dank englischer Untertitel ganz gut überbrücken. Für Interessierte... ich habe die chinesische Schrift mit dem Imdb-Link unterlegt und den englischen Titel mit dem Wikipedia-Link über den Film.

Da ich von all diesen Ereignissen keine Fotos habe und ich zumindest im Kino dafür zur Kasse geboten worden wäre, muss ich ja jetzt noch mit ein paar Fotos rausrücken und das bringt mich auch gleich zu unserem nächsten Wochenende in Jilong!

Nach einer etwa 45 minütigen Busfahrt nach Jilong hatten wir Gelegenheit, diese nette kleine Stadt mit einem erstaunlich großen Hafen zu besichtigen.


Neben seinem sehr großen und modernen Hafen konnten wir in Jilong nur wenige Schritte und viele Treppen weiter in eine nette kleine, fast dörfliche Struktur eintauchen. Die ganze Stadt ist rund um den Meerzugang an die Berge gebaut und wenn man ein paar Treppenstufen hinter sich gebracht hat kann man wirklich einen netten Blick über die Stadt genießen.

Unser erster Stop war der kleine buddhistische Tempel mit angeschlossener Höhle/Grotte. Der nette Taxifahrer, den wir nach 30 Minuten Marsch in der Sonne dann doch noch rangerufen hatten, witterte bei Ankunft an dem Tempel offenbar seine Chance ein paar Ausländer auf die Schippe nehmen zu können und erzählte uns, während er uns direkt an einer Bushaltestelle absetzte mit einem netten Lächeln auf den Lippen, dass er für einen geringen Aufpreis uns auch gerne hier wieder abholt, DENN es würde hier ja garkeinen Bus geben. Mit einem entspannten Lächeln deuteten wir auf die Bushaltestelle und stiegen aus, aber nicht ohne noch seine Karte in die Hand gedrückt zu bekommen. Nur für den Notfall.... versteht sich.

Der eigentliche Tempel war mit zwei Schritten durchquert und man fand sich schnell in der angeschlossenen Höhle wieder, die gute 30m in den massiven Felsen geschlagen war. Dass die Taiwaner absolut kein Talent für stilvolle Beleuchtung haben, war uns ja schon vorher klar, aber besonders in so einer Tempelhöhle mit wirklich schönen Steinmetzarbeiten und einer ganz eigenen Atmossphäre wurde uns diese Tatsache mal wieder schmerzvoll bewusst gemacht.

Als nächstes sollte der Ocean-Park auf der Liste der abzuhakenden Sehenswürdigkeiten stehen, aber vorher musste wir noch durch klein Amerika...

... und ein kleines Dorf.
Ich finde es ja immer wieder irgendwie schön wie schnell sich hier die Aussichten ändern können und einem sich immer wieder neue und unterschiedliche Motive bieten. Ich frage mich, ob es das in Deutschland auch gibt und ich nur nicht aufmerksam genug hingucke... ?

Der Weg zum "Ocean-Park" war nur schlecht beschildert und führte uns wirklich durch merkwürdige Viertel der Stadt und ich musste Yasmine mehrmals, wider besseren Wissens, versichern dass ich mir sicher bin, dass wir noch auf dem richtigen Weg sind. Schließlich wurden die Häuser weniger und ziemlich einsam neben einem Grashügel und ein wenig Müll stand eine kleine Bretterbude aus der ein ziemlich schmutziger kleiner Taiwaner auf uns zukam und uns jedem etwa 1 Euro abverlangte, damit wir mit einem wenig aussagekräftigen Bon weitergehen durften. Aber sobald wir weitere 3 Minuten durch merkwürdige Graslandschaften gewandert waren, wurden wir mit einem nahenden Sonnenuntergang und solchen Ausblicken belohnt!

Der sogenannte "Ocean-Park" machte seinem Namen alle Ehre, den es gab auch wirklich kaum mehr als den Ozean zu sehen. An diesem Ort (an dem man nicht sein möchte wenn ein Erdbeben kommt) muss man fürchten, dass dieser kleine Felsen jede Sekunde runterkommt, während sich die Wellen an dem schmalen Betonweg unter unseren Füßen brechen.

Die Hauptattraktion dieses Parks sollte dann wohl diese eigentümliche Felslandschaft an der Küste sein, durch die die Taiwaner mit Freuden ihre Kinder durchscheuchten. Yasmine und ich suchten uns einen etwas unbelebteren Ort und genossen ein wenig das Wellenrauschen und die Aussicht.

Danach machten wir uns noch auf den Nachtmarkt von Jilong zu besichtigen, aber nachdem wir den Weg zurück zum Bahnhof zu Fuß und mit Bus zurückgelegt hatten, waren unsere Füße, dann doch schon so rund, dass wir uns entschlossen, den Besuch des Nachtmarktes auf unseren nächsten Besuch in Jilong zu verschieben... wann auch immer der sein sollte.

So... ich nähere mich gefährlich dem Ende des Oktobers, aber noch habe ich es noch nicht ganz geschafft und es gibt auch einfach zu viel was ich dann doch nicht wegkürzen will! Aber immerhin... ich komme voran!
Es wird in den nächsten zwei Tagen auf jeden Fall noch mindestens einen Beitrag von mir hier zu lesen geben, also macht es euch erst garnicht zu gemütlich!