Dienstag, 16. September 2008

Die Aufholjagd geht weiter!

Und wiedermal... wenig Zeit und viel aufzuholen!
Heute war Freitag! <- ein toller Satz! Wir mussten früh aufstehen, denn es stand der Orientation-Day des Taiwan Normal University - Mandarin Training Centers auf dem Plan. Wie nicht anders erwartet wurden wir nach der kurzen und knappen Vorstellung des Direktors mit langweiligen Fakten über das Mandarin Center per Video gefüttert. Immerhin ein Moment bei dem alle im Saal gelacht haben kam auf, als in dem Video die außerschulischen Aktivitäten erklärt wurden und man ein paar junge Leute in bunten Lichtern zappeln sah... das sah einfach ein bisschen zu doll nach 90ties aus! :D Nach dem wenig erhellenden Video kam "Jenny" auf die Bühne. Jenny hatte sich extra für uns in eine viel zu enge Kostümjacke gezwängt und war nun sichtlich bemüht eine gewisse Coolness zu inszenieren indem sie betont gelangweilt und mit einer englischen Aussprache, direkt aus einer amerikanischen Jugendsoap uns die Vorgänge in der Uni erklärte. Ich kann mir dieses etwas merkwürdige Auftreten nur damit erklären, dass ihre anwesenden Kollegen und Kolleginnen aus dem Verwaltungsbüro nicht so gut englisch sprechen können wie sie und der Direktor von dem Institut schon garnicht. Nach dieser spannenden Einführung jedenfalls wurden wir extra nach unseren Immatrikulationsnummer sortiert durch verschiedene Ausgänge gelotst, damit es beim Abholen unseres Stundenplans nicht zu Gedränge kommt. Soviel dazu... diejenigen die die Stundenpläne austeilten hatten von diesem ansich cleveren Gedanken leider nichts mitbekommen und so hatten sie leider nur an einem Ende des Flurs einen großen Tisch aufgebaut... und so standen am Ende doch wieder alle in einer großen Schlange die den Flur zweimal ausfüllte. Immerhin habe ich dann auch nach einer Weile meinen neuen Stundenplan in der Hand gehabt und musste mich doch arg wundern. Ich war dank meines vor zwei Wochen abgelieferten Tests in einen der Anfängerkurse eingestuft worden. Warum konnte ich mir nicht erklären... und wie ich später erfahren sollte kann man anscheinend auch später nicht mehr in die Tests reingucken und es bleibt nur die finale Punktzahl... die bei mir anscheinend nicht so doll war. Ich kann mir das nur so erklären, dass ich eine Aufgabe übersehen haben muss... denn ich habe mich gleich auf den Weg gemacht um zwei Stockwerke darüber meine neuen Lehrbücher zu kaufen und als ich in die reinguckte wurde ich schon ein wenig stutzig... meinem Stundenplan zufolge sollte ich zwar immerhin in der 11.Lektion des ersten Buches anfangen... aber trotzdem ging das nicht weit über die ersten 5 Lektionen meines Hamburger Lehrbuches hinaus. Nachdem ich dies nun bemerkt hatte wollte ich natürlich gleich etwas an der Lage ändern und schlich alsbald in das Verwaltungsbüro meiner Abteilung. Ich legte mir extra ein paar gut formulierte chinesische Sätze zurecht um die zuständigen Personen gleich davon zu überzeugen, dass der Kurs mit dem ersten Buch meinem Können nicht angemessen war... aber nein... sie stimmten zwar mit mir überein, dass das Niveau zu niedrig ist aber ich bekam trotzdem nur den Verweis auf Vorschriften... sprich: Sie wollten mich nicht in einen anderen Kurs wechseln lassen, auch wenn nichts in dem Büro los war und sie mir auch keinen Grund nennen konnten. Das erinnerte mich doch stark an das Zentrum für Studierende... korrigiere... das Zentrum GEGEN Studierende an der Uni Hamburg, wo ich auch schon des öfteren trotz überschäumender Höflichkeit barsch und nachweislich mit falschen Informationen abgespeist wurde. Und nur dass hier kein Durcheinander entsteht! Mit meinem Institut, dem AsienAfrikaInstitut und insbesondere der Sinologie und deren Verwaltung und Lehrkörper bin MEHR als zufrieden! Und das schreibe ich nicht weil die betreffenden Personen, dass hier auch lesen können! Genug von Heimweh! :) Ich verließ also wenig später leicht frustriert das MTC (Mandarin Training Center) und ging nach Hause. Yasmine musste noch zu einem Einführungstreffen vom DAAD vor Ort und somit hatte ich genügend Zeit auf dumme Gedanken zu kommen. Aber ich kam nur soweit mir zu überlegen heute Abend für mich und Yasmine etwas zu kochen und dann kam auch schon Shengjie online und hielt mich fast zwei Stunden im chinesischsprachigen Chat auf... naja... immerhin konnte ich jemanden meine Misere mit den Uni-Kursen klagen und danach schon ein wenig beruhigter einkaufen gehen! Das Essen wurde dann auch recht lecker... Es gab Hühnerfilet in der Pfanne mit Frühlingszwiebeln angebraten und dazu in Sojasaucenwasser gekochtes Gemüse (Broccoli, Frühlingszwiebeln etc.) Dazu natürlich noch Reis und noch einige andere Gewürze. Klingt unspektakulär... aber kam dem was man in vielen kleinen Suppenküchen hier serviert bekommt schon nahe. So gut gesättigt sind wir dann auch schnell ins Bett gekommen und ich komme auch schon zum Samstag! Zu diesem Samstag habe ich dann auch endlich wieder ein paar Fotos zu bieten. Denn meine beiden lieben Kommilitonen Klara und Benni kamen uns in Taipei besuchen. Die beiden unterrichten und studieren etwa in der Mitte von Taiwan, nahe Zhanghua 彰化, in der kleinen Stadt Yuanlin 員林. Dazu brachten die beiden noch einen dritten Studenten aus Deutschland, namens Martin, mit, der bei ihnen in der Nähe Englisch unterrichtet. Aber ich hake erstmal den vormittag ab. Yasmine und ich sind spät aufgestanden und haben es erst spät aus dem Haus geschafft. Zwischendurch haben wir uns noch mit Klara, Benni und Martin verabredet und sind dann erstmal zum Taipei Hauptbahnhof gefahren. Wir waren dort in diesem viel zu großen unterirdischen Bahnhof nämlich schon ziemlich oft umgestiegen, aber waren dort bislang noch nie ans Tageslicht gekommen... obwohl wir etwa vier (unterirdische) Stockwerke hoch und runter gelaufen waren. Somit galt es heute die Umgegend um den Hauptbahnhof zu erkunden. Das wohl größte Einkaufszentrum mit irgendeinem japanischen Namen ließen wir nach Besichtigung des Erdgeschosses links liegen und widmeten uns den weit unübersichtlicheren Straßen und Läden ein paar Meter weiter. Unter anderem fanden wir einen schrecklich großen Schreibwarenladen, in dem wir leider viel zu viele schöne Schreibwaren fanden, die man alle sehr gut für die Uni und für den Alltag gebrauchen konnte. Aber immerhin fand ich auch ein kleines Paket mit Air-Mail-Briefumschlägen mit denen ich jetzt endlich auch ein paar Briefe in die Heimat schicken kann. Gott sei Dank rief Benni dann auch bald an und rettete uns somit vor weiteren Shopping-Eskapaden und so trafen wir uns auch wenig später an der Ximen-Station. Allerdings diesmal nur um Klara und Benni mal das umtriebigste Viertel Taipeis zu zeigen. Tatsächlich gingen wir in keinen einzigen Laden herein, denn wir hatten uns soviel zu erzählen und Martin ein wenig kennenzulernen, dass wir nur ein paar Kreise durch Ximending machten und dann auch schon weiter mussten. Denn dank Yasmines Taiwan-Connection hatten wir uns heute schon wieder mit einer Taiwanerin verabredet und sie wollte zusammen mit uns auf ein Konzert. Ich war schon reichlich skeptisch, denn zuerst hieß es Rock... da war ich noch zufrieden. Dann hieß es beim nächsten Telefonat Softrock... das wurde mir im Angesicht von chinesischen Supersoftpoprock schon ein wenig mulmig... Aber um das ganze kurz zu machen. Ich wurde mehr als positiv überrascht. Nachdem Gao Yu (Yu soll ein altes Zeichen für Regenbogen sein... aber ich kann es beim besten Willen nicht finden), die Bekannte von Yasmine erstmal gute 15 min zu spät am vereinarten Treffpunkt erschien, machten wir uns auf zu der Bar. Da wir noch früh dran waren bekamen wir mit unserer ganzen Gruppe von 6 Leuten noch einen sehr netten Tisch in der Mitte der Bar mit gutem Blick auf die Bühne. Später kam noch eine weitere Freundin von Gao Yu dazu. Sie heißt Luo Peishan (ja, mein Luo!) . Zusammen mit ein paar 0.6l Flaschen Taiwan-Beer warteten wir darauf, dass die erste Band auf die Bühne kam, wegen der zumindest Gao Yu hier war. Denn wie sich schnell herausstellte hatte sie sich in den Drummer der ersten Band verguckt. Und das stellte sie auch gleich unter Beweis als sie beim Auftritt der Band "Sorry Youth" einen spitzen Schrei losließ. :)
Die Band war wirklich ziemlich gut. Die Musik hatte meiner Meinung nach wenig mit "soft" zu tun, sondern war eher etwas härter, aber auf jeden Fall gut zu hören! Genauso wie in deutschen Bars und Clubs neigen die Boxen einfach ein wenig zu laut gedreht zu sein, aber wenn man sich gegenseitig anschrie klappte es noch ganz gut mit der Kommunikation! Nach ihrem Konzert verschenkte die Band auch gleich noch ein paar Demo-CDs und auch ich kehrte mit einer der wenigen Exemplare in der Hand strahlend wieder zurück an den Tisch.
Bald darauf kam auch schon die zweite Band. Die Band soll schon etwas bekannter sein, aber ihren Namen habe ich jetzt trotzdem gerade vergessen. Auf jeden Fall scheinen sie schon so beliebt zu sein, dass sie sich ein paar Starallüren leisten können, die da sind: Kein Kommunikation mit dem Publikum und der Bassist zeigte uns die ganze Zeit ausschließlich seinen schönen Rücken. Naja... vielleicht ist das aber auch ihr Markenzeichen!?
Vor ihrem Auftritt hatte uns Gao Yu noch darüber aufgeklärt, dass die Musik der zweiten Band der Musik von Sigur Ros ähnlich sein soll. Auch das konnte ich außer ein paar lange Gitarrenriffs nicht wiederfinden. Aber trotzdem gefiel mir dir Musik sehr gut! Das dritte Bierchen war auch schon leer und ich war in der richtigen Laune mir ihre CD für ca. 8 Euro zu kaufen. Nach dem Auftritt der zweiten Band saßen wir noch eine Weile in der Bar und genossen ein ruhiges Bier zum Ausklang des musikalischen Abends... dabei lief die erste Band über unseren Weg und Gao Yu wollte nur zu gerne ein Foto mit dem Drummer haben, aber sie wollte nicht alleine hingehen und fragen. So nahmen wir uns alle zusammen ein Herz und ließen uns mit der Band von etwa 3-4 Kameras ablichten.... darunter auch meine. Und wo es gerade so am Blitzen war schafften wir es auch den Drummer und Gao Yu alleine vor die Kamera zu bekommen. Das Foto muss ich ihr bei Gelegenheit zukommen lassen!
Da Konzerte in Taipei immer so zu enden scheinen, dass man noch die letzte Bahn bekommt (23:00), hatten wir jetzt einen fatalen Fehler begangen und noch ein Bier getrunken. Naja... immerhin war es nicht so weit von unserem Zuhause entfernt und so luden wir alle noch zu uns nach Hause ein. Gao Yu und Luo Peishan wollten allerdings schon nach Hause, aber nicht ohne uns noch einen letzten ortskundigen Rat zu geben... und zwar in welche Richtung wir gehen sollten um nach Hause zu kommen. Unsere Heimat-MRT-Station ist Guting 古亭 und das Konzert fand eine Station weiter in der Nähe des Taipower Buildings 台電大樓 statt. Also... eigentlich nicht so weit. Und wir wanderten, aber kamen dann leider bei Gongguan 公館 an... eine Station weiter nur leider in die falsche Richtung. Da endete auch für den letzten von uns die Lust am Wandern und wir bestiegen zu fünft (Klara, Yasmine, Benni, Martin und ich) eine normale Taxe und ließen uns eng gepackt nach Hause fahren.
Dort angekommen mussten Yasmine und ich erstmal ein wenig mit unserer Wohnung angeben, bevor wir uns mit einem Sixpack Bier auf unserer Dachterasse niederließen und den Abend in lauer Abendluft, schönem Ausblick und dem Austausch über taiwanische Besonderheiten ausklingen ließen. Insgesamt ein sehr nettes Wiedersehen und mit einer hohen Chance auf ein Revival! :) Ich freue mich jetzt schon!

Soviel erstmal... der Sonntag ist auch soviel und ich habe noch kein Abendbrot gehabt... Bis bald wieder.
Liebe Grüße
Clemens

Freitag, 12. September 2008

argh... die Zeit läuft mir davon!

Naja... ganz so schlimm ist es zwar noch nicht... aber die Uni fordert doch mehr Aufmerksamkeit von mir als mir lieb ist... ich würde doch gerne mehr Blog schreiben oder Ausflüge machen... aber hey... ich lerne auch viel und polier meine Langzeichenkenntnisse erheblich auf! Und das ist ja nicht zuletzt schlecht für meine Hausarbeit, die ich hier noch schreiben will!

Aber weiter im Text: Ich war beim Mittwoch stehengeblieben und da soll es jetzt auch weitergehen...
Der Mittwochvormittag war wirklich ziemlich unspektakulär. Yasmine und ich haben uns mal wieder ein bisschen gehen lassen und sind erst gegen 12:00Uhr aus der Tür gekommen. Dann hatten wir uns für diesen Tag auch nicht viel mehr vorgenommen als Ximending (das größte Einkaufs- und Vergnügungsviertel) mal genauer zu erkunden. Denn auch dort gibt es sehr viele kleine und interessante Gassen abseits der großen Einkaufsstraßen, die fast ein bisschen zu sehr an Deutschland erinnern! :)
Das taten wir dann auch und ganz nach Yasmines Wünschen fanden wir uns bald in einem dieser japanischen Fotoläden wieder. Wer es nicht kennt... das muss man sich so vorstellen: Das ist ein Laden mit relativ kleiner Stellfläche, vollgestellt mit japanischen Fotoautomaten, in denen man Fotos von sich machen lassen kann und dann nachträglich an einem Touchscreen mit glitzernden Sternen und Herzen verzieren kann. Das ganze war dann doch spaßiger als ich anfänglich angenommen hatte... nur die ausschließlich japanische Bedienung machte uns ein Foto zur Nichte... das erste! ;) Ich würde das eine oder andere Foto auch zu gerne auf meinen Blog stellen... aber ich habe hier ja leider keinen Scanner!
In der Nähe des Ximen-Bahnhofs gönnten Yasmine uns noch ein wenig japanisches Essen und wir fanden noch einen Laden wieder, den Yasmine schon von ihrem vorherigen Aufenthalt in Taiwan kannte. Den Namen habe ich jetzt leider nicht parat... aber man kann ihn durchaus mit Karstadt vergleichen... nur durcheinander, größer und billiger! Dort konnte ich mir dann auch endlich noch ein paar Handtücher, Waschlappen und praktische Vokabelkartenringe kaufen. An der Kasse konnte ich dann noch ein tolles System zur Preisbestimmung bewundern.
Yasmine hatte drei Plastikordner gekauft und oben im 4ten Stock war angezeigt gewesen, dass, wenn man drei kauft, alle zusammen weniger kosten... wie auch immer... diese Handhabe schien der Kasse und der Kassierin nicht bekannt zu sein und so mussten wir sie wohl oder übel darauf aufmerksam machen, dass wir weniger bezahlen wollten! Daraufhin nahm sie die drei Ordner und ging mit ihnen weg... wir blieben etwas perplex an der Kasse stehen und konnten beobachten wie sie drei Ordner drei Kassen weiter auf ein hohes Regal legte und nach einem kurzen Telefonat wieder zu uns kam. Yasmine wollte daraufhin natürlich klar machen, dass sie die Ordner trotzdem kaufen wollte... aber da klingelte auch schon das Telefon der Kassierin und sie ging wenige Sekunden später wieder zu dem Regal und holte die Ordner und wir bekamen den Preis!?
Bei näherer Betrachtung wurde auch klar, wie sie das vollbracht hatte. Etwa einen Meter über dem Regal, oder besser gesagt, über dem an die Wand genagelten Brett, hing eine kleine Überwachungskamera. Über selbige konnten dann anscheinend die Leute in der Abteilung sehen von welchem Produkt die Kassierin die Preise erfragen will... tolle Methode... aber wenn man sie nicht kennt verwirrend. Aber kommen wir zu mir... nachdem ich meine Waren bezahlt hatte erfasste die Kassierin ein plötzlicher Anflug von guter Laune und drückte uns beiden noch jeweils ein kleines Geschenk in die Hand. Ich bekam ein kleines lila Bündel in einem Plastikbeutel... zuerst konnte ich damit nichts anfangen.. aber dann habe ich es ausgepackt und meine Begeisterung kannte keine Grenzen mehr! Das war wohl der hässlichste Sonnenhut den ich jemals in der Hand hatte und man konnte ihn dank einem taiwanischen Patent zusammendrehen und so kompakt verpacken. Wenn das nicht ein großartiges Utensiel für das nächste Hurricane-Festival in Deutschland ist!?
Gut... das war dann auch schon der Mittwoch...

...kommen wir zum Donnerstag! Zum Glück können wir Shengjie zu unserem Freundeskreis zählen, so dass dieser Tag mal wieder ein wenig mehr "Taiwan" für uns bereit halten sollte. Eigentlich hatten wir geplant heute mit ihm an den Strand zu fahren, aber nun war er nicht auf seinem Handy zu erreichen... Yasmine und ich warteten bis ca. 14:00 Uhr und beschlossen dann vielleicht einfach alleine zu einem Strand zu fahren der per MRT zu erreichen war. Soweit ne tolle Idee, aber als wir gerade beim 7/11 ein paar Getränke für den Strandtrip kaufen wollten rief Shengjie an. Er zeigte sich ganz verdutzt, wie wir denn auf die tolle Idee mit em Strand gekommen seien... schließlich würde es doch gleich regnen. Wie auf Stichwort grollte der Himmel vielversprechend von oben auf uns herab. Somit war der Strand für heute gestorben, aber Shengjie wäre nicht Shengjie wenn er nicht schon andere Pläne für uns bereit gehalten hätte. Und so kam er wenig später bei uns vor der Tür vorgefahren und es ging in die Außenbezirke von Taipei...
Ich fing schon an zu grübeln... was konnte es in den Außenbezirken geben, was es in Taipei nicht gibt, da setzte Shengjie auch schon zur Erklärung an. Da wir aber beide nicht die Vokabel für "Angeln" kannten dauerte es mal wieder ein wenig länger bis wir begriffen, dass wir gerade Riesengarnelen-Angeln fahren. Eine kleine Autobahnstrecke und eine große Brücke später waren wir in einer etwas unschönen Gegend angekommen. Die Straßen wurden immer winziger und waren gesäumt von barackenähnlichen Industriehallen. Aber was von draußen ziemlich unattraktiv aussah bot drinnen eine ganze Menge Spaß und vor allem köstliche Riesengarnelen. Wie man sie nun genau aus dem Becken kriegt habe ich immernoch nicht verstanden, aber immerhin habe ich eine ganz alleine rausgeholt. Bei dem Rest mussten wir uns auf Shengjies Talent mit der kleinen Angelrute verlassen. (Vegetarier können jetzt nach Bedarf zum nächsten Absatz springen.) Man hat auf jeden Fall eine kleine Angelrute und ein Faden dran, mit zwei kleinen Haken. Der Faden ist etwa so bemessen, dass er auf dem Boden des Beckens langschleift. Danach hängt man kleine Stückchen Hühnerleber an die Haken und lässt die Angel sehr langsam großzügig über dem Becken kreisen. Sobald man merkt das eine Garnele Gefallen an der Leber gefunden hat muss man sie noch ein wenig locken bis sie wirklich zugebissen hat und dann muss man die Angel ziemlich ruckartig hochreißen damit der Haken auch "gut sitzt". Trotzdem hatten wir nach einer Stunde eifrigen Sportangelns (mein Bruder weiß was gemeint ist) nur sechs Stück zusammen. Als wir schon mit leeren Mägen und hungrigen Gesichtern zum hauseigenen Ofen schlendern wollten um unseren Fang zu braten rief uns ein älterer Angler zurück. Er erklärte uns, dass er das hier nur zum Spaß an der Sache macht und seinen Fang garnicht essen will und drückte uns mit einem breiten Grinsen und Lachfalten seinen ganzen Fang von ich weiß nicht wievielen Stunden in die Hand. Jetzt hatten wir mehr als genug und standen wenig später glücklich am Waschbecken und bereiteten unsere Garnelen für den Ofen vor. Shengjie versicherte uns nochmal, dass, wäre er alleine da gewesen, er niemals von den anderen Anglern was geschenkt bekommen hätte! Aber das war jetzt auch egal... spätestens nachdem wir die Garnelen eingesalzen und auf Spieße gesteckt hatten war es unser Fang!
In den übergroßen Gasöfen (sieht man auf dem Foto oben, ganz rechts oben in der Ecke) wendeten wir die Garnelen noch ein paar Minuten bis sie eine leckere rosa-orange Farbe angenommen hatten und schritten danach voller Stolz zum nächstliegenden Tisch in der Halle... quasi ein Restaurant in dem man sich sein Essen selber fangen und zubereiten kann... und das für nur knapp sechs Euro die Stunde. Ich darf natürlich nicht vergessen zu erwähnen, dass das ganze zusammen mit einer Dose Taiwan-Beer wirklich absolut köstlich geschmeckt hat!
Die Sonne war mittlerweile untergegangen und wir waren genau in der richtigen sakralen Stimmung um jetzt in den Longshan-Tempel zu fahren. Shengjie hatte schließlich schon vor einer Weile versprochen uns zu erklären, wie man in den Tempeln die über Taiwan verteilt sind betet. Ich nahm einfach mal an, dass es OK wäre meinen evangelischen Glauben so weit zu strecken und wenig später standen wir auch schon wieder vor dem größten Tempel Taipeis, vor dem Longshan-Tempel.
Der Tempel war wie immer sehr belebt, aber trotzdem habe ich es geschafft in einem guten Moment ein ziemlich "leeres" Foto von ihm zu schießen. Apropos... auch wenn man es annehmen könnte, Fotografieren ist sowohl in als auch an dem Tempel kein Problem... ich habe extra öfter gefragt. Drinnen kauften wir uns sogleich ein Set von sieben Räucherkerzen. Danach ging die Runde los. Die Räucherkerzen wurden an einem kupfernen Becken mit vielen kleinen Ölflammen entzündet, danach ging man nach und nach zu den einzelnen Schreinen in den verschiedenen Ecken und Nischen des Tempels und sprach bei jedem vor. Das funktioniert folgendermaßen: Zuerst muss man die legt man seine beiden Hände ineinander und klemmt die Räucherkerzen zwischen Daumen und Zeigefinger. Mit dieser Handhaltung verneigt man sich dreimal vor der Gottheit und stellt sich danach in Gedanken mit vollem Namen der jeweiligen Gottheit vor, sagt ihr seine genaue Adresse und dann den betreffenden Wunsch. So ist sichergestellt, dass sie einen findet und zum Abschluss muss man sich nochmal mit der entsprechenden Haltung vor dem Schrein und der Gottheit verneigen. Anschließend muss man eine seiner sieben Räucherkerzen mit einer behenden Bewegung in den dazugehörigen Räucherstäbchentopf befördern. So geht es dann weiter von Gottheit zu Gottheit, dabei hat jede Gottheit eine bestimmte Funktion... und je nachdem was man braucht... den Gott besucht man dann. Einer für die Gesundheit, einer für wichtige Prüfungen in der Schule oder Uni oder auch einer für den Wunsch nach Schwangerschaft. Das ganz macht man dann solange bis die Räucherstäbchen aufgebraucht sind und kommt so einmal durch den ganzen Tempel. Wenn man danach noch Lust hat kann man auch noch ein Orakel befragen, aber das hat bei mir auch nach 20 Versuchen nicht geklappt. Man muss eine Frage stellen, ein Holzstäbchen ziehen und danach zwei mondförmige Holzstückchen werfen und die müssen in einer bestimmten Lage auf dem Boden liegen bleiben und das dreimal nacheinander damit der Gott bestätigt hat, dass man das richtige Stäbchen hat. Also sprich... ich hatte etwa 10 verschiedene Stäbchen in der Hand und habe fleißig meine Holzstückchen geworfen... und ich kam zu keinem Ergebnis. Shengjie meinte dazu nur, dass meine Frage wahrscheinlich nicht verstanden wurde. ... da kann man dann wohl nichts machen. Danach haben Yasmine und ich beide noch ein paar Glücksbringer für unsere Eltern mit guten Wünschen beseelt, aber das erkläre ich an dieser Stelle nicht so genau... denn das könnte dann ein wenig langweilig werden. Beim Verlassen muss man sich nochmals verneigen und hoffen das es geholfen hat... :)
Wie gesagt... der Tag hatte mehr zu bieten als der Mittwoch und so ging es vom Tempel aus gleich weiter in den anliegenden Nachtmarkt. An den Preisen war auf den ersten Blick zu sehen, dass er doch ein wenig für Touristen ausgelegt war, aber immerhin soll es der einzige Nachtmarkt in Taipei sein auf dem man noch Schlange essen kann. Das konnte ich mir allerdings gerade noch verkneifen. Shengjie hatte es auch noch nie gemacht, aber er meinte, wenn ich es machen würde, würde er auch... aber nein... so weit bin ich noch nicht. Fragt mich nochmal in einem halben Jahr! :)
Naja... wenn man von den Hauptstraßen des Nachtmarktes wiederhin in die kleineren Gassen abwich konnte man wieder mehr Spaß haben. Eine ganze Straße voller kleiner Stände und kleinen Essensbuden. Dort haben wir dann auch gleich ein paar kleine Eierkuchen in Form von Manga-Figuren gekauft. Mit den ganze Pikachus und Doraemons im Magen fühlten wir uns auch gleich in der Lage ein Wasserballons mit Dartpfeilen zu zerschmeißen. Dabei waren wir drei soo gut, dass wir als Preis einen kleinen Plastikaffen gewannen, den man aufziehen konnte und dann sollte er eigentlich laufen. Leider war die Feinmechaniik des Äffchens nicht ganz austariert und so legte er nur einen astreinen Moonwalk hin als ich ihn auf dem Rückweg im Parkhaus aufzog und auf den Boden setzte.
So... da wir schon im Parkhaus angekommen waren, war der Weg nach Hause nicht mehr weit und somit lagen wir dann auch bald im Bett.

Das waren auch schon wieder zwei Tage aus meinem bewegten Leben.... und ich habe keine Lust noch mehr zu schreiben... aber morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus...

Apropos... im wahrsten Sinne des Wortes sieht die Welt morgen ganz anders aus. Momentan bewegt sich ein 250km großer Taifun auf uns zu. Er soll sich sehr langsam fortbewegen aber in sich sich sehr schnell drehen. Dadurch nimmt er über dem Ozean viel Wasser auf und wird es wohl ab heute abend um etwa 23 Uhr über das Festland von Taiwan ergießen. Wir sind beide schon sehr gespannt auf unseren ersten Taifun hier... das erste kleine Erdbeben hatten wir schließlich auch schon :)

Liebe Grüße nach Deutschland!
Euer Clemens

Montag, 8. September 2008

Die letzte Woche in Freiheit beginnt...

So... ab jetzt wird es traurig... also nicht wundern wenn Tropfen auf dem Bildschirm auftauchen. Da ich vorher nicht mit großer Regelmäßigkeit an meinem Blog gearbeitet habe, habe ich nun das harte Los gezogen aus dem Uni-Leben heraus über meine letzte freie Woche zu berichten. Aber tapfer wie ich bin... ich habe mich rangesetzt. Also... los gehts:

Ganz im Sinne der "letzten Woche in Freiheit" haben wir den Montag genutzt um fast nichts zu tun. Wir sind zwar nicht wirklich spät aufgestanden, trotzdem haben wir es geschafft das Frühtück mit einer Kanne gutem chinesischen grünen Tee (德傅滇綠茶) bis 15:00 Uhr nachmittags zu strecken. Hinter vorgehaltener Hand und im Flüsterton kamen wir dann auch wieder an einem unbeliebten Thema nicht vorbei: Die Stromrechnung. Wie ein Damoklesschwert hängt diese blöde Rechnung über unseren Köpfen, und da sie einem erst nach zwei Monaten das erste Mal zugestellt wird, können wir uns die ganze Zeit nicht sicher sein, ob das Roßhaar nach besagten zwei Monaten droht zu reißen! Aber genug von billigen Vergleichen mit griechischer Mythologie... kommen wir zu den technischen Details. Yasmine und ich probierten daraufhin aus Strom zu sparen. Und tatsächlich... nach weiteren Langzeitstudien in den nächsten Tagen stellten wir fest: Ohne Klimaanlage und MIT Ventilator kann man es tatsächlich einige Stunden aushalten... wenn man nur am PC sitzt sowieso. Allerdings wenn man versucht die Wohnung zu wischen oder andere körperliche Aktivitäten zu vollziehen ist man mit dem verschwitzten Zeigefinger doch schnell wieder auf dem kleinen grünen Knopf der Klimaanlagenfernbedienung.
Während Yasmine dann noch ein wenig auf der Gitarre übte, plante ich den Rest unseres Tages in Gedanken vor. Und so fuhren wir wenig später ab, in Richtung GuangHua Digital Plaza. Von dieser Wunderwelt der Technikartikel habe ich meines Erachtens schon einmal berichtet, an diesem Tag sind wir allerdings nicht zum Bummeln sondern mit einem direkten Ziel hier angekommen. Wir wollten einen DVD-Player kaufen. Vorher hatten wir allerdings auch schon bei unserem Lieblingssupermarkt den Preisvergleich angestrebt und so gingen wir nach einer halben Stunde wieder raus. Da das Wetter angenehm "kühl" war (es hatte gerade noch gegossen) beschlossen wir einen kleinen Spaziergang zu machen... nein es war anders. Wir waren unfähig in dem Gewirr von Busschildern den richtigen zu finden, der uns zum Supermarkt bringen sollte, aber als wir dann feststellten, dass es nicht weit sein kann, beschlossen wir aufgrund der eben erwähnten Wetterbedingungen doch mal zu laufen.
Dort angekommen kauften wir uns einen tollen DVD-Player mit dem wir sowohl unsere Uni-Lern-Mp3-CDs als auch chinesische Fernsehserien auf VideoCD angucken können. Nach so einem tollen Fang in unserem Einkaufskorb, waren wir in so einer Hochstimmung, dass wir gleich beschlossen heute zum ersten Mal selbst zu kochen und zwar italienisch! Die Zutaten waren in diesem Riesensupermarkt nicht schnell zu finden, aber schließlich schafften wir es und hofften, dass die frischen Zutaten die etwa halbstündige Rückfahrt überstehen würden. Das taten sie auch und so konnte ich mir voller Vorfreude beim Schinkenschneiden mit meinem neuen Hackmesser ein gutes Viertel meines Daumennagels chirurgisch entfernen (...nein, ich habe kein Foto gemacht). Dank meiner letzen Hansaplastreserven konnte das Blut schnell gestoppt werden und es überwog die Freude ein wirklich verdammt scharfes Messer in der Schublade zu haben.
Dank der nicht 100%tig richtigen Zutaten schmeckte das Essen nicht unbedingt italienisch, aber immerhin lecker... und so endete auch schon der faule Montag...

Der Dienstag sollte dann schon wieder weit mehr zu bieten haben. Denn selbst nach dem leckeren Essen waren wir Montagabend nicht ganz untätig und haben unseren nächsten Ausflug nach Beitou beschlossen. Also schwangen wir uns nach dem Frühstück in die MRT und fuhren Richtung Norden. Der Ort Beitou ist mit der MRT etwa 15 min vor Danshui im Norden von Taipei und ist berühmt für seine heißen Quellen mit Wassern verschiedenster Inhalte. Nachdem wir den Zielbahnhof erreicht hatten, waren wir in einer netten kleinen Stadt angekommen, die sich gemütlich an die umliegenden Berge schmiegte und wir waren von Japanern umstellt. Mit uns waren zwei japanische Reisegruppen angekommen die mit tragbaren Lautsprechern mit quäkenden Tönen anscheinend versuchten ihren Reisegästen wertvolle Informationen zu vermitteln. Yasmines und mein Plan war es als erstes das alte japanische Badehaus zu besichtigen, in dem heutzutage ein Museum über die heißen Quellen in Beitou hausiert. Aber nachdem wir die uns beständig folgenden japanischen Lautsprecher abgehängt hatten, kamen wir auf die Idee, dass diese witzigen kleinen Menschen mit Kameras und bunten Fähnchen vielleicht denselben Plan hatten und so beschlossen wir unseren Vorsprung aufzugeben und in einem Starbucks ein wenig Zeit vergehen zu lassen, gerade so lange bis die japanische Invasion vorüber war. Und unsere Eingebung sollte sich bewahrheiten, denn gerade als die amerikanischen Kaffespezialitäten ihren Platz auf unserem kleinen Kaffeetisch fanden, konnten wir von gemütlichen Kunstledersesseln aus die fröhlich im Wind flatternden Reiseführerfähnchen an uns vorbei ziehen sehen.
Nach diesem herrlich entspannten Zwischenstopp war es eine wahre Freude ein fast verschlafen wirkendes Städtchen mit einer wirklich topmodernen Bibliothek und besagtem Badehaus zu besichtigen.
Quasi in der Stadt erklommen wir dann auch noch einen Berg... und schon der Aufstieg war ein Erlebnis. Zum einen war das Klima durch die heißen Quellen so heiß und schwül wie ich es noch nicht erlebt hatte und dementsprechend anstrengend war auch der Aufstieg, aber schon der dampfende Rinnstein am Straßenrand kündigte Großes an. Von einem breiten Fußweg aus hatte man ein wirklich beeindruckenden Blick auf ein Becken voller dampfenden und heißen Wasser. Der leichte Schwefelgeruch machte den Eindruck auch gleich noch ein wenig intensiver. Ich hatte danach noch nicht genug von heißen Quellen und wollte auch noch gerne das sogenannte Hell-Valley besuchen. Yasmine war nicht mehr ganz so lustig, aber ließ sich überreden. Dank der schlecht sichtbaren dunkelbraun gekachelten Steinstelen, die eigentlich Auskunft über den Weg geben sollten, verliefen wir uns in den Hügel von Beitou auf kleinen einsamen Sträßchen und fingen schon an uns mit freilaufenden Hunden anzufreunden, da fanden wir Gott sei Dank wieder eine der Glück verheißenden braunen Klötze und konnten schließlich doch noch einen Bus besteigen, denn wir hatten festgestellt, dass es doch noch über zwei Kilometer weiter gewesen wäre. Das Hell Valley sollte uns dann auch wirklich eine beeindruckende Szenerie bieten. Leider konnte ich mir bis zum schnell darauf folgenden Abstieg nicht einig werden was beeindruckender war.... der grandiose Ausblick auf eine See umringt von dampfenden und gelbes Wasser spuckenden Löchern oder der schier unerträglich starke Schwefelgeruch, der einem im wahrsten Sinne des Wortes den Atem verschlug.
Der Abstieg sollte sich dann wiederhin zu etwa einem Drittel ähnlich unentspannt wie der Aufstieg gestalten... denn auch nachdem wir schweigsame 35 Minuten an der Bushaltestelle gewartet hatten und drei angezeigte Busse nicht gekommen waren, starteten wir abermals zu Fuß. Zum Glück erbarmte sich dann doch irgendwann eine gelbe Toyota-Taxe uns aufzusammeln und so fuhren direkt durch bis zum Bahnhof. Dort bummelten wir dann noch ein wenig durch die Stadt bevor wir im Dunkeln den Rückweg antraten.

Und somit würde ich normalerweise weiter zum Mittwoch schreiten... aber mein Magen knurrt und dank der gerade gestarteten Uni darf es jetzt auch nicht immer so spät werden.... kurz un bündig... wir gehen jetzt einen Happen Essen und danach geht es auch bald ins Bett.

In dem Sinne... Mahlzeit und Gute Nacht
Clemens

Freitag, 5. September 2008

ein Eintrag geht noch...

so... die Überschrift reicht auch schon an Stammtischweisheiten...

...hier wird schließlich gearbeitet und kein Bier getrunken. Wir waren am Sonntagmorgen stehengeblieben. Was ich vorher vielleicht noch nicht erwähnt habe... Yasmine hatte sich eine Gitarre von Shengjie geliehen. Selbige stand bei ihm auch nur rum nachdem ihm ein Freund von ihm sie ihm geschenkt hatte... Gitarren scheinen hier nicht so beliebt zu sein... Sie schien bei Shengjie schon eine Weile rumgestanden zu haben. Auf jeden Fall zerstörte Yasmine beim ersten Stimmversuch gleich mal die hohe E-Saite, es ist die dünnste. Zu ihrer Ehrenrettung muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass es Metallsaiten waren und sie schon ziemlich verrostet waren.
So... noch ein wenig Vorgeschichte. Ein paar Tage vor dem Sonntag, von dem ich eigentlich erzählen möchte war Yasmine etwa eine halbe Stunde durch die pralle Sonne gelaufen und das nur weil der Laden nicht mehr bei der angegebenen Adresse war, aber im Schaufenster der zarte Hinweis prangte wo denn der neue Laden ist. Dort hatte sie sich dann neue Nylonsaiten gekauft, ohne zu wissen, dass man auf einer Metallsaitengitarre zwar Nylonsaiten einspannen kann, sie aber ums Erbrechen nicht auf den richtigen Ton bekommt.... es sei denn: ZOING! Genau... die Saite reißt. Soviel zu den Gründen warum ich am schönen Sonntagmorgen Yasmine zu dem besagten Gitarrenladen begleitete (Toll ne... ein Gitarren- und Musikinstrumenteladen der am Sonntag offen hat). Der Angestellte des Ladens zeigte sich sehr höflich uns sachlich und spannte für den günstigen Preis von zwei Euro auch gleich einen komplett neuen Satz Metallsaiten ein und stimmte die Gitarre. Da sich neue Saiten allerdings erfahrungsgemäß am Anfang sehr schnell wieder verstimmen kaufte Yasmine sicherheitshalber noch ein sehr preiswertes elektrisches Stimmgerät dazu. So gut vorbereitet konnten wir dann auch mit unseren richtigen Sonntags-Plänen beginnen.

Denn eigentlich wollten wir an diesem besagten schönen Sonntag mit der wunderschicken Maokong-Gondel in die Tee-Plantagen-Berge im Südosten von Taipei fahren und dort wollten wir dann mit den besten Teesorten Taiwans anstoßen und eine wahrlich majestätische Aussicht genießen... aber nachdem wir nun geduldig die etwa 30-40 minütige Anfahrt mit der MRT über uns ergehen haben lassen konnten wir schon von weitem Menschentrauben sehen und wir ahnten schon, dass dies das Gebäude ist von dem aus man seine Reise in die Teeberge antreten sollte. Also raus aus dem klimatisierten MRT-Wagen... Wir hatten kaum angefangen vernünftig zu schwitzen da standen wir auch schon in der Menschentraube, die das Maokong-Gondola-Gebäude umgab. Und jetzt der Witz... wir fanden einen "Kartenstand" draußen vor der Tür... wo tatsächlich nur zwei Menschen anstanden. "Hey" dachten wir und stellten uns an. Während wir noch warteten und standen fiel uns ein Schild ins Auge. Da stand: "Tickets für die Gondel gibt es nur im 4. Stock" ... ok... das haben wir kapiert, also raus aus der Schlange und ins Gebäude... Meeeep, FALSCH.
Wir irrten ein wenig durch die unorganisierten Menschenmassen und unsere Hilflosigkeit in Ermangelung eines schöneren Hinweisschildes scheint wirklich deutlich auf unseren Gesichtern lesbar gewesen zu sein, denn es erbarmte sich ein etwas fülliger Herr und beugte sich väterlich zu uns herunter. In einem tollen Englisch, wie ich es lange nicht mehr gehört hatte, erklärte er uns, dass man sich bei dem Stand, den wir gerade verlassen hatten eine Warteticket kaufen kann... quasi die Erlaubnis das Gebäude, in dem man dann die richtigen Karten kaufen kann, betreten zu dürfen. Mit meinen Adleraugen erspähte ich sein Warteticket und las schockiert seine "Einlasszeit". Er stand ganz vorne in der Schlange und er sollte sich jetzt noch entspannte 1 1/2 Stunden die Beine in den Bauch stehen... dolle Sache dachten wir uns nahmen alle unsere Rechenkünste zusammen und kamen zu dem Ergebnis, dass wir wahrscheinlich gute vier Stunden hätten warten dürften und dann auch nur noch etwa eine Stunde auf dem Berg verbringen dürften bis die letzte Gondel wieder zurück gondelt...
Es fiel uns danach nicht wirklich schwer auf dem Absatz kehrt zu machen und umzuplanen. Da die Maokong-Gondel ganz in der Nähe des Taipei-Zoos lag, drängte sich in unseren Köpfen folgender weiser Satz unserer ersten Chinesisch-Lehrerin auf: "Wenn sie mal etwas Trauriges sehen wollen, dann gehen sie in den Zoo in Peking"
...nun "wir sind in Taipei, nicht in Peking", dachten wir uns und genügend Trauriges hatten wir heute schon gesehen, also marschierten wir rüber. Und es sah tatsächlich relativ leer aus... ABER auch nur weil der Zoo gerade zu gemacht hatte und nur ein kleiner Rest versprengter Taiwaner noch nicht den Ausgang gefunden hatte.
Jetzt waren wir verschwitzt und wirklich gründlich frustriert, denn bis auf die neuen Gitarrensaiten war heute noch nichts geglückt... Also blieb nur noch eine Möglichkeit übrig... Vergnügen! Und das bekommt man in Taipei, dem malträtierten Reiseführer nach, in Ximending, dem größten Einkaufs- und Vergnügungsviertel Taipeis.
Wir waren gerade in der MRT-Station von Ximending angekommen und schlurften immernoch ein wenig genervt zur nächsten Treppe richtung Tageslicht... da plötzlich... da war es. Zuerst in meinem Augenwinkel, dann konnte ich den Blick nicht mehr abwenden. Ein großes Werbeplakat proklamierte lautstark den einjährigen Geburtstag der Maokong-Gondel und ließ nicht aus zu erwähnen, dass es die fiese kleine Gondel in einem Jahr fertig gebracht hatte drei Millionen Menschen in die Berge zu bringen. ...ein Glück, dass die asiatische Etikette es verbietet laut und ausfällig zu werden, aber immerhin wissen wir jetzt wie sie das geschafft hat! ...

Und da lockten mich auch schon die Leuchtreklamen und Großleinwände die Treppen hoch. Da wir zwischendurch nicht wirklich Zeit hatten etwas zu essen und es immerhin schon später Nachmittag war, sollte uns das erstbeste Restaurant zum Opfer fallen. Überraschenderweise schien unsere Pechsträhne vorbei und für etwa fünf Euro bekamen wir ein stattliches Menü mit einem wirklich guten Salat und einer Suppe... Nachdem wir wirklich satt waren, fühlten wir uns bereit uns ein wenig den Frust von der Seele zu shoppen. Naja... ich habe dann zwar eine ganze Weile nichts gefunden, aber dann habe ich mir doch noch eine viel zu teure Tasche für die Uni gekauft. Yasmine beließ es bei einem T-Shirt und einer Sonnenbrille.
Müde aber befriedigt fuhren wir dann noch 2 Stationen nach Hause und fielen erschöpft ins Bett.

So... jetzt entschuldige ich mich noch dafür, dass ich aus meinem Frust heraus kaum Fotos gemacht habe und dann gehe ich auch gleich ins Bett, aber vorher poste ich als Entschädigung noch ein paar Kuriositäten.

Gute Nacht
Clemens

PS: Ich weiß... ich habe heute nur einen Tag geschafft... aber die Uni ist heute losgegangen... aber ich werde mich anstrengen!

Dienstag, 2. September 2008

eine kurze Nacht später...

Dank unseres ausgiebigen Ausflugs hatten wir leider wieder eine etwas kurze Nacht. Unser Vermieter hatte sich heute für etwa 9 Uhr morgens angemeldet. Das hieß um 8 Uhr aufstehen und noch ein wenig aufräumen. Fast pünktlich stand er dann auch vor der Tür und brachte uns eine Glasplatte für unseren Tisch und ein paar Bügel für unseren Schrank! Sehr umsichtig von ihm, denn wir hattenbei IKEA nur das regenbogenbunte 8er Pack gekauft weil es am billigsten war... und die waren jetzt schon alle besetzt!
Unser Vermieter war dann auch schnell wieder weg und wir konnten los. Denn wir hatten uns noch mit vier Leuten von der Summer-School getroffen, also vier Taiwaner/innen die letztes Jahr in Hamburg waren um dort Deutsch zu lernen. Immerhin zwei von ihnen lernen noch heute Deutsch... aber sie waren nicht sehr erpicht darauf uns ihre Deutschkenntnisse vorzuführen. Warum habe ich nicht verstanden.
Auf jeden Fall wollten wir mit ihnen zum National Palace Museum, aber vorher mussten wir noch einen der vier warten der ein wenig später kommen wollte. Deshalb setzten wir uns erstmal in eine kleine Suppenküche an der Straße und genossen ein paar kleine taiwanische Spezialitäten. Diesmal waren es kleine Teigtaschen. Mitten im Restaurant saßen zwei Angestellte des kleinen Restaurants, die in einer ziemlichen Geschwindigkeiten die kleinen Leckerbissen füllten und formten. Da wäre jeder deutsche Lebensmittelkontrolleur schreiend davon gelaufen. Riesige Haufen Fleischmischungen mit Teig und Gemüse... und das alles ungekühlt. Aber naja... wie das nunmal so ist... Ich habe keinerlei Spätfolgen davon getragen und es war sehr lecker. Wiedermal fühle ich mich sehr bestätigt darin, dass das, was bei uns durch Brüssel für kleine Restaurants oder andere Einrichtungen vorgegeben wird, völliger Unsinn und übertrieben ist... und bei uns ist noch nichtmal so heiß wie hier! Wie auch immer... ich werde schon wieder politisch, dabei möchte ich euch alle doch eigentlich nur neidisch machen wie schön es hier ist! :)

So... das Nationale Palast Museum! Der Vorschlag kam von den Taiwanern. Das möchte ich an dieser Stelle betonen, denn ich wurde bei den 2 Stockwerken die wir teilweise und für meinen Geschmack etwas zu schnell durchquert haben, das Gefühl nicht los, die anderen würden sich langweilen. Auch nach zweimaliger Nachfrage meinten sie alle sie würden sich nicht langweilen obwohl andere Aussagen wie: "Ich kenne das hier alles schon" eher das Gegenteil bestätigten. Während Yasmine und ich jedenfall die Schaukästen bestaunten und die Kalligrafien bewunderten und mit dem verglichen, was wir in China in den verschiedensten Museen zu sehen bekommen hatten, standen unsere vier Taiwaner immer häufiger in einer kleinen Gruppe hinter uns und unterhielten sich. Aus diesem Raum beschleunigten wir dann auch unser Tempo und beschlossen nochmal alleine hierher zu kommen.
Besonders für die Kalligrafien und die Bilder wollte ich mir nochmal mehr Zeit nehmen, wo ich doch in der Uni letztes Semester dazu einen Kurs belegt hatte! Und eine andere temporäre Ausstellung mit alten Schriftstücken juckt mir auch noch in den Fingern, denn die haben wir an diesem Tag garnicht mehr angesehen.
Unsere Füße waren auch schon nach knappen zwei Stockwerken wirklich rund und die Sonne schickte sich auch schon langsam wieder an unter zu gehen. Nachdem wir das Museum wieder verlassen hatten, besuchten wir noch den kleinen anliegenden Park um in einem zweistöckigen Holzpavillion unsere Füße mit einem sehr netten Ausblick ein wenig auszuruhen. Sobald die Schmerzen wieder ein wenig nachgelassen und unsere Augen sich von den hunderten Ausstellungsstücken beruhigt hatten, gestanden wir uns ein, dass wir nach dem doch mehrere Stunden dauernden Aufenthalt alle ein wenig hungrig waren. Wie immer fragten uns die Taiwaner mit denen wir zusammen waren, was wir den essen wollten. Wie fast immer mussten wir ihnen antworten, dass sie sich hier wohl weit besser auskannten und sie doch bitte was aussuchen sollten. Also ging es nach kurzer Beratung wieder einmal zum naheliegenden Shilin-Nachtmarkt... aber diesmal gab es keine kleinen Eierkuchen, Nudeln oder "Curry-Essen"... nein, wir durchquerten ein paar der endlos scheinenden kleinen Gassen dieses Marktes und landeten schließlich in einer großen Eisdiele. Während unsere vier Taiwaner jeder einen großen Teller Eis schafften, beließen Yasmine und ich es bei einem Teller Schokoladeneis... den für deutsche Verhältnisse entspricht so eine Portion etwa 6-7 Kugeln Eis! Allerdings wird das Eis in Taiwan härter durchgefroren und dann mit speziellen Schab-Maschinen in Hauchdünne Schichten geschabt und ähnelt dann in etwa einem Viennetta-Eis... nur eben noch feiner. Und es ist eigentlich immer eine Art Milcheis... zu Schokoladeneis wird es dann einfach mit einem kräftigen Schuss Schokosoße drüber... :) Aber es war auf jeden Fall lecker und in diesen Mengen auch wirklich ausreichend sättigend.
Da es dann auch schon wieder einigermaßen spät war verabschiedeten wir uns nach Hause und dort angekommen machten mir nicht mehr viel mehr als unsere Füße hochlegen!

Denn am nächsten Tag hatten wir auch schon wieder eine Verabredung. Diesmal mit Kanjo, ein junger Mann, den Yasmine von ihrem letzten Aufenthalt auf Taiwan kannte und der sich schon seit Tagen freute uns mal zu treffen. Seinen richtigen chinesischen Namen kenne ich leider nicht... aber ich weiß immerhin, dass das die japanische Schreibung seines Namens sein soll... und das ganze dann noch amerikanisch ausgesprochen wird... also quasi: Can-Joe! :D
Naja... vielleicht mache ich mir da auch zuviele Gedanken...
Jedenfalls kam er zusammen mit seinem englischnamigen Freund Neo (woher er den Namen wohl hat??) auf zwei Motorrollern vor unserem Haus vorgefahren.
Dann ging es auch gleich weiter in die Außenbezirke von Taipei. Denn heute stand Baseball auf dem Plan. Man kann Baseball wahrscheinlich schon fast als taiwanischen Volkssport bezeichnen, wobei ich nicht weiß wie hoch er noch im Kurs steht nach der Olympia-Blamage der taiwanischen Mannschaft.
Da ich es gewohnt bin mich mit der MRT fortzubewegen hatte ich nun keine Ahnung wo wir hingefahren waren, aber ich vermute anhand des Namens des Baseballstadions, dass es sich um den Bezirk Xinzhuang gehandelt haben muss. Das Spiel fing erst um 17:00 Uhr an und das wird wohl der Grund gewesen sein warum Kanjo meinte wir könnten uns noch ein "Dinner" besorgen und mit rein nehmen. Eine gute Idee dachte ich... und nur wenig später hatte uns Kanjo in einen der zahlreichen 7/11-Shops geführt und kaufte sich eine Tüte Chips! Das nenne ich mal Kultur! :)
Yasmine und ich kauften uns zwei Rollen kalte Sushi und konnten uns auch ein paar Chips dann nicht verkneifen. Neo hatte sich für heute vorgenommen uns regionale Spezialitäten zu zeigen und kaufte Krabbenchips für kleine Kinder. So dermaßen gut vorbereitet betraten wir dann wenig später für knappe 4 Euro das Stadion. Die Stimmung im Stadion und bei uns war gut und konnte durch einen großen Becher Taiwan-Beer nur noch besser werden. Es spielten die Xinzhuang T-Rex gegen die Gaoxiong Bears. Neo bestimmte, dass wir heute für die Bears sind. Also bewegten wir uns auf ihre Seite der Tribünen. Nachdem wir unsere Sitze auf der Hoch-Tribüne eingenommen und die ersten Krabben-Chips probiert hatten, wagte ich zu fragen warum wir denn für die Bears sind und nicht für die lokale Mannschaft aus Taipei. Neo erklärte mir mit bedeutungsschwangerer Miene, dass er nunmal Sieger mag und die Bears momentan die besten in der Liga sind. Diese Aussage überzeugte mich und so begann ich auch bald meine leere Wasserflasche im Rhythmus des Anpeitschers gegen die Rückenlehne des leeren Stuhls vor mir zu schlagen. Das Spiel dauerte mehr als drei Stunden, aber schon nach dem dritten Inning lagen die Xinzhuang T-Rex mit 4 Punkten vorne und es sollte den Bears auch nicht mehr gelingen diesen Rückstand aufzuholen. Und so verloren wir!
Vielleicht irgendwann im fünften Inning war eine ehemalige Mitschülerin von Neo namens Tailing zu uns gestoßen... ich erwähne an dieser Stelle nur ungern, dass sie einen kompletten Mitnehmkarton von einem Restaurant bei sich hatte und es sich auch nicht nehmen ließ in vor unserer Nase komplett aufzuessen. Naja... Zu Taiwan-Beer passen eh viel besser Chips!
Aber wo war ich... wir hatten verloren... genau... :)
Nach dem Spiel gingen wir auf einen Nachtmarkt in der Nähe. Yasmine und ich mussten schockiert feststellten, dass hier alles noch viel billiger war als auf jedem Nachtmarkt den wir bis jetzt in Taipei besucht hatten und wir bereuten es noch mehr, dass wir nicht wussten wie wir hierhergekommen sind...
Tailing hatte unseren Mangel an Essen offenbar doch bemerkt und so lud sie uns in eine kleine Suppenküche am Straßenrand ein. Die Suppe und das Gemüse schmeckten gut, nur das Fleisch hatte mal wieder ein bisschen zuviel Glutamat gesehen und so konnte man in der schlecht definierbaren Konsistenz nicht ausmachen ob man gerade Fleisch, Knorpel oder einfach nur Fett aß... ich versuchte die übriggebliebenen Fleischstückchen so gut wie möglich unter meinem Plastiklöffel zu verstecken und wir verließen das kleine Lokal. Weil wir danach immernoch nicht müde und bester Laune waren beschlossen wir bowlen zu gehen. Nach ein paar Problemen fanden wir doch noch eine Bowlingbahn bei der wir nur eine Stunde auf die nächste freie Bahn warten mussten. Gott sei Dank hielt dieses "Spaß-Zentrum" noch viele andere Aktivitäten für uns bereit. Über drei runtergekühlte Stockwerke verteilt vertrieben wir uns die Zeit mit Air-Hockey, Basketball, Billiard, hunderten verschiedenen Spielautomaten (die durch das entrichtete Eintrittsgeld alle kostenlos waren) und etwa 30 laufenden Playstations... danach spielten wir natürlich noch Bowling!
Als wir das alles erledigt hatten waren wir alle ein wenig müde und wir ließen uns von Kanjo und Neo noch eine halbe Stunde auf den Rollern durch die Stadt kutschieren... bis zu uns vor die Haustier. Gott sei Dank wohnt Kanjo bei uns in der Straße... sonst hätte ich mich wirklich schuldig gefühlt.

So... da habe ich ja mal wieder was geschafft. Immerhin hänge ich jetzt nur noch drei Tage hinterher... ich bleibe dran.

Liebe Grüße ins kalte Deutschland... aber ich kann euch beruhigen: Wir haben gestern eine Zeitung gekauft.... dort stand auch: "Es kommt eine Kaltfront, in den nächsten Tagen können wir nur mit Temperaturen um die 30°C rechnen..." Brrrr :)

Clemens

Sonntag, 31. August 2008

und wieder ein paar Tage älter...

Da bin ich wieder... nicht so schnell wie ich wollte... aber ich muss meinen werten Lesern ja auch mal eine Pause gönnen.

Falls sich der eine oder andere gewundert hat w
o unser Bett in unserer kleinen Wohnung ist... es ist oben. Zu Orientierung... es ist wie ein Hochbett, aber besser eingepasst. Es ist über dem Raum mit dem Tisch auf dem Yasmines EeePC steht... und die Treppe da hoch ist quasi hinten links in der Küche. Soviel dazu... interessant oder? :D

Und schon geht es weiter mit dem 28. August, sprich Donnerstag. Der Donnerstag war wiedermal ein wenig ruhiger. Wir haben uns aufgemacht, dass Grand Hotel zu besichtigen. Kulturell nicht sehr wertvoll, aber immerhin steigen dort fast alle der wenige Staatsgäste, die Taiwan hat, ab. Dies wurde natürlich auch mit einer großen Fotogalerie dokumentiert, dabei so große Staaten wie Panama... wie auch immer. Ich will mich ja nicht lustig machen... ganz im Gegenteil. Aber wenn man hier so lebt wie wir es momentan tun, dann kann man schon anfangen sich zu wundern wie so ein eigenständiger absolut kultivierter Staat wie Taiwan von der Weltöffentlichkeit und von der Weltpolitik so übersehen werden kann... denn soviel kleiner als Japan sind sie doch garnicht?! Aber natürlich ist da immer das große Geld (China) dahinter. Ich will ja hier niemanden langweilen... aber es ist schon lustig... es ist ja nicht so das China nicht mehr mit den USA spricht, obwohl es nicht unbekannt ist, das Taiwan praktisch unter amerikanischem Schutz steht... aber wenn man einen Politiker aus Europa fragt... dann ist es gleich außenpolitischer Selbstmord sich mit Taiwan anzufreunden, geschweige denn sie als Staat zu bezeichnen... naja... immerhin... im Europäischen Parlament gibt es eine internationale Fraktion die sich als Freunde Taiwans bezeichnen... sollte ich mal in die Politik gehen... dann kann ich mich da ja engagieren. ;)

...wie bin ich jetzt da drauf gekommen... achja... wir waren im Grand Hotel. Wirklich ein beeindruckend riesiger Bau, der durchaus mit ein paar Festland-China-Schmuckstücken bei der Größe mithalten kann... nur das dieser Bau im Gegensatz zu manch gigantischen Peking-Bauten auch noch ein paar hübsche Ecken hat! Wobei wenn ich das richtig in Erinnerung habe... die Japaner waren es, die das Ding ursprünglich in die Welt gesetzt haben...Wie auch immer.... einen Hang zu großen Gebäuden haben sie doch irgendwie alle... :)
Nachdem ich erstmal die ganzen Treppen durch einen kleinen Park hoch zu dem Hotel hinter mich gebracht hatte und auf einem Balkon eines Festsaals in dem Hotel stand... da wusste ich warum man hier bestimmt für ein Zimmer mit großem Fenster wesentlich mehr Geld bezahlen muss als man sowieso schon hinblättern muss... Siehe hier:
Nach dem Grand-Hotel wollten wir eigentlich noch einen Schrein für Kriegsopfer besuchen... aber nachdem wir in Ermangelung eines Busses zu Fuß etwa 20 min durch die sengende Hitze gewandert waren, standen wir vor drei großen verschlossenen Toren hinter denen eine Ehrengarde mit einem spiegelnden Helm laut trampelnd sein Abendappell durchführte. Toll! Auf dem Rückweg wollten wir dann aber wirklich einen klimatisierte Bus zurück zur MRT-Station haben... aber nachdem wir wiederhin eine Viertelstunde in abgasschwangerer, etwa 39°C heißer Luft gestanden hatten, entschlossen wir uns, da wieder kein Bus kam, auch den Rückweg selbst zu bestreiten... Wieder bei der Bahnstation angekommen stiegen wir hungrig und durstig in die Bahn und fuhren eine Station zurück zu unserem liebgewonnenen Shilin-Nachtmarkt. Der Shilin-Nachtmarkt soll der größte seiner Art in Taipei sein und auch an Essensständen mangelt es dort nicht. Und nachdem wir ausreichend bedrängt worden waren nahmen wir das aggresivste Angebot an: "Bei uns gibt es eine Klimaanlage!"
In der eng bestuhlten und bestellten Halle war das dann aber auch wirklich ein Segen. Und das nicht sehr taiwanische Curryessen (viel näher kann ich es nicht definieren) war dann auch sehr lecker! Der heißgeliebte Gourmet-Powder (Glutamat) kam hier sicherlich auch reichlich zum Einsatz.... aber wenn man sich darüber ärgern würde...
Immerhin... in den meisten ganz kleinen Suppen- und Nudelküchen kann man den Unmengen Mononatriumglutamat ganz gut aus dem Weg gehen wenn man auf Fleisch verzichtet!
Nach dem Essen haben wir uns dann noch auf den Weg gemacht ein paar kleine Gassen des Nachtmarkts zu erkunden. Was sich auch sehr gelohnt hat. Ich habe doch tatsächlich einen kleinen Laden mit guter und billiger Mode aus Taiwan gefunden in dem ich mir endlich einen dezente kurze Hose kaufen konnte! Da es mehr kleine Gassen gab als wir uns vorstellen konnten und wir obendrein noch sehr leckere kleine Eierkuchen probierten waren wir auch erst wieder um 2 Uhr nachts im Bett...

Jetzt ist es auch schon wieder nach 1 Uhr... und deshalb mache ich nach diesem relativ kurzen Eintrag für heute auch schon wieder Schluss...
Für morgen habe ich mir vorgenommen mal wieder was für meine Uni in Hamburg zu tun... und dann wollen Yasmine und ich natürlich auch noch planen wo und ob wir noch 1 oder zwei Tage entspannen wollen... Strand oder Berge... ich werde berichten.

Liebe Grüße nach Hause!
Clemens


Freitag, 29. August 2008

unspektakuläre Tage gehören gerafft...

So... da wäre ich auch schon wieder. Yasmine schreibt ja so schnell uns so viel kürzer als ich... da komme ich ja garnicht nach... und nachher will keiner mehr meinen veralteten Kram lesen! :)
Also... ich hänge 6 Tage hinterher... wenn ich mich recht entsinne ist das ein neuer Rekord... aber ich gedenke auch den Rekord im Tage aufholen heute zu brechen... vielleicht nicht gleich alle sechs, aber vielleicht fünf...

Nach unseren "anstrengenden" KTV-Abend (Karaoke), der bis 3 Uhr morgens ging, hieß es am Sonntagmorgen natürlich erstmal ausschlafen... Somit war der halbe Tag schonmal gegessen bevor wir aufgestanden sind. Ich quäle Yasmine ja sonst immer mit meinem Frühaufstehertum... aber heute war es durchaus OK ein wenig länger liegen zu bleiben! :)
So blieb uns für den nicht mehr viel Anspruchsvolles zu tun, aber Gott sei Dank haben hier die Geschäfte auch am Sonntag auf... zwar nicht alle... aber immerhin. Immerhin grasten wir 3 Elektroläden ab auf der Suche nach dem günstigsten Wasserkocher. Nur um am Ende zu dem Ergebnis zu kommen, dass der, den wir bei Ouma um die Ecke in dem Riesensupermarkt entdeckt hatten, der billigste war... hmrpf... Warum Elektroläden, ob klein oder groß, nun teurer sind als ein ordinärer Supermarkt hat sich mir zwar nicht erschlossen... aber so sollte ein weiterer Tag vergehen in dem ich mir keinen Tee kochen konnte!
Den Abend versüßten wir uns dann mit einem Besuch der Chiang Kai-shek Gedächtnishalle. Ich bin mir in meiner sinologischen Vorbildung nicht sicher, ob das unnötig große Tor davor wichtiger ist als die Gedächtnishalle an sich, aber auf jeden Fall war sie weit besser ausgeleuchtet... vermutlich weil man sie dann im Vorbeifahren besser sehen kann... wie man unschwer sehen kann ist es vom Tor ja noch ne Strecke bis zur Gedächtnishalle... und auf dem Foto haben wir schon den halben Weg hinter uns. Ob nun Chinese oder Taiwaner... sie haben alle einen kleinen Hang zu zu langen Wegstrecken zu wichtigen Gebäuden. Wobei der Geisterpfad bei den Ming-Gräbern in Nanjing einiges mehr zu bieten hatte... :)

Und schon sind wir beim Montag... mmh... ich wollte mich kurz fassen und erzähle was von Wasserkochern... aber ich habe mich bemüht!
Dieser schöne Montag war erstaunlich ereignisarm. Wir waren bei IKEA und haben endlich unseren Tisch und Stühle bestellt und wir haben uns bei Supermarkt mit einem nagelneuen Toaster und Wasserkocher eingedeckt. Da solche banalen Aktionen in einem fremden Land und in einer fremden Sprache immer mehr Zeit einnehmen als eingeplant, blieb uns am Abend nur noch unseren Sportraum und unseren Karaoke-Raum in unserem Wohnhaus zu besichtigen. Der Sportraum befindet sich im obersten Geschoss und man hat beim Laufen auf dem Laufband wirklich einen schicken Blick über die Stadt. Der Karaoke-Raum befindet sich sicher aus lautstärketechnischen Gründen im Keller und er ist sehr gut ausgestattet. Er hat eine kleine Bar, mehrere Ledersofas eine ziemlich gute Musikanlage und einen wirklich großen Flachbildschirm, ich würde ihn auf rund 50" schätzen...
Die nahende Nacht wollte ich nicht einfach verschenken und so ging ich mit Yasmine noch einmal auf unsere Dachterasse. Der Ausblick war wirklich nicht von schlechten Eltern und so zückte ich kurzerhand meine Kamera und versuchte mich an einigen Nachaufnahmen. Danach ging es dann aber wirklich ins Bett!

Und schon geht es weiter mit dem schönen Dienstag!
Ich kann immernoch nicht ganz von den Haushaltsgeräten lassen. Wie ihr ja wisst hatten wir nun einen Toaster und so bin ich morgens gleich losgelaufen und habe uns Toastbrot gekauft... Vollkorn natürlich! Und nachdem ich überglücklich festgestellt hatten, dass unser Wasserkocher um das Wasser zu beleuchten mit einer roten und einer blauen LED ausgestattet ist , hatte ich wenig später eine heiße Tasse Gaoshan Wulong-Grüntee mit einem Himbeermarmeladen-Toast vor mir stehen! Wenn das nichts ist!?
So dermaßen gestärkt von einem vollwertigen Frühstück ging es gleich wieder zum Haushaltsartikel shoppen. Diesmal führte uns unsere Suche wieder auf der Sunquare-Markt. Letztesmal hatten wir dort einen kleinen Laden entdeckt, der uns ziemlich günstig vorkam und mich vor allem dadurch beeindruckte, dass sie es schaffen das alles in einem 10 Quadratmeter-Laden unterzubringen wofür wir in Deutschland einen halben Marktkauf brauchen!
Als stolze Besitzer eines neuen Topf und einer Pfanne verließen wir den Laden und nutzten die Mittagshitze um die Seitengassen des Marktes noch ein wenig erkunden. Und es lohnte sich. Wir fanden ein Möchtegern-englisches Café in dem wir ein chinesisches Mittagessen bekamen und als Nachtisch Käsekuchen. Die etwas eigenwillige Käsekuchenkreation schmeckte wirklich nach Käse und ich aß sie nur aus Höflichkeit auf... Dann fanden wir noch einige nette kleine Läden, die viele kleine nette Sachen hatten...
Am Abend ging ich dann wiedermal in unseren Fitnessraum, aber diesmal in einer Sporthose. Mit freundlicher Unterstützung der viel zu großen Klimaanlage in diesem Raum habe ich dann auch wirklich eine gute halbe Stunde auf dem Laufband verbracht und immerhin 2.57 km hinter mich gebracht. Dabei hatte ich wirklich Glück... ich hatte damit gerechnet mich mühsam durch ein chinesisches Tastengewirr zu wühlen, aber die Geräte kamen aus Deutschland und so konnte ich ohne Probleme mein Laufprogramm wählen und loslaufen... ganz im Gegenteil zu den chinesischsprechenden Nutzern, die hier mit ziemlich Sicherheit in der Mehrheit sind. Diese können sich nur mit einem kleinen lieblos eingeschweißten Zettel behelfen, der ausschließlich den Schnellstart erklärt (ohne Programmwahl oder verschiedene Geschwindigkeiten).
Danach gingen Yasmine und ich wieder auf die Suche nach einem kleinen Restaurant bei uns in der Gegend. Und nur zwei Häuser weiter wurden wir fündig und für knapp einen Euro wirklich satt! Zu dem mitgenommenen Nudelgericht gab es dann bei uns zu Hause noch einen japanischen Film von Yasmine.

Der Mittwoch sollte dann nicht ganz so entspannt werden!
Yasmine und ich waren schon früh hoch weil Bekannte von Ouma sie zum Essen eingeladen hatten. Aber natürlich gibt es so eine Einladung nicht ohne Hintergedanken. Yasmine soll mit ihrer Tochter einen deutsch-chinesischen Sprachaustausch pflegen! Ich war nach Aussage von Eric und dreimaliger Nachfrage nicht eingeladen. Also hatte ich Zeit eine ganze Kanne grünen Tee alleine leer zu machen und auf die Lieferung unserer neuen Möbel zu warten. Etwa 10 Minuten nachdem ich mit dem netten Herren von IKEA unsere neuen Möbel in unsere momentane Ersatz-Wohnung buksiert hatte und ich mich Leistung einer Unterschrift wieder meiner Teekanne zuwenden wollte, klingelte es an der Tür und der Chef der Klimaanlagenfirma übergab mit triumphierend seine Visitenkarte und erklärte mir, dass jetzt alles wieder funktionieren müsste, aber wenn doch was sein sollte, könnte ich ihn nun persönlich erreichen... das erleichtert mich irgendwie nicht wirklich!
Aber immerhin sehe ich keinen Tropfen Wasser an oder unter der Klimaanlage bei der anschließenden Besichtigung der Wohnung... Dafür wurde die Wohnung aber auf wirklich arktische 19°C runtergekühlt. Ich korrigiere das auf "angenehme" 28°C und beginne, ganz Hausmann, damit die Wohnung mit unseren Hightechmob (mit Wassertank zum Spritzen (den habe ich ausgesucht!)) von dem üblen tiefschwarzen Staub zu befreien. Danach beginne ich im Schweiße meines Angesichts die Selbstbaumöbel zu montieren. Der vorsichtige Spießer in mir hat natürlich auch daran gedacht Filzfüße zu kaufen... schließlich stehen der neue Tisch und Stühle auf Laminat und ich möchte unsere Kaution gefälligst in einem Stück wiederhaben! :) Irgendwann gegen 2 Uhr stelle ich mit knurrenden Magen fest, dass ich zwar alle Möbel fertiggebaut und auch schon fast den ganzen Kleinkram rübergetragen habe, ich aber noch nichts gegessen habe! Da steht auch schon Yasmine in der Tür und erzählt mir leicht zerknirscht, dass zwar soweit alles sehr nett war, aber sie alle ganz enttäuscht waren, dass ich nicht mitgekommen bin, denn selbstverständlich war ich auch eingeladen! Soviel dazu... aber immerhin habe ich ne Menge geschafft!
Abends kam dann auch Shengjie vorbei... schließlich hatte er mit und für uns die Wohnung gefunden. Und so luden wir ihn ein seinen DVD-Player mitzubringen und wir machten uns einen netten Filmabend. Nebenher versorgte ich ihn noch mit guter Musik aus dem goldenen Westen, wobei ich zugeben muss, dass mich die Musikszene in Taiwan weit mehr beeindrucken kann als das scheinbar unendlich kitschige und unendliche Liebesgesäusel aus China... also beruhte diese musikalische Fortbildung auf Gegenseitigkeit.

Soo... da habe ich meinen Mund mal wieder ein wenig zu voll genommen. Apropos... es ist Essenszeit! Und das ist auch der Grund warum ich jetzt Schluss mache... immerhin vier Tage und ne Menge Lese- und Guckstoff für alle werten Leser! Nachher werde ich übrigens auch noch ein paar neue Kuriositäten auf meinem anderen Blog veröffentlichen! Also nicht verpassen! ;)

Liebe Grüße nach Hause und viel Spaß beim Lesen!

Mittwoch, 27. August 2008

und weiter...

So... da bin ich wieder... frisch ausgeschlafen und schon eine halbe Stunde draußen vergeblich in der Hitze gestanden, weil die freundlichen Leute von IKEA und angerufen haben: Sie wollen nun doch, nicht wie vorher abgemacht zwischen 17:00 und 20:00 Uhr kommen, sondern sie wollen schon um 10 Uhr morgens kommen.
Nun sind seit 10:00 Uhr schon gute 40 min vergangen und geregt hat sich noch nicht, also bin ich wieder nach oben in die klimatisierte Wohnung getrabt und warte nun auf einen Anruf. Es scheint hier wohl so üblich zu sein, einen Lieferzeitpunkt anzugeben und dann wenigstens 1 1/2 Stunden zu spät zu kommen. Aber man gewöhnt sich dran. Und schließlich kommt ja auch alles an. Das kaputte Ceranfeld wurde 2 Tage nach der Ansage ersetzt, der Kühlschrank kam drei Stunden zu spät, unsere Matratze kam 2 Stunden zu spät und dann erstmal die falsche... nur der Mann mit dem Fernseher, der war pünktlich da und hat mit viel zu vielen Schrauben eine Wandhalterung befestigt.... naja, vielleicht macht man sowas in einem Erdbebengebiet?! Wie auch immer. Ich habe jetzt Zeit um an meinem Blog zu arbeiten!

Letztes Mal hatte ich am Ende unseres bislang verkorkstesten Tag aufgehört und nun geht es beim Freitag, dem 22. August weiter.
Nachdem wir wieder eine gemütliche Nacht auf Oumas Steinmatratze verbracht hatten, wurden wir wirklich etwas unsanft aus unserer schönen Traumwelt geholt. Schließlich hatte doch im Großen und Ganzen bis jetzt alles so toll geklappt.
Nun eröffnete uns Ouma, dass es doch abgemacht war, dass wir für unseren Aufenthalt bei ihr bezahlen sollten und wann wir das denn vorhätten zu tun?! Um in der Traumweltmetapher zu bleiben... wir fielen aus allen Wolken, denn weder Jamie noch ihre Mutter hatten davon einen Ton verlauten lassen!? Ouma war die ganze Zeit im Stillen davon ausgegangen, dass das schon lange mit uns geklärt worden sei. Das machte den Dank für so einen "netten Freundschaftsdienst" natürlich im Keim zu Nichte und das Verhältnis zu Ouma leidet noch immer erheblich darunter...leider! So verließen wir wenige Stunden später leicht resigniert und um umgerechnet 86 Euro ärmer ihre Wohnung.
Nur um das klarzustellen: Es ist ja in Ordnung wenn wir einen Beitrag zahlen sollen, um beispielsweise für Strom und Wasser aufzukommen, aber auch bei meinen beschränkten Kenntnissen über Energiepreise in Taiwan, komme ich bei 10 Tagen Aufenthalt niemals auf 86 Euro! Dann hätten wir die Wohnungssuche sicher noch beschleunigen können und uns den einen oder anderen Ausflug abseits der Wohnungssuche sparen können.

So genug geärgert... der IKEA-Mann war gerade da. Und somit haben wir nun einen neuen Tisch und zwei Hocker und natürlich einen Wäscheständer! Zwar hat unsere Waschmaschine einen integrierten Trockner.... aber das ist ein elender Energiefresser... und noch wissen wir schließlich nicht genau wieviel der Strom für unsere kleine Wohnung wirklich kostet! :)

Naja... nach dem kleinen Ouma-Intermezzo kamen wir dann auch irgendwann wieder in unserer Wohnung an... Abends... natürlich mit Verspätung kamen die Klimaanlagentechniker... diesmal 2! Die beiden hatten die Anlage ursprünglich selbst installiert und somit gingen sie mit persönlichem Engagement zur Sache.... leider auch ohne Erfolg.
Nach ein wenig höflichem Genörgel unsererseits wurde vereinbart, dass wir in die Wohnung nebenan ziehen können, solange unsere noch nicht bezugsfertig ist... denn irgendwie hatten wir keine Lust mehr nochmal zu Ouma zu fahren, auch wenn sie es uns angeboten hatte...
So konnten wir immerhin unsere neue Matratze das erste Mal benutzen.

Der Samstag danach begann sehr entspannt. Wir haben ausgeschlafen und unser Vermieter kam irgendwann nach unseren späten Frühstück vorbei. Er ist sehr nett und hat sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigt. Und da wir unser Internet in der anderen Wohnung nicht nutzen können, hat er uns erstmal einen WirelessLan-Router geliehen, so dass wir jetzt ganz entspannt kabellos mit unseren Laptops durch die Wohnung laufen können. Toll!
Nach dem Mittagesssen haben wir uns dann erstmal wieder mit Shengjie getroffen. Mit ihm zusammen wollten wir ein paar seiner Freunde treffen. Der Abend sollte dann auch noch sehr nett werden. Nachdem wir nun sehr spät Mittag gegessen hatten, konnten wir nicht direkt wieder Essen. Shengjie hatte auch schon was gegessen und so gingen wir erstmal zu dritt in ein wirklich nettes Museum! Natürlich wieder unterirdisch und erstaunlich groß konnte man das Taipei der 50er bis 80er Jahre in schön nachgebauten Szenerien erleben. Dazu authentische Läden in den man auch noch die Sachen aus der entsprechende Zeit kaufen konnte. Die Preise waren sicher nicht mehr ganz auf dem Stand ihrer Zeit, aber es war schon ein großer Spaß die verschiedenen Süßigkeiten aus Shengjies Kindheit und davor durchzuprobieren. Die meisten waren, vorsichtig gesagt, "speziell", aber definitiv das intensive Geschmackserlebnis wert... genügend Euphemismen: Es war ziemlich eklig!
Dort gab es vom Friseursalon über eine Arztpraxis bis hin zur alten Polizeistation noch viele nette Kleinigkeiten zu entdecken.
Danach ging es auch gleich weiter zu Shengjies Freunden, die in der Zwischenzeit in einem relativ schicken japanischen Restaurant ein Festsessen genossen hatten. Kaum hatten wir uns dazu gesetzt wurde nochmal nachbestellt und erst nachdem wir drei- oder viermal betont hatten, dass wir nicht wirklich hungrig waren, hörten sie nach dem dritten Teller auf! :) Naja... aber auch wenn wir stopfen mussten... es war sehr lecker!
Bevor ich es vergesse: Die Deko in dem Restaurant war sehr interessant bis eigenwillig. Jedenfalls habe ich sowas noch nicht gesehen... (siehe Foto) ... es waren hunderte von großen Holzlöffeln an die Wand montiert...
Nach dem Essen und ein paar Bier ging es gleich weiter zum Karaoke singen bei HolidayKTV. Davon habe ich aus guten Gründen keine Bilder, aber ich habe auf jeden Fall unter Einfluss von taiwanischem Leichtbier auch ein paar englische Titel zum Besten gegeben. Ein wirklich erfüllter Abend! :)