Sonntag, 15. Februar 2009

Der November... eine Fortsetzung.

Achja... wie konnte nur schon wieder so viel Zeit ins Land ziehen... Eigentlich haben wir hier auch schon wie alle anderen auf der Welt Februar und nicht wie alle anderen auf der Welt schon fast wieder 30°C. Mein aus Deutschland mitgebrachter Deo-Stick neigt sich bald zum Ende, aber ich habe fleißige Helferlein schon mit einer Neulieferung beauftragt... Bei einem Völkchen, das in quasi keiner Situation zu transpirieren beginnt traue ich den Deo hier nicht! Entweder brauchen sie keine oder sie sind so dermaßen "gut" , dass ich sie lieber nicht ausprobieren möchte... aber egal...

Der November geht weiter.

Die Erinnerungen an das letzte Wochenende wurden leider schnell von einem argen Sonnenbrand auf meinen Oberschenkeln ausradiert. Von selbigen sollte ich noch weit über eine Woche gut haben und den umumkehrbaren Schluss ziehen, beim Rafting in einem Land wie Taiwan lieber eine lange Hose anzuziehen! ... auch wenn es noch so heiß ist. Aber leider war ich noch nicht in dem Besitz dieser Weisheit als ich hier ein paar Stunden meine Beine um den Rand eines Gummibootes gewickelt und meine weißen Stampferchen bereitwillig in die pralle Mittagssonne gestreckt hatte.
Von der erniedrigenden Suche nach ein After-Sun-Creme in einem Land das von möglichst weißer Haut besessen ist, möchte ich an dieser Stelle garnicht erst anfangen. Das einzige was Yasmine nach zwei Tagen gefunden hatte war ein kühlendes Aloe-Gel. Vorher hatten aber gewisse Angestellte eines Toilettenartikelladens sichergestellt uns ein stark alkoholhaltiges Wässerchen mit Make-Up-Partikeln anzudrehen... wäre ja auch wirklich ein Gesichtsverlust wenn jemand meine roten Beine sehen würde!? Ganz im Gegenteil... versuch mal in Norddeutschland in November so einen ordentlichen Sonnenbrand mit gründlichem Peeling-Effekt zu bekommen! ... das nur nebenbei: Ich bin dazu übergegangen abgesehen von Strandbesuchen nur noch lange Hosen zu tragen.

Auf der Suche nach Sonnenmilch unter Lichtschutzfaktor 75 verging die Woche dann auch wie im Fluge und am nächsten Samstag war für Yasmine ein wichtiger Termin angesagt. Sie hatte sich vielleicht etwas voreilig für einen nationalen Redewettbewerb in der Sun Yat-sen Memorial Hall angemeldet und so hieß es am (fast heiligen) Samstag für uns um 6:30 aufzustehen um rechtzeitig zu Anmeldung am anderen Ende der Stadt zu sein. Die Startnummer baumelte schnell um Yasmines Hals und so fingen wir an die ersten Redner zu bewundern.

Shengjie hatte von Yasmines Vorhaben Wind bekommen und hatte sich auch bei uns im Publikum eingefunden. Nach gefühlten 2 Stunden (etwa einer) mehr oder minder spannender Reden und dem ein oder anderen unfreiwillig komischen Auftritt, war Yasmine dann schließlich auch dran. Zu ihrem Unglück wurde direkt vor ihrem Auftritt leider noch eine Pause für die Jury eingeschoben und so ging ihre Rede meiner Meinung nach zu sehr im allgemeinen Wiederreinkommen und Gepacke der Zuschauer unter und auch die Jury war noch dabei sich zu sortieren als die Startglocke für sie klingelte. Ich kannte die Qualitäten ihrer Rede natürlich schon aus so mancher Rezitation, aber da sich die Organisatoren obendrein dazu entschieden hatten das Mikro etwa 2 Meter vom Redner entfernt aufzustellen, kam bei mir in der 5ten oder 6ten Reihe nicht mehr viel an.
Nach Yasmines Rede konnten wir uns anhand der restlichen Teilnehmer ziemlich präzise ausrechnen, dass mit einer Bekanntgabe der Gewinner nicht vor dem Abend zu rechnen sei. Also machten wir uns zusammen mit Shengjie auf und bummelten noch ein wenig durch die anliegenden Shopping-Center. Die längste Zeit hielten wir uns beim Eslite-Bookstore auf ... falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte... der "Buchladen" ist 4 Stockwerke hoch und jede Etage hat mindestens die Größe eines Fußballfeldes. Zwar ist die Anzahl englischsprachiger Bücher im Vergleich gering (und ich bin noch nicht bereit Chinesisch zu Entspannung zu lesen), aber es reicht trotzdem, zusammen mit ihrer CD-Abteilung, mich jedes Mal für eine ziemlich lange Zeit zu fesseln.
Gegen frühen Abend fanden wir uns wieder bei der Gedächtnishalle ein und lauschten noch der ein oder anderen Rede zu verschiedenen vorgegebenen Themen. Manche waren wirklich gut und hatten viele gute Einfälle, aber zu unserem Erstaunen wurde keiner unserer präferierten Kandidaten inkl. Yasmine für einen Preis ausgesucht. Nachdem sich einige Preisrichter (namhafte Professoren aus Taipei) zu den Kriterien ihrer Auswahl äußerten wurde alles noch ein wenig wunderlicher.
Aber um es kurz zu machen. Es haben ausschließlich die langweiligen Schlipsträger alles vom 1sten bis zum 5ten Preis abgeräumt. Ihre Inhalte widersprachen dabei manchmal sogar wörtlich den Auswahlkriterien der Jury für eine gute Rede. Beispiel: Wenn man das Thema "Warum lerne ich Chinesisch" wählt, sollte man nach Angaben der Jurymitglieder selbige nicht mit Alltäglichkeiten behelligen. Den zweiten Preis gewann aber trotzdem ein blasser Brite, der sich in akzentreichen Chinesisch über die Schönheit chinesischer Kalligrafien auslies und es sich auch nicht nehmen ließ ein paar seiner eigenen mitzubringen. Nur nebenbei: Ein weiteres Kriterium der Jury war es keine Hilfsmittel außer den eigenen Händen mitzubringen!?
Auch zu den Händen ließ es sich ein anderes Jurymitglied nicht nehmen etwa 5 Minuten seine Auswahlkriterien zu erklären... "keine wilde Gestik"... "nicht vor der Jury umherlaufen".










An dieser Stelle kann ich es nicht lassen diese beiden Bilder von einem holländischen Japanologie-Studenten (wer hätte es gedacht) zu posten. Er ist während seines Vortrages wirklich die ganze Zeit umher gelaufen von einer Seite der Bühne zur anderen und hat dabei fast unkontrolliert seine Arme vor sich her geworfen... und nun Achtung! Er hat den Sonderpreis für einen kreativen Auftritt gewonnen!

Naja... abgesehen von den Ärgernissen bei der Auswahl der Gewinner... Dabeisein ist alles!

Nach dem Redewettbewerb trafen wir uns draußen noch mit Shengjies Schwester "Eve" (ich muss sie dringend mal nach ihrem chinesischen Namen fragen). Nach einem kleinen Plausch packte sie dann auch Shengjie ein und wir machten uns auf den Nachhauseweg.
Den Abend verbrachten wir ganz gemütlich vor dem Fernseher.

Neben Lernen, Essen und Einkaufen geschah dann am Sonntag auch nichts mehr besonderes und das einzige was mir noch erwähnenswert erscheint, ist, dass ich mich am Sonntagabend aufgrund eines erstaunlich klaren Himmels dazu entschied meiner Passion nachzugehen von unseren Dach aus Fotos zu schießen.

Die nächste Woche stand dann ganz im Zeichen meines ersten Semesterabschlusstests. Heißt: Lernen!

Am Donnerstag dem 13. war es dann soweit. Um 14 Uhr versammelten meine Mitstudenten und ich uns vor dem Sprachlabor und durften noch ein paar Minuten mit zittrigen Fingern in unseren Lehrbüchern wühlen. Dann ging es rein... wir wurden gründlich auf die kleinen Boxen verteilt in denen uns die blauen, versiegelten Prüfungsbögen gegenüberlagen. Aber die Aufregung war schnell verflogen. Unser Lehrer hatte uns glänzend vorbereitet und so fühlte ich mich bei fast allen Aufgaben relativ gut . Ich bin mir zwar fast sicher, dass meine Stimme bei meinen mündlichen Prüfungen nicht so fest geklungen hat wie ich es gerne gehabt hätte, aber was will man machen... :)

Am Freitag verkündete mein Lehrer dann schon, dass er meine Punktzahl bereits auf 96% runtergeprügelt hatte. Die mündlichen Prüfungen sollten dann allerdings erst später ausgewertet werden, aber nach seiner Ansicht sollte ich mit einer Prozentzahl über 90 rechnen können. Damit konnte ich natürlich mehr als gut leben und somit entspannt ins Wochenende starten.
Yasmine und ich hatten gerüchteweise erfahren, dass es unter dem Japanischen Department-Store "Sogo" einen Supermarkt mit vielen europäischen Sachen geben sollte und so packten wir unsere Portemonaies ein und machten uns auf den Weg. Nur wenige Stunden später saßen wir mit einem zufriedenen Lächeln wieder bei uns auf der Couch... vor uns ein Paket Gjetost aus Norwegen (mein Lieblingskäse) und ein Stück Gouda vom Stück! Man glaubt garnicht wie gut ein ordinärer Frico-Gouda schmecken kann!

Am Sonntag sollten Yasmine und ich Zeit finden mal eine gemütliche Radtour am Fluß hinter unserer Wohnung zu machen.

Die extra für den neuen Trend "Fahrradfahren" angelegte Asphaltstraße war wirklich sehr praktisch und so waren wir nach mehr als 3 Stunden um viele schöne Ausblicke und um die Erkenntnis lange nicht mehr Rad gefahren zu sein reicher!

Und wie man sieht... nicht nur die Beleuchtung an der Brücke gab sich Mühe zu glänzen... nein, auch die Sonne legte sich richtig ins Zeug uns einen netten Abend zu machen!

So... für heute höre ich dann auch mal wieder auf. Wie man sieht... ich war diesmal wieder ein wenig textlastiger, aber das kann ich jetzt auch nicht mehr ändern. Ich hoffe wirklich, dass ich es demnächst mal wieder öfter schaffe mich hier auszulassen, aber um ein wenig die Spannung rauszunehmen... Am Montag hat mir mein Lehrer dann meine 93% bestätigt und ich muss sagen, ich bin darauf nicht ganz unstolz!

In dem Sinne... bis bald!

Montag, 26. Januar 2009

Der November...

So... da bin ich mal wieder. Ich habe mal wieder länger auf mich warten lassen als gut für meinen sowieso schon leicht perforierten Zeitplan wäre, aber ich war die letzten Wochen zu meinem Bedauern sehr mit den Visa-Bestimmungen von Taiwan beschäftigt und musste feststellen wie eng sie ihre Gesetze wirklich sehen können. Beziehungsweise wurde das Visa-Recht kürzlich einigen Änderungen uterzogen, aber selbst das zuständige Amt konnte wir weder auf Chinesisch geschweige denn auf Englisch ihre neuen Bedingungen artikulieren. Ich will mich hier garnicht auskotzen aber nachdem ich jetzt ca 3 Wochen mit verschiedenen Ämtern und Krankenhäusern zu tun hatte, habe ich immernoch nur eine Aufenthaltsgenehmigung bis zum 4.6. ... das ist insofern schlecht, weil mein Flug erst Ende Juli nach Frankfurt abhebt! Ich hoffe dass sich diese ganze Misere mit Hilfe der Uni hier doch noch zum Guten wenden lässt, aber jetzt sind erstmal satte 9 Tage Ferien angesagt. Also... viel Zeit um an meinem Blog zu arbeiten. Da nämlich sage und schreibe alle Taiwaner bis auf die Mitarbeiter von 7/11 frei haben, haben Yasmine und ich davon abgesehen größere Ausflüge zu planen... Vielleicht wollen wir noch in den Zoo von Taipei, aber auch dort sind vor wenigen Wochen die zwei Pandas aus dem lieben Festland-China eingetroffen und sollen in den nächsten Tagen den schon nach Pandas lechzenden Taiwanern präsentiert werden.
Insofern besinne ich mich jetzt lieber wieder auf den November zurück, der, wie schon angekündigt, mit einem größeren Ausflug startet!

Zwischen 8 und 9 Uhr morgens mussten wir uns im Taipeier Bahnhof auf Gleis 4 sammeln und dann ging es nach kleinen organisatorischen Problemen (die verantwortlichen Lehrer hatten die Fahrkarten vergessen) auch schon los. Unsere Reise sollte nach Hualian in den taiwanischen Osten gehen. Während die eigentliche Reisegruppe unserer Uni einen Museumtrip geplant hatte, hatte unsere neue Bekannte Jenny aus Deutschland (mit taiwanischen Eltern) mit ein paar Kommilitonen zusammen einen Rafting-Trip in der Nähe von Hualian geplant.
Auf der Bahnfahrt mussten wir beim Anblick der ersten Flüsse an der Ostküste arg dran zweifeln, dass genügend Wasser da sein wird, aber unser Raftingtrip war ja auch erst für den Sonntag angesetzt.

Für den Samstag hatten wir uns noch nichts spezielles vorgenommen, aber die drei Taxifahrer, die unsere kleine Gruppe zu unserem Hotel fuhren, hatten schnell eine profitable Idee parat. Für etwa 10 Euro pro Person wollten sie uns mit 3 Autos, 8 Stunden lang zu allen Attraktionen in der Umgegend von Hualian fahren. Nach kurzer Bedenkzeit war klar, dass wir dieses Angebot nicht ausschlagen konnten und so wurden wir nach einer kurzen Ruhephase auch schon wieder vor dem Hotel abge holt... warum das Foto? Ich hatte für diesen Zeitraum kein anderes und das war die erste Toilette, die wir nach etwa 2 Stunden angefahren haben und ich fand es lustig, dass ma n für diese miefige Freilufttoilette umgerechnet ca. 25 Eurocent hinblättern musste.
Neben weit aufregenderen Ausflugzielen wurden wir auch unter anderem zu diesem schicken alten Tor gefahren. Autos durften durchfahren... Laster wurden von den anwesenden Polzisten herum dirigiert... Das Tor muss schon was wert sein wenn man dafür 24 Stunden lang zwei Polizisten abstellt. Unsere Taxifahrer konnten uns das leider auch nicht näher erklären. Ansonsten war zumindest unser Taxifahrer ein sehr netter uns lustiger Reiseführer. Als wir eine "sehr berühmte " rote Stahlbrücke über eine Schlucht überquerten und fragten warum da so viele Reisebusse stehen meinte unser Taxifahrer nur: "Keine Ahnung was das soll... ist doch auch nur eine Brücke."

An den Ausläufern der berühmten Taroko-Schlucht hatten wir schon ein paar nette Aussichten aus unserem Taxi zu genießen. Da soll mal einer sagen, dass nur die Norweger wilde Konstruktionen in den Stein hauen... :)

Während unsere großartigen Chauffeure unten warteten machten wir uns durch Tunnel und an Abhängen entlang auf den Weg zu kleinen Tempeln und Quellen auf und in den Bergen.

Oder auch manchmal alles in einem. Über dem kleinen Gebäude gab es noch einen kleinen Pfad der noch mehrere 100 Meter in die Höhe gehen sollte und zu einem weiteren kleinen Tempel mit einem sicher noch besseren Ausblick führen sollte... aber leider war ich nach einer schnellen Umfrage der einzige der diesen kleinen nassen Pfad noch nach oben wollte. Zwar wurde mir noch angeboten, dass alle anderen auf mich warten... aber wer mich kennt, weiß wie meine Antwort darauf war...

Schließlich kamen wir dann natürlich auch noch bei der Taroko-Schlucht (Tailuge Xiagu - 太魯閣峽谷) an und wie uns unser Taxifahrer erzählte, hatte die taiwanische Regierung vor ein paar Jahren die großartige Idee, die Straße an der Schlucht für Autos zu schließen und für Touristen zu öffnen. Die Autos wurden in einen langen Tunnel verbannt und können somit nicht mehr diese großartigen Aussichten genießen.

Während unsere Taxis in den besagten Tunnel verschwandten machten wir uns auf den Weg die Taroko-Schlucht zu erkunden. Als wir mit der Schlucht fertig waren sollte es noch weiter gehen zu einem schönen Strand und anschließend noch zum Nachtmarkt. Leider war es schon stockfinster als wir beim Strand ankamen und so blieb uns neben dem Rauschen der Wellen nur der Blick in den überraschend reichhaltigen Sternenhimmel.

Wieder in der Stadt angekommen setzte uns unser Taxifahrer wie versprochen noch beim Nachtmarkt ab und wir konnten ihn dankenswerterweise noch überreden ein Foto mit ihm und seiner sage und schreibe 25jährigen Ferrari-Brille (selbst in Italien gekauft) zu schießen. Nachdem wir dann noch seine Telefonnummer für den nächsten Besuch in Hualian bekommen hatten verschwandten wir mit dem Rest der Gruppe in einem Meeresfrüchte-Restaurant.
Die erstaunlich schlanken Amerikaner unter uns bewiesen uns eindrucksvoll dass sie aus einem reichen Elternhaus stammen und bestellten mehr als die Hälfte der Speisekarte. Nachdem sie dann auch noch weit mehr als gefühlte 4 Stunden getafelt hatten, spielte ich mit dem Gedanken ihnen einen Gänsekiel zu reichen, aber ich zog es dann doch lieber vor mit ein paar anderen zusammen schonmal vor zu gehen und mir den Nachtmarkt anzusehen. Eine Stunde später holten wir sie dann auch ab und machten uns auf den Weg zum Hotel.

Am nächsten Morgen mussten wir dann auch schon wieder um 6 Uhr morgen aus den Federn. Da ich als erster im Bad war, hatte ich danach noch die Gelegenheit die Sonne zu beobachten wie sie langsam die Bergspitzen anzustrahlen anfing. Danach ging es gemeinsam runter zu einem guten Hotelfrühstück und zu Überraschung der Tages. Das Rafting-Unternehmen hatte uns versprochen uns vom Hotel abzuholen aber vergessen uns mitzuteilen, dass wir dann natürlich noch mehr zahlen müssten. Das holten sie dann zuvorkommenderweise noch an diesem Morgen nach und da wir den ganzen Rafting-Trip nicht absagen wollten, hatten wir keine andere Wahl als diesen netten Herren noch mehr Geld in den Rachen werfen.

Aus einer richtigen Vorahnung heraus hatte ich meine Kamera nicht mit an Bord und so muss dieses eine Foto repräsentativ für die ganzen schönen Ausblicke, Schluchten, Wasserstrudel, Stromschnellen und Wasserschlachten stehen. Insgesamt wirklich ein sehr lustiger Tag... abgesehen von den Amerikanern, die leider dem Vorurteil entsprechend meinten die Weisheit für sich gepachtet zu haben und mich anmeckerten als ich wiederholt versuchte ihre falschen, gebrüllten Ruderkommandos freundlich zu korrigieren.

Nach mehreren Stunden in der prallen Sonne brannten meine nackten Beine gehörig von einem wirklich intensiven Sonnenbrand und meine gesamte Kleidung triefte von Flusswasser. Nach einer schnellen Dusche in dem Rafting-Center wurden wir gesondert zum Bahnhof gebracht, da der von der Uni gebuchte Zug schon etwas früher losfuhr. Nach ca. 1:20 h Busfahrt wechselten wir am Bahnhof schnell in den Zug.

Auf der Zugfahrt konnten wir einen Teil der Zeit die schöne Ostküste Taiwan durch getönte Scheiben genießen und trafen dann auch am frühen Abend wieder in Taipei ein. Von Bahnhof ging es für uns müde Ruderer nur noch nach Hause und ins Bett...

Sonntag, 4. Januar 2009

und was ich noch sagen wollte... der Oktober muss zerstört werden!

So... wie versprochen... und diesmal halte ich selbiges werde ich den Oktober heute zu Strecke bringen!

Und es geht auch sofort los!

Sonntag den 19. Oktober haben wir ziemlich ruhig mit Einkaufen und Ausatmen verbracht. Und den Abend haben wir uns dann noch entschlossen mal wieder eine kleine Runde über unseren benachbarten Nachtmarkt zu drehen. Die Bananenmilch an einem Stand dort erinnert doch stark an die gute Bananenmilch von Oma daheim!

Die Woche danach verging wie im Fluge und schon am nächsten Wochenende hatten wir neue Pläne. Wir wollten uns mit Jamies Freund Max treffen. Ein weiterer sehr netter und deutschlandbegeisterter Taiwaner, der uns am Samstag durch seine Uni führen wollte. Aber bevor wir den vereinbarten Treffpunkt erreichen konnten, wurden wir noch Zeuge einer wirklich beeindruckend großen Demonstration. Die Demo richtete sich gegen die momentane Regierung und ihre Annäherung an das ungeliebte Festland-China. Und wirklich... insoweit man in einer Stadt wie Taipei von einem Horizont sprechen kann... Der Demonstrationszug zog sich von einer Seite des Blickfelds (Häuserschlucht) bis zur anderen. Wir sind noch eine Station mit der Metro der Demo entgegen gefahren und da bot sich dasselbe Bild. Ich habe leide keine Zahlen... aber wenn an der Demo gegen Studiengebühren nur 1/10 derer teilgenommen hätten... *träum*

Naja... eine ganze Ecke Busfahrt später waren wir dann mit Max zusammen auch bald in seiner Uni (Zhengda 政大) angekommen. Und ich muss sagen... ich konnte meinen Neid nicht verhehlen. Die Uni war doch einen Tacken schöner als unsere Shida 師大. Angefangen im Talkessel von Taipei zieht sie sich der Campus an einem Berghang am Rande Taipeis hoch und...

... bietet wirklich ansehnliche Aussichten auf die Stadt. Dieses Foto entstand etwa auf der Höhe der Studenten-Wohnheime. Da kann auch kein Studentenheim in Hamburg mit Blick auf den Stadtpark mithalten. Achja... der Strich da am Horizont ist der Taipei 101!

Am Abend hatte Max leider schon andere Pläne und so musste Shengjie für das Bierchen am Abend herhalten. Er wird über die Veröffentlichung dieses Bildes sicher nicht begeistert sein, da seine Haare sich nach der Rasur durch die taiwanischen Streitkräfte noch nicht ganz erholt hatten. Und meinen merkwürdigen Blick kann ich mir nur so erklären, dass ich mich, auch wenn das taiwanische Bier nicht übel ist, mal wieder nach einem echten Holsten gesehnt habe?!

Und nur zum Beweis, dass doch nicht alle Toiletten in Taiwan sauber sind... Das hier ist der Frischluftlieferant der Kneipe in der wir uns einen netten Abend gemacht haben. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, aber der nette Hinweis "Free Hair Cut" ist garnicht so weit ab von der Realität, da man, wenn man Pinkelbecken stand, mit dem Kopf sich wirklich nur wenige Zentimeter von eben dieser Frisiermaschine befand... und NEIN... das Foto ist nicht verwackelt... es gab wirklich keinerlei Abdeckung!

Am Sonntag (26.10.) nach dem Samstag (25.10.) trieb es Yasmine und ich mich schon wieder aus dem Haus. Diesmal wurde nach kurzer Kartenkonsultierung ein noch unbekannter Nachtmarkt ausgewählt. Die Wahl fiel auf den Tonghua-Nachtmarkt (通化夜市) im Südosten der Stadt. Neben einigen Geschäften mit Klimmbimm ist der Tonghua-Nachtmarkt auf Essen spezialisiert und dementsprechend fanden Yasmine und ich uns dort auf zum Essen ein. Der Name des Gerichtes ist mir jetzt leider entfallen, aber es waren elend heiße Gusseisenpfannen mit Fleisch und Gemüse und dazu gab es Reis! Sehr lecker!

Achja... in der letzten Woche des Oktobers wurde ich dann auch nochmal aktiv und wollte am Fotowettbewerb unserer Uni teilnehmen. Das Thema: Man sollte besondere und schöne Ecken unseres Campus festhalten. Ich dachte mir, da der Wettbewerb jedes Jahr stattfindet, müsste man schon mit was besonderem daher kommen und nicht nur das Hauptgebäude bei Sonnenschein fotografieren... aber weit gefehlt. Die Entscheidung fiel zwar erst im Dezember, aber ich nehme sie jetzt einfach schonmal vorweg. Genau solche langweiligen Bilder, teilweise noch mit einer pixeligen und wenig lichtstarken Handycam aufgenommen sind in die Endauswahl gekommen und haben gewonnen. Das Bild da oben habe ich zwar nicht eingereicht, sondern meiner Meinung nach noch bessere... aber was solls... die Gebäude sehen nun einmal so aus, aber vielleicht habe ich auch einfach nicht den taiwanischen Geschmack getroffen!?

Am 29. Oktober habe ich dann noch bei einem Tonstudio vorgesprochen, die für einen Kunden aus Deutschland einen deutschen Sprecher brauchten. (Warum auch immer die das nicht gleich in Deutschland machen? Wahrscheinlich zu teuer!)
Und am 30. Oktober war es dann soweit... die Whirlpools bei uns auf dem Dach wurden zum ersten Mal mit Wasser gefüllt (zu sehen links in der Ecke). Leider sollten sie erst am Wochenende beheizt werden und somit konnten wir erstmal nur die Füße reinstecken, da sie direkt nach dem Befüllen doch noch ein wenig kalt waren...

So... Ein Glück, dass der Oktober nur 31 Tage hat. Der 1. und 2. November hält nämlich gleich wieder ein Wochenende und diesmal ein richtig dicken Brocken von Wochenende bereit. Diesmal ging die Reise nach Hualian (花蓮) an der Ostküste von Taiwan!

... aber das dauert noch ein wenig... :)

Freitag, 2. Januar 2009

Mäuseschrittchen...

So... da bin ich wieder!

Und ich will auch garnicht lange fackeln und gleich anfangen... allerdings nicht ohne vorher zu erwähnen, dass wir heute in einer heißen Quelle gebadet haben und somit bin ich jetzt sehr entspannt und bereit hier ein paar Zeilen zu lassen... :)

Nach unserem sehr netten Wochenende in der Mitte der Insel waren wir ja ein wenig verspätet wieder zuhause angekommen und am Montag wollten wir dann auch mal wieder ein paar Sachen für unseren Kühlschrank einkaufen und so stand ich am Montag völlig aus dem Zusammenhang vor dem Regal mit den Zahnbürsten und konnte meinen Augen kaum trauen. Da wo es in Deutschland, einem relativ logischen System folgend, Hart, Mittel und Weich gibt, gibt es in Taiwan nur "softe" Zahnbürsten, sorgfältig unterteilt in "Soft", "Super-Soft" und zu guter letzt auch noch "Mega-Soft". Hätte ich davon mal ein Foto gemacht hätte ich es auch schon lange auf meinem Kuriositäten-Blog verewigt, aber so bleibt mir nichts anderes als es hier loszuwerden!

An diesem Montag, dem 13.Oktober, hatte ich dann auch zum ersten Mal hier in Taiwan Tandem. Für die, die nicht wissen was das ist. Ich habe jetzt eine Sprachaustausch-Partnerin, sie bringt mir Chinesisch und ich ihr Deutsch bei! kurz: Tandem!
Meine Tandem-Partnerin heißt Liyin und ist wirklich sehr nett. Ihr Deutsch ist auch, von ein paar grammatischen Schwierigkeiten abgesehen, schon ziemlich fortgeschritten... aber ich muss zugeben, dass sie mich mit ihren Fragen auch schon des öfteren ins Schwimmen gebracht hat! Es gibt einfach Ecken und Feinheiten in der deutschen Grammatik, die ich und sicher viele andere Muttersprachler noch nie hinterfragt haben... ;)

Nur zum Beweis, dass ich noch regelmäßig laufe... am Mittwoch, dem 15. Oktober habe ich 4.4km auf dem Laufband zurückgelegt!

Und da mir beim Laufen immer die Haare ins Gesicht kamen bin ich dann auch einen Tag später zum Friseur gegangen. Meine Frisur hat sich nicht wirklich viel verändert und ich verstehe auch viel zu wenig vom Friseurhandwerk, aber meine Haare haben auf jeden Fall irgendwie einen leichten asiatischen Schnitt bekommen... was nur eingeschränkt auf meine deutschen Wellenhaare passt, aber ich war zufrieden!

Am Freitag (ja, wir haben an jedem Tag was spannendes vor!) sind wir zusammen mit unserem Freund Shengjie ins Kino gegangen.
In Taiwan ist im August ein einzig und allein in Taiwan gedrehter und produzierter Film erschienen, mit dem Namen "Cape no.7" (海角七號). Der Film soll wohl unter schwersten Bedingungen entstanden sein, da wohl niemand viel von rein taiwanischen Filmen erwartet, hatte wohl auch niemand sein Geld dafür hergeben wollen. Aber nun kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass der Film wirklich sehr lustig ist und der Film hat auch in Taiwan eine wahrliche Manie ausgelöst. Alle wollten ihn gucken und so saßen wir schon über 2 Monate nach dem Anlaufen des Films noch in einem vollen Kino und auch Shengjie meinte, er würde ihn schon zum dritten Mal gucken. Der Film ist vollgestopft mit taiwanischen oder asiatischen Besonderheiten und Ungewöhnlichkeiten und ist somit erst wirklich witzig wenn man sich mit der Kultur auseinandergesetzt hat. Das Problem mit den drei verschiedenen Sprachen (Taiwanisch, Chinesisch und ein bisschen Japanisch) konnten wir dank englischer Untertitel ganz gut überbrücken. Für Interessierte... ich habe die chinesische Schrift mit dem Imdb-Link unterlegt und den englischen Titel mit dem Wikipedia-Link über den Film.

Da ich von all diesen Ereignissen keine Fotos habe und ich zumindest im Kino dafür zur Kasse geboten worden wäre, muss ich ja jetzt noch mit ein paar Fotos rausrücken und das bringt mich auch gleich zu unserem nächsten Wochenende in Jilong!

Nach einer etwa 45 minütigen Busfahrt nach Jilong hatten wir Gelegenheit, diese nette kleine Stadt mit einem erstaunlich großen Hafen zu besichtigen.


Neben seinem sehr großen und modernen Hafen konnten wir in Jilong nur wenige Schritte und viele Treppen weiter in eine nette kleine, fast dörfliche Struktur eintauchen. Die ganze Stadt ist rund um den Meerzugang an die Berge gebaut und wenn man ein paar Treppenstufen hinter sich gebracht hat kann man wirklich einen netten Blick über die Stadt genießen.

Unser erster Stop war der kleine buddhistische Tempel mit angeschlossener Höhle/Grotte. Der nette Taxifahrer, den wir nach 30 Minuten Marsch in der Sonne dann doch noch rangerufen hatten, witterte bei Ankunft an dem Tempel offenbar seine Chance ein paar Ausländer auf die Schippe nehmen zu können und erzählte uns, während er uns direkt an einer Bushaltestelle absetzte mit einem netten Lächeln auf den Lippen, dass er für einen geringen Aufpreis uns auch gerne hier wieder abholt, DENN es würde hier ja garkeinen Bus geben. Mit einem entspannten Lächeln deuteten wir auf die Bushaltestelle und stiegen aus, aber nicht ohne noch seine Karte in die Hand gedrückt zu bekommen. Nur für den Notfall.... versteht sich.

Der eigentliche Tempel war mit zwei Schritten durchquert und man fand sich schnell in der angeschlossenen Höhle wieder, die gute 30m in den massiven Felsen geschlagen war. Dass die Taiwaner absolut kein Talent für stilvolle Beleuchtung haben, war uns ja schon vorher klar, aber besonders in so einer Tempelhöhle mit wirklich schönen Steinmetzarbeiten und einer ganz eigenen Atmossphäre wurde uns diese Tatsache mal wieder schmerzvoll bewusst gemacht.

Als nächstes sollte der Ocean-Park auf der Liste der abzuhakenden Sehenswürdigkeiten stehen, aber vorher musste wir noch durch klein Amerika...

... und ein kleines Dorf.
Ich finde es ja immer wieder irgendwie schön wie schnell sich hier die Aussichten ändern können und einem sich immer wieder neue und unterschiedliche Motive bieten. Ich frage mich, ob es das in Deutschland auch gibt und ich nur nicht aufmerksam genug hingucke... ?

Der Weg zum "Ocean-Park" war nur schlecht beschildert und führte uns wirklich durch merkwürdige Viertel der Stadt und ich musste Yasmine mehrmals, wider besseren Wissens, versichern dass ich mir sicher bin, dass wir noch auf dem richtigen Weg sind. Schließlich wurden die Häuser weniger und ziemlich einsam neben einem Grashügel und ein wenig Müll stand eine kleine Bretterbude aus der ein ziemlich schmutziger kleiner Taiwaner auf uns zukam und uns jedem etwa 1 Euro abverlangte, damit wir mit einem wenig aussagekräftigen Bon weitergehen durften. Aber sobald wir weitere 3 Minuten durch merkwürdige Graslandschaften gewandert waren, wurden wir mit einem nahenden Sonnenuntergang und solchen Ausblicken belohnt!

Der sogenannte "Ocean-Park" machte seinem Namen alle Ehre, den es gab auch wirklich kaum mehr als den Ozean zu sehen. An diesem Ort (an dem man nicht sein möchte wenn ein Erdbeben kommt) muss man fürchten, dass dieser kleine Felsen jede Sekunde runterkommt, während sich die Wellen an dem schmalen Betonweg unter unseren Füßen brechen.

Die Hauptattraktion dieses Parks sollte dann wohl diese eigentümliche Felslandschaft an der Küste sein, durch die die Taiwaner mit Freuden ihre Kinder durchscheuchten. Yasmine und ich suchten uns einen etwas unbelebteren Ort und genossen ein wenig das Wellenrauschen und die Aussicht.

Danach machten wir uns noch auf den Nachtmarkt von Jilong zu besichtigen, aber nachdem wir den Weg zurück zum Bahnhof zu Fuß und mit Bus zurückgelegt hatten, waren unsere Füße, dann doch schon so rund, dass wir uns entschlossen, den Besuch des Nachtmarktes auf unseren nächsten Besuch in Jilong zu verschieben... wann auch immer der sein sollte.

So... ich nähere mich gefährlich dem Ende des Oktobers, aber noch habe ich es noch nicht ganz geschafft und es gibt auch einfach zu viel was ich dann doch nicht wegkürzen will! Aber immerhin... ich komme voran!
Es wird in den nächsten zwei Tagen auf jeden Fall noch mindestens einen Beitrag von mir hier zu lesen geben, also macht es euch erst garnicht zu gemütlich!

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Weihnachten?

Ja.. es ist Weihnachten... und ich habe nichts besseres zu tun als an meinem Blog zu arbeiten. Und womit muss ich heute beginnen? Es ist traurig und schade, aber ich muss mich aufgrund der großen Menge an vergangener Zeit geschlagen geben und mir meine Niederlage eingestehen. Wie bereits vorher erwähnt, ist meinen neue Lehrerin nicht ganz unschuldig an der Situation, aber ich will die Schuld nicht auf sie schieben... schließlich merke ich deutlich wie die aufgestockten Anstrengungen im Unterricht in meinem alltäglichen chinesischem Interkurs kleine und große Früchte trägt.
Aber gut... kommen wir zum ernsten Teil. Wie Merkel und Steinbrück muss ich nun, wo ich vor den Trümmern meiner Schöpfung stehe, ein Rettungspaket schnüren und das sieht folgenedermaßen aus:

Das alte Rezept von "Aufholen durch Auslassen" wird hiermit effektiv durch mehr Fotos ergänzt. Somit hoffe ich die Fotos für sich sprechen lassen zu können und das ganze mit ein paar spritzigen Kommentaren würzen zu können! :)

Also los... ich stecke immernoch mitten im Oktober, und was noch schlimmer ist... da habe ich auch noch viel erlebt!

11. Oktober 2008
Reise nach Taizhong 台中

Die lange Suche nach einem guten Busunternehmen hat sich schließlich gelohnt. Für denselben Preis wie jede andere Buslinie bekommen wir die Premiumausgabe: Riesige Sessel, eigene Fernseher, große Auswahl an Filmen. Und sie wissen auch warum... Die Aussicht ist lange nicht so schön wie man sich erhoffen könnte wenn man aus Taipei rauskommt. Deshalb habe ich dann auf der gut dreistündigen Fahrt dann doch irgendwann zur Fernbedienung gegriffen und die Filmauswahl gewälzt. Die Dame, die da im Hintergrund so sympathisch lächelt ist Yasmines ehemalige Mitstudentin Mai aus Japan. Eine halbe Stunde vor Ankunft wurde begonnen im Bus Musik zu spielen und es war wirklich Wahnsinn. Wer immer noch den Mambo No.5 oder ähnliche Lieder kennt. Genau solche Lieder wurden hier in einer GEORGELTEN Version gefühlte sehr lange Zeit gespielt.


In Taizhong angekommen machten wir uns als erstes auf zu unserem "E-Hotel". Das "E" sollte eigentlich für Internet stehen... warum ist mir immernoch nicht klar, aber in unserem Fall stand es eher für "Ersparnis"! Das Hotel war im Vergleich sehr günstig und die Bilder im Internet waren mindestens 15 Jahre alt! Immerhin waren die Betten in Ordnung, auch wenn die Türstürze halsbrecherisch niedrig waren... zumindest für mich.

Nachdem wir uns einegrichtet hatten trafen wir uns mit unseren deutschen Kommilitonen Klara und Benni und schritten zu kulturellen Tat. Auf dem Programm stand ein mittelmäßig spektakulärer aber großer Konfuzius-Tempel und ein nur wenige Schritte entfernter Mätryrer-Schrein. Nach soviel geballter Kultur und gleichbleibend hohen Temperaturen ...


hatten wir uns eine Abkühlung redlich verdient und fuhren per Taxi weiter zum angeblichen Schöpfer des "Milchtee". Und wirklich... ich muss zugeben ich bin sonst kein großer Freund von Milchtee, aber dieser, in diesem wirklich stimmungsvoll eingerichteten Restaurant, war wirklich gut! Gegen den kleinen Hunger gab es dazu dann noch eine Schale "KungFu-Nudeln"


Ganz wie es die Taiwaner schätzen, haben wir den Nachmittag dann in einer trendigen und schicken Nachbarschaft verbummelt und ich habe mir doch glatt noch ein neues T-Shirt zugelegt. Danach wurde es dann auch zügig dunkel und so ließ auch der große Hunger nicht lange auf sich warten und wurde daraufhin in einem thailändischen Restaurant auf köstliche Weise gestillt!


Danach ging es gleich wieder in die nächste Shoppinggegend. Dort entdeckten wir unter anderem diesen wirklich beeindruckenden Eingang zu einem Sportartikel-Laden... warum auch nicht!?


Den Abend ließen wir danach mit ein paar Bierchen und ein paar Karaoke-Liedern in einer netten Bar namens "The Border" ausklingen.

Am nächsten Morgen startete Klara noch zu nachtschlafender Zeit nach Tainan, während wir anderen vier (Yasmine, Mai, Benni und ich) uns erst ein wenig später zu Kaffee und Frühstückshäppchen wieder zusammenfanden. Danach gehörte der Rest des Tages dem Taizhong Museum of Fine Arts. Und neben viel zeitgenössischer Kunst erwartete uns eine Sonderaustellung zu Thema "Druck" in den letzten 1000 Jahren (oder so ähnlich). Neben vielen mordernen Drucken, unter denen auch viele beeindruckende Werke waren, habe ich die Abteilung mit den ältesten Drucken am stäksten in Erinnerung. Zum einen wegen den bäuerlichen Motiven, die trotz ihrer statischen Anmutung eine gewisse Wärme ausstrahlten und zum anderen wegen der Szenen aus den alten Städten. Ein tolles Fenster in die alte Zeit in so einer zeitlosen Kunstform. Und wo ich gerade darüber nachdenke... vielleicht hätte ich mich melden sollen um die deutsche Ausgabe des Katalogs zu schreiben! ;)

Nach dem Museum machten wir uns gegen späten Nachmittag auf richtung Bahnhof um noch rechtzeitig unsere entspannte Rückfahrt anzutreten. Aber leider schien es ein mittelschweres Problem mit den Bussen zu geben. Auf jeden Fall warteten wir entspannte 3 Stunden an einer außerhalb Taizhongs gelegenen Umsteigestation auf unseren Bus. Entsprechend müde und zu spät kamen wir dann auch wieder in Taipei an und machten uns per Metro auf den schnellsten Weg nach Hause! Da wir sichergehen wollten das unsere japanische Freundin Mai sicher nach Hause kommt, baten wir sie uns noch einmal anzurufen wenn sie sicher zuhause angekommen ist... aber da sie es vergaß und erstmal 45 min duschte verzögerte sich unser Einschlafen noch zusätzlich ein wenig. Naja... musste wohl so sein.

Das war auch schon unser Wochenende in Taizhong. Ich habe sicherlich eine Menge ausgelassen, aber das kann ich leider nicht ändern. Am Wochenende werde ich mich auf jeden Fall nochmal hinsetzen und mich dem nächsten Wochenende widmen. Soviel kann ich ja schon verraten... es geht ins Kino und nach Jilong! ...also bis dahin!

Dienstag, 2. Dezember 2008

Aufholen durch Auslassen...

Soo... liebe Leser,

die Menge der noch nicht bearbeiteten Tage und Woche häuft sich hier langsam zu einem hässlichen Gebilde und ich glaube ich werde nicht mehr drum herum kommen grobe Auslassungen vorzunehmen.

Also will ich jetzt keine Zeit verlieren und gleich loslegen:

Oh Gott... ich traue mich kaum es zu schreiben... Am 4. Oktober 2008, einem schönen Samstag haben Yasmine und ich auf einen Tipp von deutschen Mitstudenten uns auf den Weg gemacht einen neuen Strand im Norden von Danshui (ein Vorort von Taipei) zu erkunden. Nach einer entspannten Stunde Bahnfahrt und noch einer 3/4 Stunde Bus kamen wir auch an... und wir waren arg enttäuscht. Merkwürdige Betonfassaden und außerirdisch anmutende Ruinen umrahmten den Strand der mit dem schönen Namen "Weißer Sand" betitelt wurde. Den weißen Strand konnte ich leider auch nicht entdecken, sondern viel mehr erschreckend dreckigen Sand und eine Gruppe von Rettungsschwimmern die in tapferer Manier sich glatte zwei Meter ins Wasser getraut hatten um die Absperrung im Wasser anzubringen und somit den etwa 20m breiten und 2m tiefen Abschnitt Wasser abzusperren, den sie bereit waren zu überwachen. Und nur um Verständnisprobleme auszuschließen... das Wasser war nicht zwei Meter tief... sondern viel mehr ging es mir bis zu den Knien. Und die Rettungsschwimmer bewachten auch den Rest den Strandes, aber wenn man es nur wagte seine Füße tiefer als 20cm in den reißenden Fluten zu versenken wurde man dem schrillen Ton ihrer blitzenden Trillerpfeifen belohnt.
Entsprechend genervt beschlossen Yasmine und ich, ohne unsere Badesachen ausgepackt zu haben wieder abzuziehen und an den anderen Strand zu fahren, an dem wir vorher schon einmal gewesen waren. Dort war es dann auch ganz gemütlich und vor allem leerer... Taiwaner mögen es offenbar lieber wenn sie in einem kleinen Bojenkäfig schwimmen dürfen.

Nachdem wir dort ein paar entspannte Stunde unter der Sonne Taiwans verbracht hatten machten wir uns auf unsere beiden neuen Bekannten aus Deutschland/Berlin zu besuchen. Yasmine kannte das Paar von den Auswahlgesprächen des Stipendiums. Susi und Kiem (das ist Lautschrift, ich weiß nicht wie man den Namen wirklich schreibt) sind zusammen mit ihrem kleinen Sohn William hier und lernen auch Chinesisch. Zusammen mit ihnen haben wir dann noch den Nachtmarkt von Danshui erkundet und haben uns danach in ihrem zwar alten aber gemütlichen Häuschen noch für einen Plausch niedergelassen.

Der Rest des Wochenendes verging ruhig und ereignislos und somit mache ich quasi einen "kleinen Sprung nach vorn" und lande auch schon beim 10.10., dem Nationalfeiertag der Taiwaner! Die Taiwaner feiern an diesem Tag die Gründung ihrer Republik. Yasmine und ich wollten eigentlich ein paar der angekündigten Paraden anschauen, aber da wir beschlossen an einem unserer wenigen freien Tagen des Jahres auszuschlafen kamen wir erst gegen 10 aus den Federn und waren entsprechend erst ein wenig später auf der Straße wo das ganze stattfinden sollte. Dort bot sich uns wirklich ein merkwürdiges Bild. Es war wirklich kaum ein Mensch auf der großen abgesperrten Straße, die für die Paraden genutzt wurde. Die Paraden hatten wir zwar anscheinend verpasst, aber es war schon wunderlich, dass wirklich niemand außer ein paar vereinzelten Polizeihaufen auf der Straße befanden. Und es war nicht nur eine Straße abgezäunt. Anscheinend hatte die Stadtregierung mit weit mehr Menschen gerechnet, aber seit dem Regierungswechsel und einer steten wirtschaftlichen Stagnation (oder schlimmer) gibt es anscheinend auch eine Menge Menschen, die ihrem Staat nicht allzu viel abgewinnen können. Als ich am nächsten Tag meinen Lehrer nach diesem gespenstischen Szenario befragte meinte er, dass das in den letzten Jahren nicht ungewöhnlich sei und dass sowohl Zuschauer als auch die Aufführenden der Paraden dafür bezahlt werden würden. Ein Glück, kann ich da nur sagen, dass Deutschland eine Fußball-WM hatte und so mal wieder ein wenig Selbstbewusstsein aufbauen konnte.
Da uns die Paraden an diesem Tag nichts mehr zu bieten hatten, schwenkten wir um und waren schnell an der Chiang Kai-shek Memorial Hall angekommen. Auch dieser riesige patriotische Platz war nicht weniger leer als sonst. Yasmine hatte sich aus lauter Begeisterung über den Double-Tenth-Holiday (10.Oktober) auch noch ein kleines Taiwanfähnchen gekauft und musste nun auch beschämt feststellen, dass sie die einzige auf diesem riesigen Platz war die eine Fahne in der Hand hielt und von den Taiwanern teilweise bestürzt beäugt wurde. Schon eine komische Atmossphäre und so zogen wir es vor uns im inneren der Memorial-Hall umzusehen, da wir das in unserem bisherigen Aufenhalt noch nicht geschafft hatten. Auch unseren Reiseführer hatten wir diesbezüglich noch nicht konsultiert und so waren wir überrascht das neben einer riesigen Statur von besagter Person in den Untergeschossen auch noch die verschiedensten Ausstellungen untergebracht waren. Neben einer Eiszeit-Austellung für die man horrende Summen zahlen sollte waren auch noch wirklich großartige chinesische Tuschezeichnungen mit schier unglaublicher Tiefe umsonst anzusehen. Letztere schauten wir uns dann auch ausgiebig an und ließen die von kleinen kreischenden Kindern bevölkerte Eiszeit links liegen... auch wenn ich auch sehr versucht war mich in die ewig lange Schlange zu stellen an dessen Ende man sich mit einem 2,5m hohen Stoff-Mammut fotografieren könnte. Nicht etwa dass die Schlange von den Ausstellern organisiert worden wäre... nein... Taiwaner stellen sich von alleine in eine geordnete Reihe wenn es darum geht ein merkwürdiges Andenkensfoto zu schießen.

Achja... was ich an dieser Stelle kurz bemerken muss... Es ist ein riesiger Vorteil in einem photophilen Land zu leben! Denn wenn man selber ein Foto von irgendetwas schießen will... sei es eine 500m breite Schlucht oder eine 1cm große Blume, die Taiwaner haben ein wunderbares Gespür für das sanfte Surren des Autofokus und warten geduldig außerhalb des Bildes ohne das man sie darum bitten müsste! Großartig!

Aber das nur am Rande. Da man leider von der eben erwähnten Ausstellung keine Fotos machen durfte, mussten wir natürlich noch weiter und ein Geschoß weiter unten konnte man auch gleich eine etwas merkwürdigere Austellung besichtigen. Sie sollte wohl eigentlich das Leben von Chiang Kai-shek (蔣介石) dokumentieren... aber leider muss ich sagen, dass ich das Gefühl hatte, dass sie es nicht weiter schafften als einen enormen Haufen von wenig aussagekräftigen Gegenständen hinter Glas zu stellen oder zu legen. Neben seinen verschiedenen auf Hochglanz polierten Dienstwagen und ungelogen etwa 20 Vitrinen mit den verschiedensten Medaillen und Orden (ingesamt bestimmt über 100!) konnte man außerdem noch ein paar Kleidungsstücke finden... naja... Ich will nicht meckern... allein schon wegen der Bilder ein Geschoß weiter oben hatte es sich schon gelohnt!

Aber um wieder zu der gespenstischen Stimmung draußen zurück zu kommen. Als wir wieder vor die Tore der Memorial-Hall stiefelten hatte Petrus sich den Himmel prophetisch zuziehen lassen. Zu den leeren Straßen kam nun noch ein sehr atmossphärischer Himmel, der wirklich enorm gut zur apokalyptischen Stimmung in den leergefegten Straßen beitrug.
Hier zwei Beweisfotos:










Und mit diesen beiden hübschen Bildern beende ich auch meine Beweisaufname für heute und hoffe, dass ich bald wieder dazu komme weiter aufzuholen!