Sonntag, 9. November 2008

Wie konnte ich nur....

Wie konnte ich meine werten Leser nur so lange auf dem Trockenen sitzen lassen... Als Versöhnung gibt es erstmal einen hübschen Sonnenuntergang!
So... damit sollten die ersten Wogen geglättet sein.

Ich bin mit meinen Erzählungen peinlicherweise immernoch im September... aber wie ich schon so oft festgestellt habe ist eine allzu detaillierte Aufzählung hier auch nicht möglich und somit überspringe ich hiermit ein paar Tage und gehe Richtung Ende September.
Für alle die brennend interessiert was ich ausgelassen habe... nur dieser kurze Absatz:
Montag: Wohnungsputz.
Dienstag: Ich habe einen Test mit 95% zurückbekommen, wollte Yasmine stolz berichten, aber sie hatte natürlich 99% geschafft...
Mittwoch: Ich habe von Yasmine zum Jubiläum nachträglich ein kleines Fotoalbum mit unseren ersten Wochen in Taibei bekommen.
Donnerstag: Wir waren bei IKEA und haben danach noch Schuhe für Yasmine gesucht... danach haben wir uns mit dem Bus verfahren und haben über 1 1/2 Stunden nach Hause gebraucht.
Freitag: Die Wetternachrichten verhageln uns das Wochenende mit einem weiteren Taifun, aber bevor er losbricht gehen Yasmine und ich noch zum Longshan-Tempel und auf den Nachtmarkt... und der Taifun bricht über uns los... Nachdem wir wieder zuhause angekommen waren habe ich immerhin noch bis 1:30 Uhr nachts an Sachen für die UniHH gearbeitet... boah bin ich fleißig!
Das folgende Wochenende habe ich wegen überbordender Langweile in meinem Kalender eingeschwärzt und ist fortan bekannt unter dem klangvollen Namen: "Verdammter-Taifun-Wochenende"

Aber ich will ja nicht zusehr klagen. Die Meterologen sind ja eigentlich keine schlechten Kerle... schließlich haben sie den Taifun überschätzt und uns etwas voreilig schon am Sonntagmorgen den Montag frei gegeben.
Das Wetter hatte sich bis Sonntagabend schon wieder soweit beruhigt, dass wir den Montag wirklich genießen konnten. Entspannung, Lesen, Einkaufen.... und am Abend haben wir ein kleines Wiedersehen mit Ouma gefeiert. Zuerst haben wir sie zu uns eingeladen und ihr unsere Wohnung gezeigt und danach sind wir in einem meiner Lieblingsrestaurants kleine Teigfladen mit Fleisch- und Gemüsefüllung essen gegangen. Sehr lecker! Ouma konnte uns bei der Gelegenheit auch noch von ihrer geplanten Türkeireise berichten. Dort will sie ihre Sohn besuchen der dort fleißig für seinen Arbeitgeber schuftet. Aber immerhin... auch wenn sie über 2 Monate in der Türkei bleiben wird... wir haben uns schon für danach zum Majhongspielen verabredet.

Am Dienstag ging die Uni dann wie gewohnt weiter... aber immerhin versüßten wir uns den Nachmittag indem wir uns wieder auf den Weg machten unsere Umgegend näher kennenzulernen. Heute ging es in den 228 Memorialm Park. Die 228 steht in diesem Fall für den 28. Februar 1947. An diesem Tag sind bei der Niederschlagung eines Volksaufstandes gegen einen chinesischen Provinzgoverneur viele tausend Taiwaner umgekommen. Heute sieht man in dem Park aber leider nicht mehr viel was daran erinnert und wir wurden auch schon vorgewarnt... oder besser ich wurde mit einem Augenzwinkern vorgewarnt nicht alleine in den Park zu gehen, da es heute ein stadtbekannter Schwulentreff ist. Und obwohl es schon dunkel war, oder gerade deswegen konnten wir uns von dieser Tatsache auch gleich überzeugen... wie? will ich an dieser Stelle auslassen.
Nein ... Scherz beseite... wir sind nur einigen Pärchen vom anderen Ufer begegnet, aber es waren für taiwanische Verhältnisse schon überdurchschnittlich viele.
Den Rückweg nach Hause nutzten wir gleich noch für einen kleinen Umweg durch ein paar einladend blinkende Einkaufsstraßen aus. Unter anderem fanden wir dabei noch einen sehr gut sortierten und angenehm ramschig wirkenden CD-Laden, den wir bestimmt nicht zum letzten Mal besuchen werden.
Der Mittwoch war wieder ein wenig unspektakulärer.... und somit geht es gleich weiter zum Donnerstag.
Alles was nicht sooo spannend ist lasse ich ja bekanntlich aus und deshalb möchte ich nur eben schnell unsere Mittagspause ausleuchten. Nachdem wir lecker gegessen hatten schlenderten wir mal wieder ein wenig durch die Straßen hinter unserem Institut und stießen auch dort auf einen tollen Second-Hand-Laden im Keller eines Gebäudes. Gleich beim Eingang hängt wie zum Hohn ein großes Plakat mit einem chinesischen Soldaten und darunter der vielsagende Schriftzug: "我們一定要解放臺灣!" Was soviel heißt wie: Wir werden Taiwan auf jeden Fall befreien! Und hinter diesem schmucken Plakat findet man so ziemlich alles was die Festlandchinesen zur Zeit des Drucks dieses Plakats verteufelt haben. Alte Bücher aus dem Westen (auf englisch und chinesisch), Filme, CD (ok.. die gab es damals noch nicht) und auch eine riesige Plattensammlung... von chinesischen Märchenplatten mit The Doors... alles dabei. Es war auf jeden Fall ein unvergleichliches Vergnügen in der leicht muffigen Luft dieses Ladens mal ein bisschen in der Vergangenheit zu wühlen.
Am Freitag bekamen wir mal wieder Besuch von unserem Vermieter um noch ein paar Details zu klären, aber noch bevor er anfangen konnte uns die wichtigsten Sachen zu erklären klingelte es an der Tür und seine Frau kam herein. Mit einer ungewohnten Begeisterung begrüßte sie uns und machte sich sofort daran die Wohnung zu erkunden. Auch das Bad und das Schlafzimmer ließ sie nicht aus und war sich auch nicht zu schade mit einem Lachen auf dem Lippen zu allem einen Kommentar zu geben... nur um nach etwa einer Viertelstunde ihren Mann und unseren Vermieter zu fragen, ob er nicht mal weitermachen will, damit er uns nicht so lange belästigen müsste... nur um ihm dann sofort wieder ins Wort zu fallen und in meinem Lehrbuch zu blättern. Wie sich später herausstellte, hatte sie die Wohnungen ihre Mannes designt und war bislang noch nicht dazu gekommen das fertige Ergebnis zu begutachten. Nachdem sie das ausgiebig getan hatte, fragte sie uns ob wir denn auch schon die Schubladen in den Treppenstufen nutzen würden!? Wir guckten uns nur fragend an, da wir uns schon öfter darüber unterhalten hatten, dass der Stauraum in dieser Wohnung etwas knapp bemessen sei und da hatte sie auch schon an einer Treppenstufe gezogen und offenbarte nach und nach 6 große, geräumige Schubladen. So zufriedengestellt entließen wir unseren Vermieter und seine Frau dann auch wenig später wieder in die Freiheit und machten uns selber auch auf den Weg mal wieder die amerikanische Citibank zu besuchen. Als wir angekommen waren stellte ich gleich mit Begeisterung fest, dass sie, seit unserem letzten Besuch, nagelneue Geldautomaten aufgestellt hatten. Dazu hatten sie auch noch zur besseren Orientierung starke Halogenstrahler angebracht, die dem Kunden seine kleine Kabine in einem freundlichen Licht ausleuchten soll. Für mich war diese Apparatur, abgesehen von den schicken neuen Automaten an sich nicht wirklich toll. Davon abgesehen, dass ich die Automaten am besten knieend bedienen konnte waren die Bewegungsmelder, die die Halogenstrahler steuern sollten extrem nervös eingestellt. Sobald man sich 3 Sekunden nicht mit vollem Körpereinsatz bewegt hatte ging das Licht aus. Aus einem Reflex heraus habe ich dann meistens meinen Kopf gedreht, was natürlich sofort den Bewegungsmelder alarmierte und wiederum die Halogenlampen animierte mir direkt ins Gesicht zu scheinen... achja... ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass die Halogenlampen in die Wand eingelassen waren und sich exkat auf meiner Kopfhöhe befinden... sehr angenehm! ;)

So wenn das nicht gerade mal fast zwei Wochen waren... ich fühle mich jedenfall gut und werde mich jetzt wieder daran machen mich auf meinen Test am Montag und meinen Semesterabschlusstest am Donnerstag vorzubereiten. Spätestens wenn ich letzteren hinter mir habe werde ich mich hier wieder auch mehr engagieren!
Bis dahin...

Achja... und nicht irritiert von dem letzten Foto sein... das wollte ich noch unterbringen... das ist der verregnete Nachtmarkt, den ich am Anfang erwähnt habe.