Donnerstag, 25. Dezember 2008

Weihnachten?

Ja.. es ist Weihnachten... und ich habe nichts besseres zu tun als an meinem Blog zu arbeiten. Und womit muss ich heute beginnen? Es ist traurig und schade, aber ich muss mich aufgrund der großen Menge an vergangener Zeit geschlagen geben und mir meine Niederlage eingestehen. Wie bereits vorher erwähnt, ist meinen neue Lehrerin nicht ganz unschuldig an der Situation, aber ich will die Schuld nicht auf sie schieben... schließlich merke ich deutlich wie die aufgestockten Anstrengungen im Unterricht in meinem alltäglichen chinesischem Interkurs kleine und große Früchte trägt.
Aber gut... kommen wir zum ernsten Teil. Wie Merkel und Steinbrück muss ich nun, wo ich vor den Trümmern meiner Schöpfung stehe, ein Rettungspaket schnüren und das sieht folgenedermaßen aus:

Das alte Rezept von "Aufholen durch Auslassen" wird hiermit effektiv durch mehr Fotos ergänzt. Somit hoffe ich die Fotos für sich sprechen lassen zu können und das ganze mit ein paar spritzigen Kommentaren würzen zu können! :)

Also los... ich stecke immernoch mitten im Oktober, und was noch schlimmer ist... da habe ich auch noch viel erlebt!

11. Oktober 2008
Reise nach Taizhong 台中

Die lange Suche nach einem guten Busunternehmen hat sich schließlich gelohnt. Für denselben Preis wie jede andere Buslinie bekommen wir die Premiumausgabe: Riesige Sessel, eigene Fernseher, große Auswahl an Filmen. Und sie wissen auch warum... Die Aussicht ist lange nicht so schön wie man sich erhoffen könnte wenn man aus Taipei rauskommt. Deshalb habe ich dann auf der gut dreistündigen Fahrt dann doch irgendwann zur Fernbedienung gegriffen und die Filmauswahl gewälzt. Die Dame, die da im Hintergrund so sympathisch lächelt ist Yasmines ehemalige Mitstudentin Mai aus Japan. Eine halbe Stunde vor Ankunft wurde begonnen im Bus Musik zu spielen und es war wirklich Wahnsinn. Wer immer noch den Mambo No.5 oder ähnliche Lieder kennt. Genau solche Lieder wurden hier in einer GEORGELTEN Version gefühlte sehr lange Zeit gespielt.


In Taizhong angekommen machten wir uns als erstes auf zu unserem "E-Hotel". Das "E" sollte eigentlich für Internet stehen... warum ist mir immernoch nicht klar, aber in unserem Fall stand es eher für "Ersparnis"! Das Hotel war im Vergleich sehr günstig und die Bilder im Internet waren mindestens 15 Jahre alt! Immerhin waren die Betten in Ordnung, auch wenn die Türstürze halsbrecherisch niedrig waren... zumindest für mich.

Nachdem wir uns einegrichtet hatten trafen wir uns mit unseren deutschen Kommilitonen Klara und Benni und schritten zu kulturellen Tat. Auf dem Programm stand ein mittelmäßig spektakulärer aber großer Konfuzius-Tempel und ein nur wenige Schritte entfernter Mätryrer-Schrein. Nach soviel geballter Kultur und gleichbleibend hohen Temperaturen ...


hatten wir uns eine Abkühlung redlich verdient und fuhren per Taxi weiter zum angeblichen Schöpfer des "Milchtee". Und wirklich... ich muss zugeben ich bin sonst kein großer Freund von Milchtee, aber dieser, in diesem wirklich stimmungsvoll eingerichteten Restaurant, war wirklich gut! Gegen den kleinen Hunger gab es dazu dann noch eine Schale "KungFu-Nudeln"


Ganz wie es die Taiwaner schätzen, haben wir den Nachmittag dann in einer trendigen und schicken Nachbarschaft verbummelt und ich habe mir doch glatt noch ein neues T-Shirt zugelegt. Danach wurde es dann auch zügig dunkel und so ließ auch der große Hunger nicht lange auf sich warten und wurde daraufhin in einem thailändischen Restaurant auf köstliche Weise gestillt!


Danach ging es gleich wieder in die nächste Shoppinggegend. Dort entdeckten wir unter anderem diesen wirklich beeindruckenden Eingang zu einem Sportartikel-Laden... warum auch nicht!?


Den Abend ließen wir danach mit ein paar Bierchen und ein paar Karaoke-Liedern in einer netten Bar namens "The Border" ausklingen.

Am nächsten Morgen startete Klara noch zu nachtschlafender Zeit nach Tainan, während wir anderen vier (Yasmine, Mai, Benni und ich) uns erst ein wenig später zu Kaffee und Frühstückshäppchen wieder zusammenfanden. Danach gehörte der Rest des Tages dem Taizhong Museum of Fine Arts. Und neben viel zeitgenössischer Kunst erwartete uns eine Sonderaustellung zu Thema "Druck" in den letzten 1000 Jahren (oder so ähnlich). Neben vielen mordernen Drucken, unter denen auch viele beeindruckende Werke waren, habe ich die Abteilung mit den ältesten Drucken am stäksten in Erinnerung. Zum einen wegen den bäuerlichen Motiven, die trotz ihrer statischen Anmutung eine gewisse Wärme ausstrahlten und zum anderen wegen der Szenen aus den alten Städten. Ein tolles Fenster in die alte Zeit in so einer zeitlosen Kunstform. Und wo ich gerade darüber nachdenke... vielleicht hätte ich mich melden sollen um die deutsche Ausgabe des Katalogs zu schreiben! ;)

Nach dem Museum machten wir uns gegen späten Nachmittag auf richtung Bahnhof um noch rechtzeitig unsere entspannte Rückfahrt anzutreten. Aber leider schien es ein mittelschweres Problem mit den Bussen zu geben. Auf jeden Fall warteten wir entspannte 3 Stunden an einer außerhalb Taizhongs gelegenen Umsteigestation auf unseren Bus. Entsprechend müde und zu spät kamen wir dann auch wieder in Taipei an und machten uns per Metro auf den schnellsten Weg nach Hause! Da wir sichergehen wollten das unsere japanische Freundin Mai sicher nach Hause kommt, baten wir sie uns noch einmal anzurufen wenn sie sicher zuhause angekommen ist... aber da sie es vergaß und erstmal 45 min duschte verzögerte sich unser Einschlafen noch zusätzlich ein wenig. Naja... musste wohl so sein.

Das war auch schon unser Wochenende in Taizhong. Ich habe sicherlich eine Menge ausgelassen, aber das kann ich leider nicht ändern. Am Wochenende werde ich mich auf jeden Fall nochmal hinsetzen und mich dem nächsten Wochenende widmen. Soviel kann ich ja schon verraten... es geht ins Kino und nach Jilong! ...also bis dahin!

Dienstag, 2. Dezember 2008

Aufholen durch Auslassen...

Soo... liebe Leser,

die Menge der noch nicht bearbeiteten Tage und Woche häuft sich hier langsam zu einem hässlichen Gebilde und ich glaube ich werde nicht mehr drum herum kommen grobe Auslassungen vorzunehmen.

Also will ich jetzt keine Zeit verlieren und gleich loslegen:

Oh Gott... ich traue mich kaum es zu schreiben... Am 4. Oktober 2008, einem schönen Samstag haben Yasmine und ich auf einen Tipp von deutschen Mitstudenten uns auf den Weg gemacht einen neuen Strand im Norden von Danshui (ein Vorort von Taipei) zu erkunden. Nach einer entspannten Stunde Bahnfahrt und noch einer 3/4 Stunde Bus kamen wir auch an... und wir waren arg enttäuscht. Merkwürdige Betonfassaden und außerirdisch anmutende Ruinen umrahmten den Strand der mit dem schönen Namen "Weißer Sand" betitelt wurde. Den weißen Strand konnte ich leider auch nicht entdecken, sondern viel mehr erschreckend dreckigen Sand und eine Gruppe von Rettungsschwimmern die in tapferer Manier sich glatte zwei Meter ins Wasser getraut hatten um die Absperrung im Wasser anzubringen und somit den etwa 20m breiten und 2m tiefen Abschnitt Wasser abzusperren, den sie bereit waren zu überwachen. Und nur um Verständnisprobleme auszuschließen... das Wasser war nicht zwei Meter tief... sondern viel mehr ging es mir bis zu den Knien. Und die Rettungsschwimmer bewachten auch den Rest den Strandes, aber wenn man es nur wagte seine Füße tiefer als 20cm in den reißenden Fluten zu versenken wurde man dem schrillen Ton ihrer blitzenden Trillerpfeifen belohnt.
Entsprechend genervt beschlossen Yasmine und ich, ohne unsere Badesachen ausgepackt zu haben wieder abzuziehen und an den anderen Strand zu fahren, an dem wir vorher schon einmal gewesen waren. Dort war es dann auch ganz gemütlich und vor allem leerer... Taiwaner mögen es offenbar lieber wenn sie in einem kleinen Bojenkäfig schwimmen dürfen.

Nachdem wir dort ein paar entspannte Stunde unter der Sonne Taiwans verbracht hatten machten wir uns auf unsere beiden neuen Bekannten aus Deutschland/Berlin zu besuchen. Yasmine kannte das Paar von den Auswahlgesprächen des Stipendiums. Susi und Kiem (das ist Lautschrift, ich weiß nicht wie man den Namen wirklich schreibt) sind zusammen mit ihrem kleinen Sohn William hier und lernen auch Chinesisch. Zusammen mit ihnen haben wir dann noch den Nachtmarkt von Danshui erkundet und haben uns danach in ihrem zwar alten aber gemütlichen Häuschen noch für einen Plausch niedergelassen.

Der Rest des Wochenendes verging ruhig und ereignislos und somit mache ich quasi einen "kleinen Sprung nach vorn" und lande auch schon beim 10.10., dem Nationalfeiertag der Taiwaner! Die Taiwaner feiern an diesem Tag die Gründung ihrer Republik. Yasmine und ich wollten eigentlich ein paar der angekündigten Paraden anschauen, aber da wir beschlossen an einem unserer wenigen freien Tagen des Jahres auszuschlafen kamen wir erst gegen 10 aus den Federn und waren entsprechend erst ein wenig später auf der Straße wo das ganze stattfinden sollte. Dort bot sich uns wirklich ein merkwürdiges Bild. Es war wirklich kaum ein Mensch auf der großen abgesperrten Straße, die für die Paraden genutzt wurde. Die Paraden hatten wir zwar anscheinend verpasst, aber es war schon wunderlich, dass wirklich niemand außer ein paar vereinzelten Polizeihaufen auf der Straße befanden. Und es war nicht nur eine Straße abgezäunt. Anscheinend hatte die Stadtregierung mit weit mehr Menschen gerechnet, aber seit dem Regierungswechsel und einer steten wirtschaftlichen Stagnation (oder schlimmer) gibt es anscheinend auch eine Menge Menschen, die ihrem Staat nicht allzu viel abgewinnen können. Als ich am nächsten Tag meinen Lehrer nach diesem gespenstischen Szenario befragte meinte er, dass das in den letzten Jahren nicht ungewöhnlich sei und dass sowohl Zuschauer als auch die Aufführenden der Paraden dafür bezahlt werden würden. Ein Glück, kann ich da nur sagen, dass Deutschland eine Fußball-WM hatte und so mal wieder ein wenig Selbstbewusstsein aufbauen konnte.
Da uns die Paraden an diesem Tag nichts mehr zu bieten hatten, schwenkten wir um und waren schnell an der Chiang Kai-shek Memorial Hall angekommen. Auch dieser riesige patriotische Platz war nicht weniger leer als sonst. Yasmine hatte sich aus lauter Begeisterung über den Double-Tenth-Holiday (10.Oktober) auch noch ein kleines Taiwanfähnchen gekauft und musste nun auch beschämt feststellen, dass sie die einzige auf diesem riesigen Platz war die eine Fahne in der Hand hielt und von den Taiwanern teilweise bestürzt beäugt wurde. Schon eine komische Atmossphäre und so zogen wir es vor uns im inneren der Memorial-Hall umzusehen, da wir das in unserem bisherigen Aufenhalt noch nicht geschafft hatten. Auch unseren Reiseführer hatten wir diesbezüglich noch nicht konsultiert und so waren wir überrascht das neben einer riesigen Statur von besagter Person in den Untergeschossen auch noch die verschiedensten Ausstellungen untergebracht waren. Neben einer Eiszeit-Austellung für die man horrende Summen zahlen sollte waren auch noch wirklich großartige chinesische Tuschezeichnungen mit schier unglaublicher Tiefe umsonst anzusehen. Letztere schauten wir uns dann auch ausgiebig an und ließen die von kleinen kreischenden Kindern bevölkerte Eiszeit links liegen... auch wenn ich auch sehr versucht war mich in die ewig lange Schlange zu stellen an dessen Ende man sich mit einem 2,5m hohen Stoff-Mammut fotografieren könnte. Nicht etwa dass die Schlange von den Ausstellern organisiert worden wäre... nein... Taiwaner stellen sich von alleine in eine geordnete Reihe wenn es darum geht ein merkwürdiges Andenkensfoto zu schießen.

Achja... was ich an dieser Stelle kurz bemerken muss... Es ist ein riesiger Vorteil in einem photophilen Land zu leben! Denn wenn man selber ein Foto von irgendetwas schießen will... sei es eine 500m breite Schlucht oder eine 1cm große Blume, die Taiwaner haben ein wunderbares Gespür für das sanfte Surren des Autofokus und warten geduldig außerhalb des Bildes ohne das man sie darum bitten müsste! Großartig!

Aber das nur am Rande. Da man leider von der eben erwähnten Ausstellung keine Fotos machen durfte, mussten wir natürlich noch weiter und ein Geschoß weiter unten konnte man auch gleich eine etwas merkwürdigere Austellung besichtigen. Sie sollte wohl eigentlich das Leben von Chiang Kai-shek (蔣介石) dokumentieren... aber leider muss ich sagen, dass ich das Gefühl hatte, dass sie es nicht weiter schafften als einen enormen Haufen von wenig aussagekräftigen Gegenständen hinter Glas zu stellen oder zu legen. Neben seinen verschiedenen auf Hochglanz polierten Dienstwagen und ungelogen etwa 20 Vitrinen mit den verschiedensten Medaillen und Orden (ingesamt bestimmt über 100!) konnte man außerdem noch ein paar Kleidungsstücke finden... naja... Ich will nicht meckern... allein schon wegen der Bilder ein Geschoß weiter oben hatte es sich schon gelohnt!

Aber um wieder zu der gespenstischen Stimmung draußen zurück zu kommen. Als wir wieder vor die Tore der Memorial-Hall stiefelten hatte Petrus sich den Himmel prophetisch zuziehen lassen. Zu den leeren Straßen kam nun noch ein sehr atmossphärischer Himmel, der wirklich enorm gut zur apokalyptischen Stimmung in den leergefegten Straßen beitrug.
Hier zwei Beweisfotos:










Und mit diesen beiden hübschen Bildern beende ich auch meine Beweisaufname für heute und hoffe, dass ich bald wieder dazu komme weiter aufzuholen!