Montag, 29. September 2008

Ein langweiliger Sonntag.... u.ä.

Hallo....

Ich muss mich gleich mal entschudligen. Nachdem ich das letzte Mal mit soviel Elan gestartet war, hing mir dir letzte Woche der böse Feind Faulheit an... Naja... zumindest beim Chinesisch-Lernen war ich nicht faul, aber alles andere wurde mir zuviel. Aber ich lasse das jetzt mal mit den Entschuldigungen...und mache weiter!

Sonntag:
Wie schon letztesmal berichtet wurde uns das Wochenende von einem Taifun glatt gebügelt... Sprich: Wir hatten nichts (mehr) zu tun. Auch Sonntag wurde das große Familiengrillen abgesagt. Nachdem wir erstmal ausgeschlafen und dann noch eine Stunde draußen den Regen beobachtet hatten, haben wir uns quälend langsam aus dem Bett gewunden. Irgendwann beschloss ich abermals ein wenig den Taifun für die Nachwelt festzuhalten und schlich mich mit meiner Regenjacke raus und machte ein paar Fotos. Der Rest des Tages wäre danach fast nicht mehr erwähnenswert, wenn nicht Shengjie zum Abend hin uns noch besucht hätte. Er hatte uns einen ganze Haufen leckeres taiwanischen Essen mitgebracht und dazu auch noch zwei echte Mondkuchen. Nach diesem köstlichen Essen haben wir uns noch ein paar Stunden bei uns aufs Sofa gesetzt und uns über Gott und die Welt unterhalten. Unter anderem konnten wir feststellen, dass er nicht davon begeistert ist, dass ihr neuer Präsident Ma sich so mit China anfreundet... aber das kann ich jetzt, nach knapp einem Monat Aufenthalt, mehr als gut verstehen.
Obendrein wollte uns Shengjie auch nochmal besuchen, weil er am Dienstag danach zur Armee muss. Er will zwar auch den Ersatzdienst wählen, aber das verhindert in Taiwan leider nicht, dass man seinen Kopf geschoren bekommt und einen Monat fast ohne Kontakt zur Außenwelt ein spannendes Lehr- und Sportprogramm durchziehen muss. Aber dazu später mehr... denn immerhin hatte er nach zwei Wochen mal einen Abend frei... :)
Nachdem er dann irgendwann später am Abend gehen wollte, waren meine Eltern gerade auf Skype online und ich hatte zum ersten Mal richtige Probleme von Deutsch wieder auf Chinesisch umzuschalten. Ich hatte ihm schon fast zwei Sätze auf Deutsch hinterher geworfen, als mir plötzlich klar wurde warum er mich so ansah... Ich versuchte dann mich noch irgendwie auf Chinesisch zu verabschieden... aber wollte nicht so recht klappen. Die Botschaft hatte er aber glaube ich aber trotzdem bekommen. :)
Noch ein wenig später legte der Taifun nochmal zu und ich schlich mich nochmal heraus. Das ist das Ergebnis:

Montag:
Wie immer am Montagmorgen schwang ich mit einer Menge Elan aus dem Bett. Yasmine sollte mir auch gleich folgen. Und weil wir so energiegeladen waren beschlossen wir uns selber kein Frühstück machen zu müssen und zogen als dynamisches Duo aus, uns bei Starbucks zu laben. Gesagt getan. Ein Smoked Chicken Sandwich und einen Grande Cappuccino später fühlte ich mich noch ein bisschen besser und in der Lage zwei Stunden in der Bibliothek mit Vokabeln und Grammatik zu verbringen.
Traditionell zum Mittagstisch fanden Yasmine und ich uns im Tag-Nachtmarkt wieder und ich probierte heute mal wieder ein neues Gericht. Meine letzte Lektion in der Uni drehte sich gerade um Essen und so wusste ich zum ersten Mal beim ersten Versuch genau was ich mir gerade bestelle. Es handelte sich um eine Nudelsuppe mit Tomaten.... nicht spektakulär, aber welcher Sinologe weiß schon wie man "Tomate" schreibt! ;)
Nach der Uni ging es gleich weiter... denn nun wollten wir endlich unsere Post einstecken. Die letzte Woche waren wir noch durch ungewohnt kurze Öffnungszeiten und den Taifun aufgehalten worden, aber diesmal sollte es klappen. Wir hatten uns für den Nachtmarkt in der Nähe der größte Uni von Taipei entschieden (also nicht unsere). Schon direkt im Bahnhof befand sich dankenswerterweise die Post und so konnte wir gleich unsere Taschen und unser Gewissen von der Geburtstagspost erleichtern. Weiter gings auf den Nachtmarkt.
Dieser Nachtmarkt hier scheint wiederhin ein wenig größer zu sein als der, der neben unserer Uni ist und das tückische daran ist, dass man bestimmt was Schönes oder Kleines findet, was man mitnehmen kann. So auch diesen Abend... Wir verließen den Nachtmarkt mit allerlei schönen Dingen. Ich für meinen Teil beließ es aber bei einer Packung Snyders Pretzel Snacks, die ich überglücklich in einem Einrichtungsladen entdeckt hatte und einer kleine Grünpflanze in Palmenoptik.... und nein, das ist nicht die Kokospalme. Apropos, die Abstimmungsergebnisse befinden sich momentan in einem Patt... vielleicht lässt sich ja doch noch jemand erweichen die Abstimmung zu kippen. Sonst kaufe ich eben keine Pflanze mehr! :)
Wieder zuhause musste ich noch meine Hausaufgaben erledigen und schrieb eine wunderschöne Geschichte mit den Vokabeln der neuen Lektion! Danach war es auch schon wieder ein wenig spät und der Tag fand wie gewohnt in unserem weichen Bett sein Ende...

Dienstag:
Tamtamtam... der Dienstag wäre fast unspektakulär geworden, ABER dann fanden wir nach dem wie immer leckeren Frühstück bei uns zu Hause die Stromrechnung bei uns im Briefkasten. Aber nach dem anfänglich Herzpochen erlangten wir beiden schnell wieder den Ruhepuls... die Stromrechnung lag weit unter unseren schlimmsten Befürchtungen. Ich nenne keine Zahlen, aber es lag im Rahmen... :)
In der Uni haben wir beide wieder viel gelernt und in der Mittagspause noch die Bekanntschaft mit einer schweizerischen Mitdreißigerin gemacht. Ihr Mann hat hier anscheinend eine gute Arbeit gefunden und als Schweizerin schwärmte sie uns von den im Verhältnis so enorm günstigen Lebenshaltungskosten hier vor... Nachdem sie uns ein paar schweizer Beispielpreise genannt hatte verstanden wir wie sie sich fühlen musste... etwa so wie wir als wir das erste Mal in Xinxiang Mittag gegessen haben.
Während ich noch fleißig in der Uni war, hatte Yasmine sich schon auf den Weg zur National Immigration Agency gemacht um nun endlich ihr ARC (Alien Residence Certificate) zu bekommen. Nach der Uni trafen wir uns wieder und ich konnte Yasmines neue kleine Plastikkarte bewundern. Das Passbild drückte zwar klar aus, dass sie vorher des öfteren lange warten musste, aber immerhin musste sie sich jetzt im Gegensatz zu mir nicht mehr um ihr Visum sorgen, sondern nur noch um ihr Stipendium.
Als wir zuhause ankamen sah das Wetter so gut aus, dass wir fast nochmal nach Maokong gefahren wären, aber da wir vorher noch ein wenig auf dem Nachtmarkt gebummelt hatten, war es jezt schon ein wenig spät und wir verschoben diesen tollen Plan auf den nächsten Tag. Somit verbrachten wir den Abend nur noch mit ein wenig Hausaufgaben, Gammeln, Blogschreiben und Fernsehen.

So.. bis hierhin erstmal. Ich werde mich weiterhin anstrengen aufzuholen, aber ich kann nichts versprechen. Aber beim nächsten Post kommt Maokong! Und das heißt viele schöne Bilder!
Gute Nacht

Sonntag, 21. September 2008

Ein neuer Ventilator und ein bisschen Wind...

Achja... es ist schon wieder Sonntag und ich bin extra früh aufgestanden. Yasmine schläft noch, draußen sieht es schon wieder entsetzlich heiß aus und ich... ich sitze hier und bin fleißig. Aber ich schreibe nicht nur Blog, nein, ich habe auch schon ein wenig Chinesisch-Hausaufgaben gemacht. Aber ich komme auch schon auf das, auf was ihr alle gewartet habt... den Mittwoch, 10. Sept. 2008.

Die Uni, nur ganz kurz. Von 10.00 bis 12.00 Uhr war ich in unserer kleinen Bibliothek, aber bevor ich eintreten konnte musste ich zum ersten Mal erleben, wie es ist sich vor einer Bibliothek anzustellen. Das habe ich im AAI in Hamburg noch nie erlebt :) Aber ich habe am Ende sage und schreibe den vorvorletzten Platz bekommen. Die nach mir durften es sich auf Fensterbänken und Regalbrettern gemütlich machen. Von 12-14 Uhr habe ich immer meiner Mittagspause. Yasmines Kurs geht von 10-12 Uhr und somit gehen wir eigentlich immer gemeinsam Essen. Mal mit anderen aus unseren Kursen, mal alleine. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wo genau wir an diesem Tag gegessen haben, aber ich tippe mal auf den Nachtmarkt nahe der Uni... mit dem sind wir noch lange nicht fertig. Danach ging es dann auch gleich zum Unterricht. Mit meinem neuen Kurs bin ich nach wie vor sehr zufrieden. Der Schwerpunkt liegt auf dem Reden und die Gespräche und Frage-Antwort-Spiele fordern mein Vokabular heraus. Zuhause müssen wir immer Geschichten oder ähnliches schreiben und am nächsten Tag vorlesen. Da übt man dann auch genügend das Schreiben.

Nach dem Unterricht ging es auch wieder direkt nach Hause. Heute wollten wir eine Post suchen um die Geburtstagspost für unsere Mütter einzustecken. Aber nichts da... Zuerst waren wir noch tapfer und suchten in der sengenden Hitze auf eigene Faust unser Viertel ab... aber es war keine in Sicht. Danach fragten wir herum, aber wir bekamen nur fragenden Gesichter zu sehen. Soviel dazu. Nach dieser erfolglosen Suche wollten wir einen zusätzlichen Ventilator kaufen und da wir schon die Erfahrung gemacht hatten, dass die japansichen Elektronikketten bei uns in der Nähe alle etwas teurer waren, machten wir uns wieder auf den Weg in unser altes Wohnviertel bei Ouma und besuchten unseren liebgewordenen Riesensupermarkt. Aber selbst dort verließ uns das Glück. Die Postfilialen hatten, wie uns ein netter Passant mitteilte, sicherheitshalber mittlerweile alle schon zu und auch der Supermarkt enttäuschte uns. Nach der Ventilator-Sonderaktion, bei der wir unseren ersten Ventilator erstanden hatten, war die Auswahl doch ein wenig kleiner geworden und der einzige Ventilator der preislich angemessen erschien war nur noch in pastell-lila zu haben. Ich stand noch eine kurze Weile vor einer etwas teureren formschönen Ventilationssäule (oder wie auch immer sowas heißt), aber Yasmine brachte mich dann doch davon ab sie mitzunehmen.

Nur um mich im vornherein zu entschuldigen... ich habe zu diesem Tag kein Foto... aber ab Freitag wird es wieder besser.

Weiter gings nach Ximending... das sollte ja mittlerweile allen ein Begriff sein! Hier musste es doch einen Ventilator geben. Ich wollte mich gerade mit Yasmine absprechen, wie wir uns verteilen und wer in welcher Richtung sucht, da stand sie auch schon mit glitzernden Augen vor einem Friseur und hatte bestenfalls noch heißen Wind vom Fön im Kopf, aber keine Ventilator. Ich willigte schmunzelnd ein und überließ Yasmine den sehr interessierten Friseurinnen und machte mich selber auf den Weg einen Ventilator zu finden. Da nur eine halbe Stunden zu Spitzen-Schneiden angesetzt war beeilte ich mich und kehrte somit auch pünktlich nach einer halben Stunde zurück... ohne Ventilator, aber dafür ein wenig nass vom andauernden Fadenregen. Die Friseurin hatte ihr offenbar mit einer Seelenruhe erstmal eine viertelstündige Kopfmassage verpasst und setzte nun gerade die Schere an... also war nach wenigen Minuten und mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen wieder draußen im Regen. Ximending scheint nicht das beste Viertel für Ventilatoren zu sein, aber immerhin fand ich dieses Mal ganze Straßenzüge, die sich einem Artikel widmeten... Kameras z.B. oder auf HiFi-Anlagen... ich durchquerte alle diese Straßen und war einerseits begeistert von der Auswahl und Vielfalt, andererseits resigniert immernoch keinen einzigen Ventilator gesehen zu haben, es sei denn er hing kopfüber an der Decke eines Ladens... Der Regen hatte sich mittlerweile zu einem wahren Tropen-Pladder-Regen ausgeweitet und ich schritt wiederhin pünktlich und noch ein wenig nasser die Treppen zum Friseursalon nach oben. Zu diesem Zeitpunkt wurde gerade ein Glätteisen durch Yasmines Haare gezogen und Yasmine war bemüht mir schnell zu erklären, dass das umsonst sei... sonst hätte sie es nicht genommen. Aufgrund des Regens setze ich mich noch die letzten zehn Minuten ihrer Haarbehandlung auf einen der vielen Kunstledersessel und tauschte wissende Blicke mit den anderen anwesenden Herren aus.

Wieder zuhause angekommen war es auch schon wieder nicht schlecht spät und wir schafften gerade noch die andere Hälfte unseres gestern angefangenen Films...

Donnerstag:

...muss wegen einer Menge Hausaufgaben und Uni und daraus resultierender Sommerloch-Qualität leider ausfallen.

Freitag:

Der liebe Freitag ist nicht viel spannender als das er das Wochenende ankündigt. Allerdings: Yasmine und ich hatten zwar schon vorher in den Nachrichten mitbekommen, dass sich ein sehr großer Taifun Taiwan nähert und plant direkt über uns hinweg zu ziehen, aber jetzt sollten wir nochmal richtig eingeseift werden. Glücklicherweise waren wir zum Anlass des Mondfestes Freitag, Samstag und Sonntag zu drei verschiedenen Familien zu drei verschiedenen BBQ-Abenden eingeladen. Die ersten hatten sich schon am Donnerstag gemeldet und angedeutet, dass es schwierig werden könnte. In das selbe Horn musste nun natürlich auch mein P1000797Lehrer an diesem schönen Freitag stoßen. Ich war zwar nicht bei ihm zum Grillen eingeladen, aber er brachte uns allen heute morgen einen DIN A3 Zettel mit einem kopierten Zeitungsartikel mit... Anhand des großen Bildes auf der rechten Seite und der kleinen Wettervoraussicht daneben war klar wie es in den nächsten Tagen um unsere BBQ-Abende bestellt war. Er gab uns noch ein paar gute Ratschläge mit auf den Weg: Geht nicht raus! Macht Hamsterkäufe! Seid so und so vorsichtig! Das ganze wiederholte er dann während des Unterrichts beunruhigend oft, so dass ich mich wirklich auf einen großen Sturm mit rumfliegenden Palmen freuen musste.

An diesem Abend gegen 23:00 Uhr sollte der Taifun unsere kleine Insel am Ostrand oben erwischen. Davon war in Taipei außer ein wenig schlechtem Wetter noch nichts zu merken und Yasmine und ich gingen auch noch ganz gemütlich essen. Wir waren mal wieder in unserem Restaurant gegenüber. Mittlerweile hatten wir auch schon eine Bonuskarte bekommen auf der wir kleine Stempelchen sammeln konnten. Heute nahm ich mal keinen von diesen köstlichen Teigfladen mit Gemüse und Fleisch sondern gönnte mir heute Abend mal ein Menü mit Reis, Gemüse und Hühnchen. Ein Markenzeichen dieses kleinen Restaurants ist es unter anderem, dass sie die gute Angewohnheit haben ihr Fleisch und ihre Soßen nicht in Mononatriumglutamat zu ertränken und so schmeckte mein Essen wirklich köstlich und ich war mir sicher, dass ich den Taifun zumindest bis morgen zum Frühstück sicher bei uns zuhause überleben könnte! :)

Achja... das Grillen für Freitagabend war auch noch zwischendurch  abgesagt worden...

Samstag:

Wir waren schon mitten im Taifun... aber ich wurde nicht etwa durch herumfliegende Äste, die an unser Fenster peitschten geweckt, sondern nur durch Yasmines ordinären Handy-Weckton. Na toll... "Unsere Wohnung scheint schon enorm gut schallisoliert zu sein", dachte ich und zog den kleinen Vorhang beiseite um ein wenig Elend zu gucken. ABER: Ich sah keine Palmen in der Luft, keine Blumenkästen krachend auf den Fußweg knallen, nichtmal die wenigen Bäume und P1000647Pflanzen, die ich von meinem Beobachtungsposten aus sehen konnte bogen sich im Wind... Ok, es war bedeckt und es regnete ein wenig, aber noch nichtmal doll. Um es kurz zu machen: Ich war enttäuscht!

Von Langeweile gepeinigt schlurfte ich die Treppe runter ins Bad und machte dort frustriert das Fenster wieder auf, das wir gestern Abend extra noch zu gemacht hatten, falls der gewaltige Sturm das Wasser in jede Ritze drücken würde...

Gott sei Dank hatten wir uns überreichlich mit Lebensmitteln eingedeckt und so bereiteten wir uns ein frugales Frühstück und lauschten den Nachrichtensprechern im Fernsehen, die mit Actionmusik unterlegt die Dramen des Taifuns schilderten. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass die Bilder von den Küstengebieten schon etwas angsteinflößender waren als das laue Lüftchen das hier in Taipei versuchte uns Respekt abzuringen. Da konnte man eingestürzte Brücken angucken und Polizisten die hysterisch in ihre Trillerpfeifen pusteten um Menschen aus den von Erdrutschen gefährdeten Regionen herauszutrillern... Ganz im Gegensatz dazu: Taipei! Der Samstag hatte wirklich nicht viel spannendes zu bieten. Das einzige was meine Mundwinkel aus der Reserve locken konnte war das sanfte Leuchten des Wasserkochers, das den baldigen Genuss von Instantnudel ankündigte und dass wir mit Regenjacken bewaffnet abends DAS HAUS VERLIESSEN um uns das "norddeutsche Herbstwetter" mal von nahem anzusehen und natürlich um uns beim naheliegenden Second-Hand-DVD-Händler mit neuen Filmen einzudecken.

Selbstverständlich wurde das Grillen für heute auch abgesagt!

Was blieb uns anderes übrig... nichtmal Freunde und Bekannte mit Auto wollten uns besuchen und wir waren uns natürlich auch zu schade uns nass zu machen. Also blieben wir zuhause! Nass machte ich mich nur weil ich noch in den Sportraum ging und während Yasmine das Ergometer maltretierte legte ich in 30 min jetzt immerhin schon 3,1km auf dem Laufband zurück. Dann lernte ich noch für den nächsten Test am Montag (Wir schreiben jeden Montag einen Test von 60 min) und den Abend verbrachten wir mit einem unserer neuen Filme ("After the sunset" mit Pierce Brosnan).

Sooo... zum spannenden Sonntag lasse ich mich das nächste Mal aus. Jetzt ist es auch schon wieder Abendbrotszeit, denn ich habe mir diesen Post doch noch ein wenig über den Tag verteilt... Schließlich ist ja auch schon wieder Sonntag und ich musste ja auch noch ein wenig lernen.

Also... viel Spaß mit diesem nicht sehr reichlich bebilderten Eintrag!

Samstag, 20. September 2008

Die Uni hat angefangen!

...aber bevor ich anfange will ich noch erwähnen, dass ich eine wichtige Umfrage hier rechts -> online gestellt habe! Bitte mitmachen! :)

Ja... nun komme ich auch endlich zu den Gründen aus denen ich mittlerweile schon so weit hinterherhänge. Wie der Überschrift unschwer zu entnehmen ist hat die Uni für mich wieder angefangen... und das völlig ungerechterweise weit vor dem Uni-Start in Hamburg. Naja, aber wir wissen ja alle: Wir haben keine (Semester-)Ferien sondern nur eine vorlesungsfreie Zeit!

Ganz der Sinologe, der bekanntlich ja immer im Dienst ist, habe ich auch schon herausgefunden wie Gao Yu 高雩 geschrieben wird, sprich, welche Schriftzeichen verwendet werden. Das erste heißt "Groß" und ist der Familienname. Und das Yu ist ihr Vorname und sollte nach ihrer Aussage eigentlich ein altes Zeichen Regenbogen sein, aber mein Wörterbuch sagt dazu nur: "ancient sacrificial ceremony performed to pray for rain". Naja... wenn man im Sommer Regen hat... dann gibt es schließlich einen Regenbogen! :)

Soviel dazu... und nun zu meiner weiteren Vorgehensweise. Ich habe mir vorgenommen die Uni-Wochen mangels vieler spannender Vorkommnisse ein wenig zu stauchen. Sollte an bestimmten Tagen etwas Tolles oder Erwähnenswertes passiert sein, werde ich das hier natürlich nicht aussparen. Mal sehen wie das mit den guten Vorsätzen hier klappt.

Soviel kann ich schon verraten... die ersten Tage waren noch etwas ereignisreicher... ;)

Montag:

Nicht zum ersten Mal hieß es: Früh aufstehen! ...aber zum ersten Mal mit der Gewissheit, dass es demnächst öfter passieren könnte! So machten wir uns unser Vollkorntoast, packten unsere Sachen und schlichen zu unseren Fahrstuhl. Nur knappe 10-15 min Fußweg später standen wir schon vor unseren Unterrichtsgebäude. Wir waren extra ein wenig früher gekommen, weil ich ja noch meinen Kurs wechseln wollte... nein... weil ich es nochmal versuchen wollte meinen Kurs zu wechseln bevor ich drinsitze. Die verkniffene Dame aus dem Büro hielt aber wieder einmal nur ihre Regeln und Vorschriften hoch und ließ mich mit der Info gehen: Nicht vor Mittwoch! Danke!

Da ich nur 11 Fehlstunden im Monat haben darf, kam es für mich leider nicht in Frage die Unterrichtseinheit zu schmeißen und saß ich wenig später mit sieben anderen Studenten zusammen in einem kleinen Unterrichtsraum. Die Lehrerin Frau Ding, die wenig später dazu kam war sehr nett, war aber nur die Vertretung für die andere Lehrerin, die noch eine Woche lang " wichtige familiäre Angelegenheiten" zu erledigen hatte. Zu Beginn sollten wir alle erzählen, wie lange wir denn schon Chinesisch lernen und als ich mit meinen drei Jahren hinter dem Berg hervor kam, guckte meine Lehrerin nur etwas komisch und fragte was ich dann hier suchen würde?! Sie hat wirklich eine sehr direkte und erfrischende Art. So kam es auch, dass wir darüber berichten mussten, was wir denn hier in Taiwan schon interessantes gegessen hätten. Ich erzählte von meiner sonntäglichen Begegnung mit dem Stinke-Tofu, worauf sie ihren Stuhl nahm, ein Stückchen von mir wegrückte und so etwas sagte wie: "Ich hab es doch gleich gerochen..." Insgesamt ein sehr spaßiger Unterricht und das gesprochene Chinesisch ging erstaunlich weit über das hinaus, was im Buch zu finden war.... also war es garnicht mal so langweilig für mich und ich konnte schon langsam wieder in die Langzeichen reinriechen! Als wichtige Information gab mir meine Lehrerin noch mit, dass man schon am Dienstag seine Kurse wechseln kann... ganz im Gegensatz zu dem was mir in dem offiziellen Büro erzählt wurde. Woher kenne ich das nur?! :)

Nach dem Unterricht habe ich mich immerhin noch 1 1/2 Stunden in unsere kleine Bibliothek gesetzt und Langzeichen wiederholt, bevor ich mich mit Yasmine zum Mittagessen getroffen habe. Aber nicht ohne mich darüber zu ärgern, dass man auf seinem Zeitkonto nur ganze Stunden sammeln kann... also bekam ich nur eine Stunde angerechnet! :)

Zum Mittagessen ging es auf den anliegenden Nachtmarkt, der ganz im Sinne der tausenden Studenten hier eigentlich den ganzen Tag geöffnet hatte. Und unser Chinesischlehrer in Hamburg hatte nicht gelogen als er uns beiden erzählt hatte, dass es rund um die Uni um die 2000 Restaurants geben würde. Bei der Auswahl war ein kleines nettes schnell gefunden und für zusammen umgerechnet drei Euro wurden wir beide satt! Nach ein wenig weiterführender Erkundung des Marktes machten wir uns auch schon wieder auf den Heimweg und der Tag fand bald ein Ende.

Dienstag:

Gähn... der erste Unitag forderte seinen Tribut, aber wir kamen trotzdem pünktlich aus den Federn. Yasmine hatte ja sowieso erst später Unterricht und wollte heute vormittag noch ein paar Formalitäten bei der National Taiwan Immigration Agency erledigen. Ich hingegen musste zum Unterricht. Um unseren zweiten Tag Uni aber vorher noch gebührend zu feiern (und weil unser Toast alle war) gönnten wir uns ein Frühstück bei Starbucks... was gefährlicherweise mitten auf dem Weg zu Uni und zu Bahnstation liegt. Seit langem konnte sich mein Gaumen mal wieder an richtigem Kaffee mit richtiger Milch laben und dazu gab es ein Sandwich mit großen geräucherten Schweinefleischstückchen. Insgesamt ein Frühstück an das man sich gewöhnen könnte, wenn es mit drei Euro pro Person nicht glatt doppelt so teuer wäre wie ein Mittagessen auf dem Nachtmarkt. Natürlich kann ich es nicht sein lassen für alle deutschen Starbucks- oder Café-Freunde ein wenig Häme zu streuen... denn es ist immernoch nur knapp ein Drittel des deutschen Preises!

Nach diesem erstrebenswerten Frühstück ging es für mich auch gleich weiter zur Uni... heute war Kurswecheltag... zumindest für mich! Das Büro hatte seine falschen Informationen offenbar gut gestreut und so stand der Karton mit den Wechselformularen noch nahezu jungfreulich auf dem Flur vor dem Büro und ich bediente mich mit einer gewissen Genugtuung. Mit dem glückverheißenden DIN A4 Zettel wanderte ich dann auch gleich frohen Mutes zu meinem Unterrichtsraum und aus lauter Übermut, aber zur Freude meiner Lehrerin machte ich die Stunde gleich noch mit. Nach knapp zwei Stunden, einigen Lachern und einem von mir live & a capella performten "Bruder Jakob" füllte sie mir dann, nachdem ich ihr meine ganze Geschichte erzählt hatte, kopfschüttelnd mein Formular aus und verabschiedete mich herzlich.

Für den heutigen Tag hatte ich mir allerdings noch mehr vorgenommen und so gesellte ich mich zu dem Kurs, in dem man angeblich das taiwanische Umschriftsystem 註音符號 lernen sollte. P1000640

Aber vorher wollte ich noch ein paar Fotos machen um meinen Lesern zu zeigen, wie unsere Uni aussieht. Also... bitte sehr! Das ganz unten (der 7. Stock) ist die Bibliothek und darüber befinden sich bis zum 9. Stock nur Unterrichtsräume... darüber vielleicht auch noch, aber so weit nach oben bin ich noch nie gekommen. :)

Wie gesagt... ich wollte noch zu dem Kurs und zum einen das taiwanische Umschriftensystem näher gebracht bekommen und auf der anderen Seite natürlich auch noch zwei Stunden auf meinem Stundenkonto leuchten sehen! Aber wie wurde ich enttäuscht! Ich weiß nicht wie genau man bei diesem Kurs das System lernen soll... aber ich beschreibe es einfach mal.

Der Kurs fand in dem großen Auditorium statt. Dort drängten sich (ich schätze) etwas über 500 Studenten rein und vorne auf der Bühne stand eine Frau mittleren Alters mit einem Mikrofon und einem unpassend durchweg kreischgelben Kleid. Nun wurden per Beamer lauter interessante Laute in der chinesischen Umschrift Pinyin (die ich kenne) und der taiwanischen an die Wand geworfen und der gelbe Kanarienvogel auf der Bühne machte passend zu den angezeigten Lauten "aaa", "bei", "pei" und erklärte in für Anfänger viel zu schwierigem und schnellem Chinesisch wie man bei den verschiedenen Lauten seine Zunge halten oder seinen Mund spitzen sollte... auch ich konnte nur anhand der Bilder ihren Ausführungen folgen. Nur aus Trotz blieb ich die zwei Stunden sitzen, lernte Vokabeln und holte mir am Ausgang danach meinen Stempel, aber nicht ohne zu beschließen es mir selber beizubringen, allein schon damit ich mit meinem neuen taiwanischen Handy chinesische SMS tippen kann.

Nach diesem etwas unnützen Ausflug in den 5. Stock ging es jetzt wieder hoch in den 9. Stock... ohne Fahrstuhl, denn wenn man ihn benutzen wollen würde müsste man einfach mal 10 Minuten früher losgehen. Es ist vor den Fahrstühlen meistens viel zu voll und obendrein bewegen sich selbige mit einer berstenden Langsamkeit durch die Stockwerke. Also... rein in meinen neuen Kurs. Zuerst war der Lehrer noch nicht da und ich nutzte die Verwirrung um mein Erscheinen und fragte ob es hier noch freie Plätze gäbe. Und, oh frohlocket, es waren noch mehrere Plätze da... also machte ich es mir gemütlich und wartete auf meinen neuen Lehrer Herrn Song. Mein neuer Lehrer war auch sehr nett... ich schätze ihn mal auf knapp 60, er hat grau melierte Haare und ist ziemlich klein. Außerdem macht er gerne kleine Witze und versteht meine nicht oder immer falsch... aber er lacht trotzdem! Nach weiteren zwei Stunden Test-Unterricht war mein neuer Lehrer davon überzeugt, dass ich in seinen Kurs passen würde und auch ich war mit Niveau und Ausrichtung des Unterrichts mehr als zufrieden. Also bekam ich auf meinen gekritzelt ausgefüllten Papierbogen endlich die ersehnte Unterschrift. Mit einer von Stolz geschwellten Brust tappte ich danach wieder herunter in den 5. und legte meinen Zettel salopp und nicht ohne eine gehörige Portion Selbstzufriedenheit auf den soviel besuchten Arbeitsplatz 6. In meinen Kopf dachte ich mir nur: "Hier habt ihr den Wisch!" und "Das hättet ihr auch gleich haben können.". In Wirklichkeit aber bedankte ich mich höflich für den erfolgreichen Wechsel der mir ermöglicht wurde und verließ fröhlich lächelnd den Raum.

P1000614Nach diesen geballten sechs Stunden Chinesisch war ich dann doch ziemlich müde und zuhause angekommen wollte ich mich nur noch auf unser viel zu weiches Sofa werfen, aber draußen krachte und donnerte es doch zu gewaltig... aber nicht etwa wegen einem Gewitter sondern wegen einigen feierlichen Umzügen die exakt durch unsere kleine Straße zogen und dabei mit allen möglichen InstrumentenP1000615 aber insbesondere mit gigantischen Böllerketten einen enormen Krach veranstalteten, so dass man sein eigenes Wort nicht verstand. Auch wenn ich bis jetzt noch nicht den Grund weiß, aber mal annehme dass es das nahende Mondfest war, ging ich herunter und fotografierte ein paar interessante Kostüme und Wagen.

Danach war ich eher noch müder als vorher und nach einem kleinen Abendessen schafften wir beide noch exakt einen halben Film bevor wir in unseren Kissen versanken.

In dem Sinne... Gute Nacht!

Donnerstag, 18. September 2008

und eins, und step...und eins... und step

Blog-Schreiben kann ja schon fast an Sport ranreichen... aber ich halte mich heute mal kurz mit meinem Vorwort. Ich hänge 10 Tage und das ist wirklich mal ein Negativrekord meinerseits. Deshalb sitze ich jetzt auch hier und sage nur noch...

Sonntag:
Das letzte Bier war nicht schlecht, aber es war trotzdem früh am Sonntagmorgen als wir ins Bett gekommen sind. Entsprechend spät kamen wir heute morgen aus den Federn. Shengjie war so nett gewesen mich am Samstag nochmal anzurufen und da hatte ich ihm schon angekündigt, dass wir wohl ein wenig länger wach sein werden. Demzufolge meldete er sich nicht bei uns und wartete geduldig bis wir aufgestanden waren und ihn anriefen, denn wir hatten für heute einen Strandausflug geplant.
Yasmine hatte zwar nur bei mir eins zwei Schlucke Bier mitgetrunken, aber sie hatte trotzdem ganz bierselig Gao Yu und Peishan eingeladen sich am Sonntag zusammen mit uns von Shengjie zum Strand kutschieren zu lassen. :) Aber Shengjie freute sich über die zusätzliche Gesellschaft und auch wenn sie sich vorher noch nie getroffen hatten, konnte man schnell den Eindruck gewinnen, dass sie sich schon seit Jahren kennen würden.
Bei der Autofahrt zum Strand wurde ich von Shengjie wie üblich zum "DJ" ernannt und ich konnte auf seinem IPod gleich einige der Lieder wiederfinden, die ich ihm neulich gegeben hatte. Da sein Musikgeschmack auch durchaus gut war hatten wir genügend gute Musik um die doch relativ lange Fahrt gefahrlos zu überbrücken. Aber auch die Gesprächsthemen gingen uns nicht aus. Als wir dann beim Strand angekommen waren und Yasmine und ich, nachdem wir einen Parkplatz gefunden hatten, verkündeten auch schwimmen gehen zu wollen, staunte Shengjie erstmal. Wie sich rausstellte konnte er garnicht schwimmen und erst schien er auch nichts daran ändern zu wollen, aber nachdem Gao Yu und Peishan auch im Wasser waren, nahm er sich ein Herz und ging einfach mit seiner Hose und T-Shirt ins Wasser. Letzteres legte er dann später auch noch ab und er erklärte uns, dass er nur ein wenig wie ein Hund schwimmen konnte... lustig ist daran nur die Tatsache, dass
Nach ein paar Versuchen schaffte er es auch mehr schlecht als recht sich auf dem Rücken treiben zu lassen. Wir mutmaßten, dass seine Lunge wahrscheinlich zu klein ist und ließen es dabei bewenden. Aber nachdem ich schon ganz anderen Wellen und Winden zugewandt hatte sah ich im Augenwinkel immer wieder Shengjie, der sich mit einem lautem Luftholen auf den Rücken legte und versuchte sich über Wasser zu halten. Noch bis zum Sonnenuntergang hielten wir uns am Strand mit Wasser, Sand und Baggermatsch auf. Und nachdem ich mich wieder umgezogen hatte, brachte ich noch ein paar kleine Eierkuchen vom Kai mit. Nach dem langen und salzigen Nachmittag am Strand wurden sie dankbar entgegengenommen und gegessen und mit unserem mitgebrachten Wasser runtergespült. Schon wenig später machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto und wir waren schon fast von den letzten Resten Sand runter, da trat Yasmine zu ihrem Unglück leider auf einen Stock und behielt netterweise auch gleich noch einen kleinen Splitter drin. Dankenswerterweise waren gleich zwei Rettungsschwimmer in der Nähe und wir machten sie auf unser Problem aufmerksam, aber leider hatten sie nicht wie zu erwarten war einen kleinen Erste-Hilfe-Kasten dabei um den kleinen Splitter kurzerhand heraus zu operieren... nein... der eine Rettungsschwimmer war nach etwa einer Minute nicht mehr gesehen und die weibliche Rettungsschwimmerin blieb nur stehen und wechselte Achselzucken mit einer Unterhaltung mit zwei Straßenhändlern ab... Danke dafür! Ein Mann, der nur zufällig vorbeikam war da schon hilfreicher... er rannte zu seinem Auto und holte eine traditionell-chinesische Desinfektionssalbe und schenkte sie kurzerhand Yasmine... die verteilten wir dann auch gleich gutgläubig auf der Stelle und ich kann bis jetzt noch nicht sagen ob es geholfen hat!? :)
Allem Anfängerglück zum Trotz war natürlich, wie ich am Anfang bereits erwähnte auch noch Sonntag und somit jede kleine Privatpraxis geschlossen, selbst wenn auf ihren Schild groß ein "24/7" prangte. Also landeten wir nach etwaigen Exkursionen durch Apotheken und ähnlichen Institutionen irgendwann in der Notaufnahme des Krankenhauses von Danshui. Ich rang mit dem Gedanken nach einer Pinzette zu fragen und Yasmines Fuß einfach selber zu verarzten, aber mittlerweile hielt mich ein massives Hungergefühl von tiefergehenden Gedankengängen ab. Und so schaute ich abwechselnd auf Yasmine, die zunehmend genervt etliche Krankenhausformulare ausfüllte, und auf ein verwegen leuchtendes "Hi-Life"-Schild welches von Essen kündete!
Shengjie schien es nicht besser zu gehen, so dass er schon bald vorschlug, dass er und ich mal eben rüber in den, in der Notaufnahme platzierten, Hi-Life-Markt gehen und ein bisschen was zu essen kaufen könnten. Und so hatte ich wenige Minuten später nicht nur ein in Tee gekochtes Ei gegessen (was in dem Markt gekocht wird und erstaunlich lecker schmeckte) sondern ich stand auch mit einer Hand in einer fettigen Chipstüte etwa zwei Meter von Yasmine entfernt, nur durch einen türkisen Vorhang getrennt, in der Notaufnahme, während sie gerade auf einer Liege liegend von der Krankenschwester ihren Splitter aus dem Fuß geschabt bekam.
Für Yasmine sicher nicht sehr angenehm, aber der Moment konnte sich für mich nicht einer gewissen Komik entziehen! sie das hier genauso bezeichnen wie wir: Hundeschwimmen. Als ich später zur Entspannung mich mit voller Lunge ein wenig auf dem sehr salzigen Wasser treiben ließ war Shengjie gleich Feuer und Flamme. Ich musste ihm genau erklären wie man das macht und auch Yasmine musste miterklären. Die anderen Schwimmtechniken, die wir zu vermitteln ersuchten waren plötzlich garnicht mehr interessant. "Toter Mann" war halt einfach die entspannteste Schwimmtechnik die wir auf Lager hatten.

Wenig später stand Yasmine auch schon wieder… an ihrem Fuß einen übergroßen Verband, der fast über den halben Fuß reichte, was angesichts der etwa 2mm großen Wunde etwas übertrieben wirkte. Dazu wurden ihr noch etwaige Schmerzmittel und Antibiotika mitgegeben, die sie nicht plante zu nehmen… da war die kleine Tetanus-Spritze vor der Behandlung schon sinnvoller! Ich möchte mir garnicht vorstellen was sie mit meiner hochmütigen Schnittverletzung am Daumen angestellt hätten... wahrscheinlich hätte ich gleich stationär bleiben müssen. :) Naja... Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! (Wobei ich mich schon immer gefragt habe was eine Porzellankiste ist.)

So dermaßen gut verarztet konnten wir endlich unser Abendprogramm fortsetzen und Shengjie lenkte sein Auto zielstrebig richtung Danshui-Nachtmarkt. Er hatte sich heute zum Ziel gesetzt uns so vielen kleinen taiwanischen Delikatessen 小吃 auszusetzen wie er nur konnte. Allerdings konnte es auch daran liegen, dass er auch sehr hungrig war!? Schließlich hielten wir uns etwa zwei Stunden auf dem Nachtmarkt auf und ich musste alles von kleinen süßen Teigbällchen bis zum berühmten Stinketofu 臭豆腐 probieren. Der Tofu heißt wirklich nicht ohne Grund so... aber der Geschmack ist wirklich garnicht so schlecht, aber ich bin ja auch schon von Kindesbeinen an an Tofu gewöhnt worden. Yasmine hingegen wehrte sich elegant gegen die Stinketofuattacken von Shengjie.

Mittlerweile war es dank unseres Krankenhausbesuches auch schon ein wenig spät, aber das hält echte Taiwaner natürlich nicht davon ab das Abendprogramm wie geplant durchzuziehen. Denn wir hatten mit Gao Yu noch abgemacht, dass sie uns noch das berühmte Mahjong (eigentlich Majiang 麻將) noch etwa näher bringt. Da wir schon fünf Leute waren hielt es Gao Yu für sinnvoll noch einen Freund dazuzurufen und für die, die auf dem Nachtmarkt noch nicht satt geworden waren, brachte er auch noch ein paar Tüten voll gekochtem Gemüse und Nudeln in Soße mit. Er stellte sich uns ausschließlich mit seinem klangvollen englischen Namen vor: Monkey. Und obwohl ich wusste, dass der Affe in der chinesischen Geschichte etwas besser belegt ist als in unseren Kulturkreisen musste ich mich anstrengen mein Schmunzeln zurückzuhalten. Aber er war auf jeden Fall kein schlechter Mahjong-Spieler. Yasmine wurde von Gao Yu unterrichtet, während Shengjie mich unter seine Fittiche nahm. Ich muss sagen, ich hatte das Spiel trotz vieler mir unbekannter chinesischer Vokabeln schnell verstanden und ich sage nicht ohne Stolz, dass alle am Tisch mein Spiel gelobt haben... auch wenn ich noch des öfteren einen scheuen Blick zu meinem Mentor werfen musste um mich rück zu versichern, dass es der richtige Stein war, den ich wegwerfen wollte! :) Ob den mittlerweile schon recht langen Tages mussten Yasmine und ich dann aber um ca. 3 Uhr die Waffen strecken und waren sehr dankbar dafür, dass uns Shengjie noch bis vor die Haustür brachte.


Das war jetzt zwar nur ein Tag... aber ist ja auch viel passiert... und Ja ... ich weiß, dass ich so nicht wirklich aufhole!


PS.: Das letzte Foto ist gestellt... wir kamen an diesem Abend nicht in den Genuss zusammen zu spielen.


Dienstag, 16. September 2008

Die Aufholjagd geht weiter!

Und wiedermal... wenig Zeit und viel aufzuholen!
Heute war Freitag! <- ein toller Satz! Wir mussten früh aufstehen, denn es stand der Orientation-Day des Taiwan Normal University - Mandarin Training Centers auf dem Plan. Wie nicht anders erwartet wurden wir nach der kurzen und knappen Vorstellung des Direktors mit langweiligen Fakten über das Mandarin Center per Video gefüttert. Immerhin ein Moment bei dem alle im Saal gelacht haben kam auf, als in dem Video die außerschulischen Aktivitäten erklärt wurden und man ein paar junge Leute in bunten Lichtern zappeln sah... das sah einfach ein bisschen zu doll nach 90ties aus! :D Nach dem wenig erhellenden Video kam "Jenny" auf die Bühne. Jenny hatte sich extra für uns in eine viel zu enge Kostümjacke gezwängt und war nun sichtlich bemüht eine gewisse Coolness zu inszenieren indem sie betont gelangweilt und mit einer englischen Aussprache, direkt aus einer amerikanischen Jugendsoap uns die Vorgänge in der Uni erklärte. Ich kann mir dieses etwas merkwürdige Auftreten nur damit erklären, dass ihre anwesenden Kollegen und Kolleginnen aus dem Verwaltungsbüro nicht so gut englisch sprechen können wie sie und der Direktor von dem Institut schon garnicht. Nach dieser spannenden Einführung jedenfalls wurden wir extra nach unseren Immatrikulationsnummer sortiert durch verschiedene Ausgänge gelotst, damit es beim Abholen unseres Stundenplans nicht zu Gedränge kommt. Soviel dazu... diejenigen die die Stundenpläne austeilten hatten von diesem ansich cleveren Gedanken leider nichts mitbekommen und so hatten sie leider nur an einem Ende des Flurs einen großen Tisch aufgebaut... und so standen am Ende doch wieder alle in einer großen Schlange die den Flur zweimal ausfüllte. Immerhin habe ich dann auch nach einer Weile meinen neuen Stundenplan in der Hand gehabt und musste mich doch arg wundern. Ich war dank meines vor zwei Wochen abgelieferten Tests in einen der Anfängerkurse eingestuft worden. Warum konnte ich mir nicht erklären... und wie ich später erfahren sollte kann man anscheinend auch später nicht mehr in die Tests reingucken und es bleibt nur die finale Punktzahl... die bei mir anscheinend nicht so doll war. Ich kann mir das nur so erklären, dass ich eine Aufgabe übersehen haben muss... denn ich habe mich gleich auf den Weg gemacht um zwei Stockwerke darüber meine neuen Lehrbücher zu kaufen und als ich in die reinguckte wurde ich schon ein wenig stutzig... meinem Stundenplan zufolge sollte ich zwar immerhin in der 11.Lektion des ersten Buches anfangen... aber trotzdem ging das nicht weit über die ersten 5 Lektionen meines Hamburger Lehrbuches hinaus. Nachdem ich dies nun bemerkt hatte wollte ich natürlich gleich etwas an der Lage ändern und schlich alsbald in das Verwaltungsbüro meiner Abteilung. Ich legte mir extra ein paar gut formulierte chinesische Sätze zurecht um die zuständigen Personen gleich davon zu überzeugen, dass der Kurs mit dem ersten Buch meinem Können nicht angemessen war... aber nein... sie stimmten zwar mit mir überein, dass das Niveau zu niedrig ist aber ich bekam trotzdem nur den Verweis auf Vorschriften... sprich: Sie wollten mich nicht in einen anderen Kurs wechseln lassen, auch wenn nichts in dem Büro los war und sie mir auch keinen Grund nennen konnten. Das erinnerte mich doch stark an das Zentrum für Studierende... korrigiere... das Zentrum GEGEN Studierende an der Uni Hamburg, wo ich auch schon des öfteren trotz überschäumender Höflichkeit barsch und nachweislich mit falschen Informationen abgespeist wurde. Und nur dass hier kein Durcheinander entsteht! Mit meinem Institut, dem AsienAfrikaInstitut und insbesondere der Sinologie und deren Verwaltung und Lehrkörper bin MEHR als zufrieden! Und das schreibe ich nicht weil die betreffenden Personen, dass hier auch lesen können! Genug von Heimweh! :) Ich verließ also wenig später leicht frustriert das MTC (Mandarin Training Center) und ging nach Hause. Yasmine musste noch zu einem Einführungstreffen vom DAAD vor Ort und somit hatte ich genügend Zeit auf dumme Gedanken zu kommen. Aber ich kam nur soweit mir zu überlegen heute Abend für mich und Yasmine etwas zu kochen und dann kam auch schon Shengjie online und hielt mich fast zwei Stunden im chinesischsprachigen Chat auf... naja... immerhin konnte ich jemanden meine Misere mit den Uni-Kursen klagen und danach schon ein wenig beruhigter einkaufen gehen! Das Essen wurde dann auch recht lecker... Es gab Hühnerfilet in der Pfanne mit Frühlingszwiebeln angebraten und dazu in Sojasaucenwasser gekochtes Gemüse (Broccoli, Frühlingszwiebeln etc.) Dazu natürlich noch Reis und noch einige andere Gewürze. Klingt unspektakulär... aber kam dem was man in vielen kleinen Suppenküchen hier serviert bekommt schon nahe. So gut gesättigt sind wir dann auch schnell ins Bett gekommen und ich komme auch schon zum Samstag! Zu diesem Samstag habe ich dann auch endlich wieder ein paar Fotos zu bieten. Denn meine beiden lieben Kommilitonen Klara und Benni kamen uns in Taipei besuchen. Die beiden unterrichten und studieren etwa in der Mitte von Taiwan, nahe Zhanghua 彰化, in der kleinen Stadt Yuanlin 員林. Dazu brachten die beiden noch einen dritten Studenten aus Deutschland, namens Martin, mit, der bei ihnen in der Nähe Englisch unterrichtet. Aber ich hake erstmal den vormittag ab. Yasmine und ich sind spät aufgestanden und haben es erst spät aus dem Haus geschafft. Zwischendurch haben wir uns noch mit Klara, Benni und Martin verabredet und sind dann erstmal zum Taipei Hauptbahnhof gefahren. Wir waren dort in diesem viel zu großen unterirdischen Bahnhof nämlich schon ziemlich oft umgestiegen, aber waren dort bislang noch nie ans Tageslicht gekommen... obwohl wir etwa vier (unterirdische) Stockwerke hoch und runter gelaufen waren. Somit galt es heute die Umgegend um den Hauptbahnhof zu erkunden. Das wohl größte Einkaufszentrum mit irgendeinem japanischen Namen ließen wir nach Besichtigung des Erdgeschosses links liegen und widmeten uns den weit unübersichtlicheren Straßen und Läden ein paar Meter weiter. Unter anderem fanden wir einen schrecklich großen Schreibwarenladen, in dem wir leider viel zu viele schöne Schreibwaren fanden, die man alle sehr gut für die Uni und für den Alltag gebrauchen konnte. Aber immerhin fand ich auch ein kleines Paket mit Air-Mail-Briefumschlägen mit denen ich jetzt endlich auch ein paar Briefe in die Heimat schicken kann. Gott sei Dank rief Benni dann auch bald an und rettete uns somit vor weiteren Shopping-Eskapaden und so trafen wir uns auch wenig später an der Ximen-Station. Allerdings diesmal nur um Klara und Benni mal das umtriebigste Viertel Taipeis zu zeigen. Tatsächlich gingen wir in keinen einzigen Laden herein, denn wir hatten uns soviel zu erzählen und Martin ein wenig kennenzulernen, dass wir nur ein paar Kreise durch Ximending machten und dann auch schon weiter mussten. Denn dank Yasmines Taiwan-Connection hatten wir uns heute schon wieder mit einer Taiwanerin verabredet und sie wollte zusammen mit uns auf ein Konzert. Ich war schon reichlich skeptisch, denn zuerst hieß es Rock... da war ich noch zufrieden. Dann hieß es beim nächsten Telefonat Softrock... das wurde mir im Angesicht von chinesischen Supersoftpoprock schon ein wenig mulmig... Aber um das ganze kurz zu machen. Ich wurde mehr als positiv überrascht. Nachdem Gao Yu (Yu soll ein altes Zeichen für Regenbogen sein... aber ich kann es beim besten Willen nicht finden), die Bekannte von Yasmine erstmal gute 15 min zu spät am vereinarten Treffpunkt erschien, machten wir uns auf zu der Bar. Da wir noch früh dran waren bekamen wir mit unserer ganzen Gruppe von 6 Leuten noch einen sehr netten Tisch in der Mitte der Bar mit gutem Blick auf die Bühne. Später kam noch eine weitere Freundin von Gao Yu dazu. Sie heißt Luo Peishan (ja, mein Luo!) . Zusammen mit ein paar 0.6l Flaschen Taiwan-Beer warteten wir darauf, dass die erste Band auf die Bühne kam, wegen der zumindest Gao Yu hier war. Denn wie sich schnell herausstellte hatte sie sich in den Drummer der ersten Band verguckt. Und das stellte sie auch gleich unter Beweis als sie beim Auftritt der Band "Sorry Youth" einen spitzen Schrei losließ. :)
Die Band war wirklich ziemlich gut. Die Musik hatte meiner Meinung nach wenig mit "soft" zu tun, sondern war eher etwas härter, aber auf jeden Fall gut zu hören! Genauso wie in deutschen Bars und Clubs neigen die Boxen einfach ein wenig zu laut gedreht zu sein, aber wenn man sich gegenseitig anschrie klappte es noch ganz gut mit der Kommunikation! Nach ihrem Konzert verschenkte die Band auch gleich noch ein paar Demo-CDs und auch ich kehrte mit einer der wenigen Exemplare in der Hand strahlend wieder zurück an den Tisch.
Bald darauf kam auch schon die zweite Band. Die Band soll schon etwas bekannter sein, aber ihren Namen habe ich jetzt trotzdem gerade vergessen. Auf jeden Fall scheinen sie schon so beliebt zu sein, dass sie sich ein paar Starallüren leisten können, die da sind: Kein Kommunikation mit dem Publikum und der Bassist zeigte uns die ganze Zeit ausschließlich seinen schönen Rücken. Naja... vielleicht ist das aber auch ihr Markenzeichen!?
Vor ihrem Auftritt hatte uns Gao Yu noch darüber aufgeklärt, dass die Musik der zweiten Band der Musik von Sigur Ros ähnlich sein soll. Auch das konnte ich außer ein paar lange Gitarrenriffs nicht wiederfinden. Aber trotzdem gefiel mir dir Musik sehr gut! Das dritte Bierchen war auch schon leer und ich war in der richtigen Laune mir ihre CD für ca. 8 Euro zu kaufen. Nach dem Auftritt der zweiten Band saßen wir noch eine Weile in der Bar und genossen ein ruhiges Bier zum Ausklang des musikalischen Abends... dabei lief die erste Band über unseren Weg und Gao Yu wollte nur zu gerne ein Foto mit dem Drummer haben, aber sie wollte nicht alleine hingehen und fragen. So nahmen wir uns alle zusammen ein Herz und ließen uns mit der Band von etwa 3-4 Kameras ablichten.... darunter auch meine. Und wo es gerade so am Blitzen war schafften wir es auch den Drummer und Gao Yu alleine vor die Kamera zu bekommen. Das Foto muss ich ihr bei Gelegenheit zukommen lassen!
Da Konzerte in Taipei immer so zu enden scheinen, dass man noch die letzte Bahn bekommt (23:00), hatten wir jetzt einen fatalen Fehler begangen und noch ein Bier getrunken. Naja... immerhin war es nicht so weit von unserem Zuhause entfernt und so luden wir alle noch zu uns nach Hause ein. Gao Yu und Luo Peishan wollten allerdings schon nach Hause, aber nicht ohne uns noch einen letzten ortskundigen Rat zu geben... und zwar in welche Richtung wir gehen sollten um nach Hause zu kommen. Unsere Heimat-MRT-Station ist Guting 古亭 und das Konzert fand eine Station weiter in der Nähe des Taipower Buildings 台電大樓 statt. Also... eigentlich nicht so weit. Und wir wanderten, aber kamen dann leider bei Gongguan 公館 an... eine Station weiter nur leider in die falsche Richtung. Da endete auch für den letzten von uns die Lust am Wandern und wir bestiegen zu fünft (Klara, Yasmine, Benni, Martin und ich) eine normale Taxe und ließen uns eng gepackt nach Hause fahren.
Dort angekommen mussten Yasmine und ich erstmal ein wenig mit unserer Wohnung angeben, bevor wir uns mit einem Sixpack Bier auf unserer Dachterasse niederließen und den Abend in lauer Abendluft, schönem Ausblick und dem Austausch über taiwanische Besonderheiten ausklingen ließen. Insgesamt ein sehr nettes Wiedersehen und mit einer hohen Chance auf ein Revival! :) Ich freue mich jetzt schon!

Soviel erstmal... der Sonntag ist auch soviel und ich habe noch kein Abendbrot gehabt... Bis bald wieder.
Liebe Grüße
Clemens

Freitag, 12. September 2008

argh... die Zeit läuft mir davon!

Naja... ganz so schlimm ist es zwar noch nicht... aber die Uni fordert doch mehr Aufmerksamkeit von mir als mir lieb ist... ich würde doch gerne mehr Blog schreiben oder Ausflüge machen... aber hey... ich lerne auch viel und polier meine Langzeichenkenntnisse erheblich auf! Und das ist ja nicht zuletzt schlecht für meine Hausarbeit, die ich hier noch schreiben will!

Aber weiter im Text: Ich war beim Mittwoch stehengeblieben und da soll es jetzt auch weitergehen...
Der Mittwochvormittag war wirklich ziemlich unspektakulär. Yasmine und ich haben uns mal wieder ein bisschen gehen lassen und sind erst gegen 12:00Uhr aus der Tür gekommen. Dann hatten wir uns für diesen Tag auch nicht viel mehr vorgenommen als Ximending (das größte Einkaufs- und Vergnügungsviertel) mal genauer zu erkunden. Denn auch dort gibt es sehr viele kleine und interessante Gassen abseits der großen Einkaufsstraßen, die fast ein bisschen zu sehr an Deutschland erinnern! :)
Das taten wir dann auch und ganz nach Yasmines Wünschen fanden wir uns bald in einem dieser japanischen Fotoläden wieder. Wer es nicht kennt... das muss man sich so vorstellen: Das ist ein Laden mit relativ kleiner Stellfläche, vollgestellt mit japanischen Fotoautomaten, in denen man Fotos von sich machen lassen kann und dann nachträglich an einem Touchscreen mit glitzernden Sternen und Herzen verzieren kann. Das ganze war dann doch spaßiger als ich anfänglich angenommen hatte... nur die ausschließlich japanische Bedienung machte uns ein Foto zur Nichte... das erste! ;) Ich würde das eine oder andere Foto auch zu gerne auf meinen Blog stellen... aber ich habe hier ja leider keinen Scanner!
In der Nähe des Ximen-Bahnhofs gönnten Yasmine uns noch ein wenig japanisches Essen und wir fanden noch einen Laden wieder, den Yasmine schon von ihrem vorherigen Aufenthalt in Taiwan kannte. Den Namen habe ich jetzt leider nicht parat... aber man kann ihn durchaus mit Karstadt vergleichen... nur durcheinander, größer und billiger! Dort konnte ich mir dann auch endlich noch ein paar Handtücher, Waschlappen und praktische Vokabelkartenringe kaufen. An der Kasse konnte ich dann noch ein tolles System zur Preisbestimmung bewundern.
Yasmine hatte drei Plastikordner gekauft und oben im 4ten Stock war angezeigt gewesen, dass, wenn man drei kauft, alle zusammen weniger kosten... wie auch immer... diese Handhabe schien der Kasse und der Kassierin nicht bekannt zu sein und so mussten wir sie wohl oder übel darauf aufmerksam machen, dass wir weniger bezahlen wollten! Daraufhin nahm sie die drei Ordner und ging mit ihnen weg... wir blieben etwas perplex an der Kasse stehen und konnten beobachten wie sie drei Ordner drei Kassen weiter auf ein hohes Regal legte und nach einem kurzen Telefonat wieder zu uns kam. Yasmine wollte daraufhin natürlich klar machen, dass sie die Ordner trotzdem kaufen wollte... aber da klingelte auch schon das Telefon der Kassierin und sie ging wenige Sekunden später wieder zu dem Regal und holte die Ordner und wir bekamen den Preis!?
Bei näherer Betrachtung wurde auch klar, wie sie das vollbracht hatte. Etwa einen Meter über dem Regal, oder besser gesagt, über dem an die Wand genagelten Brett, hing eine kleine Überwachungskamera. Über selbige konnten dann anscheinend die Leute in der Abteilung sehen von welchem Produkt die Kassierin die Preise erfragen will... tolle Methode... aber wenn man sie nicht kennt verwirrend. Aber kommen wir zu mir... nachdem ich meine Waren bezahlt hatte erfasste die Kassierin ein plötzlicher Anflug von guter Laune und drückte uns beiden noch jeweils ein kleines Geschenk in die Hand. Ich bekam ein kleines lila Bündel in einem Plastikbeutel... zuerst konnte ich damit nichts anfangen.. aber dann habe ich es ausgepackt und meine Begeisterung kannte keine Grenzen mehr! Das war wohl der hässlichste Sonnenhut den ich jemals in der Hand hatte und man konnte ihn dank einem taiwanischen Patent zusammendrehen und so kompakt verpacken. Wenn das nicht ein großartiges Utensiel für das nächste Hurricane-Festival in Deutschland ist!?
Gut... das war dann auch schon der Mittwoch...

...kommen wir zum Donnerstag! Zum Glück können wir Shengjie zu unserem Freundeskreis zählen, so dass dieser Tag mal wieder ein wenig mehr "Taiwan" für uns bereit halten sollte. Eigentlich hatten wir geplant heute mit ihm an den Strand zu fahren, aber nun war er nicht auf seinem Handy zu erreichen... Yasmine und ich warteten bis ca. 14:00 Uhr und beschlossen dann vielleicht einfach alleine zu einem Strand zu fahren der per MRT zu erreichen war. Soweit ne tolle Idee, aber als wir gerade beim 7/11 ein paar Getränke für den Strandtrip kaufen wollten rief Shengjie an. Er zeigte sich ganz verdutzt, wie wir denn auf die tolle Idee mit em Strand gekommen seien... schließlich würde es doch gleich regnen. Wie auf Stichwort grollte der Himmel vielversprechend von oben auf uns herab. Somit war der Strand für heute gestorben, aber Shengjie wäre nicht Shengjie wenn er nicht schon andere Pläne für uns bereit gehalten hätte. Und so kam er wenig später bei uns vor der Tür vorgefahren und es ging in die Außenbezirke von Taipei...
Ich fing schon an zu grübeln... was konnte es in den Außenbezirken geben, was es in Taipei nicht gibt, da setzte Shengjie auch schon zur Erklärung an. Da wir aber beide nicht die Vokabel für "Angeln" kannten dauerte es mal wieder ein wenig länger bis wir begriffen, dass wir gerade Riesengarnelen-Angeln fahren. Eine kleine Autobahnstrecke und eine große Brücke später waren wir in einer etwas unschönen Gegend angekommen. Die Straßen wurden immer winziger und waren gesäumt von barackenähnlichen Industriehallen. Aber was von draußen ziemlich unattraktiv aussah bot drinnen eine ganze Menge Spaß und vor allem köstliche Riesengarnelen. Wie man sie nun genau aus dem Becken kriegt habe ich immernoch nicht verstanden, aber immerhin habe ich eine ganz alleine rausgeholt. Bei dem Rest mussten wir uns auf Shengjies Talent mit der kleinen Angelrute verlassen. (Vegetarier können jetzt nach Bedarf zum nächsten Absatz springen.) Man hat auf jeden Fall eine kleine Angelrute und ein Faden dran, mit zwei kleinen Haken. Der Faden ist etwa so bemessen, dass er auf dem Boden des Beckens langschleift. Danach hängt man kleine Stückchen Hühnerleber an die Haken und lässt die Angel sehr langsam großzügig über dem Becken kreisen. Sobald man merkt das eine Garnele Gefallen an der Leber gefunden hat muss man sie noch ein wenig locken bis sie wirklich zugebissen hat und dann muss man die Angel ziemlich ruckartig hochreißen damit der Haken auch "gut sitzt". Trotzdem hatten wir nach einer Stunde eifrigen Sportangelns (mein Bruder weiß was gemeint ist) nur sechs Stück zusammen. Als wir schon mit leeren Mägen und hungrigen Gesichtern zum hauseigenen Ofen schlendern wollten um unseren Fang zu braten rief uns ein älterer Angler zurück. Er erklärte uns, dass er das hier nur zum Spaß an der Sache macht und seinen Fang garnicht essen will und drückte uns mit einem breiten Grinsen und Lachfalten seinen ganzen Fang von ich weiß nicht wievielen Stunden in die Hand. Jetzt hatten wir mehr als genug und standen wenig später glücklich am Waschbecken und bereiteten unsere Garnelen für den Ofen vor. Shengjie versicherte uns nochmal, dass, wäre er alleine da gewesen, er niemals von den anderen Anglern was geschenkt bekommen hätte! Aber das war jetzt auch egal... spätestens nachdem wir die Garnelen eingesalzen und auf Spieße gesteckt hatten war es unser Fang!
In den übergroßen Gasöfen (sieht man auf dem Foto oben, ganz rechts oben in der Ecke) wendeten wir die Garnelen noch ein paar Minuten bis sie eine leckere rosa-orange Farbe angenommen hatten und schritten danach voller Stolz zum nächstliegenden Tisch in der Halle... quasi ein Restaurant in dem man sich sein Essen selber fangen und zubereiten kann... und das für nur knapp sechs Euro die Stunde. Ich darf natürlich nicht vergessen zu erwähnen, dass das ganze zusammen mit einer Dose Taiwan-Beer wirklich absolut köstlich geschmeckt hat!
Die Sonne war mittlerweile untergegangen und wir waren genau in der richtigen sakralen Stimmung um jetzt in den Longshan-Tempel zu fahren. Shengjie hatte schließlich schon vor einer Weile versprochen uns zu erklären, wie man in den Tempeln die über Taiwan verteilt sind betet. Ich nahm einfach mal an, dass es OK wäre meinen evangelischen Glauben so weit zu strecken und wenig später standen wir auch schon wieder vor dem größten Tempel Taipeis, vor dem Longshan-Tempel.
Der Tempel war wie immer sehr belebt, aber trotzdem habe ich es geschafft in einem guten Moment ein ziemlich "leeres" Foto von ihm zu schießen. Apropos... auch wenn man es annehmen könnte, Fotografieren ist sowohl in als auch an dem Tempel kein Problem... ich habe extra öfter gefragt. Drinnen kauften wir uns sogleich ein Set von sieben Räucherkerzen. Danach ging die Runde los. Die Räucherkerzen wurden an einem kupfernen Becken mit vielen kleinen Ölflammen entzündet, danach ging man nach und nach zu den einzelnen Schreinen in den verschiedenen Ecken und Nischen des Tempels und sprach bei jedem vor. Das funktioniert folgendermaßen: Zuerst muss man die legt man seine beiden Hände ineinander und klemmt die Räucherkerzen zwischen Daumen und Zeigefinger. Mit dieser Handhaltung verneigt man sich dreimal vor der Gottheit und stellt sich danach in Gedanken mit vollem Namen der jeweiligen Gottheit vor, sagt ihr seine genaue Adresse und dann den betreffenden Wunsch. So ist sichergestellt, dass sie einen findet und zum Abschluss muss man sich nochmal mit der entsprechenden Haltung vor dem Schrein und der Gottheit verneigen. Anschließend muss man eine seiner sieben Räucherkerzen mit einer behenden Bewegung in den dazugehörigen Räucherstäbchentopf befördern. So geht es dann weiter von Gottheit zu Gottheit, dabei hat jede Gottheit eine bestimmte Funktion... und je nachdem was man braucht... den Gott besucht man dann. Einer für die Gesundheit, einer für wichtige Prüfungen in der Schule oder Uni oder auch einer für den Wunsch nach Schwangerschaft. Das ganz macht man dann solange bis die Räucherstäbchen aufgebraucht sind und kommt so einmal durch den ganzen Tempel. Wenn man danach noch Lust hat kann man auch noch ein Orakel befragen, aber das hat bei mir auch nach 20 Versuchen nicht geklappt. Man muss eine Frage stellen, ein Holzstäbchen ziehen und danach zwei mondförmige Holzstückchen werfen und die müssen in einer bestimmten Lage auf dem Boden liegen bleiben und das dreimal nacheinander damit der Gott bestätigt hat, dass man das richtige Stäbchen hat. Also sprich... ich hatte etwa 10 verschiedene Stäbchen in der Hand und habe fleißig meine Holzstückchen geworfen... und ich kam zu keinem Ergebnis. Shengjie meinte dazu nur, dass meine Frage wahrscheinlich nicht verstanden wurde. ... da kann man dann wohl nichts machen. Danach haben Yasmine und ich beide noch ein paar Glücksbringer für unsere Eltern mit guten Wünschen beseelt, aber das erkläre ich an dieser Stelle nicht so genau... denn das könnte dann ein wenig langweilig werden. Beim Verlassen muss man sich nochmals verneigen und hoffen das es geholfen hat... :)
Wie gesagt... der Tag hatte mehr zu bieten als der Mittwoch und so ging es vom Tempel aus gleich weiter in den anliegenden Nachtmarkt. An den Preisen war auf den ersten Blick zu sehen, dass er doch ein wenig für Touristen ausgelegt war, aber immerhin soll es der einzige Nachtmarkt in Taipei sein auf dem man noch Schlange essen kann. Das konnte ich mir allerdings gerade noch verkneifen. Shengjie hatte es auch noch nie gemacht, aber er meinte, wenn ich es machen würde, würde er auch... aber nein... so weit bin ich noch nicht. Fragt mich nochmal in einem halben Jahr! :)
Naja... wenn man von den Hauptstraßen des Nachtmarktes wiederhin in die kleineren Gassen abwich konnte man wieder mehr Spaß haben. Eine ganze Straße voller kleiner Stände und kleinen Essensbuden. Dort haben wir dann auch gleich ein paar kleine Eierkuchen in Form von Manga-Figuren gekauft. Mit den ganze Pikachus und Doraemons im Magen fühlten wir uns auch gleich in der Lage ein Wasserballons mit Dartpfeilen zu zerschmeißen. Dabei waren wir drei soo gut, dass wir als Preis einen kleinen Plastikaffen gewannen, den man aufziehen konnte und dann sollte er eigentlich laufen. Leider war die Feinmechaniik des Äffchens nicht ganz austariert und so legte er nur einen astreinen Moonwalk hin als ich ihn auf dem Rückweg im Parkhaus aufzog und auf den Boden setzte.
So... da wir schon im Parkhaus angekommen waren, war der Weg nach Hause nicht mehr weit und somit lagen wir dann auch bald im Bett.

Das waren auch schon wieder zwei Tage aus meinem bewegten Leben.... und ich habe keine Lust noch mehr zu schreiben... aber morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus...

Apropos... im wahrsten Sinne des Wortes sieht die Welt morgen ganz anders aus. Momentan bewegt sich ein 250km großer Taifun auf uns zu. Er soll sich sehr langsam fortbewegen aber in sich sich sehr schnell drehen. Dadurch nimmt er über dem Ozean viel Wasser auf und wird es wohl ab heute abend um etwa 23 Uhr über das Festland von Taiwan ergießen. Wir sind beide schon sehr gespannt auf unseren ersten Taifun hier... das erste kleine Erdbeben hatten wir schließlich auch schon :)

Liebe Grüße nach Deutschland!
Euer Clemens

Montag, 8. September 2008

Die letzte Woche in Freiheit beginnt...

So... ab jetzt wird es traurig... also nicht wundern wenn Tropfen auf dem Bildschirm auftauchen. Da ich vorher nicht mit großer Regelmäßigkeit an meinem Blog gearbeitet habe, habe ich nun das harte Los gezogen aus dem Uni-Leben heraus über meine letzte freie Woche zu berichten. Aber tapfer wie ich bin... ich habe mich rangesetzt. Also... los gehts:

Ganz im Sinne der "letzten Woche in Freiheit" haben wir den Montag genutzt um fast nichts zu tun. Wir sind zwar nicht wirklich spät aufgestanden, trotzdem haben wir es geschafft das Frühtück mit einer Kanne gutem chinesischen grünen Tee (德傅滇綠茶) bis 15:00 Uhr nachmittags zu strecken. Hinter vorgehaltener Hand und im Flüsterton kamen wir dann auch wieder an einem unbeliebten Thema nicht vorbei: Die Stromrechnung. Wie ein Damoklesschwert hängt diese blöde Rechnung über unseren Köpfen, und da sie einem erst nach zwei Monaten das erste Mal zugestellt wird, können wir uns die ganze Zeit nicht sicher sein, ob das Roßhaar nach besagten zwei Monaten droht zu reißen! Aber genug von billigen Vergleichen mit griechischer Mythologie... kommen wir zu den technischen Details. Yasmine und ich probierten daraufhin aus Strom zu sparen. Und tatsächlich... nach weiteren Langzeitstudien in den nächsten Tagen stellten wir fest: Ohne Klimaanlage und MIT Ventilator kann man es tatsächlich einige Stunden aushalten... wenn man nur am PC sitzt sowieso. Allerdings wenn man versucht die Wohnung zu wischen oder andere körperliche Aktivitäten zu vollziehen ist man mit dem verschwitzten Zeigefinger doch schnell wieder auf dem kleinen grünen Knopf der Klimaanlagenfernbedienung.
Während Yasmine dann noch ein wenig auf der Gitarre übte, plante ich den Rest unseres Tages in Gedanken vor. Und so fuhren wir wenig später ab, in Richtung GuangHua Digital Plaza. Von dieser Wunderwelt der Technikartikel habe ich meines Erachtens schon einmal berichtet, an diesem Tag sind wir allerdings nicht zum Bummeln sondern mit einem direkten Ziel hier angekommen. Wir wollten einen DVD-Player kaufen. Vorher hatten wir allerdings auch schon bei unserem Lieblingssupermarkt den Preisvergleich angestrebt und so gingen wir nach einer halben Stunde wieder raus. Da das Wetter angenehm "kühl" war (es hatte gerade noch gegossen) beschlossen wir einen kleinen Spaziergang zu machen... nein es war anders. Wir waren unfähig in dem Gewirr von Busschildern den richtigen zu finden, der uns zum Supermarkt bringen sollte, aber als wir dann feststellten, dass es nicht weit sein kann, beschlossen wir aufgrund der eben erwähnten Wetterbedingungen doch mal zu laufen.
Dort angekommen kauften wir uns einen tollen DVD-Player mit dem wir sowohl unsere Uni-Lern-Mp3-CDs als auch chinesische Fernsehserien auf VideoCD angucken können. Nach so einem tollen Fang in unserem Einkaufskorb, waren wir in so einer Hochstimmung, dass wir gleich beschlossen heute zum ersten Mal selbst zu kochen und zwar italienisch! Die Zutaten waren in diesem Riesensupermarkt nicht schnell zu finden, aber schließlich schafften wir es und hofften, dass die frischen Zutaten die etwa halbstündige Rückfahrt überstehen würden. Das taten sie auch und so konnte ich mir voller Vorfreude beim Schinkenschneiden mit meinem neuen Hackmesser ein gutes Viertel meines Daumennagels chirurgisch entfernen (...nein, ich habe kein Foto gemacht). Dank meiner letzen Hansaplastreserven konnte das Blut schnell gestoppt werden und es überwog die Freude ein wirklich verdammt scharfes Messer in der Schublade zu haben.
Dank der nicht 100%tig richtigen Zutaten schmeckte das Essen nicht unbedingt italienisch, aber immerhin lecker... und so endete auch schon der faule Montag...

Der Dienstag sollte dann schon wieder weit mehr zu bieten haben. Denn selbst nach dem leckeren Essen waren wir Montagabend nicht ganz untätig und haben unseren nächsten Ausflug nach Beitou beschlossen. Also schwangen wir uns nach dem Frühstück in die MRT und fuhren Richtung Norden. Der Ort Beitou ist mit der MRT etwa 15 min vor Danshui im Norden von Taipei und ist berühmt für seine heißen Quellen mit Wassern verschiedenster Inhalte. Nachdem wir den Zielbahnhof erreicht hatten, waren wir in einer netten kleinen Stadt angekommen, die sich gemütlich an die umliegenden Berge schmiegte und wir waren von Japanern umstellt. Mit uns waren zwei japanische Reisegruppen angekommen die mit tragbaren Lautsprechern mit quäkenden Tönen anscheinend versuchten ihren Reisegästen wertvolle Informationen zu vermitteln. Yasmines und mein Plan war es als erstes das alte japanische Badehaus zu besichtigen, in dem heutzutage ein Museum über die heißen Quellen in Beitou hausiert. Aber nachdem wir die uns beständig folgenden japanischen Lautsprecher abgehängt hatten, kamen wir auf die Idee, dass diese witzigen kleinen Menschen mit Kameras und bunten Fähnchen vielleicht denselben Plan hatten und so beschlossen wir unseren Vorsprung aufzugeben und in einem Starbucks ein wenig Zeit vergehen zu lassen, gerade so lange bis die japanische Invasion vorüber war. Und unsere Eingebung sollte sich bewahrheiten, denn gerade als die amerikanischen Kaffespezialitäten ihren Platz auf unserem kleinen Kaffeetisch fanden, konnten wir von gemütlichen Kunstledersesseln aus die fröhlich im Wind flatternden Reiseführerfähnchen an uns vorbei ziehen sehen.
Nach diesem herrlich entspannten Zwischenstopp war es eine wahre Freude ein fast verschlafen wirkendes Städtchen mit einer wirklich topmodernen Bibliothek und besagtem Badehaus zu besichtigen.
Quasi in der Stadt erklommen wir dann auch noch einen Berg... und schon der Aufstieg war ein Erlebnis. Zum einen war das Klima durch die heißen Quellen so heiß und schwül wie ich es noch nicht erlebt hatte und dementsprechend anstrengend war auch der Aufstieg, aber schon der dampfende Rinnstein am Straßenrand kündigte Großes an. Von einem breiten Fußweg aus hatte man ein wirklich beeindruckenden Blick auf ein Becken voller dampfenden und heißen Wasser. Der leichte Schwefelgeruch machte den Eindruck auch gleich noch ein wenig intensiver. Ich hatte danach noch nicht genug von heißen Quellen und wollte auch noch gerne das sogenannte Hell-Valley besuchen. Yasmine war nicht mehr ganz so lustig, aber ließ sich überreden. Dank der schlecht sichtbaren dunkelbraun gekachelten Steinstelen, die eigentlich Auskunft über den Weg geben sollten, verliefen wir uns in den Hügel von Beitou auf kleinen einsamen Sträßchen und fingen schon an uns mit freilaufenden Hunden anzufreunden, da fanden wir Gott sei Dank wieder eine der Glück verheißenden braunen Klötze und konnten schließlich doch noch einen Bus besteigen, denn wir hatten festgestellt, dass es doch noch über zwei Kilometer weiter gewesen wäre. Das Hell Valley sollte uns dann auch wirklich eine beeindruckende Szenerie bieten. Leider konnte ich mir bis zum schnell darauf folgenden Abstieg nicht einig werden was beeindruckender war.... der grandiose Ausblick auf eine See umringt von dampfenden und gelbes Wasser spuckenden Löchern oder der schier unerträglich starke Schwefelgeruch, der einem im wahrsten Sinne des Wortes den Atem verschlug.
Der Abstieg sollte sich dann wiederhin zu etwa einem Drittel ähnlich unentspannt wie der Aufstieg gestalten... denn auch nachdem wir schweigsame 35 Minuten an der Bushaltestelle gewartet hatten und drei angezeigte Busse nicht gekommen waren, starteten wir abermals zu Fuß. Zum Glück erbarmte sich dann doch irgendwann eine gelbe Toyota-Taxe uns aufzusammeln und so fuhren direkt durch bis zum Bahnhof. Dort bummelten wir dann noch ein wenig durch die Stadt bevor wir im Dunkeln den Rückweg antraten.

Und somit würde ich normalerweise weiter zum Mittwoch schreiten... aber mein Magen knurrt und dank der gerade gestarteten Uni darf es jetzt auch nicht immer so spät werden.... kurz un bündig... wir gehen jetzt einen Happen Essen und danach geht es auch bald ins Bett.

In dem Sinne... Mahlzeit und Gute Nacht
Clemens

Freitag, 5. September 2008

ein Eintrag geht noch...

so... die Überschrift reicht auch schon an Stammtischweisheiten...

...hier wird schließlich gearbeitet und kein Bier getrunken. Wir waren am Sonntagmorgen stehengeblieben. Was ich vorher vielleicht noch nicht erwähnt habe... Yasmine hatte sich eine Gitarre von Shengjie geliehen. Selbige stand bei ihm auch nur rum nachdem ihm ein Freund von ihm sie ihm geschenkt hatte... Gitarren scheinen hier nicht so beliebt zu sein... Sie schien bei Shengjie schon eine Weile rumgestanden zu haben. Auf jeden Fall zerstörte Yasmine beim ersten Stimmversuch gleich mal die hohe E-Saite, es ist die dünnste. Zu ihrer Ehrenrettung muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass es Metallsaiten waren und sie schon ziemlich verrostet waren.
So... noch ein wenig Vorgeschichte. Ein paar Tage vor dem Sonntag, von dem ich eigentlich erzählen möchte war Yasmine etwa eine halbe Stunde durch die pralle Sonne gelaufen und das nur weil der Laden nicht mehr bei der angegebenen Adresse war, aber im Schaufenster der zarte Hinweis prangte wo denn der neue Laden ist. Dort hatte sie sich dann neue Nylonsaiten gekauft, ohne zu wissen, dass man auf einer Metallsaitengitarre zwar Nylonsaiten einspannen kann, sie aber ums Erbrechen nicht auf den richtigen Ton bekommt.... es sei denn: ZOING! Genau... die Saite reißt. Soviel zu den Gründen warum ich am schönen Sonntagmorgen Yasmine zu dem besagten Gitarrenladen begleitete (Toll ne... ein Gitarren- und Musikinstrumenteladen der am Sonntag offen hat). Der Angestellte des Ladens zeigte sich sehr höflich uns sachlich und spannte für den günstigen Preis von zwei Euro auch gleich einen komplett neuen Satz Metallsaiten ein und stimmte die Gitarre. Da sich neue Saiten allerdings erfahrungsgemäß am Anfang sehr schnell wieder verstimmen kaufte Yasmine sicherheitshalber noch ein sehr preiswertes elektrisches Stimmgerät dazu. So gut vorbereitet konnten wir dann auch mit unseren richtigen Sonntags-Plänen beginnen.

Denn eigentlich wollten wir an diesem besagten schönen Sonntag mit der wunderschicken Maokong-Gondel in die Tee-Plantagen-Berge im Südosten von Taipei fahren und dort wollten wir dann mit den besten Teesorten Taiwans anstoßen und eine wahrlich majestätische Aussicht genießen... aber nachdem wir nun geduldig die etwa 30-40 minütige Anfahrt mit der MRT über uns ergehen haben lassen konnten wir schon von weitem Menschentrauben sehen und wir ahnten schon, dass dies das Gebäude ist von dem aus man seine Reise in die Teeberge antreten sollte. Also raus aus dem klimatisierten MRT-Wagen... Wir hatten kaum angefangen vernünftig zu schwitzen da standen wir auch schon in der Menschentraube, die das Maokong-Gondola-Gebäude umgab. Und jetzt der Witz... wir fanden einen "Kartenstand" draußen vor der Tür... wo tatsächlich nur zwei Menschen anstanden. "Hey" dachten wir und stellten uns an. Während wir noch warteten und standen fiel uns ein Schild ins Auge. Da stand: "Tickets für die Gondel gibt es nur im 4. Stock" ... ok... das haben wir kapiert, also raus aus der Schlange und ins Gebäude... Meeeep, FALSCH.
Wir irrten ein wenig durch die unorganisierten Menschenmassen und unsere Hilflosigkeit in Ermangelung eines schöneren Hinweisschildes scheint wirklich deutlich auf unseren Gesichtern lesbar gewesen zu sein, denn es erbarmte sich ein etwas fülliger Herr und beugte sich väterlich zu uns herunter. In einem tollen Englisch, wie ich es lange nicht mehr gehört hatte, erklärte er uns, dass man sich bei dem Stand, den wir gerade verlassen hatten eine Warteticket kaufen kann... quasi die Erlaubnis das Gebäude, in dem man dann die richtigen Karten kaufen kann, betreten zu dürfen. Mit meinen Adleraugen erspähte ich sein Warteticket und las schockiert seine "Einlasszeit". Er stand ganz vorne in der Schlange und er sollte sich jetzt noch entspannte 1 1/2 Stunden die Beine in den Bauch stehen... dolle Sache dachten wir uns nahmen alle unsere Rechenkünste zusammen und kamen zu dem Ergebnis, dass wir wahrscheinlich gute vier Stunden hätten warten dürften und dann auch nur noch etwa eine Stunde auf dem Berg verbringen dürften bis die letzte Gondel wieder zurück gondelt...
Es fiel uns danach nicht wirklich schwer auf dem Absatz kehrt zu machen und umzuplanen. Da die Maokong-Gondel ganz in der Nähe des Taipei-Zoos lag, drängte sich in unseren Köpfen folgender weiser Satz unserer ersten Chinesisch-Lehrerin auf: "Wenn sie mal etwas Trauriges sehen wollen, dann gehen sie in den Zoo in Peking"
...nun "wir sind in Taipei, nicht in Peking", dachten wir uns und genügend Trauriges hatten wir heute schon gesehen, also marschierten wir rüber. Und es sah tatsächlich relativ leer aus... ABER auch nur weil der Zoo gerade zu gemacht hatte und nur ein kleiner Rest versprengter Taiwaner noch nicht den Ausgang gefunden hatte.
Jetzt waren wir verschwitzt und wirklich gründlich frustriert, denn bis auf die neuen Gitarrensaiten war heute noch nichts geglückt... Also blieb nur noch eine Möglichkeit übrig... Vergnügen! Und das bekommt man in Taipei, dem malträtierten Reiseführer nach, in Ximending, dem größten Einkaufs- und Vergnügungsviertel Taipeis.
Wir waren gerade in der MRT-Station von Ximending angekommen und schlurften immernoch ein wenig genervt zur nächsten Treppe richtung Tageslicht... da plötzlich... da war es. Zuerst in meinem Augenwinkel, dann konnte ich den Blick nicht mehr abwenden. Ein großes Werbeplakat proklamierte lautstark den einjährigen Geburtstag der Maokong-Gondel und ließ nicht aus zu erwähnen, dass es die fiese kleine Gondel in einem Jahr fertig gebracht hatte drei Millionen Menschen in die Berge zu bringen. ...ein Glück, dass die asiatische Etikette es verbietet laut und ausfällig zu werden, aber immerhin wissen wir jetzt wie sie das geschafft hat! ...

Und da lockten mich auch schon die Leuchtreklamen und Großleinwände die Treppen hoch. Da wir zwischendurch nicht wirklich Zeit hatten etwas zu essen und es immerhin schon später Nachmittag war, sollte uns das erstbeste Restaurant zum Opfer fallen. Überraschenderweise schien unsere Pechsträhne vorbei und für etwa fünf Euro bekamen wir ein stattliches Menü mit einem wirklich guten Salat und einer Suppe... Nachdem wir wirklich satt waren, fühlten wir uns bereit uns ein wenig den Frust von der Seele zu shoppen. Naja... ich habe dann zwar eine ganze Weile nichts gefunden, aber dann habe ich mir doch noch eine viel zu teure Tasche für die Uni gekauft. Yasmine beließ es bei einem T-Shirt und einer Sonnenbrille.
Müde aber befriedigt fuhren wir dann noch 2 Stationen nach Hause und fielen erschöpft ins Bett.

So... jetzt entschuldige ich mich noch dafür, dass ich aus meinem Frust heraus kaum Fotos gemacht habe und dann gehe ich auch gleich ins Bett, aber vorher poste ich als Entschädigung noch ein paar Kuriositäten.

Gute Nacht
Clemens

PS: Ich weiß... ich habe heute nur einen Tag geschafft... aber die Uni ist heute losgegangen... aber ich werde mich anstrengen!

Dienstag, 2. September 2008

eine kurze Nacht später...

Dank unseres ausgiebigen Ausflugs hatten wir leider wieder eine etwas kurze Nacht. Unser Vermieter hatte sich heute für etwa 9 Uhr morgens angemeldet. Das hieß um 8 Uhr aufstehen und noch ein wenig aufräumen. Fast pünktlich stand er dann auch vor der Tür und brachte uns eine Glasplatte für unseren Tisch und ein paar Bügel für unseren Schrank! Sehr umsichtig von ihm, denn wir hattenbei IKEA nur das regenbogenbunte 8er Pack gekauft weil es am billigsten war... und die waren jetzt schon alle besetzt!
Unser Vermieter war dann auch schnell wieder weg und wir konnten los. Denn wir hatten uns noch mit vier Leuten von der Summer-School getroffen, also vier Taiwaner/innen die letztes Jahr in Hamburg waren um dort Deutsch zu lernen. Immerhin zwei von ihnen lernen noch heute Deutsch... aber sie waren nicht sehr erpicht darauf uns ihre Deutschkenntnisse vorzuführen. Warum habe ich nicht verstanden.
Auf jeden Fall wollten wir mit ihnen zum National Palace Museum, aber vorher mussten wir noch einen der vier warten der ein wenig später kommen wollte. Deshalb setzten wir uns erstmal in eine kleine Suppenküche an der Straße und genossen ein paar kleine taiwanische Spezialitäten. Diesmal waren es kleine Teigtaschen. Mitten im Restaurant saßen zwei Angestellte des kleinen Restaurants, die in einer ziemlichen Geschwindigkeiten die kleinen Leckerbissen füllten und formten. Da wäre jeder deutsche Lebensmittelkontrolleur schreiend davon gelaufen. Riesige Haufen Fleischmischungen mit Teig und Gemüse... und das alles ungekühlt. Aber naja... wie das nunmal so ist... Ich habe keinerlei Spätfolgen davon getragen und es war sehr lecker. Wiedermal fühle ich mich sehr bestätigt darin, dass das, was bei uns durch Brüssel für kleine Restaurants oder andere Einrichtungen vorgegeben wird, völliger Unsinn und übertrieben ist... und bei uns ist noch nichtmal so heiß wie hier! Wie auch immer... ich werde schon wieder politisch, dabei möchte ich euch alle doch eigentlich nur neidisch machen wie schön es hier ist! :)

So... das Nationale Palast Museum! Der Vorschlag kam von den Taiwanern. Das möchte ich an dieser Stelle betonen, denn ich wurde bei den 2 Stockwerken die wir teilweise und für meinen Geschmack etwas zu schnell durchquert haben, das Gefühl nicht los, die anderen würden sich langweilen. Auch nach zweimaliger Nachfrage meinten sie alle sie würden sich nicht langweilen obwohl andere Aussagen wie: "Ich kenne das hier alles schon" eher das Gegenteil bestätigten. Während Yasmine und ich jedenfall die Schaukästen bestaunten und die Kalligrafien bewunderten und mit dem verglichen, was wir in China in den verschiedensten Museen zu sehen bekommen hatten, standen unsere vier Taiwaner immer häufiger in einer kleinen Gruppe hinter uns und unterhielten sich. Aus diesem Raum beschleunigten wir dann auch unser Tempo und beschlossen nochmal alleine hierher zu kommen.
Besonders für die Kalligrafien und die Bilder wollte ich mir nochmal mehr Zeit nehmen, wo ich doch in der Uni letztes Semester dazu einen Kurs belegt hatte! Und eine andere temporäre Ausstellung mit alten Schriftstücken juckt mir auch noch in den Fingern, denn die haben wir an diesem Tag garnicht mehr angesehen.
Unsere Füße waren auch schon nach knappen zwei Stockwerken wirklich rund und die Sonne schickte sich auch schon langsam wieder an unter zu gehen. Nachdem wir das Museum wieder verlassen hatten, besuchten wir noch den kleinen anliegenden Park um in einem zweistöckigen Holzpavillion unsere Füße mit einem sehr netten Ausblick ein wenig auszuruhen. Sobald die Schmerzen wieder ein wenig nachgelassen und unsere Augen sich von den hunderten Ausstellungsstücken beruhigt hatten, gestanden wir uns ein, dass wir nach dem doch mehrere Stunden dauernden Aufenthalt alle ein wenig hungrig waren. Wie immer fragten uns die Taiwaner mit denen wir zusammen waren, was wir den essen wollten. Wie fast immer mussten wir ihnen antworten, dass sie sich hier wohl weit besser auskannten und sie doch bitte was aussuchen sollten. Also ging es nach kurzer Beratung wieder einmal zum naheliegenden Shilin-Nachtmarkt... aber diesmal gab es keine kleinen Eierkuchen, Nudeln oder "Curry-Essen"... nein, wir durchquerten ein paar der endlos scheinenden kleinen Gassen dieses Marktes und landeten schließlich in einer großen Eisdiele. Während unsere vier Taiwaner jeder einen großen Teller Eis schafften, beließen Yasmine und ich es bei einem Teller Schokoladeneis... den für deutsche Verhältnisse entspricht so eine Portion etwa 6-7 Kugeln Eis! Allerdings wird das Eis in Taiwan härter durchgefroren und dann mit speziellen Schab-Maschinen in Hauchdünne Schichten geschabt und ähnelt dann in etwa einem Viennetta-Eis... nur eben noch feiner. Und es ist eigentlich immer eine Art Milcheis... zu Schokoladeneis wird es dann einfach mit einem kräftigen Schuss Schokosoße drüber... :) Aber es war auf jeden Fall lecker und in diesen Mengen auch wirklich ausreichend sättigend.
Da es dann auch schon wieder einigermaßen spät war verabschiedeten wir uns nach Hause und dort angekommen machten mir nicht mehr viel mehr als unsere Füße hochlegen!

Denn am nächsten Tag hatten wir auch schon wieder eine Verabredung. Diesmal mit Kanjo, ein junger Mann, den Yasmine von ihrem letzten Aufenthalt auf Taiwan kannte und der sich schon seit Tagen freute uns mal zu treffen. Seinen richtigen chinesischen Namen kenne ich leider nicht... aber ich weiß immerhin, dass das die japanische Schreibung seines Namens sein soll... und das ganze dann noch amerikanisch ausgesprochen wird... also quasi: Can-Joe! :D
Naja... vielleicht mache ich mir da auch zuviele Gedanken...
Jedenfalls kam er zusammen mit seinem englischnamigen Freund Neo (woher er den Namen wohl hat??) auf zwei Motorrollern vor unserem Haus vorgefahren.
Dann ging es auch gleich weiter in die Außenbezirke von Taipei. Denn heute stand Baseball auf dem Plan. Man kann Baseball wahrscheinlich schon fast als taiwanischen Volkssport bezeichnen, wobei ich nicht weiß wie hoch er noch im Kurs steht nach der Olympia-Blamage der taiwanischen Mannschaft.
Da ich es gewohnt bin mich mit der MRT fortzubewegen hatte ich nun keine Ahnung wo wir hingefahren waren, aber ich vermute anhand des Namens des Baseballstadions, dass es sich um den Bezirk Xinzhuang gehandelt haben muss. Das Spiel fing erst um 17:00 Uhr an und das wird wohl der Grund gewesen sein warum Kanjo meinte wir könnten uns noch ein "Dinner" besorgen und mit rein nehmen. Eine gute Idee dachte ich... und nur wenig später hatte uns Kanjo in einen der zahlreichen 7/11-Shops geführt und kaufte sich eine Tüte Chips! Das nenne ich mal Kultur! :)
Yasmine und ich kauften uns zwei Rollen kalte Sushi und konnten uns auch ein paar Chips dann nicht verkneifen. Neo hatte sich für heute vorgenommen uns regionale Spezialitäten zu zeigen und kaufte Krabbenchips für kleine Kinder. So dermaßen gut vorbereitet betraten wir dann wenig später für knappe 4 Euro das Stadion. Die Stimmung im Stadion und bei uns war gut und konnte durch einen großen Becher Taiwan-Beer nur noch besser werden. Es spielten die Xinzhuang T-Rex gegen die Gaoxiong Bears. Neo bestimmte, dass wir heute für die Bears sind. Also bewegten wir uns auf ihre Seite der Tribünen. Nachdem wir unsere Sitze auf der Hoch-Tribüne eingenommen und die ersten Krabben-Chips probiert hatten, wagte ich zu fragen warum wir denn für die Bears sind und nicht für die lokale Mannschaft aus Taipei. Neo erklärte mir mit bedeutungsschwangerer Miene, dass er nunmal Sieger mag und die Bears momentan die besten in der Liga sind. Diese Aussage überzeugte mich und so begann ich auch bald meine leere Wasserflasche im Rhythmus des Anpeitschers gegen die Rückenlehne des leeren Stuhls vor mir zu schlagen. Das Spiel dauerte mehr als drei Stunden, aber schon nach dem dritten Inning lagen die Xinzhuang T-Rex mit 4 Punkten vorne und es sollte den Bears auch nicht mehr gelingen diesen Rückstand aufzuholen. Und so verloren wir!
Vielleicht irgendwann im fünften Inning war eine ehemalige Mitschülerin von Neo namens Tailing zu uns gestoßen... ich erwähne an dieser Stelle nur ungern, dass sie einen kompletten Mitnehmkarton von einem Restaurant bei sich hatte und es sich auch nicht nehmen ließ in vor unserer Nase komplett aufzuessen. Naja... Zu Taiwan-Beer passen eh viel besser Chips!
Aber wo war ich... wir hatten verloren... genau... :)
Nach dem Spiel gingen wir auf einen Nachtmarkt in der Nähe. Yasmine und ich mussten schockiert feststellten, dass hier alles noch viel billiger war als auf jedem Nachtmarkt den wir bis jetzt in Taipei besucht hatten und wir bereuten es noch mehr, dass wir nicht wussten wie wir hierhergekommen sind...
Tailing hatte unseren Mangel an Essen offenbar doch bemerkt und so lud sie uns in eine kleine Suppenküche am Straßenrand ein. Die Suppe und das Gemüse schmeckten gut, nur das Fleisch hatte mal wieder ein bisschen zuviel Glutamat gesehen und so konnte man in der schlecht definierbaren Konsistenz nicht ausmachen ob man gerade Fleisch, Knorpel oder einfach nur Fett aß... ich versuchte die übriggebliebenen Fleischstückchen so gut wie möglich unter meinem Plastiklöffel zu verstecken und wir verließen das kleine Lokal. Weil wir danach immernoch nicht müde und bester Laune waren beschlossen wir bowlen zu gehen. Nach ein paar Problemen fanden wir doch noch eine Bowlingbahn bei der wir nur eine Stunde auf die nächste freie Bahn warten mussten. Gott sei Dank hielt dieses "Spaß-Zentrum" noch viele andere Aktivitäten für uns bereit. Über drei runtergekühlte Stockwerke verteilt vertrieben wir uns die Zeit mit Air-Hockey, Basketball, Billiard, hunderten verschiedenen Spielautomaten (die durch das entrichtete Eintrittsgeld alle kostenlos waren) und etwa 30 laufenden Playstations... danach spielten wir natürlich noch Bowling!
Als wir das alles erledigt hatten waren wir alle ein wenig müde und wir ließen uns von Kanjo und Neo noch eine halbe Stunde auf den Rollern durch die Stadt kutschieren... bis zu uns vor die Haustier. Gott sei Dank wohnt Kanjo bei uns in der Straße... sonst hätte ich mich wirklich schuldig gefühlt.

So... da habe ich ja mal wieder was geschafft. Immerhin hänge ich jetzt nur noch drei Tage hinterher... ich bleibe dran.

Liebe Grüße ins kalte Deutschland... aber ich kann euch beruhigen: Wir haben gestern eine Zeitung gekauft.... dort stand auch: "Es kommt eine Kaltfront, in den nächsten Tagen können wir nur mit Temperaturen um die 30°C rechnen..." Brrrr :)

Clemens