Donnerstag, 25. Dezember 2008

Weihnachten?

Ja.. es ist Weihnachten... und ich habe nichts besseres zu tun als an meinem Blog zu arbeiten. Und womit muss ich heute beginnen? Es ist traurig und schade, aber ich muss mich aufgrund der großen Menge an vergangener Zeit geschlagen geben und mir meine Niederlage eingestehen. Wie bereits vorher erwähnt, ist meinen neue Lehrerin nicht ganz unschuldig an der Situation, aber ich will die Schuld nicht auf sie schieben... schließlich merke ich deutlich wie die aufgestockten Anstrengungen im Unterricht in meinem alltäglichen chinesischem Interkurs kleine und große Früchte trägt.
Aber gut... kommen wir zum ernsten Teil. Wie Merkel und Steinbrück muss ich nun, wo ich vor den Trümmern meiner Schöpfung stehe, ein Rettungspaket schnüren und das sieht folgenedermaßen aus:

Das alte Rezept von "Aufholen durch Auslassen" wird hiermit effektiv durch mehr Fotos ergänzt. Somit hoffe ich die Fotos für sich sprechen lassen zu können und das ganze mit ein paar spritzigen Kommentaren würzen zu können! :)

Also los... ich stecke immernoch mitten im Oktober, und was noch schlimmer ist... da habe ich auch noch viel erlebt!

11. Oktober 2008
Reise nach Taizhong 台中

Die lange Suche nach einem guten Busunternehmen hat sich schließlich gelohnt. Für denselben Preis wie jede andere Buslinie bekommen wir die Premiumausgabe: Riesige Sessel, eigene Fernseher, große Auswahl an Filmen. Und sie wissen auch warum... Die Aussicht ist lange nicht so schön wie man sich erhoffen könnte wenn man aus Taipei rauskommt. Deshalb habe ich dann auf der gut dreistündigen Fahrt dann doch irgendwann zur Fernbedienung gegriffen und die Filmauswahl gewälzt. Die Dame, die da im Hintergrund so sympathisch lächelt ist Yasmines ehemalige Mitstudentin Mai aus Japan. Eine halbe Stunde vor Ankunft wurde begonnen im Bus Musik zu spielen und es war wirklich Wahnsinn. Wer immer noch den Mambo No.5 oder ähnliche Lieder kennt. Genau solche Lieder wurden hier in einer GEORGELTEN Version gefühlte sehr lange Zeit gespielt.


In Taizhong angekommen machten wir uns als erstes auf zu unserem "E-Hotel". Das "E" sollte eigentlich für Internet stehen... warum ist mir immernoch nicht klar, aber in unserem Fall stand es eher für "Ersparnis"! Das Hotel war im Vergleich sehr günstig und die Bilder im Internet waren mindestens 15 Jahre alt! Immerhin waren die Betten in Ordnung, auch wenn die Türstürze halsbrecherisch niedrig waren... zumindest für mich.

Nachdem wir uns einegrichtet hatten trafen wir uns mit unseren deutschen Kommilitonen Klara und Benni und schritten zu kulturellen Tat. Auf dem Programm stand ein mittelmäßig spektakulärer aber großer Konfuzius-Tempel und ein nur wenige Schritte entfernter Mätryrer-Schrein. Nach soviel geballter Kultur und gleichbleibend hohen Temperaturen ...


hatten wir uns eine Abkühlung redlich verdient und fuhren per Taxi weiter zum angeblichen Schöpfer des "Milchtee". Und wirklich... ich muss zugeben ich bin sonst kein großer Freund von Milchtee, aber dieser, in diesem wirklich stimmungsvoll eingerichteten Restaurant, war wirklich gut! Gegen den kleinen Hunger gab es dazu dann noch eine Schale "KungFu-Nudeln"


Ganz wie es die Taiwaner schätzen, haben wir den Nachmittag dann in einer trendigen und schicken Nachbarschaft verbummelt und ich habe mir doch glatt noch ein neues T-Shirt zugelegt. Danach wurde es dann auch zügig dunkel und so ließ auch der große Hunger nicht lange auf sich warten und wurde daraufhin in einem thailändischen Restaurant auf köstliche Weise gestillt!


Danach ging es gleich wieder in die nächste Shoppinggegend. Dort entdeckten wir unter anderem diesen wirklich beeindruckenden Eingang zu einem Sportartikel-Laden... warum auch nicht!?


Den Abend ließen wir danach mit ein paar Bierchen und ein paar Karaoke-Liedern in einer netten Bar namens "The Border" ausklingen.

Am nächsten Morgen startete Klara noch zu nachtschlafender Zeit nach Tainan, während wir anderen vier (Yasmine, Mai, Benni und ich) uns erst ein wenig später zu Kaffee und Frühstückshäppchen wieder zusammenfanden. Danach gehörte der Rest des Tages dem Taizhong Museum of Fine Arts. Und neben viel zeitgenössischer Kunst erwartete uns eine Sonderaustellung zu Thema "Druck" in den letzten 1000 Jahren (oder so ähnlich). Neben vielen mordernen Drucken, unter denen auch viele beeindruckende Werke waren, habe ich die Abteilung mit den ältesten Drucken am stäksten in Erinnerung. Zum einen wegen den bäuerlichen Motiven, die trotz ihrer statischen Anmutung eine gewisse Wärme ausstrahlten und zum anderen wegen der Szenen aus den alten Städten. Ein tolles Fenster in die alte Zeit in so einer zeitlosen Kunstform. Und wo ich gerade darüber nachdenke... vielleicht hätte ich mich melden sollen um die deutsche Ausgabe des Katalogs zu schreiben! ;)

Nach dem Museum machten wir uns gegen späten Nachmittag auf richtung Bahnhof um noch rechtzeitig unsere entspannte Rückfahrt anzutreten. Aber leider schien es ein mittelschweres Problem mit den Bussen zu geben. Auf jeden Fall warteten wir entspannte 3 Stunden an einer außerhalb Taizhongs gelegenen Umsteigestation auf unseren Bus. Entsprechend müde und zu spät kamen wir dann auch wieder in Taipei an und machten uns per Metro auf den schnellsten Weg nach Hause! Da wir sichergehen wollten das unsere japanische Freundin Mai sicher nach Hause kommt, baten wir sie uns noch einmal anzurufen wenn sie sicher zuhause angekommen ist... aber da sie es vergaß und erstmal 45 min duschte verzögerte sich unser Einschlafen noch zusätzlich ein wenig. Naja... musste wohl so sein.

Das war auch schon unser Wochenende in Taizhong. Ich habe sicherlich eine Menge ausgelassen, aber das kann ich leider nicht ändern. Am Wochenende werde ich mich auf jeden Fall nochmal hinsetzen und mich dem nächsten Wochenende widmen. Soviel kann ich ja schon verraten... es geht ins Kino und nach Jilong! ...also bis dahin!

Dienstag, 2. Dezember 2008

Aufholen durch Auslassen...

Soo... liebe Leser,

die Menge der noch nicht bearbeiteten Tage und Woche häuft sich hier langsam zu einem hässlichen Gebilde und ich glaube ich werde nicht mehr drum herum kommen grobe Auslassungen vorzunehmen.

Also will ich jetzt keine Zeit verlieren und gleich loslegen:

Oh Gott... ich traue mich kaum es zu schreiben... Am 4. Oktober 2008, einem schönen Samstag haben Yasmine und ich auf einen Tipp von deutschen Mitstudenten uns auf den Weg gemacht einen neuen Strand im Norden von Danshui (ein Vorort von Taipei) zu erkunden. Nach einer entspannten Stunde Bahnfahrt und noch einer 3/4 Stunde Bus kamen wir auch an... und wir waren arg enttäuscht. Merkwürdige Betonfassaden und außerirdisch anmutende Ruinen umrahmten den Strand der mit dem schönen Namen "Weißer Sand" betitelt wurde. Den weißen Strand konnte ich leider auch nicht entdecken, sondern viel mehr erschreckend dreckigen Sand und eine Gruppe von Rettungsschwimmern die in tapferer Manier sich glatte zwei Meter ins Wasser getraut hatten um die Absperrung im Wasser anzubringen und somit den etwa 20m breiten und 2m tiefen Abschnitt Wasser abzusperren, den sie bereit waren zu überwachen. Und nur um Verständnisprobleme auszuschließen... das Wasser war nicht zwei Meter tief... sondern viel mehr ging es mir bis zu den Knien. Und die Rettungsschwimmer bewachten auch den Rest den Strandes, aber wenn man es nur wagte seine Füße tiefer als 20cm in den reißenden Fluten zu versenken wurde man dem schrillen Ton ihrer blitzenden Trillerpfeifen belohnt.
Entsprechend genervt beschlossen Yasmine und ich, ohne unsere Badesachen ausgepackt zu haben wieder abzuziehen und an den anderen Strand zu fahren, an dem wir vorher schon einmal gewesen waren. Dort war es dann auch ganz gemütlich und vor allem leerer... Taiwaner mögen es offenbar lieber wenn sie in einem kleinen Bojenkäfig schwimmen dürfen.

Nachdem wir dort ein paar entspannte Stunde unter der Sonne Taiwans verbracht hatten machten wir uns auf unsere beiden neuen Bekannten aus Deutschland/Berlin zu besuchen. Yasmine kannte das Paar von den Auswahlgesprächen des Stipendiums. Susi und Kiem (das ist Lautschrift, ich weiß nicht wie man den Namen wirklich schreibt) sind zusammen mit ihrem kleinen Sohn William hier und lernen auch Chinesisch. Zusammen mit ihnen haben wir dann noch den Nachtmarkt von Danshui erkundet und haben uns danach in ihrem zwar alten aber gemütlichen Häuschen noch für einen Plausch niedergelassen.

Der Rest des Wochenendes verging ruhig und ereignislos und somit mache ich quasi einen "kleinen Sprung nach vorn" und lande auch schon beim 10.10., dem Nationalfeiertag der Taiwaner! Die Taiwaner feiern an diesem Tag die Gründung ihrer Republik. Yasmine und ich wollten eigentlich ein paar der angekündigten Paraden anschauen, aber da wir beschlossen an einem unserer wenigen freien Tagen des Jahres auszuschlafen kamen wir erst gegen 10 aus den Federn und waren entsprechend erst ein wenig später auf der Straße wo das ganze stattfinden sollte. Dort bot sich uns wirklich ein merkwürdiges Bild. Es war wirklich kaum ein Mensch auf der großen abgesperrten Straße, die für die Paraden genutzt wurde. Die Paraden hatten wir zwar anscheinend verpasst, aber es war schon wunderlich, dass wirklich niemand außer ein paar vereinzelten Polizeihaufen auf der Straße befanden. Und es war nicht nur eine Straße abgezäunt. Anscheinend hatte die Stadtregierung mit weit mehr Menschen gerechnet, aber seit dem Regierungswechsel und einer steten wirtschaftlichen Stagnation (oder schlimmer) gibt es anscheinend auch eine Menge Menschen, die ihrem Staat nicht allzu viel abgewinnen können. Als ich am nächsten Tag meinen Lehrer nach diesem gespenstischen Szenario befragte meinte er, dass das in den letzten Jahren nicht ungewöhnlich sei und dass sowohl Zuschauer als auch die Aufführenden der Paraden dafür bezahlt werden würden. Ein Glück, kann ich da nur sagen, dass Deutschland eine Fußball-WM hatte und so mal wieder ein wenig Selbstbewusstsein aufbauen konnte.
Da uns die Paraden an diesem Tag nichts mehr zu bieten hatten, schwenkten wir um und waren schnell an der Chiang Kai-shek Memorial Hall angekommen. Auch dieser riesige patriotische Platz war nicht weniger leer als sonst. Yasmine hatte sich aus lauter Begeisterung über den Double-Tenth-Holiday (10.Oktober) auch noch ein kleines Taiwanfähnchen gekauft und musste nun auch beschämt feststellen, dass sie die einzige auf diesem riesigen Platz war die eine Fahne in der Hand hielt und von den Taiwanern teilweise bestürzt beäugt wurde. Schon eine komische Atmossphäre und so zogen wir es vor uns im inneren der Memorial-Hall umzusehen, da wir das in unserem bisherigen Aufenhalt noch nicht geschafft hatten. Auch unseren Reiseführer hatten wir diesbezüglich noch nicht konsultiert und so waren wir überrascht das neben einer riesigen Statur von besagter Person in den Untergeschossen auch noch die verschiedensten Ausstellungen untergebracht waren. Neben einer Eiszeit-Austellung für die man horrende Summen zahlen sollte waren auch noch wirklich großartige chinesische Tuschezeichnungen mit schier unglaublicher Tiefe umsonst anzusehen. Letztere schauten wir uns dann auch ausgiebig an und ließen die von kleinen kreischenden Kindern bevölkerte Eiszeit links liegen... auch wenn ich auch sehr versucht war mich in die ewig lange Schlange zu stellen an dessen Ende man sich mit einem 2,5m hohen Stoff-Mammut fotografieren könnte. Nicht etwa dass die Schlange von den Ausstellern organisiert worden wäre... nein... Taiwaner stellen sich von alleine in eine geordnete Reihe wenn es darum geht ein merkwürdiges Andenkensfoto zu schießen.

Achja... was ich an dieser Stelle kurz bemerken muss... Es ist ein riesiger Vorteil in einem photophilen Land zu leben! Denn wenn man selber ein Foto von irgendetwas schießen will... sei es eine 500m breite Schlucht oder eine 1cm große Blume, die Taiwaner haben ein wunderbares Gespür für das sanfte Surren des Autofokus und warten geduldig außerhalb des Bildes ohne das man sie darum bitten müsste! Großartig!

Aber das nur am Rande. Da man leider von der eben erwähnten Ausstellung keine Fotos machen durfte, mussten wir natürlich noch weiter und ein Geschoß weiter unten konnte man auch gleich eine etwas merkwürdigere Austellung besichtigen. Sie sollte wohl eigentlich das Leben von Chiang Kai-shek (蔣介石) dokumentieren... aber leider muss ich sagen, dass ich das Gefühl hatte, dass sie es nicht weiter schafften als einen enormen Haufen von wenig aussagekräftigen Gegenständen hinter Glas zu stellen oder zu legen. Neben seinen verschiedenen auf Hochglanz polierten Dienstwagen und ungelogen etwa 20 Vitrinen mit den verschiedensten Medaillen und Orden (ingesamt bestimmt über 100!) konnte man außerdem noch ein paar Kleidungsstücke finden... naja... Ich will nicht meckern... allein schon wegen der Bilder ein Geschoß weiter oben hatte es sich schon gelohnt!

Aber um wieder zu der gespenstischen Stimmung draußen zurück zu kommen. Als wir wieder vor die Tore der Memorial-Hall stiefelten hatte Petrus sich den Himmel prophetisch zuziehen lassen. Zu den leeren Straßen kam nun noch ein sehr atmossphärischer Himmel, der wirklich enorm gut zur apokalyptischen Stimmung in den leergefegten Straßen beitrug.
Hier zwei Beweisfotos:










Und mit diesen beiden hübschen Bildern beende ich auch meine Beweisaufname für heute und hoffe, dass ich bald wieder dazu komme weiter aufzuholen!

Sonntag, 9. November 2008

Wie konnte ich nur....

Wie konnte ich meine werten Leser nur so lange auf dem Trockenen sitzen lassen... Als Versöhnung gibt es erstmal einen hübschen Sonnenuntergang!
So... damit sollten die ersten Wogen geglättet sein.

Ich bin mit meinen Erzählungen peinlicherweise immernoch im September... aber wie ich schon so oft festgestellt habe ist eine allzu detaillierte Aufzählung hier auch nicht möglich und somit überspringe ich hiermit ein paar Tage und gehe Richtung Ende September.
Für alle die brennend interessiert was ich ausgelassen habe... nur dieser kurze Absatz:
Montag: Wohnungsputz.
Dienstag: Ich habe einen Test mit 95% zurückbekommen, wollte Yasmine stolz berichten, aber sie hatte natürlich 99% geschafft...
Mittwoch: Ich habe von Yasmine zum Jubiläum nachträglich ein kleines Fotoalbum mit unseren ersten Wochen in Taibei bekommen.
Donnerstag: Wir waren bei IKEA und haben danach noch Schuhe für Yasmine gesucht... danach haben wir uns mit dem Bus verfahren und haben über 1 1/2 Stunden nach Hause gebraucht.
Freitag: Die Wetternachrichten verhageln uns das Wochenende mit einem weiteren Taifun, aber bevor er losbricht gehen Yasmine und ich noch zum Longshan-Tempel und auf den Nachtmarkt... und der Taifun bricht über uns los... Nachdem wir wieder zuhause angekommen waren habe ich immerhin noch bis 1:30 Uhr nachts an Sachen für die UniHH gearbeitet... boah bin ich fleißig!
Das folgende Wochenende habe ich wegen überbordender Langweile in meinem Kalender eingeschwärzt und ist fortan bekannt unter dem klangvollen Namen: "Verdammter-Taifun-Wochenende"

Aber ich will ja nicht zusehr klagen. Die Meterologen sind ja eigentlich keine schlechten Kerle... schließlich haben sie den Taifun überschätzt und uns etwas voreilig schon am Sonntagmorgen den Montag frei gegeben.
Das Wetter hatte sich bis Sonntagabend schon wieder soweit beruhigt, dass wir den Montag wirklich genießen konnten. Entspannung, Lesen, Einkaufen.... und am Abend haben wir ein kleines Wiedersehen mit Ouma gefeiert. Zuerst haben wir sie zu uns eingeladen und ihr unsere Wohnung gezeigt und danach sind wir in einem meiner Lieblingsrestaurants kleine Teigfladen mit Fleisch- und Gemüsefüllung essen gegangen. Sehr lecker! Ouma konnte uns bei der Gelegenheit auch noch von ihrer geplanten Türkeireise berichten. Dort will sie ihre Sohn besuchen der dort fleißig für seinen Arbeitgeber schuftet. Aber immerhin... auch wenn sie über 2 Monate in der Türkei bleiben wird... wir haben uns schon für danach zum Majhongspielen verabredet.

Am Dienstag ging die Uni dann wie gewohnt weiter... aber immerhin versüßten wir uns den Nachmittag indem wir uns wieder auf den Weg machten unsere Umgegend näher kennenzulernen. Heute ging es in den 228 Memorialm Park. Die 228 steht in diesem Fall für den 28. Februar 1947. An diesem Tag sind bei der Niederschlagung eines Volksaufstandes gegen einen chinesischen Provinzgoverneur viele tausend Taiwaner umgekommen. Heute sieht man in dem Park aber leider nicht mehr viel was daran erinnert und wir wurden auch schon vorgewarnt... oder besser ich wurde mit einem Augenzwinkern vorgewarnt nicht alleine in den Park zu gehen, da es heute ein stadtbekannter Schwulentreff ist. Und obwohl es schon dunkel war, oder gerade deswegen konnten wir uns von dieser Tatsache auch gleich überzeugen... wie? will ich an dieser Stelle auslassen.
Nein ... Scherz beseite... wir sind nur einigen Pärchen vom anderen Ufer begegnet, aber es waren für taiwanische Verhältnisse schon überdurchschnittlich viele.
Den Rückweg nach Hause nutzten wir gleich noch für einen kleinen Umweg durch ein paar einladend blinkende Einkaufsstraßen aus. Unter anderem fanden wir dabei noch einen sehr gut sortierten und angenehm ramschig wirkenden CD-Laden, den wir bestimmt nicht zum letzten Mal besuchen werden.
Der Mittwoch war wieder ein wenig unspektakulärer.... und somit geht es gleich weiter zum Donnerstag.
Alles was nicht sooo spannend ist lasse ich ja bekanntlich aus und deshalb möchte ich nur eben schnell unsere Mittagspause ausleuchten. Nachdem wir lecker gegessen hatten schlenderten wir mal wieder ein wenig durch die Straßen hinter unserem Institut und stießen auch dort auf einen tollen Second-Hand-Laden im Keller eines Gebäudes. Gleich beim Eingang hängt wie zum Hohn ein großes Plakat mit einem chinesischen Soldaten und darunter der vielsagende Schriftzug: "我們一定要解放臺灣!" Was soviel heißt wie: Wir werden Taiwan auf jeden Fall befreien! Und hinter diesem schmucken Plakat findet man so ziemlich alles was die Festlandchinesen zur Zeit des Drucks dieses Plakats verteufelt haben. Alte Bücher aus dem Westen (auf englisch und chinesisch), Filme, CD (ok.. die gab es damals noch nicht) und auch eine riesige Plattensammlung... von chinesischen Märchenplatten mit The Doors... alles dabei. Es war auf jeden Fall ein unvergleichliches Vergnügen in der leicht muffigen Luft dieses Ladens mal ein bisschen in der Vergangenheit zu wühlen.
Am Freitag bekamen wir mal wieder Besuch von unserem Vermieter um noch ein paar Details zu klären, aber noch bevor er anfangen konnte uns die wichtigsten Sachen zu erklären klingelte es an der Tür und seine Frau kam herein. Mit einer ungewohnten Begeisterung begrüßte sie uns und machte sich sofort daran die Wohnung zu erkunden. Auch das Bad und das Schlafzimmer ließ sie nicht aus und war sich auch nicht zu schade mit einem Lachen auf dem Lippen zu allem einen Kommentar zu geben... nur um nach etwa einer Viertelstunde ihren Mann und unseren Vermieter zu fragen, ob er nicht mal weitermachen will, damit er uns nicht so lange belästigen müsste... nur um ihm dann sofort wieder ins Wort zu fallen und in meinem Lehrbuch zu blättern. Wie sich später herausstellte, hatte sie die Wohnungen ihre Mannes designt und war bislang noch nicht dazu gekommen das fertige Ergebnis zu begutachten. Nachdem sie das ausgiebig getan hatte, fragte sie uns ob wir denn auch schon die Schubladen in den Treppenstufen nutzen würden!? Wir guckten uns nur fragend an, da wir uns schon öfter darüber unterhalten hatten, dass der Stauraum in dieser Wohnung etwas knapp bemessen sei und da hatte sie auch schon an einer Treppenstufe gezogen und offenbarte nach und nach 6 große, geräumige Schubladen. So zufriedengestellt entließen wir unseren Vermieter und seine Frau dann auch wenig später wieder in die Freiheit und machten uns selber auch auf den Weg mal wieder die amerikanische Citibank zu besuchen. Als wir angekommen waren stellte ich gleich mit Begeisterung fest, dass sie, seit unserem letzten Besuch, nagelneue Geldautomaten aufgestellt hatten. Dazu hatten sie auch noch zur besseren Orientierung starke Halogenstrahler angebracht, die dem Kunden seine kleine Kabine in einem freundlichen Licht ausleuchten soll. Für mich war diese Apparatur, abgesehen von den schicken neuen Automaten an sich nicht wirklich toll. Davon abgesehen, dass ich die Automaten am besten knieend bedienen konnte waren die Bewegungsmelder, die die Halogenstrahler steuern sollten extrem nervös eingestellt. Sobald man sich 3 Sekunden nicht mit vollem Körpereinsatz bewegt hatte ging das Licht aus. Aus einem Reflex heraus habe ich dann meistens meinen Kopf gedreht, was natürlich sofort den Bewegungsmelder alarmierte und wiederum die Halogenlampen animierte mir direkt ins Gesicht zu scheinen... achja... ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass die Halogenlampen in die Wand eingelassen waren und sich exkat auf meiner Kopfhöhe befinden... sehr angenehm! ;)

So wenn das nicht gerade mal fast zwei Wochen waren... ich fühle mich jedenfall gut und werde mich jetzt wieder daran machen mich auf meinen Test am Montag und meinen Semesterabschlusstest am Donnerstag vorzubereiten. Spätestens wenn ich letzteren hinter mir habe werde ich mich hier wieder auch mehr engagieren!
Bis dahin...

Achja... und nicht irritiert von dem letzten Foto sein... das wollte ich noch unterbringen... das ist der verregnete Nachtmarkt, den ich am Anfang erwähnt habe.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Water-Park ohne Badehose...

So... da bin ich wieder. Ich habe mir soeben die asiatische Version meiner Frisur schneiden lassen, bin aber trotzdem zufrieden. Und mehr gibt es kaum zu erzählen, außer dass ich ganz schrecklich weit zurückliege mit meinem Blog und deshalb diesmal auch ganz schnell ohne langes Vorspiel starte!

Das letzte Mal habe ich euch mit in die Berge von Maokong genommen und ich wie ich vernommen habe, hat es euch gefallen. Ich versuche natürlich weiterhin solche Kracher für euch bereitzuhalten, aber jetzt heißt es erstmal wieder eine Weile lange Alltag.

Noch müde von unserem Ausflug habe ich Yasmine am folgenden Donnerstagmorgen mal alleine zur Uni gehen lassen. Nicht etwa um länger zu schlafen, sondern um meine Hausaufgaben heute mal zuhause zu machen und dabei eine Tasse köstlichen Grüntee schlürfen zu können! Mit meinen Hausaufgaben bin ich dann aber leider nicht so schnell vorangekommen wie ich das geplant hatte, denn nur wenige Minuten nachdem ich meinen Rechner angeschaltet hatte war Gao Yu online und wir tauschten uns schon bald angeregt über Musik aus und stellten dabei fest, dass wir eigentlich exakt denselben Musikgeschmack haben. Daraufhin forderte ich sie eindringlich dazu auf mir ab jetzt immer Bescheid zu sagen, wenn ein gutes Konzert in Taipei auftauchen sollte! Gao Yu war ganz wild auf neue europäische und amerikanische Musik, die ihrem Geschmack entsprach, denn trotz aller taiwanischer Freiheit versicherte sie mir, dass es einfach aus Mangel an Informationen schwer war neue Bands und Musik zu finden und zu kaufen. Daraufhin planten wir für das nächste Mal einen großen Musikaustausch. Schon jetzt bekam ich ein paar Namen die ich auch gleich googelte... Wenn das nicht nach einer vielversprechenden Freundschaft riecht!
Zum Mittag traf ich mich wie gewohnt mit Yasmine zum Essen und wir heckten, während wir schon wieder einen sehr guten Burger beim California Grill vertilgten, einen Plan für unseren Nachmittag aus. Da der umbarmherzige Petrus uns mal wieder mit unnachgiebiger Hitze strafte kamen wir auf die Idee unsere wenigen freien Stunden in dem, in der Metro so viel beworbenen "Taipei-Water-Park" zu verbringen.
Nach meinem Unterricht war ich auf dem Heimweg schon fast in Gedanken in meiner Badehose und machte ein paar entspannte Züge durch gut gechlortes Wasser. Zuhause angekommen wollten Yasmine und ich noch schnell die Adresse und Preise im Internet herausfinden und dann sollte es losgehen. Die Site war schnell gefunden und wir machten schon bald große Augen. Der sogenannte "Water-Park" hatte zwar schon was mit gechlortem Wasser zu tun, aber leider sollte man in genau diesem nicht schwimmen... es sei denn man besäße eine ziemlich große Badewanne, was bei uns leider nicht der Fall ist. Der "Tapei-Water-Park" soll dem geneigten Besucher vielmehr ausführlich erklären wo und wie das (Trink-)Wasser von Taipei gereinigt, gechlort und in die Leitungen gespeist wird, das ganze natürlich open-air... also genau das richtige für einen prallen Sonnentag?! Dermaßen vor den Kopf gestoßen kam ich nicht umhin mir das Werbeplakat noch einmal durch selbigen gehen zu lassen... Ich habe leider kein Foto, aber ich werde es hier einfach mal kurz beschreiben. Dort sieht man nicht etwa Rohre und Ingenieure mit Schutzhelmen... nein! Das Plakat ist in zwei Hälften aufgeteilt. Links sieht man einen Mann in schnöden Bürodress, der leicht frustriert versucht eine Spielplatzrutsche herunter zu kommen. Auf der rechten Seite dagegen sah man einen jungen durchtranierten Mann der mit einem begeisterten Lachen auf den Lippen aus einer Wasserrutsche geschossen kam... mmh... ich glaube ich muss nicht erklären wie Yasmine und ich auf die Idee kamen, dass man da ein wenig schwimmen könnte... Aber nach der Aussage der offiziellen Internetseite, die den Anschein erwecken will ein Themenpark zu sein, gibt es dort kein größeres Schwimmbecken... mal abgesehen von einem zu besichtigenden Klärbecken.
Yasmine und ich hatten daraufhin auch kein Erfolg mehr bei der Suche nach Ausweichmöglichkeiten und somit wurde es ein ruhiger mit einer günstigen Second-Hand-DVD.

Der Freitag sollte dann der ach so langen Woche Rechnung tragen und somit kamen wir nach der Uni wiederhin nicht aus dem Haus und genossen es mit nackten Füßen ins Wochenende gleiten.

Und da ist er auch schon wieder. Der Samstag... Was die Woche über wegen beschränkter Öffnungszeiten liegen geblieben war rief nun nach Beachtung und Erledigung und somit verbrachten wir einen Großteil des Tages damit ans andere Ende der Stadt zu fahren um in unserem Studenten-Reisebüro unsere Ticket endgültig auf ein Jahr Aufenthalt umzubuchen! Danach guckten wir noch bei einem berühmten schwedischen Möbelhaus vorbei um nun endlich unsere vormals ausverkauften Stühle mit Lehne kaufen zu können. Auch wenn der Transport von gut verpackten Möbeln in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht der ganz große Spaß ist überwog nach der Ankunft die Freude am Zusammenbauen und Besitzen von Stühlen mit Lehne! ...zumindest bei mir!
Am Abend hatten wir uns ein paar Japaner aus Yasmines Kurs und zwei Taiwaner aus unserem Bekanntenkreis eingeladen um endlich unseren eigenen Karaokeraum auszutesten. Somit blieb uns nach der Vollendung unserer großartigen Stühle nicht mehr viel Zeit. Yasmine lief los um uns ein Abendbrot zu besorgen und aus logistischen Gründen erklärte ich mich bereit für Bier und andere köstliche Getränke zu sorgen.
Beim Karaoke ließ Max, ein ausgebildeter taiwanischer Sänger mit eigener CD, es sich nicht nehmen uns alle mit dem ersten Lied des Abends einzuschüchtern. Danach fing der Singsang erst schleppend an wurde aber schnell immer lustiger. Nach zwei Stunden hatten leider schon ein paar Nachbarn aus unserem Haus den Raum gebucht und so verlegten wir den Abend auf die Dachterasse! Nach einer Stunde netter Unterhaltungen über den Lichtern Taipeis dünnte sich die Partymeute auf 4 Leute aus... So verbrachten wir noch ein paar entspannte Stunden und erklärten das deutsche Studiensystem und warum wir das Bachelor-Master-System für "schadhaft" halten. Und ich kann es nicht lassen... (off topic) besonders bei Geisteswissenschaften ist das als würde man im Moulin Rouge Keuschheitsgürtel verteilen. Wie sollen da (nicht aus einem Freudenhaus!) Wissenschaftler bei rauskommen?
Der Vergleich ist vielleicht ein wenig abgehoben, aber er kam mir gerade so! ... wie auch immer... ich bin mir dabei natürlich sehr bewusst, dass zumindest in unserem Fachbereich das Möglichste getan wird um diesem zerstörerischen Einschnitt entgegenzutreten! ...zurück zum Thema!
Der Besuch in unserem Karaokeraum ist natürlich auch eine tolle Gelegenheit mal ein paar Fotos zu posten und nicht zuletzt ein wenig mit diesem schicken Räumchen zu protzen! Na, na... na? Wer möchte uns jetzt noch besuchen kommen? :D

Der Sonntag wurde wieder einmal zum Ausschlafen genutzt. Wie immer präsentierte sich uns das Ende des Wochenendes verkaufsoffen und wurde alsbald dafür genutzt nach einem neuen Kopfhörer für Yasmine zu suchen und ich liebäugelte mal wieder ein bisschen mit viel zu teuren Sprachcomputern, die mal abgesehen von einem höher aufgelösten Display nichts weiter zu bieten haben, außer das sie eben schick, neu und glänzend aussehen!
Wieder zuhause machte ich mich daran für den allmontaglichen Test meine Vokabeln und Grammatik zu wiederholen, natürlich mit dem einzigen Ziel einmal ein besseres Ergebnis als Yasmine einzufahren! ... aber dazu wann anders mehr!
Nach dem frühabendlichen Verzehr einer köstlich ausgereiften Pomelo (柚子) fühlte ich mich energiegeladen genug noch eine Stunde bei uns im Sportraum zu verbringen. Yasmine leistete mir auf Ergometer und Stepper Gesellschaft und ich lief meinen (zu der Zeit) neuen persönlichen Rekord von 3.69 km in 30 min.

Soweit erstmal... ich entschuldige mich hiermit für den argen Mangel an Fotos in diesem Post und hoffe bald wieder die Zeit zu finden den schrecklichen Vorsprung der ständig tickenden Uhr ein wenig zu verkleinern.

Auf ein baldiges Wiedersehen und 晚安!

Montag, 6. Oktober 2008

und die wilde Fahrt geht weiter...

Achja... liebe Leser,
Es gehört nicht viel dazu um zu erkennen, dass ich noch weiter als jemals zuvor hinterherhänge und ich weiß mir nicht mehr anders zu helfen als bei der Menge an Uni-Arbeit die ausschweifenden Tagesbeschreibungen in der nächsten Zeit etwas einzukürzen... nicht traurig sein! Denn: Die Highlights werde ich natürlich weiterhin überschäumend dokumentieren und mit Fotos ausstaffieren!

Apropos... die Abstimmung ist abgelaufen und es ist leider auf ein Patt hinausgelaufen. Aber das macht nichts... ich habe Yasmine noch eine Stimme geschenkt und somit ist es nun der Kaktus geworden! Ich hoffe ihr seid zufrieden!? ...immerhin braucht der nicht so oft Wasser! :)

Noch eins... Ich habe bei meinem letzten Post vergessen die Fotos vom Abend nach dem Taifun zu posten... mit denen werde ich jetzt die ersten Zeilen dieses Posts schmücken!

Soviel zu meiner weiteren Planung... Ich sitze hier gerade mal wieder und der Müllwagen unten auf der Straße nervt mich mit seiner immer wiederkehrenden Melodie, die mich fatal an "Lambada" erinnert... wenn das hier jemandem was sagt. Am Anfang haben Yasmine und ich noch gewitzelt wie es denn wäre von der Müllwagenmelodie einen Ohrwurm zu bekommen... mittlerweile ist uns das Lachen vergangen, aber wir sparen trotzdem Strom und sitzen hier mit offenem Fenster um Strom von der Klimaanlage zu sparen.
Zur Erklärung: Der Müllwagen kommt hier mehrmals die Woche rum und spielt seine gräßlichen Midi-Sounds viele viele Stunden am Stück während er durch unser Stadtviertel rollt und den Leuten kundtut, dass sie jetzt mit ihrem Müll auf die Straße zu kommen haben, wenn sie ihn denn loswerden wollen!
Aber wo ich mich gerade über Musik auslasse... ich bin ansonsten sehr zufrieden mit der Taiwanischen Musikszene, ABER gegen die Müllwagen-Kakophonie ist die Fahrstuhlmusik in unserem Wellcome-Supermarkt noch garnichts. Auch diese Musik bedient sich einiger Fremdakkorde und spielt somit alle paar Minuten den ALF-Titelsong an... wenn das nicht eine schwere Störung hervorruft... dann weiß ich auch nicht!

Nagut... genug davon und kommen wir wieder zum Tagesablauf!
Ich war das letze Mal beim Mittwoch (dem 17. September...oh wie peinlich) stehengeblieben und eben dieser Mittwoch ist ungeschickterweise gleich wieder ein einziges Highlight. Naja... ich versuch es einfach mal aber ich kann nicht garantieren, dass ich heute über den Mittwoch hinauskomme!

Abgesehen davon, dass die Uni "business as usual" lieferte, verbrachten Yasmine und ich unsere Mittagspause mit zwei etwas langsamen Holländerinnen in einem kleinen Restaurant hinter der Uni. Das Essen war lecker und schnell gegessen, die Gespräche etwas zäh und langsam... naja...aber das Beste an dem Ganzen war, dass Yasmine und ich auch endlich mal hinter unsere Uni-Gebäude kamen und somit eine ganz neue Welt an Restaurants und interessanten Läden für die nächsten Mittagspausen entdeckten.... nicht, dass wir schon mit dem ShiDa-Nachtmarkt fertig gewesen wären... :) (ShiDa ist die Abkürzung für meine Uni: 師大)
Danach hatte ich wieder Uni bis 16:10 Uhr und Yasmine war schon müde nach Hause getrottet, aber nicht ohne vorher erfolgreich zu vergessen, dass heute unser 2 Jahre und 1 monatiger Jubiläums-Tag war. Ich hatte in meiner Uni-Konzentration gerade noch dran gedacht und so stand ich mit Schokolade und Blumen vor der Tür als ich nach Hause kam!

Sieg! Triumph! 1:0! :D

So... ganz davon abgesehen hatten wir heute noch geplant unserer heißgeliebten Maokong-Seilbahn noch eine weitere Chance einzuräumen. Also... kaum war ich angekommen wurden die Bücher aus der Tasche gekippt und durch meine Kamera ersetzt... und los gings!
Die etwa 40 minütige Anfahrt versüßten wir uns mit Lesestoff und Musik vom Mp3-Player und kamen schließlich bei der Taipei-Zoo Station, die uns das letzte Mal so herbe enttäuscht hatte, an. Überraschenderweise konnten wir diesmal nicht schon vom Zug aus die Menschentrauben ausmachen und so gingen wir frohen Mutes auf die Seilbahnstation zu... und tadaaa... es war wirklich wenig los. Wir konnten ohne Warteticket in das Gebäude und sogleich weiter, an verschiedenen abstoßenden Souvenirläden vorbei in den 4. Stock. Im vierten Stock konnten wir auch schon die Gondeln durch das Gebäude kreisen sehen und die Schlange bestand tatsächlich aus nur 7 Personen. Wenig später saßen wir mit zwei Frauen mittleren Alters in einer Gondel und wir konnten garnicht ahnen was für ein Glück wir hatten, denn kaum hatte sich die Gondeltür mit einem wohligen "fopp" geschlossen, fing die eine an in sehr deutlichem Hochchinesisch ihrer von auswärts kommenden Freundin die ganze Umgegend zu erklären die man von der Gondel sehen konnte. Abgesehen von dem wirklich tollen Ausblick, der sich hinter jeder Bergkuppe, die wir überflogen spektakulär änderte, wurden wir nun auch noch über jedes Stadtviertel und Dörfchen aufgeklärt, was obendrein noch sehr befriedigend war, weil wir auch merkten wieviel wir tatsächlich schon verstanden.
Der Sonnenuntergang (ja, wir hatten das geplant!) lieferte uns wirklich ganz herrliche Bilder, aber leider sehen die meisten davon auf den Fotos diesiger aus als es eigentlich war. Da die Fahrt nur gut einen Euro kostete konnten wir nicht damit rechnen, dass die Fahrt gute 30 Minuten durch die bergige Umgegend von Taipei ging, mit Wendestationen und hohen Bergkuppen und somit war dir Begeisterung umso größer als wir nach 10 Minuten erst die erste Haltestelle erreichten und wir noch lange nicht vorhatten auszusteigen... natürlich auch weil unser unfreiweilliger Guide schon angekündigt hatte bis ganz nach oben zu fahren.
Auf dem nächsten Foto muss man ganz genau hingucken... wenn ich mich nicht irre ist das die erste Bergkuppe nach der ersten Haltestelle. Die erste Haltestelle hieß nochmal Taipei-Zoo und machte klar was für Ausmaße der Zoo haben muss! Aber zurück zu dem Foto... hinten rechts auf dem Foto kann man noch kleine weiße Punkte auf den Bergen erkennen... ihr dürft jetzt staunen... denn auch das sind noch die Gondeln der Seilbahn und nur wenig später waren wir eine von ihnen! :)
Viele viele tolle Bilder im Kopf und in der Kamera später kamen wir dann auch oben an. Obwohl wir die Sonne dank der Steigung mehrmals wieder hinter dem Horizont herlocken konnten, war sie nun endgültig dabei sich für heute von uns zu verabschieden. Aber immerhin zeigte sie Taipei noch einmal in einem tollen Licht und somit konnte ich wieder ein Suchbild für euch kreieren! Sucht den Taipei 101 auf dem nächsten Foto! (Falls ihr ihn wegen der geringen Auflösung nicht sofort sehen solltet, grenzt eure Suche zwischen den beiden Gondeln ein!)
Nach diesem und noch ein paar anderen Fotos verabschiedete sich die Sonne dann auch endgültig und wir wanderten im dunkeln die kleinen Straßen entlang der Berge entlang. Dabei genossen wir die verschiedenen Gerüche aus den Teehäusern, für die Maokong so berühmt ist und die Nachtszenerie von Taipei, in der sich hinter flimmernder Luft Millionen von glitzernden Lichtern bewegten.
So schöne Ausblicke hätte ich vielerorts gerne fotografiert, aber leider habe ich wirklich keine Ablagemöglichkeit für meine Kamera gefunden, bei der ich ansatzweise akzeptable Verschlusszeiten hätte hinkriegen können. So ging ich wirklich nur leicht frustriert aber umso hungriger mit Yasmine die kleine Bergstraße entlang und nach ein paar Anläufen fanden wir dann auch ein Restaurant/Teehaus in dem uns die Speisekarte kulinarische Genüsse versprach auf die wir Lust hatten! In diesem Fall war das bis auf das unerträglich oft servierte Pflaumenpulver ein wenig taiwanisches Lachsfilet, was ansonsten aber sehr lecker gewürzt war. Dazu gönnten wir uns noch einen Topf voll frittierte Süßkartoffeln! Nur zum Verständnis: Wir hätten sie lieber unfrittiert gehabt, aber die gibt es hier nur so! Eigentlich hätten wir dazu auch gerne ein Kännchen köstlichen Grüntee bekommen, aber leider scheint es dort oben Tradition zu sein, zum einen die Preise künstlich hoch zu halten und zum anderen keine Kannen unter 2 Liter ans Volk zu geben. Die Kellnerin war sowieso nicht begeistert von uns, weil wir darauf bestanden hatten einen 4er-Tisch am Rand des Restaurants, also mit Blick auf die Stadt, zu bekommen und dann bestellten wir nichtmal eine astronomisch teure Kanne Tee... nein, wir bestellten zwei riesige frischgepresste Fruchtsäfte. So hatte jeder von uns etwa einen halben Liter Saft, der allerdings nur einen Bruchtteil von einer Kanne Tee kostete...
Nachdem wir die gut bezahlte Gastfreundschaft noch eine Weile ausgenutzt und sogar noch ihre Freilufttoilette besucht hatten, starteten wir unseren Verdauungsspaziergang in die andere Richtung. Und ich wurde nicht enttäuscht. Nach nur 15 min Wanderung kamen wir zu einer bebrückten Serpentine und dort konnte ich auf den leicht geneigten Pfeilern endlich meine Kamera zum Foto des Tages positionieren! Bittesehr:


Wie man unschwer erkennen kann musste ich es noch ein wenig drehen, aber ich habe dem Foto mal seinen weißen Rahmen erhalten, damit der werte Leser den Entstehungsprozeß quasi miterleben kann. Zu diesem Foto sollte ich noch erwähnen, dass hinter uns noch ein paar taiwanische Jugendliche mit ihren Rollern saßen und einer von ihnen ein paar ruhige Akkorde auf seiner Gitarre anschlug... Wenn das mal nicht ein rundum gelungener Verdauungsspaziergang war!
Wir lauschten noch ein wenig der Musik und machten uns dann auf den Rückweg zu Gondelstation, denn selbige stellt ihren Verkehr noch ein wenig früher als die MRT ein und wir wollten dann doch noch ganz gerne nach Hause... schließlich hatten wir ja noch über eine Stunde Fahrt vor uns, wenn wir auch etwa die Hälfte davon schwebend über dem nächtlichen Taipei verbrachten. Abgesehen von so einigen großartigen Bildern, die Dank der Dunkelheit wohl nur in meinem Kopf blieben werden, will ich noch den Moment mit euch teilen, wenn die Gondel über eine Hügelkuppe kommt und dann scheinbar auf eine Autobahn herunterfliegt...
Mit so vielen Eindrücken beladen kam uns die Rückfahrt dann auch garnicht mehr soo lange vor und wir kamen glücklich und ein wenig müde wieder zuhause an!

So... ich glaube das reicht auch schon wieder. Natürlich habe ich nicht viel geschafft, aber ich werde mich wie gesagt mehr auf die Höhepunkte beschränken und so hoffentlich in absehbarer Zeit wieder auf den rechten Weg zurückfinden! :)

Viele Grüße nach Hause und überall in die Welt!

Montag, 29. September 2008

Ein langweiliger Sonntag.... u.ä.

Hallo....

Ich muss mich gleich mal entschudligen. Nachdem ich das letzte Mal mit soviel Elan gestartet war, hing mir dir letzte Woche der böse Feind Faulheit an... Naja... zumindest beim Chinesisch-Lernen war ich nicht faul, aber alles andere wurde mir zuviel. Aber ich lasse das jetzt mal mit den Entschuldigungen...und mache weiter!

Sonntag:
Wie schon letztesmal berichtet wurde uns das Wochenende von einem Taifun glatt gebügelt... Sprich: Wir hatten nichts (mehr) zu tun. Auch Sonntag wurde das große Familiengrillen abgesagt. Nachdem wir erstmal ausgeschlafen und dann noch eine Stunde draußen den Regen beobachtet hatten, haben wir uns quälend langsam aus dem Bett gewunden. Irgendwann beschloss ich abermals ein wenig den Taifun für die Nachwelt festzuhalten und schlich mich mit meiner Regenjacke raus und machte ein paar Fotos. Der Rest des Tages wäre danach fast nicht mehr erwähnenswert, wenn nicht Shengjie zum Abend hin uns noch besucht hätte. Er hatte uns einen ganze Haufen leckeres taiwanischen Essen mitgebracht und dazu auch noch zwei echte Mondkuchen. Nach diesem köstlichen Essen haben wir uns noch ein paar Stunden bei uns aufs Sofa gesetzt und uns über Gott und die Welt unterhalten. Unter anderem konnten wir feststellen, dass er nicht davon begeistert ist, dass ihr neuer Präsident Ma sich so mit China anfreundet... aber das kann ich jetzt, nach knapp einem Monat Aufenthalt, mehr als gut verstehen.
Obendrein wollte uns Shengjie auch nochmal besuchen, weil er am Dienstag danach zur Armee muss. Er will zwar auch den Ersatzdienst wählen, aber das verhindert in Taiwan leider nicht, dass man seinen Kopf geschoren bekommt und einen Monat fast ohne Kontakt zur Außenwelt ein spannendes Lehr- und Sportprogramm durchziehen muss. Aber dazu später mehr... denn immerhin hatte er nach zwei Wochen mal einen Abend frei... :)
Nachdem er dann irgendwann später am Abend gehen wollte, waren meine Eltern gerade auf Skype online und ich hatte zum ersten Mal richtige Probleme von Deutsch wieder auf Chinesisch umzuschalten. Ich hatte ihm schon fast zwei Sätze auf Deutsch hinterher geworfen, als mir plötzlich klar wurde warum er mich so ansah... Ich versuchte dann mich noch irgendwie auf Chinesisch zu verabschieden... aber wollte nicht so recht klappen. Die Botschaft hatte er aber glaube ich aber trotzdem bekommen. :)
Noch ein wenig später legte der Taifun nochmal zu und ich schlich mich nochmal heraus. Das ist das Ergebnis:

Montag:
Wie immer am Montagmorgen schwang ich mit einer Menge Elan aus dem Bett. Yasmine sollte mir auch gleich folgen. Und weil wir so energiegeladen waren beschlossen wir uns selber kein Frühstück machen zu müssen und zogen als dynamisches Duo aus, uns bei Starbucks zu laben. Gesagt getan. Ein Smoked Chicken Sandwich und einen Grande Cappuccino später fühlte ich mich noch ein bisschen besser und in der Lage zwei Stunden in der Bibliothek mit Vokabeln und Grammatik zu verbringen.
Traditionell zum Mittagstisch fanden Yasmine und ich uns im Tag-Nachtmarkt wieder und ich probierte heute mal wieder ein neues Gericht. Meine letzte Lektion in der Uni drehte sich gerade um Essen und so wusste ich zum ersten Mal beim ersten Versuch genau was ich mir gerade bestelle. Es handelte sich um eine Nudelsuppe mit Tomaten.... nicht spektakulär, aber welcher Sinologe weiß schon wie man "Tomate" schreibt! ;)
Nach der Uni ging es gleich weiter... denn nun wollten wir endlich unsere Post einstecken. Die letzte Woche waren wir noch durch ungewohnt kurze Öffnungszeiten und den Taifun aufgehalten worden, aber diesmal sollte es klappen. Wir hatten uns für den Nachtmarkt in der Nähe der größte Uni von Taipei entschieden (also nicht unsere). Schon direkt im Bahnhof befand sich dankenswerterweise die Post und so konnte wir gleich unsere Taschen und unser Gewissen von der Geburtstagspost erleichtern. Weiter gings auf den Nachtmarkt.
Dieser Nachtmarkt hier scheint wiederhin ein wenig größer zu sein als der, der neben unserer Uni ist und das tückische daran ist, dass man bestimmt was Schönes oder Kleines findet, was man mitnehmen kann. So auch diesen Abend... Wir verließen den Nachtmarkt mit allerlei schönen Dingen. Ich für meinen Teil beließ es aber bei einer Packung Snyders Pretzel Snacks, die ich überglücklich in einem Einrichtungsladen entdeckt hatte und einer kleine Grünpflanze in Palmenoptik.... und nein, das ist nicht die Kokospalme. Apropos, die Abstimmungsergebnisse befinden sich momentan in einem Patt... vielleicht lässt sich ja doch noch jemand erweichen die Abstimmung zu kippen. Sonst kaufe ich eben keine Pflanze mehr! :)
Wieder zuhause musste ich noch meine Hausaufgaben erledigen und schrieb eine wunderschöne Geschichte mit den Vokabeln der neuen Lektion! Danach war es auch schon wieder ein wenig spät und der Tag fand wie gewohnt in unserem weichen Bett sein Ende...

Dienstag:
Tamtamtam... der Dienstag wäre fast unspektakulär geworden, ABER dann fanden wir nach dem wie immer leckeren Frühstück bei uns zu Hause die Stromrechnung bei uns im Briefkasten. Aber nach dem anfänglich Herzpochen erlangten wir beiden schnell wieder den Ruhepuls... die Stromrechnung lag weit unter unseren schlimmsten Befürchtungen. Ich nenne keine Zahlen, aber es lag im Rahmen... :)
In der Uni haben wir beide wieder viel gelernt und in der Mittagspause noch die Bekanntschaft mit einer schweizerischen Mitdreißigerin gemacht. Ihr Mann hat hier anscheinend eine gute Arbeit gefunden und als Schweizerin schwärmte sie uns von den im Verhältnis so enorm günstigen Lebenshaltungskosten hier vor... Nachdem sie uns ein paar schweizer Beispielpreise genannt hatte verstanden wir wie sie sich fühlen musste... etwa so wie wir als wir das erste Mal in Xinxiang Mittag gegessen haben.
Während ich noch fleißig in der Uni war, hatte Yasmine sich schon auf den Weg zur National Immigration Agency gemacht um nun endlich ihr ARC (Alien Residence Certificate) zu bekommen. Nach der Uni trafen wir uns wieder und ich konnte Yasmines neue kleine Plastikkarte bewundern. Das Passbild drückte zwar klar aus, dass sie vorher des öfteren lange warten musste, aber immerhin musste sie sich jetzt im Gegensatz zu mir nicht mehr um ihr Visum sorgen, sondern nur noch um ihr Stipendium.
Als wir zuhause ankamen sah das Wetter so gut aus, dass wir fast nochmal nach Maokong gefahren wären, aber da wir vorher noch ein wenig auf dem Nachtmarkt gebummelt hatten, war es jezt schon ein wenig spät und wir verschoben diesen tollen Plan auf den nächsten Tag. Somit verbrachten wir den Abend nur noch mit ein wenig Hausaufgaben, Gammeln, Blogschreiben und Fernsehen.

So.. bis hierhin erstmal. Ich werde mich weiterhin anstrengen aufzuholen, aber ich kann nichts versprechen. Aber beim nächsten Post kommt Maokong! Und das heißt viele schöne Bilder!
Gute Nacht

Sonntag, 21. September 2008

Ein neuer Ventilator und ein bisschen Wind...

Achja... es ist schon wieder Sonntag und ich bin extra früh aufgestanden. Yasmine schläft noch, draußen sieht es schon wieder entsetzlich heiß aus und ich... ich sitze hier und bin fleißig. Aber ich schreibe nicht nur Blog, nein, ich habe auch schon ein wenig Chinesisch-Hausaufgaben gemacht. Aber ich komme auch schon auf das, auf was ihr alle gewartet habt... den Mittwoch, 10. Sept. 2008.

Die Uni, nur ganz kurz. Von 10.00 bis 12.00 Uhr war ich in unserer kleinen Bibliothek, aber bevor ich eintreten konnte musste ich zum ersten Mal erleben, wie es ist sich vor einer Bibliothek anzustellen. Das habe ich im AAI in Hamburg noch nie erlebt :) Aber ich habe am Ende sage und schreibe den vorvorletzten Platz bekommen. Die nach mir durften es sich auf Fensterbänken und Regalbrettern gemütlich machen. Von 12-14 Uhr habe ich immer meiner Mittagspause. Yasmines Kurs geht von 10-12 Uhr und somit gehen wir eigentlich immer gemeinsam Essen. Mal mit anderen aus unseren Kursen, mal alleine. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wo genau wir an diesem Tag gegessen haben, aber ich tippe mal auf den Nachtmarkt nahe der Uni... mit dem sind wir noch lange nicht fertig. Danach ging es dann auch gleich zum Unterricht. Mit meinem neuen Kurs bin ich nach wie vor sehr zufrieden. Der Schwerpunkt liegt auf dem Reden und die Gespräche und Frage-Antwort-Spiele fordern mein Vokabular heraus. Zuhause müssen wir immer Geschichten oder ähnliches schreiben und am nächsten Tag vorlesen. Da übt man dann auch genügend das Schreiben.

Nach dem Unterricht ging es auch wieder direkt nach Hause. Heute wollten wir eine Post suchen um die Geburtstagspost für unsere Mütter einzustecken. Aber nichts da... Zuerst waren wir noch tapfer und suchten in der sengenden Hitze auf eigene Faust unser Viertel ab... aber es war keine in Sicht. Danach fragten wir herum, aber wir bekamen nur fragenden Gesichter zu sehen. Soviel dazu. Nach dieser erfolglosen Suche wollten wir einen zusätzlichen Ventilator kaufen und da wir schon die Erfahrung gemacht hatten, dass die japansichen Elektronikketten bei uns in der Nähe alle etwas teurer waren, machten wir uns wieder auf den Weg in unser altes Wohnviertel bei Ouma und besuchten unseren liebgewordenen Riesensupermarkt. Aber selbst dort verließ uns das Glück. Die Postfilialen hatten, wie uns ein netter Passant mitteilte, sicherheitshalber mittlerweile alle schon zu und auch der Supermarkt enttäuschte uns. Nach der Ventilator-Sonderaktion, bei der wir unseren ersten Ventilator erstanden hatten, war die Auswahl doch ein wenig kleiner geworden und der einzige Ventilator der preislich angemessen erschien war nur noch in pastell-lila zu haben. Ich stand noch eine kurze Weile vor einer etwas teureren formschönen Ventilationssäule (oder wie auch immer sowas heißt), aber Yasmine brachte mich dann doch davon ab sie mitzunehmen.

Nur um mich im vornherein zu entschuldigen... ich habe zu diesem Tag kein Foto... aber ab Freitag wird es wieder besser.

Weiter gings nach Ximending... das sollte ja mittlerweile allen ein Begriff sein! Hier musste es doch einen Ventilator geben. Ich wollte mich gerade mit Yasmine absprechen, wie wir uns verteilen und wer in welcher Richtung sucht, da stand sie auch schon mit glitzernden Augen vor einem Friseur und hatte bestenfalls noch heißen Wind vom Fön im Kopf, aber keine Ventilator. Ich willigte schmunzelnd ein und überließ Yasmine den sehr interessierten Friseurinnen und machte mich selber auf den Weg einen Ventilator zu finden. Da nur eine halbe Stunden zu Spitzen-Schneiden angesetzt war beeilte ich mich und kehrte somit auch pünktlich nach einer halben Stunde zurück... ohne Ventilator, aber dafür ein wenig nass vom andauernden Fadenregen. Die Friseurin hatte ihr offenbar mit einer Seelenruhe erstmal eine viertelstündige Kopfmassage verpasst und setzte nun gerade die Schere an... also war nach wenigen Minuten und mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen wieder draußen im Regen. Ximending scheint nicht das beste Viertel für Ventilatoren zu sein, aber immerhin fand ich dieses Mal ganze Straßenzüge, die sich einem Artikel widmeten... Kameras z.B. oder auf HiFi-Anlagen... ich durchquerte alle diese Straßen und war einerseits begeistert von der Auswahl und Vielfalt, andererseits resigniert immernoch keinen einzigen Ventilator gesehen zu haben, es sei denn er hing kopfüber an der Decke eines Ladens... Der Regen hatte sich mittlerweile zu einem wahren Tropen-Pladder-Regen ausgeweitet und ich schritt wiederhin pünktlich und noch ein wenig nasser die Treppen zum Friseursalon nach oben. Zu diesem Zeitpunkt wurde gerade ein Glätteisen durch Yasmines Haare gezogen und Yasmine war bemüht mir schnell zu erklären, dass das umsonst sei... sonst hätte sie es nicht genommen. Aufgrund des Regens setze ich mich noch die letzten zehn Minuten ihrer Haarbehandlung auf einen der vielen Kunstledersessel und tauschte wissende Blicke mit den anderen anwesenden Herren aus.

Wieder zuhause angekommen war es auch schon wieder nicht schlecht spät und wir schafften gerade noch die andere Hälfte unseres gestern angefangenen Films...

Donnerstag:

...muss wegen einer Menge Hausaufgaben und Uni und daraus resultierender Sommerloch-Qualität leider ausfallen.

Freitag:

Der liebe Freitag ist nicht viel spannender als das er das Wochenende ankündigt. Allerdings: Yasmine und ich hatten zwar schon vorher in den Nachrichten mitbekommen, dass sich ein sehr großer Taifun Taiwan nähert und plant direkt über uns hinweg zu ziehen, aber jetzt sollten wir nochmal richtig eingeseift werden. Glücklicherweise waren wir zum Anlass des Mondfestes Freitag, Samstag und Sonntag zu drei verschiedenen Familien zu drei verschiedenen BBQ-Abenden eingeladen. Die ersten hatten sich schon am Donnerstag gemeldet und angedeutet, dass es schwierig werden könnte. In das selbe Horn musste nun natürlich auch mein P1000797Lehrer an diesem schönen Freitag stoßen. Ich war zwar nicht bei ihm zum Grillen eingeladen, aber er brachte uns allen heute morgen einen DIN A3 Zettel mit einem kopierten Zeitungsartikel mit... Anhand des großen Bildes auf der rechten Seite und der kleinen Wettervoraussicht daneben war klar wie es in den nächsten Tagen um unsere BBQ-Abende bestellt war. Er gab uns noch ein paar gute Ratschläge mit auf den Weg: Geht nicht raus! Macht Hamsterkäufe! Seid so und so vorsichtig! Das ganze wiederholte er dann während des Unterrichts beunruhigend oft, so dass ich mich wirklich auf einen großen Sturm mit rumfliegenden Palmen freuen musste.

An diesem Abend gegen 23:00 Uhr sollte der Taifun unsere kleine Insel am Ostrand oben erwischen. Davon war in Taipei außer ein wenig schlechtem Wetter noch nichts zu merken und Yasmine und ich gingen auch noch ganz gemütlich essen. Wir waren mal wieder in unserem Restaurant gegenüber. Mittlerweile hatten wir auch schon eine Bonuskarte bekommen auf der wir kleine Stempelchen sammeln konnten. Heute nahm ich mal keinen von diesen köstlichen Teigfladen mit Gemüse und Fleisch sondern gönnte mir heute Abend mal ein Menü mit Reis, Gemüse und Hühnchen. Ein Markenzeichen dieses kleinen Restaurants ist es unter anderem, dass sie die gute Angewohnheit haben ihr Fleisch und ihre Soßen nicht in Mononatriumglutamat zu ertränken und so schmeckte mein Essen wirklich köstlich und ich war mir sicher, dass ich den Taifun zumindest bis morgen zum Frühstück sicher bei uns zuhause überleben könnte! :)

Achja... das Grillen für Freitagabend war auch noch zwischendurch  abgesagt worden...

Samstag:

Wir waren schon mitten im Taifun... aber ich wurde nicht etwa durch herumfliegende Äste, die an unser Fenster peitschten geweckt, sondern nur durch Yasmines ordinären Handy-Weckton. Na toll... "Unsere Wohnung scheint schon enorm gut schallisoliert zu sein", dachte ich und zog den kleinen Vorhang beiseite um ein wenig Elend zu gucken. ABER: Ich sah keine Palmen in der Luft, keine Blumenkästen krachend auf den Fußweg knallen, nichtmal die wenigen Bäume und P1000647Pflanzen, die ich von meinem Beobachtungsposten aus sehen konnte bogen sich im Wind... Ok, es war bedeckt und es regnete ein wenig, aber noch nichtmal doll. Um es kurz zu machen: Ich war enttäuscht!

Von Langeweile gepeinigt schlurfte ich die Treppe runter ins Bad und machte dort frustriert das Fenster wieder auf, das wir gestern Abend extra noch zu gemacht hatten, falls der gewaltige Sturm das Wasser in jede Ritze drücken würde...

Gott sei Dank hatten wir uns überreichlich mit Lebensmitteln eingedeckt und so bereiteten wir uns ein frugales Frühstück und lauschten den Nachrichtensprechern im Fernsehen, die mit Actionmusik unterlegt die Dramen des Taifuns schilderten. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass die Bilder von den Küstengebieten schon etwas angsteinflößender waren als das laue Lüftchen das hier in Taipei versuchte uns Respekt abzuringen. Da konnte man eingestürzte Brücken angucken und Polizisten die hysterisch in ihre Trillerpfeifen pusteten um Menschen aus den von Erdrutschen gefährdeten Regionen herauszutrillern... Ganz im Gegensatz dazu: Taipei! Der Samstag hatte wirklich nicht viel spannendes zu bieten. Das einzige was meine Mundwinkel aus der Reserve locken konnte war das sanfte Leuchten des Wasserkochers, das den baldigen Genuss von Instantnudel ankündigte und dass wir mit Regenjacken bewaffnet abends DAS HAUS VERLIESSEN um uns das "norddeutsche Herbstwetter" mal von nahem anzusehen und natürlich um uns beim naheliegenden Second-Hand-DVD-Händler mit neuen Filmen einzudecken.

Selbstverständlich wurde das Grillen für heute auch abgesagt!

Was blieb uns anderes übrig... nichtmal Freunde und Bekannte mit Auto wollten uns besuchen und wir waren uns natürlich auch zu schade uns nass zu machen. Also blieben wir zuhause! Nass machte ich mich nur weil ich noch in den Sportraum ging und während Yasmine das Ergometer maltretierte legte ich in 30 min jetzt immerhin schon 3,1km auf dem Laufband zurück. Dann lernte ich noch für den nächsten Test am Montag (Wir schreiben jeden Montag einen Test von 60 min) und den Abend verbrachten wir mit einem unserer neuen Filme ("After the sunset" mit Pierce Brosnan).

Sooo... zum spannenden Sonntag lasse ich mich das nächste Mal aus. Jetzt ist es auch schon wieder Abendbrotszeit, denn ich habe mir diesen Post doch noch ein wenig über den Tag verteilt... Schließlich ist ja auch schon wieder Sonntag und ich musste ja auch noch ein wenig lernen.

Also... viel Spaß mit diesem nicht sehr reichlich bebilderten Eintrag!

Samstag, 20. September 2008

Die Uni hat angefangen!

...aber bevor ich anfange will ich noch erwähnen, dass ich eine wichtige Umfrage hier rechts -> online gestellt habe! Bitte mitmachen! :)

Ja... nun komme ich auch endlich zu den Gründen aus denen ich mittlerweile schon so weit hinterherhänge. Wie der Überschrift unschwer zu entnehmen ist hat die Uni für mich wieder angefangen... und das völlig ungerechterweise weit vor dem Uni-Start in Hamburg. Naja, aber wir wissen ja alle: Wir haben keine (Semester-)Ferien sondern nur eine vorlesungsfreie Zeit!

Ganz der Sinologe, der bekanntlich ja immer im Dienst ist, habe ich auch schon herausgefunden wie Gao Yu 高雩 geschrieben wird, sprich, welche Schriftzeichen verwendet werden. Das erste heißt "Groß" und ist der Familienname. Und das Yu ist ihr Vorname und sollte nach ihrer Aussage eigentlich ein altes Zeichen Regenbogen sein, aber mein Wörterbuch sagt dazu nur: "ancient sacrificial ceremony performed to pray for rain". Naja... wenn man im Sommer Regen hat... dann gibt es schließlich einen Regenbogen! :)

Soviel dazu... und nun zu meiner weiteren Vorgehensweise. Ich habe mir vorgenommen die Uni-Wochen mangels vieler spannender Vorkommnisse ein wenig zu stauchen. Sollte an bestimmten Tagen etwas Tolles oder Erwähnenswertes passiert sein, werde ich das hier natürlich nicht aussparen. Mal sehen wie das mit den guten Vorsätzen hier klappt.

Soviel kann ich schon verraten... die ersten Tage waren noch etwas ereignisreicher... ;)

Montag:

Nicht zum ersten Mal hieß es: Früh aufstehen! ...aber zum ersten Mal mit der Gewissheit, dass es demnächst öfter passieren könnte! So machten wir uns unser Vollkorntoast, packten unsere Sachen und schlichen zu unseren Fahrstuhl. Nur knappe 10-15 min Fußweg später standen wir schon vor unseren Unterrichtsgebäude. Wir waren extra ein wenig früher gekommen, weil ich ja noch meinen Kurs wechseln wollte... nein... weil ich es nochmal versuchen wollte meinen Kurs zu wechseln bevor ich drinsitze. Die verkniffene Dame aus dem Büro hielt aber wieder einmal nur ihre Regeln und Vorschriften hoch und ließ mich mit der Info gehen: Nicht vor Mittwoch! Danke!

Da ich nur 11 Fehlstunden im Monat haben darf, kam es für mich leider nicht in Frage die Unterrichtseinheit zu schmeißen und saß ich wenig später mit sieben anderen Studenten zusammen in einem kleinen Unterrichtsraum. Die Lehrerin Frau Ding, die wenig später dazu kam war sehr nett, war aber nur die Vertretung für die andere Lehrerin, die noch eine Woche lang " wichtige familiäre Angelegenheiten" zu erledigen hatte. Zu Beginn sollten wir alle erzählen, wie lange wir denn schon Chinesisch lernen und als ich mit meinen drei Jahren hinter dem Berg hervor kam, guckte meine Lehrerin nur etwas komisch und fragte was ich dann hier suchen würde?! Sie hat wirklich eine sehr direkte und erfrischende Art. So kam es auch, dass wir darüber berichten mussten, was wir denn hier in Taiwan schon interessantes gegessen hätten. Ich erzählte von meiner sonntäglichen Begegnung mit dem Stinke-Tofu, worauf sie ihren Stuhl nahm, ein Stückchen von mir wegrückte und so etwas sagte wie: "Ich hab es doch gleich gerochen..." Insgesamt ein sehr spaßiger Unterricht und das gesprochene Chinesisch ging erstaunlich weit über das hinaus, was im Buch zu finden war.... also war es garnicht mal so langweilig für mich und ich konnte schon langsam wieder in die Langzeichen reinriechen! Als wichtige Information gab mir meine Lehrerin noch mit, dass man schon am Dienstag seine Kurse wechseln kann... ganz im Gegensatz zu dem was mir in dem offiziellen Büro erzählt wurde. Woher kenne ich das nur?! :)

Nach dem Unterricht habe ich mich immerhin noch 1 1/2 Stunden in unsere kleine Bibliothek gesetzt und Langzeichen wiederholt, bevor ich mich mit Yasmine zum Mittagessen getroffen habe. Aber nicht ohne mich darüber zu ärgern, dass man auf seinem Zeitkonto nur ganze Stunden sammeln kann... also bekam ich nur eine Stunde angerechnet! :)

Zum Mittagessen ging es auf den anliegenden Nachtmarkt, der ganz im Sinne der tausenden Studenten hier eigentlich den ganzen Tag geöffnet hatte. Und unser Chinesischlehrer in Hamburg hatte nicht gelogen als er uns beiden erzählt hatte, dass es rund um die Uni um die 2000 Restaurants geben würde. Bei der Auswahl war ein kleines nettes schnell gefunden und für zusammen umgerechnet drei Euro wurden wir beide satt! Nach ein wenig weiterführender Erkundung des Marktes machten wir uns auch schon wieder auf den Heimweg und der Tag fand bald ein Ende.

Dienstag:

Gähn... der erste Unitag forderte seinen Tribut, aber wir kamen trotzdem pünktlich aus den Federn. Yasmine hatte ja sowieso erst später Unterricht und wollte heute vormittag noch ein paar Formalitäten bei der National Taiwan Immigration Agency erledigen. Ich hingegen musste zum Unterricht. Um unseren zweiten Tag Uni aber vorher noch gebührend zu feiern (und weil unser Toast alle war) gönnten wir uns ein Frühstück bei Starbucks... was gefährlicherweise mitten auf dem Weg zu Uni und zu Bahnstation liegt. Seit langem konnte sich mein Gaumen mal wieder an richtigem Kaffee mit richtiger Milch laben und dazu gab es ein Sandwich mit großen geräucherten Schweinefleischstückchen. Insgesamt ein Frühstück an das man sich gewöhnen könnte, wenn es mit drei Euro pro Person nicht glatt doppelt so teuer wäre wie ein Mittagessen auf dem Nachtmarkt. Natürlich kann ich es nicht sein lassen für alle deutschen Starbucks- oder Café-Freunde ein wenig Häme zu streuen... denn es ist immernoch nur knapp ein Drittel des deutschen Preises!

Nach diesem erstrebenswerten Frühstück ging es für mich auch gleich weiter zur Uni... heute war Kurswecheltag... zumindest für mich! Das Büro hatte seine falschen Informationen offenbar gut gestreut und so stand der Karton mit den Wechselformularen noch nahezu jungfreulich auf dem Flur vor dem Büro und ich bediente mich mit einer gewissen Genugtuung. Mit dem glückverheißenden DIN A4 Zettel wanderte ich dann auch gleich frohen Mutes zu meinem Unterrichtsraum und aus lauter Übermut, aber zur Freude meiner Lehrerin machte ich die Stunde gleich noch mit. Nach knapp zwei Stunden, einigen Lachern und einem von mir live & a capella performten "Bruder Jakob" füllte sie mir dann, nachdem ich ihr meine ganze Geschichte erzählt hatte, kopfschüttelnd mein Formular aus und verabschiedete mich herzlich.

Für den heutigen Tag hatte ich mir allerdings noch mehr vorgenommen und so gesellte ich mich zu dem Kurs, in dem man angeblich das taiwanische Umschriftsystem 註音符號 lernen sollte. P1000640

Aber vorher wollte ich noch ein paar Fotos machen um meinen Lesern zu zeigen, wie unsere Uni aussieht. Also... bitte sehr! Das ganz unten (der 7. Stock) ist die Bibliothek und darüber befinden sich bis zum 9. Stock nur Unterrichtsräume... darüber vielleicht auch noch, aber so weit nach oben bin ich noch nie gekommen. :)

Wie gesagt... ich wollte noch zu dem Kurs und zum einen das taiwanische Umschriftensystem näher gebracht bekommen und auf der anderen Seite natürlich auch noch zwei Stunden auf meinem Stundenkonto leuchten sehen! Aber wie wurde ich enttäuscht! Ich weiß nicht wie genau man bei diesem Kurs das System lernen soll... aber ich beschreibe es einfach mal.

Der Kurs fand in dem großen Auditorium statt. Dort drängten sich (ich schätze) etwas über 500 Studenten rein und vorne auf der Bühne stand eine Frau mittleren Alters mit einem Mikrofon und einem unpassend durchweg kreischgelben Kleid. Nun wurden per Beamer lauter interessante Laute in der chinesischen Umschrift Pinyin (die ich kenne) und der taiwanischen an die Wand geworfen und der gelbe Kanarienvogel auf der Bühne machte passend zu den angezeigten Lauten "aaa", "bei", "pei" und erklärte in für Anfänger viel zu schwierigem und schnellem Chinesisch wie man bei den verschiedenen Lauten seine Zunge halten oder seinen Mund spitzen sollte... auch ich konnte nur anhand der Bilder ihren Ausführungen folgen. Nur aus Trotz blieb ich die zwei Stunden sitzen, lernte Vokabeln und holte mir am Ausgang danach meinen Stempel, aber nicht ohne zu beschließen es mir selber beizubringen, allein schon damit ich mit meinem neuen taiwanischen Handy chinesische SMS tippen kann.

Nach diesem etwas unnützen Ausflug in den 5. Stock ging es jetzt wieder hoch in den 9. Stock... ohne Fahrstuhl, denn wenn man ihn benutzen wollen würde müsste man einfach mal 10 Minuten früher losgehen. Es ist vor den Fahrstühlen meistens viel zu voll und obendrein bewegen sich selbige mit einer berstenden Langsamkeit durch die Stockwerke. Also... rein in meinen neuen Kurs. Zuerst war der Lehrer noch nicht da und ich nutzte die Verwirrung um mein Erscheinen und fragte ob es hier noch freie Plätze gäbe. Und, oh frohlocket, es waren noch mehrere Plätze da... also machte ich es mir gemütlich und wartete auf meinen neuen Lehrer Herrn Song. Mein neuer Lehrer war auch sehr nett... ich schätze ihn mal auf knapp 60, er hat grau melierte Haare und ist ziemlich klein. Außerdem macht er gerne kleine Witze und versteht meine nicht oder immer falsch... aber er lacht trotzdem! Nach weiteren zwei Stunden Test-Unterricht war mein neuer Lehrer davon überzeugt, dass ich in seinen Kurs passen würde und auch ich war mit Niveau und Ausrichtung des Unterrichts mehr als zufrieden. Also bekam ich auf meinen gekritzelt ausgefüllten Papierbogen endlich die ersehnte Unterschrift. Mit einer von Stolz geschwellten Brust tappte ich danach wieder herunter in den 5. und legte meinen Zettel salopp und nicht ohne eine gehörige Portion Selbstzufriedenheit auf den soviel besuchten Arbeitsplatz 6. In meinen Kopf dachte ich mir nur: "Hier habt ihr den Wisch!" und "Das hättet ihr auch gleich haben können.". In Wirklichkeit aber bedankte ich mich höflich für den erfolgreichen Wechsel der mir ermöglicht wurde und verließ fröhlich lächelnd den Raum.

P1000614Nach diesen geballten sechs Stunden Chinesisch war ich dann doch ziemlich müde und zuhause angekommen wollte ich mich nur noch auf unser viel zu weiches Sofa werfen, aber draußen krachte und donnerte es doch zu gewaltig... aber nicht etwa wegen einem Gewitter sondern wegen einigen feierlichen Umzügen die exakt durch unsere kleine Straße zogen und dabei mit allen möglichen InstrumentenP1000615 aber insbesondere mit gigantischen Böllerketten einen enormen Krach veranstalteten, so dass man sein eigenes Wort nicht verstand. Auch wenn ich bis jetzt noch nicht den Grund weiß, aber mal annehme dass es das nahende Mondfest war, ging ich herunter und fotografierte ein paar interessante Kostüme und Wagen.

Danach war ich eher noch müder als vorher und nach einem kleinen Abendessen schafften wir beide noch exakt einen halben Film bevor wir in unseren Kissen versanken.

In dem Sinne... Gute Nacht!

Donnerstag, 18. September 2008

und eins, und step...und eins... und step

Blog-Schreiben kann ja schon fast an Sport ranreichen... aber ich halte mich heute mal kurz mit meinem Vorwort. Ich hänge 10 Tage und das ist wirklich mal ein Negativrekord meinerseits. Deshalb sitze ich jetzt auch hier und sage nur noch...

Sonntag:
Das letzte Bier war nicht schlecht, aber es war trotzdem früh am Sonntagmorgen als wir ins Bett gekommen sind. Entsprechend spät kamen wir heute morgen aus den Federn. Shengjie war so nett gewesen mich am Samstag nochmal anzurufen und da hatte ich ihm schon angekündigt, dass wir wohl ein wenig länger wach sein werden. Demzufolge meldete er sich nicht bei uns und wartete geduldig bis wir aufgestanden waren und ihn anriefen, denn wir hatten für heute einen Strandausflug geplant.
Yasmine hatte zwar nur bei mir eins zwei Schlucke Bier mitgetrunken, aber sie hatte trotzdem ganz bierselig Gao Yu und Peishan eingeladen sich am Sonntag zusammen mit uns von Shengjie zum Strand kutschieren zu lassen. :) Aber Shengjie freute sich über die zusätzliche Gesellschaft und auch wenn sie sich vorher noch nie getroffen hatten, konnte man schnell den Eindruck gewinnen, dass sie sich schon seit Jahren kennen würden.
Bei der Autofahrt zum Strand wurde ich von Shengjie wie üblich zum "DJ" ernannt und ich konnte auf seinem IPod gleich einige der Lieder wiederfinden, die ich ihm neulich gegeben hatte. Da sein Musikgeschmack auch durchaus gut war hatten wir genügend gute Musik um die doch relativ lange Fahrt gefahrlos zu überbrücken. Aber auch die Gesprächsthemen gingen uns nicht aus. Als wir dann beim Strand angekommen waren und Yasmine und ich, nachdem wir einen Parkplatz gefunden hatten, verkündeten auch schwimmen gehen zu wollen, staunte Shengjie erstmal. Wie sich rausstellte konnte er garnicht schwimmen und erst schien er auch nichts daran ändern zu wollen, aber nachdem Gao Yu und Peishan auch im Wasser waren, nahm er sich ein Herz und ging einfach mit seiner Hose und T-Shirt ins Wasser. Letzteres legte er dann später auch noch ab und er erklärte uns, dass er nur ein wenig wie ein Hund schwimmen konnte... lustig ist daran nur die Tatsache, dass
Nach ein paar Versuchen schaffte er es auch mehr schlecht als recht sich auf dem Rücken treiben zu lassen. Wir mutmaßten, dass seine Lunge wahrscheinlich zu klein ist und ließen es dabei bewenden. Aber nachdem ich schon ganz anderen Wellen und Winden zugewandt hatte sah ich im Augenwinkel immer wieder Shengjie, der sich mit einem lautem Luftholen auf den Rücken legte und versuchte sich über Wasser zu halten. Noch bis zum Sonnenuntergang hielten wir uns am Strand mit Wasser, Sand und Baggermatsch auf. Und nachdem ich mich wieder umgezogen hatte, brachte ich noch ein paar kleine Eierkuchen vom Kai mit. Nach dem langen und salzigen Nachmittag am Strand wurden sie dankbar entgegengenommen und gegessen und mit unserem mitgebrachten Wasser runtergespült. Schon wenig später machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto und wir waren schon fast von den letzten Resten Sand runter, da trat Yasmine zu ihrem Unglück leider auf einen Stock und behielt netterweise auch gleich noch einen kleinen Splitter drin. Dankenswerterweise waren gleich zwei Rettungsschwimmer in der Nähe und wir machten sie auf unser Problem aufmerksam, aber leider hatten sie nicht wie zu erwarten war einen kleinen Erste-Hilfe-Kasten dabei um den kleinen Splitter kurzerhand heraus zu operieren... nein... der eine Rettungsschwimmer war nach etwa einer Minute nicht mehr gesehen und die weibliche Rettungsschwimmerin blieb nur stehen und wechselte Achselzucken mit einer Unterhaltung mit zwei Straßenhändlern ab... Danke dafür! Ein Mann, der nur zufällig vorbeikam war da schon hilfreicher... er rannte zu seinem Auto und holte eine traditionell-chinesische Desinfektionssalbe und schenkte sie kurzerhand Yasmine... die verteilten wir dann auch gleich gutgläubig auf der Stelle und ich kann bis jetzt noch nicht sagen ob es geholfen hat!? :)
Allem Anfängerglück zum Trotz war natürlich, wie ich am Anfang bereits erwähnte auch noch Sonntag und somit jede kleine Privatpraxis geschlossen, selbst wenn auf ihren Schild groß ein "24/7" prangte. Also landeten wir nach etwaigen Exkursionen durch Apotheken und ähnlichen Institutionen irgendwann in der Notaufnahme des Krankenhauses von Danshui. Ich rang mit dem Gedanken nach einer Pinzette zu fragen und Yasmines Fuß einfach selber zu verarzten, aber mittlerweile hielt mich ein massives Hungergefühl von tiefergehenden Gedankengängen ab. Und so schaute ich abwechselnd auf Yasmine, die zunehmend genervt etliche Krankenhausformulare ausfüllte, und auf ein verwegen leuchtendes "Hi-Life"-Schild welches von Essen kündete!
Shengjie schien es nicht besser zu gehen, so dass er schon bald vorschlug, dass er und ich mal eben rüber in den, in der Notaufnahme platzierten, Hi-Life-Markt gehen und ein bisschen was zu essen kaufen könnten. Und so hatte ich wenige Minuten später nicht nur ein in Tee gekochtes Ei gegessen (was in dem Markt gekocht wird und erstaunlich lecker schmeckte) sondern ich stand auch mit einer Hand in einer fettigen Chipstüte etwa zwei Meter von Yasmine entfernt, nur durch einen türkisen Vorhang getrennt, in der Notaufnahme, während sie gerade auf einer Liege liegend von der Krankenschwester ihren Splitter aus dem Fuß geschabt bekam.
Für Yasmine sicher nicht sehr angenehm, aber der Moment konnte sich für mich nicht einer gewissen Komik entziehen! sie das hier genauso bezeichnen wie wir: Hundeschwimmen. Als ich später zur Entspannung mich mit voller Lunge ein wenig auf dem sehr salzigen Wasser treiben ließ war Shengjie gleich Feuer und Flamme. Ich musste ihm genau erklären wie man das macht und auch Yasmine musste miterklären. Die anderen Schwimmtechniken, die wir zu vermitteln ersuchten waren plötzlich garnicht mehr interessant. "Toter Mann" war halt einfach die entspannteste Schwimmtechnik die wir auf Lager hatten.

Wenig später stand Yasmine auch schon wieder… an ihrem Fuß einen übergroßen Verband, der fast über den halben Fuß reichte, was angesichts der etwa 2mm großen Wunde etwas übertrieben wirkte. Dazu wurden ihr noch etwaige Schmerzmittel und Antibiotika mitgegeben, die sie nicht plante zu nehmen… da war die kleine Tetanus-Spritze vor der Behandlung schon sinnvoller! Ich möchte mir garnicht vorstellen was sie mit meiner hochmütigen Schnittverletzung am Daumen angestellt hätten... wahrscheinlich hätte ich gleich stationär bleiben müssen. :) Naja... Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! (Wobei ich mich schon immer gefragt habe was eine Porzellankiste ist.)

So dermaßen gut verarztet konnten wir endlich unser Abendprogramm fortsetzen und Shengjie lenkte sein Auto zielstrebig richtung Danshui-Nachtmarkt. Er hatte sich heute zum Ziel gesetzt uns so vielen kleinen taiwanischen Delikatessen 小吃 auszusetzen wie er nur konnte. Allerdings konnte es auch daran liegen, dass er auch sehr hungrig war!? Schließlich hielten wir uns etwa zwei Stunden auf dem Nachtmarkt auf und ich musste alles von kleinen süßen Teigbällchen bis zum berühmten Stinketofu 臭豆腐 probieren. Der Tofu heißt wirklich nicht ohne Grund so... aber der Geschmack ist wirklich garnicht so schlecht, aber ich bin ja auch schon von Kindesbeinen an an Tofu gewöhnt worden. Yasmine hingegen wehrte sich elegant gegen die Stinketofuattacken von Shengjie.

Mittlerweile war es dank unseres Krankenhausbesuches auch schon ein wenig spät, aber das hält echte Taiwaner natürlich nicht davon ab das Abendprogramm wie geplant durchzuziehen. Denn wir hatten mit Gao Yu noch abgemacht, dass sie uns noch das berühmte Mahjong (eigentlich Majiang 麻將) noch etwa näher bringt. Da wir schon fünf Leute waren hielt es Gao Yu für sinnvoll noch einen Freund dazuzurufen und für die, die auf dem Nachtmarkt noch nicht satt geworden waren, brachte er auch noch ein paar Tüten voll gekochtem Gemüse und Nudeln in Soße mit. Er stellte sich uns ausschließlich mit seinem klangvollen englischen Namen vor: Monkey. Und obwohl ich wusste, dass der Affe in der chinesischen Geschichte etwas besser belegt ist als in unseren Kulturkreisen musste ich mich anstrengen mein Schmunzeln zurückzuhalten. Aber er war auf jeden Fall kein schlechter Mahjong-Spieler. Yasmine wurde von Gao Yu unterrichtet, während Shengjie mich unter seine Fittiche nahm. Ich muss sagen, ich hatte das Spiel trotz vieler mir unbekannter chinesischer Vokabeln schnell verstanden und ich sage nicht ohne Stolz, dass alle am Tisch mein Spiel gelobt haben... auch wenn ich noch des öfteren einen scheuen Blick zu meinem Mentor werfen musste um mich rück zu versichern, dass es der richtige Stein war, den ich wegwerfen wollte! :) Ob den mittlerweile schon recht langen Tages mussten Yasmine und ich dann aber um ca. 3 Uhr die Waffen strecken und waren sehr dankbar dafür, dass uns Shengjie noch bis vor die Haustür brachte.


Das war jetzt zwar nur ein Tag... aber ist ja auch viel passiert... und Ja ... ich weiß, dass ich so nicht wirklich aufhole!


PS.: Das letzte Foto ist gestellt... wir kamen an diesem Abend nicht in den Genuss zusammen zu spielen.