Sonntag, 22. März 2009

Gaoxiong

Weiter gehts...

Ich bin immerhin schon am 26. November angekommen und es geht weiter.
Den 26. November will ich an dieser Stelle nur vermerkt wissen, weil wir an diesem Tag unsere Bons mit den Gewinnerzahlen im Internet abgeglichen haben... und?! Tadaa... wir haben mit 2 Bons gewonnen und haben sage und schreibe 8 Euro einkassiert!

Mit soviel Geld konnten wir dann auch gleich einen Tag später unsere Reise nach Kending antreten. Davor stand allerdings noch Gaoxiong... schon merkwürdig das mal richtig zu schreiben. Die Taiwaner lieben es immernoch alle Laut- und Umschriften der Welt zu benutzen um die chinesische Sprache in unsere Laute zu wandeln... und wenn man einen Reiseführer oder ein Straßenschild liest wird man meistens auf etwas wie "Kaohsiung" treffen... :) Naja... das nur am Rande.
Mit dem neuen Schnellzug (Gaotie - 高鐵) ging es für uns am Taibei-Hauptbahnhof los und nur zwei Stunden später findet man sich schon fast am anderen Ende der Insel in Gaoxiong wieder. In Gaoxiong wurde gerade wegen der dort bald stattfindenden World Games 2009 eine neue U-Bahn eröffnet. Ganz nach japanischen Vorbild reicht jetzt kein dezentes Blinken mehr wenn die Bahn einfährt... nein es muss eine etwa 15 Sekunden lange Midi-Melodie ertönen, die einem schon nach dem ersten Mal gehörig auf den Geist geht. Dasselbe Spiel erfolgt nochmal bei Abfahrt... Auf dem Foto sieht man mich übrigens auf einem steinernen Umriss der Stadt Gaoxiong stehen. Die dort eingelassenen roten Punkte stehen für die neuen U-Bahn-Stationen, die sich auf zwei Linien kreuzförmig durch die Stadt ziehen. Dass die U-Bahn ganz neu ist konnte einem auch an anderen Details schmerzhaft bewusst werden, denn natürlich mussten mit der Neuerrichtung einer solchen Institution auch neue Sicherheitsstandards einhergehen und so kommt es, dass man sich in den Bahnhöfen keinen Schritt fortbewegen kann ohne dass einem auf mindestens drei verschiedenen Sprachen tolle "Sicherheitsvorschläge" gemacht werden. Seinen Höhepunkt findet das ganze dann auf den Rolltreppen: Dort wird man dann mit freundlich seuselnder Stimme, in einem nicht enden wollenden mehrsprachigen Kanon darauf hingewiesen, dass man gefälligst in der gelben Box auf der rechten Seite der Rolltreppe zu stehen hat... soviel Überbevormundung war mir dann doch ein wenig zuviel und ich freute mich als wir den Wirren des neuen Metrosystems endlich unser Hotel erreichten.

Das selbiges eine wirklich sehr direkte Verkehrsanbindung, davon konnten wir uns noch vor Ankunft überzeugen (es ist das weiße Gebäude auf der linken Seite des Fotos)... Man musste nur einer recht langen Brücke über etwa 20 Bahngleise folgen und dann war man schon fast da. Nach einem herzlichem Check-In konnten wir uns allerdings auch schon beruhigen. Die Fenster unseres Zimmers waren nicht Richtung Bahngleise gerichtet und so kamen wir nicht in den Genuss von Nacht- und Güterzügen.

Den angebrochenen Tag nutzten wir anschließend dann noch um den Hafen von Gaoxiong zu erkunden. Wir wünschten ein paar Anglern noch viel Erfolg im Hafenbecken und schlenderten von dort weiter durch die etwas älteren Viertel Gaoxiongs.

In unserem Reiseführer wurde uns noch der alte Leuchtturm und das Leuchtturmwärterhäuschen als Sehenswürdigkeit ans Herz gelegt. Deshalb wurde nicht gefackelt und wir machten uns auf selbiges zu besichtigen, jedoch, nachdem wir den Aufstieg dorthin hinter uns gebracht hatten wurden wir arg enttäuscht. Nicht etwa wie ein 7/11 sondern wie eine deutsche Behörde werden hier die Öffnungszeiten gesetzt und so waren die Tore schon verriegelt und wir konnten nur noch die Ruhe und die Einsamkeit auf dem Berg vor Gaoxiong genießen.

Die Aussicht war schließlich auch nicht von schlechten Eltern und so gingen wir weiter den "Hügelkamm" entlang und kam vorbei an alten Bunkeranlagen und beeindruckend großen Bäumen schließlich zu einer alten militärischen Befestigung. Die ausschließlich chinesischsprachigen und sowieso spärlich gesäten Schilder passten nicht in meine Vorstellung von Entspannung und nun bin ich leider nicht in der Lage zu erklären was das für eine Anlage war oder wofür sie genutzt wurde... auf jeden Fall war sie gut in den Berg eingegraben und wir konnten die herausschauenden Betonecken hervorragend für eine Pause nutzen und den Ausblick auf die im Dunst liegende vorgelagerte Halbinseln vor Gaoxiong genießen.

Wie gesagt war das Fort hier oben auf dem Berg prima touristisch erschlossen und auch um die Sicherheit wurde sich gesorgt. So entdeckte ich auf dem Rückweg über die extrem dicken Beton- und Backsteinwände ein nettes Hinweisschild. Von den Standpunkt des Schildes konnte man bequem in den Innenhof des Komplexes hüpfen und sich bei Bedarf beide Beine brechen... aber immerhin... sie haben einen ja vorgewarnt. Achja... Das Schild hatte dabei einen großzügigen Durchmesser von ca. 8 cm.

Den Abend verbrachten wir dann nach einem sehr günstigen aber auch sehr geschmacklosen Essen in Umgebung des Bahnhofes und erkundeten ein paar bunt beleuchtete Straßen.

Der nächste Tag begann ausnahmsweise recht früh. Unser Bus nach Kending sollte erst gegen frühen Abend abgehen und so nahmen wir uns vor noch ein bisschen die Umgegend Gaoxiong zu erkunden. Heute war Wandertag angesagt und nachdem wir uns unter Zuhilfenahme der öffentlichen Verkehrsmittel der Peripherie Gaoxiongs genähert hatten ging es auch schon los.
Wir hatten gehört das die Straße an der Küste besonders schön sein sollte und am besten sollte man dafür von der Uni für Meeresforschung starten. Eine nette Frau um die 40 war offenbar eh gerade auf dem Weg dahin und nahm uns gleich unter ihre Fittiche und so mussten wir nicht lange suchen um den richtigen Weg zu finden. Die Straße schlengelte sich ab dort auch gleich steil den Berg hinauf. Unter anderem zu den Wohnheimen der Studenten... mit dem Blick würde ich in Hamburg auch sofort in ein Wohnheim ziehen... subtropische Wälder, Palmen und Wasser...
Was wir noch sahen ging hoffentlich auf ein Erdbeben zurück und nicht auf die Experimente der anliegenden Uni...

Weiter ging es den Berg hinauf und die Luft wurde frischer und der Himmel deutlich blauer... Das einzige was uns ein wenig störte war, dass der Blick aufs schöne blaue Meer und die Küste gründlich von Bäumen, Büschen und Palmen verstellt war. Und so entschlossen wir uns nach etwa 1 1/2 Stunden Fußmarsch mal einen der vielen kleinen Abzweigungen ins Unterholz zu folgen.

Der Ehrlichkeit halber muss ich erwähnen, dass dieser Weg (Foto) ein wenig anders angefangen hatte... so mutig sind wir nun auch nicht. Angefangen hatte er mit einer grob geteerten Strecke die von der Straße runter sehr steil mitten in den Wald führte. Aber nachdem wir in dem Bewusstsein, dass wir diese tödliche Steigung auf dem Rückweg nach oben gehen müssen, schon hinter uns gebracht hatten, war immernoch kein Meer zu sehen und so entschlossen wir uns diesem kleinen Pfad in die Ungewissheit zu folgen. Aber wir sollten belohnt werden:

Zwar standen wir noch nicht am Strand, aber die Aussicht und der frische Wind der uns auf diesem winzigen Stück Standfläche entgegenbließ war Belohnung genug. Außerdem waren wir uns sicher, dass wir in Kending noch an den Strand kommen würden. Mit dem guten Gefühl eines Entdeckers wollten wir gerade wieder den steilen Hang hinaufasten als uns der wirklich majestätisch große Baum auffiel, den wir auf dem Hinweg noch garnicht ausgiebig bewundert hatten...

Zum Vergleich habe ich mal ein kleines Mädchen, das ich gerade dabei hatte, daneben gestellt... :)

Wieder auf der Straße angekommen gingen wir weiter mit dem Rücken zu Gaoxiong an den Bergen entlang...
Nachdem ich mich etwa 10 Minuten darüber gewundert hatte, warum die Stromleitungen neben uns so beständig wackelten wurden wir auch schon vom Auslöser dieser Anomalie überholt.

Da er Autos schon gewohnt war, schien er sich für uns garnicht zu interessieren. Wenig später konnten wir auch noch seine gesamte Familie besichtigen, die sich am Straßenrand um und an einem Strommast versammelt hatte und uns wahrscheinlich dank ihrer kleinen Affenkinder doch noch ein wenig kritischer beäugte.
Noch eine ganze Ecke weiter stießen wir dann endlich wieder auf menschliche Ansiedlungen und beschlossen kurzerhand den zwar selten fahrenden aber immerhin vorhandenen Bus zurück zu nehmen. Aber natürlich nicht ohne vorher das kleine Dorf zu besichtigen, welches uns diese rettende Bushaltestelle beschert hatte. Natürlich nicht zuletzt weil sich die bunten Banner am Dorfeingang gegenseitig mit günstigen Essens- und Getränkeangeboten überboten. Nach sehr kurzer Suche wurde wir mitten in diesem quirligen kleinen Dorf auch schon fündig.
Das Dörfchen war am Hang gelegen und entsprechend steil führten kleine Straßen durch das Dorf. Ein Café mit Waffeln im Angebot machte dann bei uns das Rennen! Neben den wirklich köstlichen Waffeln mit Sahne kann ich an dieser Stelle natürlich auch nicht den großartigen Ausblick unerwähnt lassen, der unsere Augen sich auf einer kleinen Bucht mit Fischerdorfatmosphäre ausruhen ließ.

So genossen wir Eiskaffee schlürfend und Waffel essend die gute Stunde die uns blieb bis der nächste Bus kam und wanderten danach wieder glücklich hoch zur Straße und stiegen in den Bus zurück nach Gaoxiong. Nachdem wir uns Gepäck aus unserem Hotel abgeholt hatten ging es dann auch gleich weiter zum Busterminal, was, wie zu erwarten, auch nicht sehr weit von unserem Hotel war... :)
Nach einer guten Stunden Busfahrt waren wir dann auch endlich in Kending... aber darüber werde ich jetzt nicht mehr schreiben. Vielmehr werde ich nur noch ein Bild posten von dem was uns dort erwartete.

Nein... auch wenn wir ein wenig geschockt waren, dass nur wenige Kilometer von unserem Strand entfernt ein Atomkraftwerk stand um uns das Badewasser anzuwärmen ist es nicht DAS mit dem ich den werten Leser hier hängen lassen will...

Schon besser... oder? Das nur als kleine Impression von unserem ersten Abend dort... Jetzt da ich einen etwas entspannteren Kurs in der Uni wählen konnte, hoffe ich bald noch mehr schreiben zu können... noch habe ich den Traum vom Aufholen nicht aufgegeben!

Bis dahin...

Freitag, 20. März 2009

es weihnachtet sehr...

Achja... ansich könnte man ja die eine oder andere Träne darüber verdrücken, dass mein Blog mal wieder über einen Monat tot vor sich hingegammelt hat... aber was soll ich sagen... es hat ja auch irgendwie was morbides im März von Weihnachten zu schreiben... apropos... gibt es in Deutschland schon die ersten Schokoosterhasen mit Glöckchen zu kaufen?! :)

Gut... nur soviel dazu.

Am 20. November haben Yasmine und ich uns schon unseren Weihnachtsbaum gekauft in der Hoffnung schon früh, bei tropischen Temperaturen, eine Art von Weihnachtsstimmung zu kreieren. Dem voraus ging allerdings erstmal eine längere Suche nach einem passenden Baum. Voll mit Glitter, mit Schneespray geweißt oder auch nur komplett in Gold... das alles wollte uns nicht so recht in den Kram passen und so hatten vor dem erfolgreichen Kauf unserer etwa 25 cm großen Plastiktanne schon eine ganze Menge hässliche Sachen ertragen müssen.
Als wir an dem selben Tag, irgendwann abends dann auch zuhause ankamen, war auf der Straßenecke vor unserem Haus ein kleiner Stand mit Erdnüssen eröffnet worden. Es waren nicht ganz die heimischen Hasel- und Walnüsse, aber zumindest an dieser kleinen Straßenecke mit zwei Jutesäcken voll mit Erdnüssen, beleuchtet mit Hilfe einer kleinen Lampe und Autobatterie, flammte doch plötzlich ein kleines Gefühl von Weihnachten auf...
Es ist schon merkwürdig... In Deutschland möchte man von Weihnachten vor dem dritten Advent nach Möglichkeit noch nichts wissen, aber wenn man es dann mal nicht 24 Stunden am Tag, drei Monate im Voraus um die Ohren gehauen bekommt, vermisst man Weihnachten plötzlich dann doch wieder!?

Nun... noch eine Binsenweißheit... Lerne aus deinen Fehlern! ...
Machen wir nicht!
In dem vollen Bewußtsein, dass es am Samstag in Danshui unbarmherzig voll von Menschen sein wird, setzten wir uns in eine propevolle U-Bahn und näherten uns unserem Schicksal...
So sollte es dann auch sein... An schwitzenden Körpern entlang drängelten wir uns bis zum Ausgang durch und entschieden uns angesichts nicht enden wollender Menschenströme dazu nicht Richtung Promenade und Nachtmarkt zu gehen, sondern in die entgegengesetzte Richtung richtung Wanderweg zu gehen.
Auch dort tummelten sich gefährlich viele Fahrradfahrer, die aber nicht etwa Fahrrad fuhren... nein für Taiwaner scheint es beim "Fahrradfahren" existenziell wichtig zu sein sich gegenseitig in schicken Radlerhosen und Markenrad fotografieren zu lassen, danach schieben sie ihr Fahrrad wieder zurück in die staubsichere Garage. Jedenfalls konnte man diesen Eindruck gewinnen, wenn man die Fahrradfahrer auf der Promenade beim Fotoshooting gegen die Fahrradfahrer auf dem Fahhradweg aufwog...
Immerhin hatten Yasmine und ich nach einer kurzen Strecke an der Straße einen netten Spaziergang durch das anliegende Naturschutzgebiet. Nur 10 Minuten von Danshui hat die schöne Stadt Taibei einen netten Wanderweg bis zur nächsten U-Bahn-Station angelegt. Auf hölzernen Stelzen kann man dort durch einen flachen aber hübschen Mangrovenwald direkt am Fluß wandern. Nach vielen kleinen hölzernen Umwegen und vielen schönen Aussichten fanden wir uns im Sonnenuntergang und bei der Hongshulin-U-Bahn-Station wieder. Der Name der Station heißt übersetzt etwa "Rot-Baum-Wäldchen". Ich kann mich nicht erinnern irgendetwas rotes, baumartiges in der näheren Umebung der Station gesehen zu haben... aber ist ja auch egal... Nach der Heimfahrt auf türkisen Plastiksitzen war der Tag dann auch bald vorbei.

Für den Sonntag stand dann der vorweihnachtliche Großputz auf dem Plan. Ganz nach "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen" machte ich mich, nachdem die Wohnung wieder glänzte und staubfrei war, an meine Hausaufgaben. Auch das war bald erledigt und wir machten uns mit der Mission "Weihnachtsstimmung" auf den Weg zum Riesen-Department-Store SOGO. Gerüchten zufolge sollte der SOGO immer zu Weihnachten geschmückt werden... und wir wurden nicht enttäuscht! Zwar blinkte und glitzerte alles ein wenig schriller als daheim, aber mannsgroße Zimtstangen mit Gesicht konnten mich dann doch wieder mit der in Regenbogenfarben funkelnden Deko versöhnen. ;)

Zu guter letzt gingen wir beide dann aber doch auf Nummer Sicher und schlenderten entspannt zum nächsten Starbucks. Ich glaube wenn man, egal wo auf der Welt man sich gerade befindet, eine kleine "Blase mit echtem Weihnachten" finden will, dann ist Starbucks der richtige Anlaufpunkt. Und das Beste... Während ich mich in Deutschland weigern würde horrendes Geld für die legendäre Starbucks-Röstung auszugeben (Sie werben damit welche Maschine sie zum Rösten benutzen und nicht etwa welche Bohnen???!) lockt der Sterntaler hier mit authentischer Weihnachtsmusik und -deko... und wenn man sich dann noch ein Stück Pecanusskuchen mit Zimt dazu bestellt... dann hat Starbucks zumindest hier jede Daseinsberechtigung!
..achja... Yasmine hält übrigens den Starbucks-Weihnachtssoundtrack in ihren Händen... mit ihrem heißen Nuss-Cappuchino haben die mir auch noch den aus dem Kreuz geleihert... aber mit alten amerikanischen Klassikern und neuen Interpretationen durch Goldfrapp oder ähnliche Künstler ist das ganze für 8 Euro auch ein fairer Deal gewesen! (Zumindest versuche ich mir das einzureden...)

So...genug der Weihnachtsstimmung! Mit diesem Eintrag will ich erstmal in mein Wochenende starten und hoffe einfach mal an den beiden folgenden S-Tagen noch einen nachlegen zu können. Bis dahin!