Achja... es ist schon wieder Sonntag und ich bin extra früh aufgestanden. Yasmine schläft noch, draußen sieht es schon wieder entsetzlich heiß aus und ich... ich sitze hier und bin fleißig. Aber ich schreibe nicht nur Blog, nein, ich habe auch schon ein wenig Chinesisch-Hausaufgaben gemacht. Aber ich komme auch schon auf das, auf was ihr alle gewartet habt... den Mittwoch, 10. Sept. 2008.
Die Uni, nur ganz kurz. Von 10.00 bis 12.00 Uhr war ich in unserer kleinen Bibliothek, aber bevor ich eintreten konnte musste ich zum ersten Mal erleben, wie es ist sich vor einer Bibliothek anzustellen. Das habe ich im AAI in Hamburg noch nie erlebt :) Aber ich habe am Ende sage und schreibe den vorvorletzten Platz bekommen. Die nach mir durften es sich auf Fensterbänken und Regalbrettern gemütlich machen. Von 12-14 Uhr habe ich immer meiner Mittagspause. Yasmines Kurs geht von 10-12 Uhr und somit gehen wir eigentlich immer gemeinsam Essen. Mal mit anderen aus unseren Kursen, mal alleine. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wo genau wir an diesem Tag gegessen haben, aber ich tippe mal auf den Nachtmarkt nahe der Uni... mit dem sind wir noch lange nicht fertig. Danach ging es dann auch gleich zum Unterricht. Mit meinem neuen Kurs bin ich nach wie vor sehr zufrieden. Der Schwerpunkt liegt auf dem Reden und die Gespräche und Frage-Antwort-Spiele fordern mein Vokabular heraus. Zuhause müssen wir immer Geschichten oder ähnliches schreiben und am nächsten Tag vorlesen. Da übt man dann auch genügend das Schreiben.
Nach dem Unterricht ging es auch wieder direkt nach Hause. Heute wollten wir eine Post suchen um die Geburtstagspost für unsere Mütter einzustecken. Aber nichts da... Zuerst waren wir noch tapfer und suchten in der sengenden Hitze auf eigene Faust unser Viertel ab... aber es war keine in Sicht. Danach fragten wir herum, aber wir bekamen nur fragenden Gesichter zu sehen. Soviel dazu. Nach dieser erfolglosen Suche wollten wir einen zusätzlichen Ventilator kaufen und da wir schon die Erfahrung gemacht hatten, dass die japansichen Elektronikketten bei uns in der Nähe alle etwas teurer waren, machten wir uns wieder auf den Weg in unser altes Wohnviertel bei Ouma und besuchten unseren liebgewordenen Riesensupermarkt. Aber selbst dort verließ uns das Glück. Die Postfilialen hatten, wie uns ein netter Passant mitteilte, sicherheitshalber mittlerweile alle schon zu und auch der Supermarkt enttäuschte uns. Nach der Ventilator-Sonderaktion, bei der wir unseren ersten Ventilator erstanden hatten, war die Auswahl doch ein wenig kleiner geworden und der einzige Ventilator der preislich angemessen erschien war nur noch in pastell-lila zu haben. Ich stand noch eine kurze Weile vor einer etwas teureren formschönen Ventilationssäule (oder wie auch immer sowas heißt), aber Yasmine brachte mich dann doch davon ab sie mitzunehmen.
Nur um mich im vornherein zu entschuldigen... ich habe zu diesem Tag kein Foto... aber ab Freitag wird es wieder besser.
Weiter gings nach Ximending... das sollte ja mittlerweile allen ein Begriff sein! Hier musste es doch einen Ventilator geben. Ich wollte mich gerade mit Yasmine absprechen, wie wir uns verteilen und wer in welcher Richtung sucht, da stand sie auch schon mit glitzernden Augen vor einem Friseur und hatte bestenfalls noch heißen Wind vom Fön im Kopf, aber keine Ventilator. Ich willigte schmunzelnd ein und überließ Yasmine den sehr interessierten Friseurinnen und machte mich selber auf den Weg einen Ventilator zu finden. Da nur eine halbe Stunden zu Spitzen-Schneiden angesetzt war beeilte ich mich und kehrte somit auch pünktlich nach einer halben Stunde zurück... ohne Ventilator, aber dafür ein wenig nass vom andauernden Fadenregen. Die Friseurin hatte ihr offenbar mit einer Seelenruhe erstmal eine viertelstündige Kopfmassage verpasst und setzte nun gerade die Schere an... also war nach wenigen Minuten und mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen wieder draußen im Regen. Ximending scheint nicht das beste Viertel für Ventilatoren zu sein, aber immerhin fand ich dieses Mal ganze Straßenzüge, die sich einem Artikel widmeten... Kameras z.B. oder auf HiFi-Anlagen... ich durchquerte alle diese Straßen und war einerseits begeistert von der Auswahl und Vielfalt, andererseits resigniert immernoch keinen einzigen Ventilator gesehen zu haben, es sei denn er hing kopfüber an der Decke eines Ladens... Der Regen hatte sich mittlerweile zu einem wahren Tropen-Pladder-Regen ausgeweitet und ich schritt wiederhin pünktlich und noch ein wenig nasser die Treppen zum Friseursalon nach oben. Zu diesem Zeitpunkt wurde gerade ein Glätteisen durch Yasmines Haare gezogen und Yasmine war bemüht mir schnell zu erklären, dass das umsonst sei... sonst hätte sie es nicht genommen. Aufgrund des Regens setze ich mich noch die letzten zehn Minuten ihrer Haarbehandlung auf einen der vielen Kunstledersessel und tauschte wissende Blicke mit den anderen anwesenden Herren aus.
Wieder zuhause angekommen war es auch schon wieder nicht schlecht spät und wir schafften gerade noch die andere Hälfte unseres gestern angefangenen Films...
Donnerstag:
...muss wegen einer Menge Hausaufgaben und Uni und daraus resultierender Sommerloch-Qualität leider ausfallen.
Freitag:
Der liebe Freitag ist nicht viel spannender als das er das Wochenende ankündigt. Allerdings: Yasmine und ich hatten zwar schon vorher in den Nachrichten mitbekommen, dass sich ein sehr großer Taifun Taiwan nähert und plant direkt über uns hinweg zu ziehen, aber jetzt sollten wir nochmal richtig eingeseift werden. Glücklicherweise waren wir zum Anlass des Mondfestes Freitag, Samstag und Sonntag zu drei verschiedenen Familien zu drei verschiedenen BBQ-Abenden eingeladen. Die ersten hatten sich schon am Donnerstag gemeldet und angedeutet, dass es schwierig werden könnte. In das selbe Horn musste nun natürlich auch mein Lehrer an diesem schönen Freitag stoßen. Ich war zwar nicht bei ihm zum Grillen eingeladen, aber er brachte uns allen heute morgen einen DIN A3 Zettel mit einem kopierten Zeitungsartikel mit... Anhand des großen Bildes auf der rechten Seite und der kleinen Wettervoraussicht daneben war klar wie es in den nächsten Tagen um unsere BBQ-Abende bestellt war. Er gab uns noch ein paar gute Ratschläge mit auf den Weg: Geht nicht raus! Macht Hamsterkäufe! Seid so und so vorsichtig! Das ganze wiederholte er dann während des Unterrichts beunruhigend oft, so dass ich mich wirklich auf einen großen Sturm mit rumfliegenden Palmen freuen musste.
An diesem Abend gegen 23:00 Uhr sollte der Taifun unsere kleine Insel am Ostrand oben erwischen. Davon war in Taipei außer ein wenig schlechtem Wetter noch nichts zu merken und Yasmine und ich gingen auch noch ganz gemütlich essen. Wir waren mal wieder in unserem Restaurant gegenüber. Mittlerweile hatten wir auch schon eine Bonuskarte bekommen auf der wir kleine Stempelchen sammeln konnten. Heute nahm ich mal keinen von diesen köstlichen Teigfladen mit Gemüse und Fleisch sondern gönnte mir heute Abend mal ein Menü mit Reis, Gemüse und Hühnchen. Ein Markenzeichen dieses kleinen Restaurants ist es unter anderem, dass sie die gute Angewohnheit haben ihr Fleisch und ihre Soßen nicht in Mononatriumglutamat zu ertränken und so schmeckte mein Essen wirklich köstlich und ich war mir sicher, dass ich den Taifun zumindest bis morgen zum Frühstück sicher bei uns zuhause überleben könnte! :)
Achja... das Grillen für Freitagabend war auch noch zwischendurch abgesagt worden...
Samstag:
Wir waren schon mitten im Taifun... aber ich wurde nicht etwa durch herumfliegende Äste, die an unser Fenster peitschten geweckt, sondern nur durch Yasmines ordinären Handy-Weckton. Na toll... "Unsere Wohnung scheint schon enorm gut schallisoliert zu sein", dachte ich und zog den kleinen Vorhang beiseite um ein wenig Elend zu gucken. ABER: Ich sah keine Palmen in der Luft, keine Blumenkästen krachend auf den Fußweg knallen, nichtmal die wenigen Bäume und Pflanzen, die ich von meinem Beobachtungsposten aus sehen konnte bogen sich im Wind... Ok, es war bedeckt und es regnete ein wenig, aber noch nichtmal doll. Um es kurz zu machen: Ich war enttäuscht!
Von Langeweile gepeinigt schlurfte ich die Treppe runter ins Bad und machte dort frustriert das Fenster wieder auf, das wir gestern Abend extra noch zu gemacht hatten, falls der gewaltige Sturm das Wasser in jede Ritze drücken würde...
Gott sei Dank hatten wir uns überreichlich mit Lebensmitteln eingedeckt und so bereiteten wir uns ein frugales Frühstück und lauschten den Nachrichtensprechern im Fernsehen, die mit Actionmusik unterlegt die Dramen des Taifuns schilderten. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass die Bilder von den Küstengebieten schon etwas angsteinflößender waren als das laue Lüftchen das hier in Taipei versuchte uns Respekt abzuringen. Da konnte man eingestürzte Brücken angucken und Polizisten die hysterisch in ihre Trillerpfeifen pusteten um Menschen aus den von Erdrutschen gefährdeten Regionen herauszutrillern... Ganz im Gegensatz dazu: Taipei! Der Samstag hatte wirklich nicht viel spannendes zu bieten. Das einzige was meine Mundwinkel aus der Reserve locken konnte war das sanfte Leuchten des Wasserkochers, das den baldigen Genuss von Instantnudel ankündigte und dass wir mit Regenjacken bewaffnet abends DAS HAUS VERLIESSEN um uns das "norddeutsche Herbstwetter" mal von nahem anzusehen und natürlich um uns beim naheliegenden Second-Hand-DVD-Händler mit neuen Filmen einzudecken.
Selbstverständlich wurde das Grillen für heute auch abgesagt!
Was blieb uns anderes übrig... nichtmal Freunde und Bekannte mit Auto wollten uns besuchen und wir waren uns natürlich auch zu schade uns nass zu machen. Also blieben wir zuhause! Nass machte ich mich nur weil ich noch in den Sportraum ging und während Yasmine das Ergometer maltretierte legte ich in 30 min jetzt immerhin schon 3,1km auf dem Laufband zurück. Dann lernte ich noch für den nächsten Test am Montag (Wir schreiben jeden Montag einen Test von 60 min) und den Abend verbrachten wir mit einem unserer neuen Filme ("After the sunset" mit Pierce Brosnan).
Sooo... zum spannenden Sonntag lasse ich mich das nächste Mal aus. Jetzt ist es auch schon wieder Abendbrotszeit, denn ich habe mir diesen Post doch noch ein wenig über den Tag verteilt... Schließlich ist ja auch schon wieder Sonntag und ich musste ja auch noch ein wenig lernen.
Also... viel Spaß mit diesem nicht sehr reichlich bebilderten Eintrag!
3 Kommentare:
Moin, moin aus der schönsten Stadt der Welt! :)
Zum Lesen reicht es nicht, aber immerhin überfliege ich deinen Blog von Zeit zu Zeit. Wünsche auf jeden Fall noch vieeel Spaß, klingt ja alles mega spannend!
PS: Bist *natürlich* wieder Beisitzer im Verein ;)
Du bist doch nur neidisch, weil du keine kostenlose Kopfmassage bekommen hast :-P
Ich sollte öfter zum Friseur gehen...
Es wird Zeit, dass ich mich nach Taiwan aufmache. So eine Kopfmassage würde meinem Gehirn auch gut tun. Kann man sich dabei auch gleich die chinesische Sprache reinmassieren lassen?????
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