Samstag, 20. September 2008

Die Uni hat angefangen!

...aber bevor ich anfange will ich noch erwähnen, dass ich eine wichtige Umfrage hier rechts -> online gestellt habe! Bitte mitmachen! :)

Ja... nun komme ich auch endlich zu den Gründen aus denen ich mittlerweile schon so weit hinterherhänge. Wie der Überschrift unschwer zu entnehmen ist hat die Uni für mich wieder angefangen... und das völlig ungerechterweise weit vor dem Uni-Start in Hamburg. Naja, aber wir wissen ja alle: Wir haben keine (Semester-)Ferien sondern nur eine vorlesungsfreie Zeit!

Ganz der Sinologe, der bekanntlich ja immer im Dienst ist, habe ich auch schon herausgefunden wie Gao Yu 高雩 geschrieben wird, sprich, welche Schriftzeichen verwendet werden. Das erste heißt "Groß" und ist der Familienname. Und das Yu ist ihr Vorname und sollte nach ihrer Aussage eigentlich ein altes Zeichen Regenbogen sein, aber mein Wörterbuch sagt dazu nur: "ancient sacrificial ceremony performed to pray for rain". Naja... wenn man im Sommer Regen hat... dann gibt es schließlich einen Regenbogen! :)

Soviel dazu... und nun zu meiner weiteren Vorgehensweise. Ich habe mir vorgenommen die Uni-Wochen mangels vieler spannender Vorkommnisse ein wenig zu stauchen. Sollte an bestimmten Tagen etwas Tolles oder Erwähnenswertes passiert sein, werde ich das hier natürlich nicht aussparen. Mal sehen wie das mit den guten Vorsätzen hier klappt.

Soviel kann ich schon verraten... die ersten Tage waren noch etwas ereignisreicher... ;)

Montag:

Nicht zum ersten Mal hieß es: Früh aufstehen! ...aber zum ersten Mal mit der Gewissheit, dass es demnächst öfter passieren könnte! So machten wir uns unser Vollkorntoast, packten unsere Sachen und schlichen zu unseren Fahrstuhl. Nur knappe 10-15 min Fußweg später standen wir schon vor unseren Unterrichtsgebäude. Wir waren extra ein wenig früher gekommen, weil ich ja noch meinen Kurs wechseln wollte... nein... weil ich es nochmal versuchen wollte meinen Kurs zu wechseln bevor ich drinsitze. Die verkniffene Dame aus dem Büro hielt aber wieder einmal nur ihre Regeln und Vorschriften hoch und ließ mich mit der Info gehen: Nicht vor Mittwoch! Danke!

Da ich nur 11 Fehlstunden im Monat haben darf, kam es für mich leider nicht in Frage die Unterrichtseinheit zu schmeißen und saß ich wenig später mit sieben anderen Studenten zusammen in einem kleinen Unterrichtsraum. Die Lehrerin Frau Ding, die wenig später dazu kam war sehr nett, war aber nur die Vertretung für die andere Lehrerin, die noch eine Woche lang " wichtige familiäre Angelegenheiten" zu erledigen hatte. Zu Beginn sollten wir alle erzählen, wie lange wir denn schon Chinesisch lernen und als ich mit meinen drei Jahren hinter dem Berg hervor kam, guckte meine Lehrerin nur etwas komisch und fragte was ich dann hier suchen würde?! Sie hat wirklich eine sehr direkte und erfrischende Art. So kam es auch, dass wir darüber berichten mussten, was wir denn hier in Taiwan schon interessantes gegessen hätten. Ich erzählte von meiner sonntäglichen Begegnung mit dem Stinke-Tofu, worauf sie ihren Stuhl nahm, ein Stückchen von mir wegrückte und so etwas sagte wie: "Ich hab es doch gleich gerochen..." Insgesamt ein sehr spaßiger Unterricht und das gesprochene Chinesisch ging erstaunlich weit über das hinaus, was im Buch zu finden war.... also war es garnicht mal so langweilig für mich und ich konnte schon langsam wieder in die Langzeichen reinriechen! Als wichtige Information gab mir meine Lehrerin noch mit, dass man schon am Dienstag seine Kurse wechseln kann... ganz im Gegensatz zu dem was mir in dem offiziellen Büro erzählt wurde. Woher kenne ich das nur?! :)

Nach dem Unterricht habe ich mich immerhin noch 1 1/2 Stunden in unsere kleine Bibliothek gesetzt und Langzeichen wiederholt, bevor ich mich mit Yasmine zum Mittagessen getroffen habe. Aber nicht ohne mich darüber zu ärgern, dass man auf seinem Zeitkonto nur ganze Stunden sammeln kann... also bekam ich nur eine Stunde angerechnet! :)

Zum Mittagessen ging es auf den anliegenden Nachtmarkt, der ganz im Sinne der tausenden Studenten hier eigentlich den ganzen Tag geöffnet hatte. Und unser Chinesischlehrer in Hamburg hatte nicht gelogen als er uns beiden erzählt hatte, dass es rund um die Uni um die 2000 Restaurants geben würde. Bei der Auswahl war ein kleines nettes schnell gefunden und für zusammen umgerechnet drei Euro wurden wir beide satt! Nach ein wenig weiterführender Erkundung des Marktes machten wir uns auch schon wieder auf den Heimweg und der Tag fand bald ein Ende.

Dienstag:

Gähn... der erste Unitag forderte seinen Tribut, aber wir kamen trotzdem pünktlich aus den Federn. Yasmine hatte ja sowieso erst später Unterricht und wollte heute vormittag noch ein paar Formalitäten bei der National Taiwan Immigration Agency erledigen. Ich hingegen musste zum Unterricht. Um unseren zweiten Tag Uni aber vorher noch gebührend zu feiern (und weil unser Toast alle war) gönnten wir uns ein Frühstück bei Starbucks... was gefährlicherweise mitten auf dem Weg zu Uni und zu Bahnstation liegt. Seit langem konnte sich mein Gaumen mal wieder an richtigem Kaffee mit richtiger Milch laben und dazu gab es ein Sandwich mit großen geräucherten Schweinefleischstückchen. Insgesamt ein Frühstück an das man sich gewöhnen könnte, wenn es mit drei Euro pro Person nicht glatt doppelt so teuer wäre wie ein Mittagessen auf dem Nachtmarkt. Natürlich kann ich es nicht sein lassen für alle deutschen Starbucks- oder Café-Freunde ein wenig Häme zu streuen... denn es ist immernoch nur knapp ein Drittel des deutschen Preises!

Nach diesem erstrebenswerten Frühstück ging es für mich auch gleich weiter zur Uni... heute war Kurswecheltag... zumindest für mich! Das Büro hatte seine falschen Informationen offenbar gut gestreut und so stand der Karton mit den Wechselformularen noch nahezu jungfreulich auf dem Flur vor dem Büro und ich bediente mich mit einer gewissen Genugtuung. Mit dem glückverheißenden DIN A4 Zettel wanderte ich dann auch gleich frohen Mutes zu meinem Unterrichtsraum und aus lauter Übermut, aber zur Freude meiner Lehrerin machte ich die Stunde gleich noch mit. Nach knapp zwei Stunden, einigen Lachern und einem von mir live & a capella performten "Bruder Jakob" füllte sie mir dann, nachdem ich ihr meine ganze Geschichte erzählt hatte, kopfschüttelnd mein Formular aus und verabschiedete mich herzlich.

Für den heutigen Tag hatte ich mir allerdings noch mehr vorgenommen und so gesellte ich mich zu dem Kurs, in dem man angeblich das taiwanische Umschriftsystem 註音符號 lernen sollte. P1000640

Aber vorher wollte ich noch ein paar Fotos machen um meinen Lesern zu zeigen, wie unsere Uni aussieht. Also... bitte sehr! Das ganz unten (der 7. Stock) ist die Bibliothek und darüber befinden sich bis zum 9. Stock nur Unterrichtsräume... darüber vielleicht auch noch, aber so weit nach oben bin ich noch nie gekommen. :)

Wie gesagt... ich wollte noch zu dem Kurs und zum einen das taiwanische Umschriftensystem näher gebracht bekommen und auf der anderen Seite natürlich auch noch zwei Stunden auf meinem Stundenkonto leuchten sehen! Aber wie wurde ich enttäuscht! Ich weiß nicht wie genau man bei diesem Kurs das System lernen soll... aber ich beschreibe es einfach mal.

Der Kurs fand in dem großen Auditorium statt. Dort drängten sich (ich schätze) etwas über 500 Studenten rein und vorne auf der Bühne stand eine Frau mittleren Alters mit einem Mikrofon und einem unpassend durchweg kreischgelben Kleid. Nun wurden per Beamer lauter interessante Laute in der chinesischen Umschrift Pinyin (die ich kenne) und der taiwanischen an die Wand geworfen und der gelbe Kanarienvogel auf der Bühne machte passend zu den angezeigten Lauten "aaa", "bei", "pei" und erklärte in für Anfänger viel zu schwierigem und schnellem Chinesisch wie man bei den verschiedenen Lauten seine Zunge halten oder seinen Mund spitzen sollte... auch ich konnte nur anhand der Bilder ihren Ausführungen folgen. Nur aus Trotz blieb ich die zwei Stunden sitzen, lernte Vokabeln und holte mir am Ausgang danach meinen Stempel, aber nicht ohne zu beschließen es mir selber beizubringen, allein schon damit ich mit meinem neuen taiwanischen Handy chinesische SMS tippen kann.

Nach diesem etwas unnützen Ausflug in den 5. Stock ging es jetzt wieder hoch in den 9. Stock... ohne Fahrstuhl, denn wenn man ihn benutzen wollen würde müsste man einfach mal 10 Minuten früher losgehen. Es ist vor den Fahrstühlen meistens viel zu voll und obendrein bewegen sich selbige mit einer berstenden Langsamkeit durch die Stockwerke. Also... rein in meinen neuen Kurs. Zuerst war der Lehrer noch nicht da und ich nutzte die Verwirrung um mein Erscheinen und fragte ob es hier noch freie Plätze gäbe. Und, oh frohlocket, es waren noch mehrere Plätze da... also machte ich es mir gemütlich und wartete auf meinen neuen Lehrer Herrn Song. Mein neuer Lehrer war auch sehr nett... ich schätze ihn mal auf knapp 60, er hat grau melierte Haare und ist ziemlich klein. Außerdem macht er gerne kleine Witze und versteht meine nicht oder immer falsch... aber er lacht trotzdem! Nach weiteren zwei Stunden Test-Unterricht war mein neuer Lehrer davon überzeugt, dass ich in seinen Kurs passen würde und auch ich war mit Niveau und Ausrichtung des Unterrichts mehr als zufrieden. Also bekam ich auf meinen gekritzelt ausgefüllten Papierbogen endlich die ersehnte Unterschrift. Mit einer von Stolz geschwellten Brust tappte ich danach wieder herunter in den 5. und legte meinen Zettel salopp und nicht ohne eine gehörige Portion Selbstzufriedenheit auf den soviel besuchten Arbeitsplatz 6. In meinen Kopf dachte ich mir nur: "Hier habt ihr den Wisch!" und "Das hättet ihr auch gleich haben können.". In Wirklichkeit aber bedankte ich mich höflich für den erfolgreichen Wechsel der mir ermöglicht wurde und verließ fröhlich lächelnd den Raum.

P1000614Nach diesen geballten sechs Stunden Chinesisch war ich dann doch ziemlich müde und zuhause angekommen wollte ich mich nur noch auf unser viel zu weiches Sofa werfen, aber draußen krachte und donnerte es doch zu gewaltig... aber nicht etwa wegen einem Gewitter sondern wegen einigen feierlichen Umzügen die exakt durch unsere kleine Straße zogen und dabei mit allen möglichen InstrumentenP1000615 aber insbesondere mit gigantischen Böllerketten einen enormen Krach veranstalteten, so dass man sein eigenes Wort nicht verstand. Auch wenn ich bis jetzt noch nicht den Grund weiß, aber mal annehme dass es das nahende Mondfest war, ging ich herunter und fotografierte ein paar interessante Kostüme und Wagen.

Danach war ich eher noch müder als vorher und nach einem kleinen Abendessen schafften wir beide noch exakt einen halben Film bevor wir in unseren Kissen versanken.

In dem Sinne... Gute Nacht!

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