Montag, 8. September 2008

Die letzte Woche in Freiheit beginnt...

So... ab jetzt wird es traurig... also nicht wundern wenn Tropfen auf dem Bildschirm auftauchen. Da ich vorher nicht mit großer Regelmäßigkeit an meinem Blog gearbeitet habe, habe ich nun das harte Los gezogen aus dem Uni-Leben heraus über meine letzte freie Woche zu berichten. Aber tapfer wie ich bin... ich habe mich rangesetzt. Also... los gehts:

Ganz im Sinne der "letzten Woche in Freiheit" haben wir den Montag genutzt um fast nichts zu tun. Wir sind zwar nicht wirklich spät aufgestanden, trotzdem haben wir es geschafft das Frühtück mit einer Kanne gutem chinesischen grünen Tee (德傅滇綠茶) bis 15:00 Uhr nachmittags zu strecken. Hinter vorgehaltener Hand und im Flüsterton kamen wir dann auch wieder an einem unbeliebten Thema nicht vorbei: Die Stromrechnung. Wie ein Damoklesschwert hängt diese blöde Rechnung über unseren Köpfen, und da sie einem erst nach zwei Monaten das erste Mal zugestellt wird, können wir uns die ganze Zeit nicht sicher sein, ob das Roßhaar nach besagten zwei Monaten droht zu reißen! Aber genug von billigen Vergleichen mit griechischer Mythologie... kommen wir zu den technischen Details. Yasmine und ich probierten daraufhin aus Strom zu sparen. Und tatsächlich... nach weiteren Langzeitstudien in den nächsten Tagen stellten wir fest: Ohne Klimaanlage und MIT Ventilator kann man es tatsächlich einige Stunden aushalten... wenn man nur am PC sitzt sowieso. Allerdings wenn man versucht die Wohnung zu wischen oder andere körperliche Aktivitäten zu vollziehen ist man mit dem verschwitzten Zeigefinger doch schnell wieder auf dem kleinen grünen Knopf der Klimaanlagenfernbedienung.
Während Yasmine dann noch ein wenig auf der Gitarre übte, plante ich den Rest unseres Tages in Gedanken vor. Und so fuhren wir wenig später ab, in Richtung GuangHua Digital Plaza. Von dieser Wunderwelt der Technikartikel habe ich meines Erachtens schon einmal berichtet, an diesem Tag sind wir allerdings nicht zum Bummeln sondern mit einem direkten Ziel hier angekommen. Wir wollten einen DVD-Player kaufen. Vorher hatten wir allerdings auch schon bei unserem Lieblingssupermarkt den Preisvergleich angestrebt und so gingen wir nach einer halben Stunde wieder raus. Da das Wetter angenehm "kühl" war (es hatte gerade noch gegossen) beschlossen wir einen kleinen Spaziergang zu machen... nein es war anders. Wir waren unfähig in dem Gewirr von Busschildern den richtigen zu finden, der uns zum Supermarkt bringen sollte, aber als wir dann feststellten, dass es nicht weit sein kann, beschlossen wir aufgrund der eben erwähnten Wetterbedingungen doch mal zu laufen.
Dort angekommen kauften wir uns einen tollen DVD-Player mit dem wir sowohl unsere Uni-Lern-Mp3-CDs als auch chinesische Fernsehserien auf VideoCD angucken können. Nach so einem tollen Fang in unserem Einkaufskorb, waren wir in so einer Hochstimmung, dass wir gleich beschlossen heute zum ersten Mal selbst zu kochen und zwar italienisch! Die Zutaten waren in diesem Riesensupermarkt nicht schnell zu finden, aber schließlich schafften wir es und hofften, dass die frischen Zutaten die etwa halbstündige Rückfahrt überstehen würden. Das taten sie auch und so konnte ich mir voller Vorfreude beim Schinkenschneiden mit meinem neuen Hackmesser ein gutes Viertel meines Daumennagels chirurgisch entfernen (...nein, ich habe kein Foto gemacht). Dank meiner letzen Hansaplastreserven konnte das Blut schnell gestoppt werden und es überwog die Freude ein wirklich verdammt scharfes Messer in der Schublade zu haben.
Dank der nicht 100%tig richtigen Zutaten schmeckte das Essen nicht unbedingt italienisch, aber immerhin lecker... und so endete auch schon der faule Montag...

Der Dienstag sollte dann schon wieder weit mehr zu bieten haben. Denn selbst nach dem leckeren Essen waren wir Montagabend nicht ganz untätig und haben unseren nächsten Ausflug nach Beitou beschlossen. Also schwangen wir uns nach dem Frühstück in die MRT und fuhren Richtung Norden. Der Ort Beitou ist mit der MRT etwa 15 min vor Danshui im Norden von Taipei und ist berühmt für seine heißen Quellen mit Wassern verschiedenster Inhalte. Nachdem wir den Zielbahnhof erreicht hatten, waren wir in einer netten kleinen Stadt angekommen, die sich gemütlich an die umliegenden Berge schmiegte und wir waren von Japanern umstellt. Mit uns waren zwei japanische Reisegruppen angekommen die mit tragbaren Lautsprechern mit quäkenden Tönen anscheinend versuchten ihren Reisegästen wertvolle Informationen zu vermitteln. Yasmines und mein Plan war es als erstes das alte japanische Badehaus zu besichtigen, in dem heutzutage ein Museum über die heißen Quellen in Beitou hausiert. Aber nachdem wir die uns beständig folgenden japanischen Lautsprecher abgehängt hatten, kamen wir auf die Idee, dass diese witzigen kleinen Menschen mit Kameras und bunten Fähnchen vielleicht denselben Plan hatten und so beschlossen wir unseren Vorsprung aufzugeben und in einem Starbucks ein wenig Zeit vergehen zu lassen, gerade so lange bis die japanische Invasion vorüber war. Und unsere Eingebung sollte sich bewahrheiten, denn gerade als die amerikanischen Kaffespezialitäten ihren Platz auf unserem kleinen Kaffeetisch fanden, konnten wir von gemütlichen Kunstledersesseln aus die fröhlich im Wind flatternden Reiseführerfähnchen an uns vorbei ziehen sehen.
Nach diesem herrlich entspannten Zwischenstopp war es eine wahre Freude ein fast verschlafen wirkendes Städtchen mit einer wirklich topmodernen Bibliothek und besagtem Badehaus zu besichtigen.
Quasi in der Stadt erklommen wir dann auch noch einen Berg... und schon der Aufstieg war ein Erlebnis. Zum einen war das Klima durch die heißen Quellen so heiß und schwül wie ich es noch nicht erlebt hatte und dementsprechend anstrengend war auch der Aufstieg, aber schon der dampfende Rinnstein am Straßenrand kündigte Großes an. Von einem breiten Fußweg aus hatte man ein wirklich beeindruckenden Blick auf ein Becken voller dampfenden und heißen Wasser. Der leichte Schwefelgeruch machte den Eindruck auch gleich noch ein wenig intensiver. Ich hatte danach noch nicht genug von heißen Quellen und wollte auch noch gerne das sogenannte Hell-Valley besuchen. Yasmine war nicht mehr ganz so lustig, aber ließ sich überreden. Dank der schlecht sichtbaren dunkelbraun gekachelten Steinstelen, die eigentlich Auskunft über den Weg geben sollten, verliefen wir uns in den Hügel von Beitou auf kleinen einsamen Sträßchen und fingen schon an uns mit freilaufenden Hunden anzufreunden, da fanden wir Gott sei Dank wieder eine der Glück verheißenden braunen Klötze und konnten schließlich doch noch einen Bus besteigen, denn wir hatten festgestellt, dass es doch noch über zwei Kilometer weiter gewesen wäre. Das Hell Valley sollte uns dann auch wirklich eine beeindruckende Szenerie bieten. Leider konnte ich mir bis zum schnell darauf folgenden Abstieg nicht einig werden was beeindruckender war.... der grandiose Ausblick auf eine See umringt von dampfenden und gelbes Wasser spuckenden Löchern oder der schier unerträglich starke Schwefelgeruch, der einem im wahrsten Sinne des Wortes den Atem verschlug.
Der Abstieg sollte sich dann wiederhin zu etwa einem Drittel ähnlich unentspannt wie der Aufstieg gestalten... denn auch nachdem wir schweigsame 35 Minuten an der Bushaltestelle gewartet hatten und drei angezeigte Busse nicht gekommen waren, starteten wir abermals zu Fuß. Zum Glück erbarmte sich dann doch irgendwann eine gelbe Toyota-Taxe uns aufzusammeln und so fuhren direkt durch bis zum Bahnhof. Dort bummelten wir dann noch ein wenig durch die Stadt bevor wir im Dunkeln den Rückweg antraten.

Und somit würde ich normalerweise weiter zum Mittwoch schreiten... aber mein Magen knurrt und dank der gerade gestarteten Uni darf es jetzt auch nicht immer so spät werden.... kurz un bündig... wir gehen jetzt einen Happen Essen und danach geht es auch bald ins Bett.

In dem Sinne... Mahlzeit und Gute Nacht
Clemens

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das war ja mal wieder sehr erfrischend aufgeschrieben. Ich musste andauernd schmuzeln, weil man es sich wirklich bildlich vorstellen kann. Vielen Dank!
Schöne Grüße Christoph

alex hat gesagt…

Sehr schön! Mirjam hat sich auch nen Fingernagel mit dem Deutschen V-Hobel (tm) teilentfernt.

Schöne Grüße,
Alex