Naja... ganz so schlimm ist es zwar noch nicht... aber die Uni fordert doch mehr Aufmerksamkeit von mir als mir lieb ist... ich würde doch gerne mehr Blog schreiben oder Ausflüge machen... aber hey... ich lerne auch viel und polier meine Langzeichenkenntnisse erheblich auf! Und das ist ja nicht zuletzt schlecht für meine Hausarbeit, die ich hier noch schreiben will!
Aber weiter im Text: Ich war beim Mittwoch stehengeblieben und da soll es jetzt auch weitergehen...
Der Mittwochvormittag war wirklich ziemlich unspektakulär. Yasmine und ich haben uns mal wieder ein bisschen gehen lassen und sind erst gegen 12:00Uhr aus der Tür gekommen. Dann hatten wir uns für diesen Tag auch nicht viel mehr vorgenommen als Ximending (das größte Einkaufs- und Vergnügungsviertel) mal genauer zu erkunden. Denn auch dort gibt es sehr viele kleine und interessante Gassen abseits der großen Einkaufsstraßen, die fast ein bisschen zu sehr an Deutschland erinnern! :)
Das taten wir dann auch und ganz nach Yasmines Wünschen fanden wir uns bald in einem dieser japanischen Fotoläden wieder. Wer es nicht kennt... das muss man sich so vorstellen: Das ist ein Laden mit relativ kleiner Stellfläche, vollgestellt mit japanischen Fotoautomaten, in denen man Fotos von sich machen lassen kann und dann nachträglich an einem Touchscreen mit glitzernden Sternen und Herzen verzieren kann. Das ganze war dann doch spaßiger als ich anfänglich angenommen hatte... nur die ausschließlich japanische Bedienung machte uns ein Foto zur Nichte... das erste! ;) Ich würde das eine oder andere Foto auch zu gerne auf meinen Blog stellen... aber ich habe hier ja leider keinen Scanner!
In der Nähe des Ximen-Bahnhofs gönnten Yasmine uns noch ein wenig japanisches Essen und wir fanden noch einen Laden wieder, den Yasmine schon von ihrem vorherigen Aufenthalt in Taiwan kannte. Den Namen habe ich jetzt leider nicht parat... aber man kann ihn durchaus mit Karstadt vergleichen... nur durcheinander, größer und billiger! Dort konnte ich mir dann auch endlich noch ein paar Handtücher, Waschlappen und praktische Vokabelkartenringe kaufen. An der Kasse konnte ich dann noch ein tolles System zur Preisbestimmung bewundern.
Yasmine hatte drei Plastikordner gekauft und oben im 4ten Stock war angezeigt gewesen, dass, wenn man drei kauft, alle zusammen weniger kosten... wie auch immer... diese Handhabe schien der Kasse und der Kassierin nicht bekannt zu sein und so mussten wir sie wohl oder übel darauf aufmerksam machen, dass wir weniger bezahlen wollten! Daraufhin nahm sie die drei Ordner und ging mit ihnen weg... wir blieben etwas perplex an der Kasse stehen und konnten beobachten wie sie drei Ordner drei Kassen weiter auf ein hohes Regal legte und nach einem kurzen Telefonat wieder zu uns kam. Yasmine wollte daraufhin natürlich klar machen, dass sie die Ordner trotzdem kaufen wollte... aber da klingelte auch schon das Telefon der Kassierin und sie ging wenige Sekunden später wieder zu dem Regal und holte die Ordner und wir bekamen den Preis!?
Bei näherer Betrachtung wurde auch klar, wie sie das vollbracht hatte. Etwa einen Meter über dem Regal, oder besser gesagt, über dem an die Wand genagelten Brett, hing eine kleine Überwachungskamera. Über selbige konnten dann anscheinend die Leute in der Abteilung sehen von welchem Produkt die Kassierin die Preise erfragen will... tolle Methode... aber wenn man sie nicht kennt verwirrend. Aber kommen wir zu mir... nachdem ich meine Waren bezahlt hatte erfasste die Kassierin ein plötzlicher Anflug von guter Laune und drückte uns beiden noch jeweils ein kleines Geschenk in die Hand. Ich bekam ein kleines lila Bündel in einem Plastikbeutel... zuerst konnte ich damit nichts anfangen.. aber dann habe ich es ausgepackt und meine Begeisterung kannte keine Grenzen mehr! Das war wohl der hässlichste Sonnenhut den ich jemals in der Hand hatte und man konnte ihn dank einem taiwanischen Patent zusammendrehen und so kompakt verpacken. Wenn das nicht ein großartiges Utensiel für das nächste Hurricane-Festival in Deutschland ist!?
Gut... das war dann auch schon der Mittwoch...
...kommen wir zum Donnerstag! Zum Glück können wir Shengjie zu unserem Freundeskreis zählen, so dass dieser Tag mal wieder ein wenig mehr "Taiwan" für uns bereit halten sollte. Eigentlich hatten wir geplant heute mit ihm an den Strand zu fahren, aber nun war er nicht auf seinem Handy zu erreichen... Yasmine und ich warteten bis ca. 14:00 Uhr und beschlossen dann vielleicht einfach alleine zu einem Strand zu fahren der per MRT zu erreichen war. Soweit ne tolle Idee, aber als wir gerade beim 7/11 ein paar Getränke für den Strandtrip kaufen wollten rief Shengjie an. Er zeigte sich ganz verdutzt, wie wir denn auf die tolle Idee mit em Strand gekommen seien... schließlich würde es doch gleich regnen. Wie auf Stichwort grollte der Himmel vielversprechend von oben auf uns herab. Somit war der Strand für heute gestorben, aber Shengjie wäre nicht Shengjie wenn er nicht schon andere Pläne für uns bereit gehalten hätte. Und so kam er wenig später bei uns vor der Tür vorgefahren und es ging in die Außenbezirke von Taipei...
Ich fing schon an zu grübeln... was konnte es in den Außenbezirken geben, was es in Taipei nicht gibt, da setzte Shengjie auch schon zur Erklärung an. Da wir aber beide nicht die Vokabel für "Angeln" kannten dauerte es mal wieder ein wenig länger bis wir begriffen, dass wir gerade Riesengarnelen-Angeln fahren. Eine kleine Autobahnstrecke und eine große Brücke später waren wir in einer etwas unschönen Gegend angekommen. Die Straßen wurden immer winziger und waren gesäumt von barackenähnlichen Industriehallen. Aber was von draußen ziemlich unattraktiv aussah bot drinnen eine ganze Menge Spaß und vor allem köstliche Riesengarnelen. Wie man sie nun genau aus dem Becken kriegt habe ich immernoch nicht verstanden, aber immerhin habe ich eine ganz alleine rausgeholt. Bei dem Rest mussten wir uns auf Shengjies Talent mit der kleinen Angelrute verlassen. (Vegetarier können jetzt nach Bedarf zum nächsten Absatz springen.) Man hat auf jeden Fall eine kleine Angelrute und ein Faden dran, mit zwei kleinen Haken. Der Faden ist etwa so bemessen, dass er auf dem Boden des Beckens langschleift. Danach hängt man kleine Stückchen Hühnerleber an die Haken und lässt die Angel sehr langsam großzügig über dem Becken kreisen. Sobald man merkt das eine Garnele Gefallen an der Leber gefunden hat muss man sie noch ein wenig locken bis sie wirklich zugebissen hat und dann muss man die Angel ziemlich ruckartig hochreißen damit der Haken auch "gut sitzt". Trotzdem hatten wir nach einer Stunde eifrigen Sportangelns (mein Bruder weiß was gemeint ist) nur sechs Stück zusammen. Als wir schon mit leeren Mägen und hungrigen Gesichtern zum hauseigenen Ofen schlendern wollten um unseren Fang zu braten rief uns ein älterer Angler zurück. Er erklärte uns, dass er das hier nur zum Spaß an der Sache macht und seinen Fang garnicht essen will und drückte uns mit einem breiten Grinsen und Lachfalten seinen ganzen Fang von ich weiß nicht wievielen Stunden in die Hand. Jetzt hatten wir mehr als genug und standen wenig später glücklich am Waschbecken und bereiteten unsere Garnelen für den Ofen vor. Shengjie versicherte uns nochmal, dass, wäre er alleine da gewesen, er niemals von den anderen Anglern was geschenkt bekommen hätte! Aber das war jetzt auch egal... spätestens nachdem wir die Garnelen eingesalzen und auf Spieße gesteckt hatten war es unser Fang!
In den übergroßen Gasöfen (sieht man auf dem Foto oben, ganz rechts oben in der Ecke) wendeten wir die Garnelen noch ein paar Minuten bis sie eine leckere rosa-orange Farbe angenommen hatten und schritten danach voller Stolz zum nächstliegenden Tisch in der Halle... quasi ein Restaurant in dem man sich sein Essen selber fangen und zubereiten kann... und das für nur knapp sechs Euro die Stunde. Ich darf natürlich nicht vergessen zu erwähnen, dass das ganze zusammen mit einer Dose Taiwan-Beer wirklich absolut köstlich geschmeckt hat!
Die Sonne war mittlerweile untergegangen und wir waren genau in der richtigen sakralen Stimmung um jetzt in den Longshan-Tempel zu fahren. Shengjie hatte schließlich schon vor einer Weile versprochen uns zu erklären, wie man in den Tempeln die über Taiwan verteilt sind betet. Ich nahm einfach mal an, dass es OK wäre meinen evangelischen Glauben so weit zu strecken und wenig später standen wir auch schon wieder vor dem größten Tempel Taipeis, vor dem Longshan-Tempel.
Der Tempel war wie immer sehr belebt, aber trotzdem habe ich es geschafft in einem guten Moment ein ziemlich "leeres" Foto von ihm zu schießen. Apropos... auch wenn man es annehmen könnte, Fotografieren ist sowohl in als auch an dem Tempel kein Problem... ich habe extra öfter gefragt. Drinnen kauften wir uns sogleich ein Set von sieben Räucherkerzen. Danach ging die Runde los. Die Räucherkerzen wurden an einem kupfernen Becken mit vielen kleinen Ölflammen entzündet, danach ging man nach und nach zu den einzelnen Schreinen in den verschiedenen Ecken und Nischen des Tempels und sprach bei jedem vor. Das funktioniert folgendermaßen: Zuerst muss man die legt man seine beiden Hände ineinander und klemmt die Räucherkerzen zwischen Daumen und Zeigefinger. Mit dieser Handhaltung verneigt man sich dreimal vor der Gottheit und stellt sich danach in Gedanken mit vollem Namen der jeweiligen Gottheit vor, sagt ihr seine genaue Adresse und dann den betreffenden Wunsch. So ist sichergestellt, dass sie einen findet und zum Abschluss muss man sich nochmal mit der entsprechenden Haltung vor dem Schrein und der Gottheit verneigen. Anschließend muss man eine seiner sieben Räucherkerzen mit einer behenden Bewegung in den dazugehörigen Räucherstäbchentopf befördern. So geht es dann weiter von Gottheit zu Gottheit, dabei hat jede Gottheit eine bestimmte Funktion... und je nachdem was man braucht... den Gott besucht man dann. Einer für die Gesundheit, einer für wichtige Prüfungen in der Schule oder Uni oder auch einer für den Wunsch nach Schwangerschaft. Das ganz macht man dann solange bis die Räucherstäbchen aufgebraucht sind und kommt so einmal durch den ganzen Tempel. Wenn man danach noch Lust hat kann man auch noch ein Orakel befragen, aber das hat bei mir auch nach 20 Versuchen nicht geklappt. Man muss eine Frage stellen, ein Holzstäbchen ziehen und danach zwei mondförmige Holzstückchen werfen und die müssen in einer bestimmten Lage auf dem Boden liegen bleiben und das dreimal nacheinander damit der Gott bestätigt hat, dass man das richtige Stäbchen hat. Also sprich... ich hatte etwa 10 verschiedene Stäbchen in der Hand und habe fleißig meine Holzstückchen geworfen... und ich kam zu keinem Ergebnis. Shengjie meinte dazu nur, dass meine Frage wahrscheinlich nicht verstanden wurde. ... da kann man dann wohl nichts machen. Danach haben Yasmine und ich beide noch ein paar Glücksbringer für unsere Eltern mit guten Wünschen beseelt, aber das erkläre ich an dieser Stelle nicht so genau... denn das könnte dann ein wenig langweilig werden. Beim Verlassen muss man sich nochmals verneigen und hoffen das es geholfen hat... :)
Wie gesagt... der Tag hatte mehr zu bieten als der Mittwoch und so ging es vom Tempel aus gleich weiter in den anliegenden Nachtmarkt. An den Preisen war auf den ersten Blick zu sehen, dass er doch ein wenig für Touristen ausgelegt war, aber immerhin soll es der einzige Nachtmarkt in Taipei sein auf dem man noch Schlange essen kann. Das konnte ich mir allerdings gerade noch verkneifen. Shengjie hatte es auch noch nie gemacht, aber er meinte, wenn ich es machen würde, würde er auch... aber nein... so weit bin ich noch nicht. Fragt mich nochmal in einem halben Jahr! :)
Naja... wenn man von den Hauptstraßen des Nachtmarktes wiederhin in die kleineren Gassen abwich konnte man wieder mehr Spaß haben. Eine ganze Straße voller kleiner Stände und kleinen Essensbuden. Dort haben wir dann auch gleich ein paar kleine Eierkuchen in Form von Manga-Figuren gekauft. Mit den ganze Pikachus und Doraemons im Magen fühlten wir uns auch gleich in der Lage ein Wasserballons mit Dartpfeilen zu zerschmeißen. Dabei waren wir drei soo gut, dass wir als Preis einen kleinen Plastikaffen gewannen, den man aufziehen konnte und dann sollte er eigentlich laufen. Leider war die Feinmechaniik des Äffchens nicht ganz austariert und so legte er nur einen astreinen Moonwalk hin als ich ihn auf dem Rückweg im Parkhaus aufzog und auf den Boden setzte.
So... da wir schon im Parkhaus angekommen waren, war der Weg nach Hause nicht mehr weit und somit lagen wir dann auch bald im Bett.
Das waren auch schon wieder zwei Tage aus meinem bewegten Leben.... und ich habe keine Lust noch mehr zu schreiben... aber morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus...
Apropos... im wahrsten Sinne des Wortes sieht die Welt morgen ganz anders aus. Momentan bewegt sich ein 250km großer Taifun auf uns zu. Er soll sich sehr langsam fortbewegen aber in sich sich sehr schnell drehen. Dadurch nimmt er über dem Ozean viel Wasser auf und wird es wohl ab heute abend um etwa 23 Uhr über das Festland von Taiwan ergießen. Wir sind beide schon sehr gespannt auf unseren ersten Taifun hier... das erste kleine Erdbeben hatten wir schließlich auch schon :)
Liebe Grüße nach Deutschland!
Euer Clemens
Special: Mein neues Handy :-)
vor 15 Jahren
2 Kommentare:
Servus! Wenn man eine blöde Woche hinter sich lassen will, ist es absolut herrlich, durch deine Beschreibungen in fremde Welten abzutauchen... Sehr hilfreich;-)
Hoffe,deinem Daumennagel geht es ein wenig besser?! Mö hat dir die Aktion ein paar Tage vorher mit nem Mittelfinger vorgemacht und ist nun dauernd zum Verbandswechsel bei Lüneburg, also auch hier:-)
Sei lieb gegrüßt und habt ein schönes letztes freies Wochenende!
Hallo Ihr Lieben,
Die Garnelen am Spies sehen ja echt aus, wie unangezündete kleine Strohfackeln. Haben die so viele dünne Beine?
Mit dem bevorstehenden Taifun hoffe ich, dass es nicht allzu schlimm wird. Aber son echter Taiphoon ist ja auch ein Erlebnis.
Schöne Grüße von Christoph
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