Und wiedermal... wenig Zeit und viel aufzuholen!
Heute war Freitag! <- ein toller Satz! Wir mussten früh aufstehen, denn es stand der Orientation-Day des Taiwan Normal University - Mandarin Training Centers auf dem Plan. Wie nicht anders erwartet wurden wir nach der kurzen und knappen Vorstellung des Direktors mit langweiligen Fakten über das Mandarin Center per Video gefüttert. Immerhin ein Moment bei dem alle im Saal gelacht haben kam auf, als in dem Video die außerschulischen Aktivitäten erklärt wurden und man ein paar junge Leute in bunten Lichtern zappeln sah... das sah einfach ein bisschen zu doll nach 90ties aus! :D Nach dem wenig erhellenden Video kam "Jenny" auf die Bühne. Jenny hatte sich extra für uns in eine viel zu enge Kostümjacke gezwängt und war nun sichtlich bemüht eine gewisse Coolness zu inszenieren indem sie betont gelangweilt und mit einer englischen Aussprache, direkt aus einer amerikanischen Jugendsoap uns die Vorgänge in der Uni erklärte. Ich kann mir dieses etwas merkwürdige Auftreten nur damit erklären, dass ihre anwesenden Kollegen und Kolleginnen aus dem Verwaltungsbüro nicht so gut englisch sprechen können wie sie und der Direktor von dem Institut schon garnicht. Nach dieser spannenden Einführung jedenfalls wurden wir extra nach unseren Immatrikulationsnummer sortiert durch verschiedene Ausgänge gelotst, damit es beim Abholen unseres Stundenplans nicht zu Gedränge kommt. Soviel dazu... diejenigen die die Stundenpläne austeilten hatten von diesem ansich cleveren Gedanken leider nichts mitbekommen und so hatten sie leider nur an einem Ende des Flurs einen großen Tisch aufgebaut... und so standen am Ende doch wieder alle in einer großen Schlange die den Flur zweimal ausfüllte. Immerhin habe ich dann auch nach einer Weile meinen neuen Stundenplan in der Hand gehabt und musste mich doch arg wundern. Ich war dank meines vor zwei Wochen abgelieferten Tests in einen der Anfängerkurse eingestuft worden. Warum konnte ich mir nicht erklären... und wie ich später erfahren sollte kann man anscheinend auch später nicht mehr in die Tests reingucken und es bleibt nur die finale Punktzahl... die bei mir anscheinend nicht so doll war. Ich kann mir das nur so erklären, dass ich eine Aufgabe übersehen haben muss... denn ich habe mich gleich auf den Weg gemacht um zwei Stockwerke darüber meine neuen Lehrbücher zu kaufen und als ich in die reinguckte wurde ich schon ein wenig stutzig... meinem Stundenplan zufolge sollte ich zwar immerhin in der 11.Lektion des ersten Buches anfangen... aber trotzdem ging das nicht weit über die ersten 5 Lektionen meines Hamburger Lehrbuches hinaus. Nachdem ich dies nun bemerkt hatte wollte ich natürlich gleich etwas an der Lage ändern und schlich alsbald in das Verwaltungsbüro meiner Abteilung. Ich legte mir extra ein paar gut formulierte chinesische Sätze zurecht um die zuständigen Personen gleich davon zu überzeugen, dass der Kurs mit dem ersten Buch meinem Können nicht angemessen war... aber nein... sie stimmten zwar mit mir überein, dass das Niveau zu niedrig ist aber ich bekam trotzdem nur den Verweis auf Vorschriften... sprich: Sie wollten mich nicht in einen anderen Kurs wechseln lassen, auch wenn nichts in dem Büro los war und sie mir auch keinen Grund nennen konnten. Das erinnerte mich doch stark an das Zentrum für Studierende... korrigiere... das Zentrum GEGEN Studierende an der Uni Hamburg, wo ich auch schon des öfteren trotz überschäumender Höflichkeit barsch und nachweislich mit falschen Informationen abgespeist wurde. Und nur dass hier kein Durcheinander entsteht! Mit meinem Institut, dem AsienAfrikaInstitut und insbesondere der Sinologie und deren Verwaltung und Lehrkörper bin MEHR als zufrieden! Und das schreibe ich nicht weil die betreffenden Personen, dass hier auch lesen können! Genug von Heimweh! :) Ich verließ also wenig später leicht frustriert das MTC (Mandarin Training Center) und ging nach Hause. Yasmine musste noch zu einem Einführungstreffen vom DAAD vor Ort und somit hatte ich genügend Zeit auf dumme Gedanken zu kommen. Aber ich kam nur soweit mir zu überlegen heute Abend für mich und Yasmine etwas zu kochen und dann kam auch schon Shengjie online und hielt mich fast zwei Stunden im chinesischsprachigen Chat auf... naja... immerhin konnte ich jemanden meine Misere mit den Uni-Kursen klagen und danach schon ein wenig beruhigter einkaufen gehen! Das Essen wurde dann auch recht lecker... Es gab Hühnerfilet in der Pfanne mit Frühlingszwiebeln angebraten und dazu in Sojasaucenwasser gekochtes Gemüse (Broccoli, Frühlingszwiebeln etc.) Dazu natürlich noch Reis und noch einige andere Gewürze. Klingt unspektakulär... aber kam dem was man in vielen kleinen Suppenküchen hier serviert bekommt schon nahe. So gut gesättigt sind wir dann auch schnell ins Bett gekommen und ich komme auch schon zum Samstag! Zu diesem Samstag habe ich dann auch endlich wieder ein paar Fotos zu bieten. Denn meine beiden lieben Kommilitonen Klara und Benni kamen uns in Taipei besuchen. Die beiden unterrichten und studieren etwa in der Mitte von Taiwan, nahe Zhanghua 彰化, in der kleinen Stadt Yuanlin 員林. Dazu brachten die beiden noch einen dritten Studenten aus Deutschland, namens Martin, mit, der bei ihnen in der Nähe Englisch unterrichtet. Aber ich hake erstmal den vormittag ab. Yasmine und ich sind spät aufgestanden und haben es erst spät aus dem Haus geschafft. Zwischendurch haben wir uns noch mit Klara, Benni und Martin verabredet und sind dann erstmal zum Taipei Hauptbahnhof gefahren. Wir waren dort in diesem viel zu großen unterirdischen Bahnhof nämlich schon ziemlich oft umgestiegen, aber waren dort bislang noch nie ans Tageslicht gekommen... obwohl wir etwa vier (unterirdische) Stockwerke hoch und runter gelaufen waren. Somit galt es heute die Umgegend um den Hauptbahnhof zu erkunden. Das wohl größte Einkaufszentrum mit irgendeinem japanischen Namen ließen wir nach Besichtigung des Erdgeschosses links liegen und widmeten uns den weit unübersichtlicheren Straßen und Läden ein paar Meter weiter. Unter anderem fanden wir einen schrecklich großen Schreibwarenladen, in dem wir leider viel zu viele schöne Schreibwaren fanden, die man alle sehr gut für die Uni und für den Alltag gebrauchen konnte. Aber immerhin fand ich auch ein kleines Paket mit Air-Mail-Briefumschlägen mit denen ich jetzt endlich auch ein paar Briefe in die Heimat schicken kann. Gott sei Dank rief Benni dann auch bald an und rettete uns somit vor weiteren Shopping-Eskapaden und so trafen wir uns auch wenig später an der Ximen-Station. Allerdings diesmal nur um Klara und Benni mal das umtriebigste Viertel Taipeis zu zeigen. Tatsächlich gingen wir in keinen einzigen Laden herein, denn wir hatten uns soviel zu erzählen und Martin ein wenig kennenzulernen, dass wir nur ein paar Kreise durch Ximending machten und dann auch schon weiter mussten. Denn dank Yasmines Taiwan-Connection hatten wir uns heute schon wieder mit einer Taiwanerin verabredet und sie wollte zusammen mit uns auf ein Konzert. Ich war schon reichlich skeptisch, denn zuerst hieß es Rock... da war ich noch zufrieden. Dann hieß es beim nächsten Telefonat Softrock... das wurde mir im Angesicht von chinesischen Supersoftpoprock schon ein wenig mulmig... Aber um das ganze kurz zu machen. Ich wurde mehr als positiv überrascht. Nachdem Gao Yu (Yu soll ein altes Zeichen für Regenbogen sein... aber ich kann es beim besten Willen nicht finden), die Bekannte von Yasmine erstmal gute 15 min zu spät am vereinarten Treffpunkt erschien, machten wir uns auf zu der Bar. Da wir noch früh dran waren bekamen wir mit unserer ganzen Gruppe von 6 Leuten noch einen sehr netten Tisch in der Mitte der Bar mit gutem Blick auf die Bühne. Später kam noch eine weitere Freundin von Gao Yu dazu. Sie heißt Luo Peishan (ja, mein Luo!) . Zusammen mit ein paar 0.6l Flaschen Taiwan-Beer warteten wir darauf, dass die erste Band auf die Bühne kam, wegen der zumindest Gao Yu hier war. Denn wie sich schnell herausstellte hatte sie sich in den Drummer der ersten Band verguckt. Und das stellte sie auch gleich unter Beweis als sie beim Auftritt der Band "Sorry Youth" einen spitzen Schrei losließ. :)
Die Band war wirklich ziemlich gut. Die Musik hatte meiner Meinung nach wenig mit "soft" zu tun, sondern war eher etwas härter, aber auf jeden Fall gut zu hören! Genauso wie in deutschen Bars und Clubs neigen die Boxen einfach ein wenig zu laut gedreht zu sein, aber wenn man sich gegenseitig anschrie klappte es noch ganz gut mit der Kommunikation! Nach ihrem Konzert verschenkte die Band auch gleich noch ein paar Demo-CDs und auch ich kehrte mit einer der wenigen Exemplare in der Hand strahlend wieder zurück an den Tisch.
Bald darauf kam auch schon die zweite Band. Die Band soll schon etwas bekannter sein, aber ihren Namen habe ich jetzt trotzdem gerade vergessen. Auf jeden Fall scheinen sie schon so beliebt zu sein, dass sie sich ein paar Starallüren leisten können, die da sind: Kein Kommunikation mit dem Publikum und der Bassist zeigte uns die ganze Zeit ausschließlich seinen schönen Rücken. Naja... vielleicht ist das aber auch ihr Markenzeichen!?
Vor ihrem Auftritt hatte uns Gao Yu noch darüber aufgeklärt, dass die Musik der zweiten Band der Musik von Sigur Ros ähnlich sein soll. Auch das konnte ich außer ein paar lange Gitarrenriffs nicht wiederfinden. Aber trotzdem gefiel mir dir Musik sehr gut! Das dritte Bierchen war auch schon leer und ich war in der richtigen Laune mir ihre CD für ca. 8 Euro zu kaufen. Nach dem Auftritt der zweiten Band saßen wir noch eine Weile in der Bar und genossen ein ruhiges Bier zum Ausklang des musikalischen Abends... dabei lief die erste Band über unseren Weg und Gao Yu wollte nur zu gerne ein Foto mit dem Drummer haben, aber sie wollte nicht alleine hingehen und fragen. So nahmen wir uns alle zusammen ein Herz und ließen uns mit der Band von etwa 3-4 Kameras ablichten.... darunter auch meine. Und wo es gerade so am Blitzen war schafften wir es auch den Drummer und Gao Yu alleine vor die Kamera zu bekommen. Das Foto muss ich ihr bei Gelegenheit zukommen lassen!
Da Konzerte in Taipei immer so zu enden scheinen, dass man noch die letzte Bahn bekommt (23:00), hatten wir jetzt einen fatalen Fehler begangen und noch ein Bier getrunken. Naja... immerhin war es nicht so weit von unserem Zuhause entfernt und so luden wir alle noch zu uns nach Hause ein. Gao Yu und Luo Peishan wollten allerdings schon nach Hause, aber nicht ohne uns noch einen letzten ortskundigen Rat zu geben... und zwar in welche Richtung wir gehen sollten um nach Hause zu kommen. Unsere Heimat-MRT-Station ist Guting 古亭 und das Konzert fand eine Station weiter in der Nähe des Taipower Buildings 台電大樓 statt. Also... eigentlich nicht so weit. Und wir wanderten, aber kamen dann leider bei Gongguan 公館 an... eine Station weiter nur leider in die falsche Richtung. Da endete auch für den letzten von uns die Lust am Wandern und wir bestiegen zu fünft (Klara, Yasmine, Benni, Martin und ich) eine normale Taxe und ließen uns eng gepackt nach Hause fahren.
Dort angekommen mussten Yasmine und ich erstmal ein wenig mit unserer Wohnung angeben, bevor wir uns mit einem Sixpack Bier auf unserer Dachterasse niederließen und den Abend in lauer Abendluft, schönem Ausblick und dem Austausch über taiwanische Besonderheiten ausklingen ließen. Insgesamt ein sehr nettes Wiedersehen und mit einer hohen Chance auf ein Revival! :) Ich freue mich jetzt schon!
Soviel erstmal... der Sonntag ist auch soviel und ich habe noch kein Abendbrot gehabt... Bis bald wieder.
Liebe Grüße
Clemens
Special: Mein neues Handy :-)
vor 15 Jahren
1 Kommentar:
Junge, du sollst doch für den Blog nicht hungern und Mahlzeiten ausfallen lassen. Das kann nicht gesund sein; trotzdem wars wieder schön zu lesen; also doch: weiter so...!?
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