Dank unseres ausgiebigen Ausflugs hatten wir leider wieder eine etwas kurze Nacht. Unser Vermieter hatte sich heute für etwa 9 Uhr morgens angemeldet. Das hieß um 8 Uhr aufstehen und noch ein wenig aufräumen. Fast pünktlich stand er dann auch vor der Tür und brachte uns eine Glasplatte für unseren Tisch und ein paar Bügel für unseren Schrank! Sehr umsichtig von ihm, denn wir hattenbei IKEA nur das regenbogenbunte 8er Pack gekauft weil es am billigsten war... und die waren jetzt schon alle besetzt!
Unser Vermieter war dann auch schnell wieder weg und wir konnten los. Denn wir hatten uns noch mit vier Leuten von der Summer-School getroffen, also vier Taiwaner/innen die letztes Jahr in Hamburg waren um dort Deutsch zu lernen. Immerhin zwei von ihnen lernen noch heute Deutsch... aber sie waren nicht sehr erpicht darauf uns ihre Deutschkenntnisse vorzuführen. Warum habe ich nicht verstanden.
Auf jeden Fall wollten wir mit ihnen zum National Palace Museum, aber vorher mussten wir noch einen der vier warten der ein wenig später kommen wollte. Deshalb setzten wir uns erstmal in eine kleine Suppenküche an der Straße und genossen ein paar kleine taiwanische Spezialitäten. Diesmal waren es kleine Teigtaschen. Mitten im Restaurant saßen zwei Angestellte des kleinen Restaurants, die in einer ziemlichen Geschwindigkeiten die kleinen Leckerbissen füllten und formten. Da wäre jeder deutsche Lebensmittelkontrolleur schreiend davon gelaufen. Riesige Haufen Fleischmischungen mit Teig und Gemüse... und das alles ungekühlt. Aber naja... wie das nunmal so ist... Ich habe keinerlei Spätfolgen davon getragen und es war sehr lecker. Wiedermal fühle ich mich sehr bestätigt darin, dass das, was bei uns durch Brüssel für kleine Restaurants oder andere Einrichtungen vorgegeben wird, völliger Unsinn und übertrieben ist... und bei uns ist noch nichtmal so heiß wie hier! Wie auch immer... ich werde schon wieder politisch, dabei möchte ich euch alle doch eigentlich nur neidisch machen wie schön es hier ist! :)
So... das Nationale Palast Museum! Der Vorschlag kam von den Taiwanern. Das möchte ich an dieser Stelle betonen, denn ich wurde bei den 2 Stockwerken die wir teilweise und für meinen Geschmack etwas zu schnell durchquert haben, das Gefühl nicht los, die anderen würden sich langweilen. Auch nach zweimaliger Nachfrage meinten sie alle sie würden sich nicht langweilen obwohl andere Aussagen wie: "Ich kenne das hier alles schon" eher das Gegenteil bestätigten. Während Yasmine und ich jedenfall die Schaukästen bestaunten und die Kalligrafien bewunderten und mit dem verglichen, was wir in China in den verschiedensten Museen zu sehen bekommen hatten, standen unsere vier Taiwaner immer häufiger in einer kleinen Gruppe hinter uns und unterhielten sich. Aus diesem Raum beschleunigten wir dann auch unser Tempo und beschlossen nochmal alleine hierher zu kommen.
Besonders für die Kalligrafien und die Bilder wollte ich mir nochmal mehr Zeit nehmen, wo ich doch in der Uni letztes Semester dazu einen Kurs belegt hatte! Und eine andere temporäre Ausstellung mit alten Schriftstücken juckt mir auch noch in den Fingern, denn die haben wir an diesem Tag garnicht mehr angesehen.
Unsere Füße waren auch schon nach knappen zwei Stockwerken wirklich rund und die Sonne schickte sich auch schon langsam wieder an unter zu gehen. Nachdem wir das Museum wieder verlassen hatten, besuchten wir noch den kleinen anliegenden Park um in einem zweistöckigen Holzpavillion unsere Füße mit einem sehr netten Ausblick ein wenig auszuruhen. Sobald die Schmerzen wieder ein wenig nachgelassen und unsere Augen sich von den hunderten Ausstellungsstücken beruhigt hatten, gestanden wir uns ein, dass wir nach dem doch mehrere Stunden dauernden Aufenthalt alle ein wenig hungrig waren. Wie immer fragten uns die Taiwaner mit denen wir zusammen waren, was wir den essen wollten. Wie fast immer mussten wir ihnen antworten, dass sie sich hier wohl weit besser auskannten und sie doch bitte was aussuchen sollten. Also ging es nach kurzer Beratung wieder einmal zum naheliegenden Shilin-Nachtmarkt... aber diesmal gab es keine kleinen Eierkuchen, Nudeln oder "Curry-Essen"... nein, wir durchquerten ein paar der endlos scheinenden kleinen Gassen dieses Marktes und landeten schließlich in einer großen Eisdiele. Während unsere vier Taiwaner jeder einen großen Teller Eis schafften, beließen Yasmine und ich es bei einem Teller Schokoladeneis... den für deutsche Verhältnisse entspricht so eine Portion etwa 6-7 Kugeln Eis! Allerdings wird das Eis in Taiwan härter durchgefroren und dann mit speziellen Schab-Maschinen in Hauchdünne Schichten geschabt und ähnelt dann in etwa einem Viennetta-Eis... nur eben noch feiner. Und es ist eigentlich immer eine Art Milcheis... zu Schokoladeneis wird es dann einfach mit einem kräftigen Schuss Schokosoße drüber... :) Aber es war auf jeden Fall lecker und in diesen Mengen auch wirklich ausreichend sättigend.
Da es dann auch schon wieder einigermaßen spät war verabschiedeten wir uns nach Hause und dort angekommen machten mir nicht mehr viel mehr als unsere Füße hochlegen!
Denn am nächsten Tag hatten wir auch schon wieder eine Verabredung. Diesmal mit Kanjo, ein junger Mann, den Yasmine von ihrem letzten Aufenthalt auf Taiwan kannte und der sich schon seit Tagen freute uns mal zu treffen. Seinen richtigen chinesischen Namen kenne ich leider nicht... aber ich weiß immerhin, dass das die japanische Schreibung seines Namens sein soll... und das ganze dann noch amerikanisch ausgesprochen wird... also quasi: Can-Joe! :D
Naja... vielleicht mache ich mir da auch zuviele Gedanken...
Jedenfalls kam er zusammen mit seinem englischnamigen Freund Neo (woher er den Namen wohl hat??) auf zwei Motorrollern vor unserem Haus vorgefahren.
Dann ging es auch gleich weiter in die Außenbezirke von Taipei. Denn heute stand Baseball auf dem Plan. Man kann Baseball wahrscheinlich schon fast als taiwanischen Volkssport bezeichnen, wobei ich nicht weiß wie hoch er noch im Kurs steht nach der Olympia-Blamage der taiwanischen Mannschaft.
Da ich es gewohnt bin mich mit der MRT fortzubewegen hatte ich nun keine Ahnung wo wir hingefahren waren, aber ich vermute anhand des Namens des Baseballstadions, dass es sich um den Bezirk Xinzhuang gehandelt haben muss. Das Spiel fing erst um 17:00 Uhr an und das wird wohl der Grund gewesen sein warum Kanjo meinte wir könnten uns noch ein "Dinner" besorgen und mit rein nehmen. Eine gute Idee dachte ich... und nur wenig später hatte uns Kanjo in einen der zahlreichen 7/11-Shops geführt und kaufte sich eine Tüte Chips! Das nenne ich mal Kultur! :)
Yasmine und ich kauften uns zwei Rollen kalte Sushi und konnten uns auch ein paar Chips dann nicht verkneifen. Neo hatte sich für heute vorgenommen uns regionale Spezialitäten zu zeigen und kaufte Krabbenchips für kleine Kinder. So dermaßen gut vorbereitet betraten wir dann wenig später für knappe 4 Euro das Stadion. Die Stimmung im Stadion und bei uns war gut und konnte durch einen großen Becher Taiwan-Beer nur noch besser werden. Es spielten die Xinzhuang T-Rex gegen die Gaoxiong Bears. Neo bestimmte, dass wir heute für die Bears sind. Also bewegten wir uns auf ihre Seite der Tribünen. Nachdem wir unsere Sitze auf der Hoch-Tribüne eingenommen und die ersten Krabben-Chips probiert hatten, wagte ich zu fragen warum wir denn für die Bears sind und nicht für die lokale Mannschaft aus Taipei. Neo erklärte mir mit bedeutungsschwangerer Miene, dass er nunmal Sieger mag und die Bears momentan die besten in der Liga sind. Diese Aussage überzeugte mich und so begann ich auch bald meine leere Wasserflasche im Rhythmus des Anpeitschers gegen die Rückenlehne des leeren Stuhls vor mir zu schlagen. Das Spiel dauerte mehr als drei Stunden, aber schon nach dem dritten Inning lagen die Xinzhuang T-Rex mit 4 Punkten vorne und es sollte den Bears auch nicht mehr gelingen diesen Rückstand aufzuholen. Und so verloren wir!
Vielleicht irgendwann im fünften Inning war eine ehemalige Mitschülerin von Neo namens Tailing zu uns gestoßen... ich erwähne an dieser Stelle nur ungern, dass sie einen kompletten Mitnehmkarton von einem Restaurant bei sich hatte und es sich auch nicht nehmen ließ in vor unserer Nase komplett aufzuessen. Naja... Zu Taiwan-Beer passen eh viel besser Chips!
Aber wo war ich... wir hatten verloren... genau... :)
Nach dem Spiel gingen wir auf einen Nachtmarkt in der Nähe. Yasmine und ich mussten schockiert feststellten, dass hier alles noch viel billiger war als auf jedem Nachtmarkt den wir bis jetzt in Taipei besucht hatten und wir bereuten es noch mehr, dass wir nicht wussten wie wir hierhergekommen sind...
Tailing hatte unseren Mangel an Essen offenbar doch bemerkt und so lud sie uns in eine kleine Suppenküche am Straßenrand ein. Die Suppe und das Gemüse schmeckten gut, nur das Fleisch hatte mal wieder ein bisschen zuviel Glutamat gesehen und so konnte man in der schlecht definierbaren Konsistenz nicht ausmachen ob man gerade Fleisch, Knorpel oder einfach nur Fett aß... ich versuchte die übriggebliebenen Fleischstückchen so gut wie möglich unter meinem Plastiklöffel zu verstecken und wir verließen das kleine Lokal. Weil wir danach immernoch nicht müde und bester Laune waren beschlossen wir bowlen zu gehen. Nach ein paar Problemen fanden wir doch noch eine Bowlingbahn bei der wir nur eine Stunde auf die nächste freie Bahn warten mussten. Gott sei Dank hielt dieses "Spaß-Zentrum" noch viele andere Aktivitäten für uns bereit. Über drei runtergekühlte Stockwerke verteilt vertrieben wir uns die Zeit mit Air-Hockey, Basketball, Billiard, hunderten verschiedenen Spielautomaten (die durch das entrichtete Eintrittsgeld alle kostenlos waren) und etwa 30 laufenden Playstations... danach spielten wir natürlich noch Bowling!
Als wir das alles erledigt hatten waren wir alle ein wenig müde und wir ließen uns von Kanjo und Neo noch eine halbe Stunde auf den Rollern durch die Stadt kutschieren... bis zu uns vor die Haustier. Gott sei Dank wohnt Kanjo bei uns in der Straße... sonst hätte ich mich wirklich schuldig gefühlt.
So... da habe ich ja mal wieder was geschafft. Immerhin hänge ich jetzt nur noch drei Tage hinterher... ich bleibe dran.
Liebe Grüße ins kalte Deutschland... aber ich kann euch beruhigen: Wir haben gestern eine Zeitung gekauft.... dort stand auch: "Es kommt eine Kaltfront, in den nächsten Tagen können wir nur mit Temperaturen um die 30°C rechnen..." Brrrr :)
Clemens
Special: Mein neues Handy :-)
vor 15 Jahren
1 Kommentar:
Moin! Da war man gerade mal eine Woche im Urlaub und ist mit dem Lesen schon voll abgehängt :-( Am Wochenende hole ich das nach! (Ich steck ja schon wieder in der Uni, grmpf). Viele Grüße an den eifrigen Schreiber:-)
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