Donnerstag, 18. September 2008

und eins, und step...und eins... und step

Blog-Schreiben kann ja schon fast an Sport ranreichen... aber ich halte mich heute mal kurz mit meinem Vorwort. Ich hänge 10 Tage und das ist wirklich mal ein Negativrekord meinerseits. Deshalb sitze ich jetzt auch hier und sage nur noch...

Sonntag:
Das letzte Bier war nicht schlecht, aber es war trotzdem früh am Sonntagmorgen als wir ins Bett gekommen sind. Entsprechend spät kamen wir heute morgen aus den Federn. Shengjie war so nett gewesen mich am Samstag nochmal anzurufen und da hatte ich ihm schon angekündigt, dass wir wohl ein wenig länger wach sein werden. Demzufolge meldete er sich nicht bei uns und wartete geduldig bis wir aufgestanden waren und ihn anriefen, denn wir hatten für heute einen Strandausflug geplant.
Yasmine hatte zwar nur bei mir eins zwei Schlucke Bier mitgetrunken, aber sie hatte trotzdem ganz bierselig Gao Yu und Peishan eingeladen sich am Sonntag zusammen mit uns von Shengjie zum Strand kutschieren zu lassen. :) Aber Shengjie freute sich über die zusätzliche Gesellschaft und auch wenn sie sich vorher noch nie getroffen hatten, konnte man schnell den Eindruck gewinnen, dass sie sich schon seit Jahren kennen würden.
Bei der Autofahrt zum Strand wurde ich von Shengjie wie üblich zum "DJ" ernannt und ich konnte auf seinem IPod gleich einige der Lieder wiederfinden, die ich ihm neulich gegeben hatte. Da sein Musikgeschmack auch durchaus gut war hatten wir genügend gute Musik um die doch relativ lange Fahrt gefahrlos zu überbrücken. Aber auch die Gesprächsthemen gingen uns nicht aus. Als wir dann beim Strand angekommen waren und Yasmine und ich, nachdem wir einen Parkplatz gefunden hatten, verkündeten auch schwimmen gehen zu wollen, staunte Shengjie erstmal. Wie sich rausstellte konnte er garnicht schwimmen und erst schien er auch nichts daran ändern zu wollen, aber nachdem Gao Yu und Peishan auch im Wasser waren, nahm er sich ein Herz und ging einfach mit seiner Hose und T-Shirt ins Wasser. Letzteres legte er dann später auch noch ab und er erklärte uns, dass er nur ein wenig wie ein Hund schwimmen konnte... lustig ist daran nur die Tatsache, dass
Nach ein paar Versuchen schaffte er es auch mehr schlecht als recht sich auf dem Rücken treiben zu lassen. Wir mutmaßten, dass seine Lunge wahrscheinlich zu klein ist und ließen es dabei bewenden. Aber nachdem ich schon ganz anderen Wellen und Winden zugewandt hatte sah ich im Augenwinkel immer wieder Shengjie, der sich mit einem lautem Luftholen auf den Rücken legte und versuchte sich über Wasser zu halten. Noch bis zum Sonnenuntergang hielten wir uns am Strand mit Wasser, Sand und Baggermatsch auf. Und nachdem ich mich wieder umgezogen hatte, brachte ich noch ein paar kleine Eierkuchen vom Kai mit. Nach dem langen und salzigen Nachmittag am Strand wurden sie dankbar entgegengenommen und gegessen und mit unserem mitgebrachten Wasser runtergespült. Schon wenig später machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto und wir waren schon fast von den letzten Resten Sand runter, da trat Yasmine zu ihrem Unglück leider auf einen Stock und behielt netterweise auch gleich noch einen kleinen Splitter drin. Dankenswerterweise waren gleich zwei Rettungsschwimmer in der Nähe und wir machten sie auf unser Problem aufmerksam, aber leider hatten sie nicht wie zu erwarten war einen kleinen Erste-Hilfe-Kasten dabei um den kleinen Splitter kurzerhand heraus zu operieren... nein... der eine Rettungsschwimmer war nach etwa einer Minute nicht mehr gesehen und die weibliche Rettungsschwimmerin blieb nur stehen und wechselte Achselzucken mit einer Unterhaltung mit zwei Straßenhändlern ab... Danke dafür! Ein Mann, der nur zufällig vorbeikam war da schon hilfreicher... er rannte zu seinem Auto und holte eine traditionell-chinesische Desinfektionssalbe und schenkte sie kurzerhand Yasmine... die verteilten wir dann auch gleich gutgläubig auf der Stelle und ich kann bis jetzt noch nicht sagen ob es geholfen hat!? :)
Allem Anfängerglück zum Trotz war natürlich, wie ich am Anfang bereits erwähnte auch noch Sonntag und somit jede kleine Privatpraxis geschlossen, selbst wenn auf ihren Schild groß ein "24/7" prangte. Also landeten wir nach etwaigen Exkursionen durch Apotheken und ähnlichen Institutionen irgendwann in der Notaufnahme des Krankenhauses von Danshui. Ich rang mit dem Gedanken nach einer Pinzette zu fragen und Yasmines Fuß einfach selber zu verarzten, aber mittlerweile hielt mich ein massives Hungergefühl von tiefergehenden Gedankengängen ab. Und so schaute ich abwechselnd auf Yasmine, die zunehmend genervt etliche Krankenhausformulare ausfüllte, und auf ein verwegen leuchtendes "Hi-Life"-Schild welches von Essen kündete!
Shengjie schien es nicht besser zu gehen, so dass er schon bald vorschlug, dass er und ich mal eben rüber in den, in der Notaufnahme platzierten, Hi-Life-Markt gehen und ein bisschen was zu essen kaufen könnten. Und so hatte ich wenige Minuten später nicht nur ein in Tee gekochtes Ei gegessen (was in dem Markt gekocht wird und erstaunlich lecker schmeckte) sondern ich stand auch mit einer Hand in einer fettigen Chipstüte etwa zwei Meter von Yasmine entfernt, nur durch einen türkisen Vorhang getrennt, in der Notaufnahme, während sie gerade auf einer Liege liegend von der Krankenschwester ihren Splitter aus dem Fuß geschabt bekam.
Für Yasmine sicher nicht sehr angenehm, aber der Moment konnte sich für mich nicht einer gewissen Komik entziehen! sie das hier genauso bezeichnen wie wir: Hundeschwimmen. Als ich später zur Entspannung mich mit voller Lunge ein wenig auf dem sehr salzigen Wasser treiben ließ war Shengjie gleich Feuer und Flamme. Ich musste ihm genau erklären wie man das macht und auch Yasmine musste miterklären. Die anderen Schwimmtechniken, die wir zu vermitteln ersuchten waren plötzlich garnicht mehr interessant. "Toter Mann" war halt einfach die entspannteste Schwimmtechnik die wir auf Lager hatten.

Wenig später stand Yasmine auch schon wieder… an ihrem Fuß einen übergroßen Verband, der fast über den halben Fuß reichte, was angesichts der etwa 2mm großen Wunde etwas übertrieben wirkte. Dazu wurden ihr noch etwaige Schmerzmittel und Antibiotika mitgegeben, die sie nicht plante zu nehmen… da war die kleine Tetanus-Spritze vor der Behandlung schon sinnvoller! Ich möchte mir garnicht vorstellen was sie mit meiner hochmütigen Schnittverletzung am Daumen angestellt hätten... wahrscheinlich hätte ich gleich stationär bleiben müssen. :) Naja... Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! (Wobei ich mich schon immer gefragt habe was eine Porzellankiste ist.)

So dermaßen gut verarztet konnten wir endlich unser Abendprogramm fortsetzen und Shengjie lenkte sein Auto zielstrebig richtung Danshui-Nachtmarkt. Er hatte sich heute zum Ziel gesetzt uns so vielen kleinen taiwanischen Delikatessen 小吃 auszusetzen wie er nur konnte. Allerdings konnte es auch daran liegen, dass er auch sehr hungrig war!? Schließlich hielten wir uns etwa zwei Stunden auf dem Nachtmarkt auf und ich musste alles von kleinen süßen Teigbällchen bis zum berühmten Stinketofu 臭豆腐 probieren. Der Tofu heißt wirklich nicht ohne Grund so... aber der Geschmack ist wirklich garnicht so schlecht, aber ich bin ja auch schon von Kindesbeinen an an Tofu gewöhnt worden. Yasmine hingegen wehrte sich elegant gegen die Stinketofuattacken von Shengjie.

Mittlerweile war es dank unseres Krankenhausbesuches auch schon ein wenig spät, aber das hält echte Taiwaner natürlich nicht davon ab das Abendprogramm wie geplant durchzuziehen. Denn wir hatten mit Gao Yu noch abgemacht, dass sie uns noch das berühmte Mahjong (eigentlich Majiang 麻將) noch etwa näher bringt. Da wir schon fünf Leute waren hielt es Gao Yu für sinnvoll noch einen Freund dazuzurufen und für die, die auf dem Nachtmarkt noch nicht satt geworden waren, brachte er auch noch ein paar Tüten voll gekochtem Gemüse und Nudeln in Soße mit. Er stellte sich uns ausschließlich mit seinem klangvollen englischen Namen vor: Monkey. Und obwohl ich wusste, dass der Affe in der chinesischen Geschichte etwas besser belegt ist als in unseren Kulturkreisen musste ich mich anstrengen mein Schmunzeln zurückzuhalten. Aber er war auf jeden Fall kein schlechter Mahjong-Spieler. Yasmine wurde von Gao Yu unterrichtet, während Shengjie mich unter seine Fittiche nahm. Ich muss sagen, ich hatte das Spiel trotz vieler mir unbekannter chinesischer Vokabeln schnell verstanden und ich sage nicht ohne Stolz, dass alle am Tisch mein Spiel gelobt haben... auch wenn ich noch des öfteren einen scheuen Blick zu meinem Mentor werfen musste um mich rück zu versichern, dass es der richtige Stein war, den ich wegwerfen wollte! :) Ob den mittlerweile schon recht langen Tages mussten Yasmine und ich dann aber um ca. 3 Uhr die Waffen strecken und waren sehr dankbar dafür, dass uns Shengjie noch bis vor die Haustür brachte.


Das war jetzt zwar nur ein Tag... aber ist ja auch viel passiert... und Ja ... ich weiß, dass ich so nicht wirklich aufhole!


PS.: Das letzte Foto ist gestellt... wir kamen an diesem Abend nicht in den Genuss zusammen zu spielen.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

interessant verschiedene Versionen von Erlebnissen, wie "Splitter im Fuß" zu lesen.
Übrigens eine Porzellankiste hatte früher fast jedes Mädchen. Darin wurde das Aussteuerporzellan gesammelt und in Leinentücher gut verpackt. Und wenn es zur Hochzeit kam war das Service meistens vollständig und es konnte ein Haushalt gegründet werden. Daneben gabs meistens auch noch Tischwäsche- und Bettwäsche-Kisten.
Schöne Grüße Christoph

Cloemi hat gesagt…

Vielen Dank für diese Erhellung!